Falsches Werteverständnis?
Falsches Werteverständnis?
Thomas schrieb im Faden "Sägen mit der Maserung": "Bravo uebrigens zu Deiner (selbstlosen) Rettungsaktion" [eines gefällten Kirschbaumes).
Bei dem Thema fällt mir gerade was ein: Gestern waren wir (trotz sengender Hitze) ein paar Stunden wandern (Odenwald, Bergstraße). Hier finden sich in den Wäldern reichlich alte Kirschen mit herrlichen Stämmen, so daß man unweigerlich ins Träumen gerät. Merkwürdigerweise sieht man ausgerechnet diese schönen Bäume oft gefällt und vermodernd am Wegesrand liegen und ungenutzt der Fäulnis überlassen. Noch herzloser erscheinen mir dann die sauberen Stapel Brennholz - Kirschholz zum Verfeuern!
Ich verstehe nichts von Waldwirtschaft, frage mich aber jedesmal, ob die Waldbesitzer entweder auf persönlichem Kriegsfuß mit traumhaften Kirschbäumen stehen, oder deren Wert nicht kennen bzw. nutzen wollen. Oder haben sie doch keinen?
Bin ich gestört oder was passiert da in deutschen Wäldern?
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Re: Falsches Werteverständnis?
Hi Phillip,
da entstehen - ungeachtet der Holzqualität - Biotope für Insekten und Käfer. Die müssen ja auch von irgendwas leben. Man hat festgestellt, daß es einem Wald deutlich besser geht, wenn man ihn in Ruhe läßt und nicht fegt.
Viele grüße,
Axel
Re: Falsches Werteverständnis?
Hallo Philipp,
die Holzpreise sind momentan mehr als im Keller. Eine schönen Kirschbaum kriegst du vom Waldbesitzer mittlerweile fast geschenkt. 5 Euro sind nicht unüblich. Dann musst du ihn fällen, entasten und rücken. Dann kommt das Sägewerk mit mindestens ca. 40 Euro pro Kubikmeter. Nach dem Sägen ist nur noch die Hälfte übrig vom Holz und es muss sorgfältig getrocknet werden. Also aufhölzeln und warten. usw.
Du siehst, es ist nicht ganz einfach für einen Waldbesitzer, sich an der Qualität de Holzes zu erfreuen, es sei denn, er kann es selber weiterverarbeiten. Vielleicht sollten wie dieses Forum nutzen, um Auswege aus dieser Situation zu finden, denn ohne Holz wäre das Ganz ja nicht sinnvoll.
Re: Falsches Werteverständnis?
Das sehe ich ja alles ein, sowohl das Biotopprinzip als auch die niedrigen Holzpreise, denen die hohen Kosten der Verarbeitung entgegenstehen. Was mich nur so verwundert, ist der Umstand (natürlich ist Wahrnehmung immer selektiv), daß anscheinend die schönen Kirschbäume bevorzugt herausgehauen werden um zu verrotten.
Re: Falsches Werteverständnis?
Hallo Philipp, und die die sich um den Wald sorgen,
glaub ich kann auch einen Baustein zur Lösung des Rätsel beitragen.
Als meine Schwester Mitte der 90 iger im Biologiestudium Schwerpunkt Geobotanik war , hatte sie im Zuge eines Praktikums Kontakte zu Forstämtern.
Einige dieser Herren liessen bei Nachfrage vorsichtig durchblicken das um den jährlichen Waldzustandsbericht nicht jedes Jahr noch schlechter aussehen zu lassen , stark und mittelstark geschädigte Bäume auf "Teufel komm raus" gefällt werden . Diese Bäume fallen nicht mehr in die Statistik,die Schnittholzpreise steigen davon auch nicht,denn das Augenmerk liegt auf dem jährlichen Zustandsbericht und nicht am Holzmarkt.
Wie gesagt, muß nicht überall so sein, aber ich denke ist was dran .
Gruß Dietrich
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Vielleicht eher: Verrückte Werte
[In Antwort auf #95779]
Hallo Philipp,
im Grunde findet im Bereich Holz das Gleiche statt wie anderswo: lokale Strukturen (hier: Sägewerke mit der Möglichkeit zur Holzlagerung und -trocknung) sind verschwunden, und nun funktioniert auch die Nutzung lokaler Ressourcen nicht mehr. Ich hab mich beim Holzkauf auch (nachher, anhand des Kassenzettels) erschrocken, als ich feststellte, dass mein Ahornholz aus Kanada kam. Hier (Lippe, das ist die Gegend um Detmold) wird auch nach meinem Eindruck außer den Nadelhölzern nur noch die Buche im Sägewerk verwertet, alles andere verrottet oder wird verbrannt. Es ist eben billig, Holz um die Welt zu transportieren.
