Schärfbericht

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Volker Hansen
Beiträge: 741
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Schärfbericht

Beitrag von Volker Hansen »


Da das schärfen von Werkzeugen ein ständiges Thema ist möchte ich euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen:

Mein erstes Hobeleisen lies ich mir von einem Tischler schärfen. Nachdem ich die Schärfaktion am Schleifbock verfolgt hatte startete ich den ersten Selbstversuch.
Ergebnis: Eisen scharf aber ausgeglüht und somit sofort wieder stumpf und schartig, wie sich später herausstellte eigentlich nicht mehr zu gebrauchen. Durch die hohe Temperatur an der Schneide wird das starre Gefüge des Eisen aufgebrochen und wieder weich. Selbst wenn sich die Klinge nur Handwarm anfühlt, erreichen die Temperatur an der Schneide schnell mehrer hundert Grad was ausreicht um das Eisen auszuglühen.
Beim Erwerb von gebrauchten Hobel und Stemmeisen ist Vorsicht angebracht!
Schärfen von Stemm – und Hobeleisen per Hand:
Um den Winkel von 25° einzuhalten benutze ich die Schärfhilfe von Veritas.
Der Vorteil der Veritas Schärfhilfe liegt meiner Erfahrung nach in der Winkellehre und der exakten Führung. Ein per Schärfhilfe geschärftes Werkzeug kann schnell wieder nachgeschärft werden, wenn das Werkzeug nicht zu schartig geworden ist
Anfängliche Versuche Werkzeuge auf einen groben Stein abzurichten und mit einem
1000er und 3000er japanischer Wasserstein zu schärfen brachten auch den gewünschten Erfolg. Leider ist diese Methode nicht sehr effektiv.
Wer einmal aus einem gutem 48er Eisen Scharten geschliffen hat kennt die Mühe.
Bei mehren Eisen bedeutet das erheblichen Aufwand an Zeit und Arbeit. Bessere Ergebnisse erziele ich mit Wasserfestem Schleifpapier. Körnung 120,
600 und 1000. Als Unterlage dient eine 1cm Dicke Glasscheibe. Wird das Schleifpapier angefeuchtet saugt es sich an der Unterlage fest. Anschließend wird das Eisen auf einem 3000 Wasserstein abgezogen. Das Ergebnis: Superscharfe und Schnitthaltige Werkzeuge.
Um noch schneller an`s Ziel zu kommen habe ich mich nach Nassschleifmaschinen umgesehen. Der Preis für solche Profimaschinen von ca. 400,- € plus Zubehör rechnet sich für meinen Hobbybereich nicht.
Es muß nicht immer teuer sein:
Wie der Zufall es will entdeckte ich eine Kombischleifmaschine mit einer Nassschleifscheibe 60er Körnung, 200mm Durchmesser mit 120 U/Min. Anfängliche Zweifel wurden durch den Preis von 35,- € ausgeräumt.
Bedingt durch den vergleichbar geringen Preis waren meine Erwartungen nicht sehr groß. Ein erster Versuch mit einen alten Stemmeisen ging prompt daneben. Ich schleife das Eisen mit dem Stein, damit es sich nicht in den Stein gräbt. Ohne eine feste Führung wandert das Eisen über die Schleifscheibe und eine Einhaltung des Winkels ist unmöglich. Durch eine einfache Schleifführung habe ich das Problem gelöst: Ein Scharnier mit eine Auflage wird am oberen Rand des Wasserbehälter befestigt. Über eine Gewindestange mit Flügelschraube und einer Spiralfeder ist die Auflage justierbar. Das Einstellen der Auflage erfolgt über ein bereits auf 25° geschärftes Stemmeisen. Durch die Schleifscheibe entsteht eine leichte Rundung der Fase die sich leicht mit 120 Schleifpapier wegschleifen lässt. Anschließend schärfe ich wie gehabt mit 6oo/1ooo Schleifpapier - Abziehen - Ferdisch!
Sind Scharten abzuschleifen ist die Zeitersparnis mit dieser Methode ganz erheblich.

Gruß Volker



Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Schärfbericht

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Volker,
es ist schön nachzulesen, wie du trickst und probierst um weiterzukommen. Beim Schärfen lernt man nie aus. Deshalbbin ioch derselben Meinung, dass Schärfen aus diesem Forum nicht verschwinden wird.

Im einzelnen: Die Veritas Führung ist gut. Was ich nicht mochte war, daß sich der Horizontzalwinkel leicht verstellt. Das Messer kann eiern unter der Schraube. Außerdem verträgt sie sich besser mit der Methode Schleifpapier als mit Steinen. Steine lassen sich nicht gut ausnutzen und die Rolle nutzt sie stärker ab.

Schruppen ist nicht so toll mit Wassersteinen, die Erfahrung habe ich auch gemacht. Allerdings merke ich auch mit der Zeit, dass es selten ist, dass ich Scharten entfernen muß. Ich versuche dass unter allen Umständen zu vermeiden. Ich schärfe oft: Wenn es blinkt auf der Schneide, wenn ich den Hobel lange nicht benutzt habe, wenn er nicht mehr pfeift ... Wenn eine Klinge gut in Schuß ist geht es schnell auf den Wassersteinen. Häufiges Schärfen spart viel Holzzwerkenzeit, echt wahr.

Viele Grüße, Christof.

Bernhard Dirr
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Schärfbericht

Beitrag von Bernhard Dirr »


Hallo Volker,

danke für den interessanten Bericht.

Mein Hauptproblem ist auch der "Grobschliff", also das Ausformen der Schneidengeometrie. Und das betrifft nicht nur Scharten, sondern oft auch völlig aus der Form geratene Schneiden gerade bei Gebrauchtkäufen. Ich habe zwar einen 220er Wasserstein zum Schruppen, aber erstens wird der sehr schnell hohl, und zweitens ist die Sache doch sehr mühsam.

Ich habe übrigens auch die veritas-Führung, habe mir aber angewöhnt, ohne sie zu arbeiten, und das kann ich Dir nur empfehlen! Bei einer gut vorbereiteten Schneidendeometrie ist das viel einfacher und schneller, als man zunächst denkt.

Um auf den Punkt zu kommen: ich habe auch noch so eine billige Baumarkt-Maschine wie Du, und würde mich sehr freuen, wenn Du mir mal eine Skizze oder ein Foto von Deiner Schleifführung geben könntest. Am besten natürlich hier eingestellt ins Forum, weil ich mir sicher bin, dass das einige hier interessiern dürfte.

Gruß und fohes Schaffen,
Bernhard

Volker Hansen
Beiträge: 741
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Schärfbericht

Beitrag von Volker Hansen »


Hallo Christof + Bernhard,
das Problem mit dr Winkelhaltigkeit bei Veritas habe ich auch, gerade bei schmalen Eisen. Dabei würde ein einfacher Anschlag schon ausreichen.
Das Foto und Zeichnung für die Erweiterung des Nassschleifers kommt, ist ein reines zeitliches Problem, ich komme einfach nicht dazu an meiner Homepage zu arbeiten und der Winter ist Modelleisenbahnzeit!

Gruß Volker


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