"Tisch-heber??"

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Antworten
Lawrence H. Nitz
Beiträge: 4
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

"Tisch-heber??"

Beitrag von Lawrence H. Nitz »


Guten Tag.
Irgendwan um 1975 oder 1982, als wir in Bielefeld und Rheda-Wiedenbrueck wohnte, sahen wir einen "Couch-tisch" oder "Kaffee-tisch" das von .4 bs .7 Meter (ungefaher) gehoben werden koennten. Wenn ich an der Mechanismus nachdenken, war es eine faltbare Teil der Beine oder Rahm. Das Ganz war aus Holz, wahrscheinlich Teak oder Buche. Kann Jamand diese mechanismus errinern?

[Ich bin Politolog an der Universitaet Hawaii bei Beruf. Ich baue Moebel als eine Rettung von die Unsinn in der Uni.]

Mein Frau hat neulich gesagt dass sie genau so ein Tisch haben will. Deswegen suche ich Skizzen des Mechanismus.



Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: "Tisch-heber??"

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Lawrence,
ich nehme an, du meinst die Mechanismen mit den Tische ausgezogen werden können.

Dies wurde folgendermaßen realisiert:

Unter der Tischplatte befinden sich Gleitschienen aus Holz. Wenn du mal die ausziehbaren Schubladen an der Uni betrachtest, wirst du vielleicht solche Schienen in Metall sehen, die dafür sorgen, dass eine Schublade, 2/3 oder auf ihrer ganzen Länge ausgezogen werden kann. Bei Tischen wurde diese Konstruktion mit Holzschienen ausgeführt. Unser Esszimmertisch hat ein Gratprofil (sliding dovetail), dass längs die Schienen entlang geht. Eine Schiene kann sich so in die nächste Schiene schieben, ohne herauszufallen, sie wird ja von den Wangen der Gratnut gehalten. Das ist ohne Bilder schwer zu erklären. In Fritz Spannagel: "Der Möbelbau", 1953 findest du ausführliche Bebilderungen.

Friedrich Wilhelm Mercker in "Der Tischler", 1834 lehnt die Gratkonstruktion ab. Argument: Die Schienen gleiten nicht gut und werden schon bei geringem Verzug klemmen. Er schlägt darum ein T-Profil vor. Das Innen-T Profil hobelt er mit einem Spezial-Wangenhobel aus, der dazu anzufertigen ist. Mehr als diese Zeichnung habe ich von einem solchen Hobel noch nie gesehen.

Ich habe beide Konstruktionen noch nicht ausprobiert. Das scheint mir schon "Hohe Schule" für Handwerkszeuge zu sein. Wenn man die alten Zeichnungen bei Mercker so sieht oder den doppelten bis dreifachen Auszug bei Spannnagel fragt man sich schon, was die alten Tischler so drauf hatten.

Viele Grüße, Christof.

Bernhard Dirr
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: "Tisch-heber??"

Beitrag von Bernhard Dirr »


Hallo Christof,

ich denke, es geht hier nicht um einen Auszug, sondern eine Höhenverstellung! Meine Großmutter hatte auch so einen scheußlichen 50er-Jahre Couchtisch. Der Tisch ließ sich mit einem Spindel-Scherenmechanismus (wie bei Hebebühnen) um ca. 30 cm in der Höhe verstellen. Ich glaube kaum, das es sowas heute noch gibt. Allerdings sicher eine reizvolle Aufgabe, sowas aus Holz zu bauen.

@ Lawrence: Das mit dem Unsinn an der Uni gefällt mir :-)

Gruß,
Bernhard


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Ach so !

Beitrag von Christof Hartge »


Tschuldigung, mein Fehler. Trotzdem, die Vollauszüge aus Holz, die man früher machte sind richtig scharf. Irgendwann einmal, da...

Christof.

Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Re: "Tisch-heber??"

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Von diesen Tischhebern kenne ich zwei Prinzipien: Zum einen das von Bernhard erwähnte Spindel-Scheren-Prinzip (Tisch mit zwei T-Füßen, an jedem Fuß eine Schere, durchgehende gemeinsame Spindel von Fuß zu Fuß), dass vorwiegend in den sechziger und siebziger Jahren verbaut wurde und recht ordentlich funktionierte (was nichts über die ästhetische Qualität dieser Möbel besagt).