Vergessen wir aber auch nicht: Wo soll denn eine Nachfrage nach den einheimischen Hölzern, nach unbesäumten Brettern in sehr stark wechselnden Abmessungen und Qualitäten, herkommen? Wer (außer uns, ja) verarbeitet sowas noch? Die alten Tischler konnten es. Kann eine Möbelfabrik sowas verarbeiten? Wohl nur mit Einschränkungen.
Es ist in der Tat traurig, wenn ein schöner Kirschbaum verrottet oder verbrannt wird. Andererseits: Das ist in beiden Fällen ein Schritt in einem geschlossenen Kreislauf, Schaden entsteht also eigentlich nicht.
Im Grunde kann man nur jeden ermutigen, einen schönen Stamm zu einem Sägewerk zu bringen und aufschneiden zu lassen. Es ist, wenn man über die räumlichen Voraussetzungen verfügt, eine sinnvolle Sache. Und ansonsten lass uns hoffen, dass über eine steigende Nachfrage nach Hölzern (statt Spanplatten etc.) und eine andere Bewertung langlebiger Produkte aus lokalen Rohstoffen allmählich eine Veränderung eintritt.
Friedrich
Hallo Philipp,
im Grunde findet im Bereich Holz das Gleiche statt wie anderswo: lokale Strukturen (hier: Sägewerke mit der Möglichkeit zur Holzlagerung und -trocknung) sind verschwunden, und nun funktioniert auch die Nutzung lokaler Ressourcen nicht mehr. Ich hab mich beim Holzkauf auch (nachher, anhand des Kassenzettels) erschrocken, als ich feststellte, dass mein Ahornholz aus Kanada kam. Hier (Lippe, das ist die Gegend um Detmold) wird auch nach meinem Eindruck außer den Nadelhölzern nur noch die Buche im Sägewerk verwertet, alles andere verrottet oder wird verbrannt. Es ist eben billig, Holz um die Welt zu transportieren.
Vergessen wir aber auch nicht: Wo soll denn eine Nachfrage nach den einheimischen Hölzern, nach unbesäumten Brettern in sehr stark wechselnden Abmessungen und Qualitäten, herkommen? Wer (außer uns, ja) verarbeitet sowas noch? Die alten Tischler konnten es. Kann eine Möbelfabrik sowas verarbeiten? Wohl nur mit Einschränkungen.
Es ist in der Tat traurig, wenn ein schöner Kirschbaum verrottet oder verbrannt wird. Andererseits: Das ist in beiden Fällen ein Schritt in einem geschlossenen Kreislauf, Schaden entsteht also eigentlich nicht.
Im Grunde kann man nur jeden ermutigen, einen schönen Stamm zu einem Sägewerk zu bringen und aufschneiden zu lassen. Es ist, wenn man über die räumlichen Voraussetzungen verfügt, eine sinnvolle Sache. Und ansonsten lass uns hoffen, dass über eine steigende Nachfrage nach Hölzern (statt Spanplatten etc.) und eine andere Bewertung langlebiger Produkte aus lokalen Rohstoffen allmählich eine Veränderung eintritt.
Friedrich
Verrückte Werte
Friedrich schrieb: "Es ist in der Tat traurig, wenn ein schöner Kirschbaum verrottet oder verbrannt wird. Andererseits: Das ist in beiden Fällen ein Schritt in einem geschlossenen Kreislauf, Schaden entsteht also eigentlich nicht."
Nun ja, das kann man auch auf eine Unzahl andere Dinge übertragen ("Ist doch alles ganz einfach: die Natur gewinnt aus toten Wäldern Kohle und die Industrie gewinnt aus Kohle tote Wälder zurück"). Natürlich ist der Kohlenstoffkreislauf geschlossen, jedoch dürfte die Diversität sich verändern, bzw. abnehmen. Denn es wachsen nicht dieselben Arten nach, die ich hier bedauert habe. Hier im Raum sind die Kirschen oftmals Relikte einer älteren Gartenkultur, die erst später komplett "verwaldet" ist. Es fällt ins Auge, daß sie im Unterholz kaum mehr vertreten sind, sondern von den üblichen Buchen, Eichen etc. überlagert werden.
Aber was soll's, ich wollte hier kein Klagelied mit erhofftem Choreinsatz anstimmen. Es ist zumindest beruhigend, daß ich mit meinem Bedauern nicht allein dastehe, sondern daß es andere auch so sehen.
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Holz aufschneiden
Für alle, die kein Sägewerk in der Nähe haben oder sich mit dem Transport der Stämme eher schwer täten, gibt es die Möglichkeit die Stämme mit einem Kleinsägewerk aufzuschneiden.
www.logosol.de . Und dann nach "Woodworkers Mill" suchen. Das ist die etwas verkleinerte und günstigere Variante des normalen Logosol-Sägewerkes.
Wenn man sich sein Holz des öftern auf diese Weise beschafft, kann sich eine solche Investition schon lohnen.
Mir ist klar, daß es sich hierbei um eine Maschine handelt und dies in diesem Forum nicht besonders erwünscht ist. Jedoch bieten sich dem Hand-Werker mit dem Einsatz eines solchen Gerätes viele Möglichkeiten, sein Handwerkszeug einzusetzen ! Sicher, wie in vohergehenden Beiträgen ausführlichst erwähnt, lassen sich Stämme von Hand aufschneiden. Ab ca. 30 cm Durchmesser ist aber fast schon Schluß. Was mache ich aber, wenn ich eine schöne Gabelung oder ähnliches (gerade bei Obstbäumen!)aufschneiden will ? Kurzum, ich will keine Werbung für Maschinen machen und hoffe nur, daß ich keine Probleme mit der Ausicht des Forums bekomme. ;-) Das allermeiste Holz, das wir verarbeiten kommt aus Sägewerken. Und die sägen ja bekanntlich auch mit Maschinen.
Ich bin nicht Besitzer eines solchen Gerätes und werde es mit ziemlicher Sicherheit auch nicht werden. Aber wie schon gesagt, diese Maschine bietet einem schon viele Möglichkeiten. Ich weiß, daß man mit einem 1,5m "Stamm",
auch wenn er 55cm dick ist, nicht in einem Sägewerk aufzutauchen braucht. Es ist technisch einfach nicht möglich, diesen aufzuschneiden. Oder man findet einen schön geformten Ast (bei Laubhölzern) und möchte sich gebogene Bretter herauschneiden lassen. Auch dies funktioniert nicht in einem Sägewerk normalerweise nicht. Oder die oben schon genannte Astgabel.
Andreas
Re: Holz aufschneiden
Auch wenn´s hier nicht hergehört. Ich habe das mit sämtlichen mobilen Sägewerken schon durchgerechnet. Es rentiert sich nicht, wenn man es nicht Fulltime betreibt.
Dafür ist gekauftes Holz zu billig. Logosol argumentiert dementsprechend nur mit emotionalen Argumenten und dem wäre meinerseits entgegenzusetzen, dass der Geruch von Schweiß besser ist als der Geruch von Benzin (und Schweiß). Für den Preis einer ordentlichen Kettensäge bekommt man ja schon sehr viel Holz und auch noch das eine oder andere Handwerkzeug. Hat voneuch schon jemand diese Riesen-Japaner zum Baumaufsägen ausprobiert. Ich will endlich mal Fotos sehen.
Re: Holz aufschneiden
Hallo Andreas,
vorweg, ich habe nichts mit einem Sägewerk zu tun , außer das ich diese zum Aufschneiden meiner Stämme aufsuche. Aber Deine Erfahrung mit Sägewerken Kann ich nicht teilen.Im meineswissens größten Sägewerk der Rhein-Main Region, der Firma Eider in Mainz-Kostheim wurde ich noch nie abgewiesen auch nicht mit kleinen Stämmen z.B: 120cm lang und 30 cm Durchmesser. im Gegenteil , mir wurde dort das Aufschneiden mit der Blockbandsäge am Beispiel eines 180 cm Durchmesser messenden Tropenholzstammes gezeigt.Auf Wunsch Trocknen die sogar Dein Holz im Ofen. Kurzum für die Teilnehmer hier die in der Nähe wohnen kann dies als Empfehlung gelten.
Jetzt hoffe ich mit Dieter keinen Ärger zu bekommen , wegen der Blockbandsäge.
Aber es gibt sicher auch reine Hand-Werker die Ihren selbstgefällten Stamm im Sägewerk aufschneiden lassen , oder vielleicht die Möglichkeit dazu suchen.
Gruß Dietrich