Die typischen Hub-Tische der Fünziger hatten sehr schlanke Beine und zudem vier Stück davon, die dis System so nicht zuließen. Dort waren die Beine hohl, in die teleskopartig die Füße (meist Messing) von unten eingesteckt waren. Unter der Tischplatte lag ein Spindelmechanismus, der über einen auf Druck wirkenden "Bowdenzug" diese Füße von oben durch die Beine nach unten herausdrückte und dadurch den Tisch hob. Das Ganze war sehr filigran und damit nicht sehr langlebig (wie fast alle Tisch- und Sitzmöbel dieser Zeit).

Gruß
Jörg

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

und noch was

Beitrag von Christof Hartge »


Der erwähnte Friedrich Wilhelm Mercker führt auch ein Scherensystem auf, aber ohne Spindel. Die Enden der Schere greifen in sägezahnförmige Leisten, rechts und links der Platte ein, sodass sich eine stufenweise Verstellung ergibt. Auf die Art und weise macht er Sekretäre verstellbar.

Viele Grüße, Christof.

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3190
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: "Tisch-heber??"

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #96589]
Hallo Lawrence,

diese Tische gibt es hier immer noch. Wenn man bei google unter "couchtisch höhenverstellbar" sucht, findet man Hunderte davon (vielleicht kannst Du den Text hieraus kopieren, deine Tastatur hat sicher kein ö).

Ich kenne diese Tische auch noch. Die haben meistens keine Beine, sondern an beiden Enden eine Wange (oder Platte), in der der Mechanismus steckt, und an einer Seite eine Kurbel (crank) zur Höhenverstellung. Ich glaube, die Tischplatte ist an zwei Säulen geschraubt, die in den Wangen geführt sind, und der Antrieb der Höhenverstellung erfolgt auf beiden Seiten über ein Ritzel (pinion) auf eine Zahnstange (gear rack). Eine Welle (shaft) verbindet und synchronisiert die Mechanismen auf beiden Seiten.
Das kann man natürlich so in Holz nicht gut bauen, da wäre eher ein Scherenmechanismus denkbar, oder zwei synchronisierte Seilzüge oder Kettenantriebe. Wenn Du gar nicht weiterkommst, denke ich mir was "selbstbaubares" aus.

Jetzt an die Freunde hier im Forum: Es muss doch irgendwer eine Zeichnung oder Skizze von sowas haben! Vielleicht gibt es solche Tischbeschläge sogar noch, beispielsweise bei Häfele? (mein elektronischer Katalog funktioniert leider nicht mehr, wie das bei Elektronik meistens so geht) Strengt Euch an!

Friedrich



Charly
Beiträge: 17
Registriert: Di 1. Jan 2019, 02:44
Kontaktdaten:

Re: "Tisch-heber??"

Beitrag von Charly »


Hallo,

bei Häfele gibts unter der Artikelnummer 638.50.135
ein
"Einsäulen-Tischliftgestell
zum Einbau in Holzfuß
höhenverstellbar durch Zahnradgetriebe
Hubkraft: ca. 50kg
Betätigung durch Kurbel"

Aber ich glaub', das ist was anderes als Lawrence gemeint hat; es ist nur ein Bein, keine Verbindung oder Synchronisation zu einem zweiten Bein. Der Verstellbereich beträgt auch nur 302 bis 482 mm.
Das gute Stück kostete DM 150.- (mein Katalog ist noch aus 2000)

Charly

Lawrence H. Nitz
Beiträge: 4
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: "Tisch-heber??"

Beitrag von Lawrence H. Nitz »

[In Antwort auf #96589]
Danke!

Nutzvoll Idea sind reichlich vorhanden. Ich habe die Geraete von Haefele gefunden, auch ein Gasbetrieb von einen amerikanischen Versandhaus. Ich habe auch einige feder-gedampft "schwing-element" gesehen, und auch die schereformige aus Stahl. Es scheint dass es mich lohnt die classische Bueche zu bestellen.

Jetzt habe ich gar keinen Ausweg--ich muss der Tisch machen koennen.
Nochmall mit herzlichen Dank!

Larry Nitz

Antworten