Welches Material ist meistens eure Wahl?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Stefan Kahlert

Welches Material ist meistens eure Wahl?

Beitrag von Stefan Kahlert »


Hallo,

wo es gerade so schön ruhig ist, würde ich euch gern eine Frage stellen:
Was ist euer meistverwendetes Ausgangsmaterial? Sägerauhe Bohle vom Holzhändler? Zugeschnittenes Plattenmaterial aus dem Baumarkt? Mondphasenrichtig gefällte Obstbäume, persönlich ins Sägewerk geschleppt?

Was ist euer Lieblingsfutter für Säge und Hobel?

Neugierige Grüße!

Stefan

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Welches Material ist meistens eure Wahl?

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Stefan,

Bei mir ist es so gut wie ausnahmslos Recyclingmaterial, also Tuerrahmen, Betten, Balken, kleinere, vereinzelt auch groessere Stammstuecke oder groessere Aeste, hoelzerne Rollaeden, Schwemmholz, Ruinen alter Holzfaesser.

Zwar habe ich oft mit mehreren Farbschichten, Schrauben, Beschlaegen, grossen und kleinen Naegeln jeder Art etc zu kaempfen, das ist die Knochenarbeit, der Balsam ist hinterher wenn etwas fertig wird und ich mir vergegenwaertige dass das alles sogut wie nichts ausser Schweiss gekostet hat. Und naturelich hat alles eine gewisse Note von schon mal gelebt die ich offen gestanden recht gern habe. Gut moeglich dass Berthold oder Eckhard hier die Haare zu Berge stehen wuerden, mit Ihren von A bis Z von der 1:1 Zeichnung, Holzliste, bis hin zur Endbearbeitung profihaft durchgestylten Projekten. Ich sehe mich da eher wie der Koch der erstmal einen Blick in den Kuehlschrank und die Koerbe wirft um zu sehen was an Essbarem da ist und dann entsprechend disponiert was ihm dazu einfaellt.

Und andererseits hab ich vom Material gesehen fast keine Grenzen, zumindest was die Quantitaet angeht, ich hab noch fuer Jahre genug Holz auf Lager, mehr als ich versaegen und hobeln kann. Natuerlich muss ich erfinderisch und flexibel sein : mach ich dem Aeltesten nun sein neues Hochbett in massiven Zypressendielen aus dem Stamm gesaegt oder wie fuer die Kleineren aus einer Balkenkonstruktion bedeckt mit einem Fussboden aus (vermutl.) Douglasielatten von Rollaeden stammend ?

Plattenmaterial tu ich noch nicht mal fuer eine Hundehuette verwenden, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Sperrholz fuer Schrankrueckwaende oder Decke des Wohnmobils ja, sonst kann ich in diesem Land wo man Mengen guten Vollholzes einfach auf die Strasse stellt sorglos ins Volle (Holz) schoepfen.

Dafuer muss ich fuer ein Schwaetzchen mit Gleichgesinnten hierher oder sonstwo ins Ausland, geschmacklich ist man in Griechenland noch immer in der Betonanbetungsphase. Schoen fuer mich, mein Material-Nachschub ist glaub ich noch lange gesichert.

Viel Spass wieterhin,
Thomas


Christof Hartge
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Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Welches Material ist meistens eure Wahl?

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Stefan,
beeindruckend finde ich Thomas Materialauswahl. Leider läuft einem hier das Holz nicht so einfach über den Weg.
Ich nehme sägerauhe unbesäumte Bohlen, die ich beim Schreiner mitbestelle. Bei meinem aktuelllen Projekt war keine Bestellung nötig: Der Schreiner hatte jede Menge Lärchen-Endabschnitte stehen. Er hatte sie nur aufgehoben, weil er vielleicht Zaunlatten draus bauen wollte, sonst wären sie im Ofen gelandet. Was der so wegschmeißt ist immer noch 70 - 100 cm lang und bis 50 cm breit. Leider sind die Stücke 4 cm dick, was erhebliche Schrupparbeit bedeutet. Aber was tut man nicht alles...

Berthold Cremer
Beiträge: 726
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Re: Welches Material ist meistens eure Wahl? *MIT BILD*

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #95659]
Hallo

Normalerweise verwende ich für gut gebaute Stücke unbesäumtes Massivholz aus der Holzhandlung.

Das heißt aber nicht, daß ich nicht auch andere Materialien verwende. Wenn es mal schnell gehen muß und es mehr auf Zweckmäßigkeit ankommt, dann kaufe ich auch schon einmal eine fertige Leimholzplatte in Baumarkt und schneide sie mir entsprechend zu.

Doch bin ich ein großer Freund von Holzrecycling. Thomas, Du brauchst Dir keine Sorgen machen, daß mir bei dem Gedanken die Haare zu Berge stehen. Leider bekomme ich nur selten brauchbares Massivholz.

Trotzdem habe ich ein schönes Beispiel für die Verwendung von Abfallholz aus dem Müllcontainer:
http://www.b-cremer.de/Holz/Schreinerarbeiten/Vitrine/vitrine.html

Hier ein weiteres Beispiel von Raphael, was man aus einem Bett vom Sperrmüll alles machen kann:
http://www.hirnholz.gmxhome.de/Projekte/Hackstock/hackstock.html

Habe auch schon sehr viel Plattenmaterial recycelt. Daraus sind Schränke für Keller und Balkon und auch eine Wickelkomode für meine Kinder entstanden.

Gruß
Berthold


Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Welches Material ist meistens eure Wahl?

Beitrag von Thomas Jacobi »


Den Cremers

zieh ich meinen Hut und zwar ganz tief. Rafael, Dein Hackstock ist einsame Spitze und einen Papa wie den Deinen haben ist erst recht ein toller Start um beherzt und mit zwei rechten Haenden versehen ins Leben (auch der Grossen)zu steigen. Auch ich hatte und habe dieses Glueck, (praktisch und kuenstlerisch begabten Vater) weshalb ich prinzipiell immer davon ausgehe dass mit etwas Geduld, Hingabe und gutem Werkzeug so ziemlich alles moeglich und machbar sein sollte. Lieber einmal zu viel Zuversicht haben und eventuell aus Fehlern lernen als sich nichts zutrauen.

Und Eure Recyclingprojekte koennen sich wahrhaftig sehen lassen. Den meinen sieht man wie gesagt noch ihr vorheriges Leben etwas mehr an, was ich auch nicht immer wegschminken will ,spr. ich versuche aus der Not eine Tugend zu machen.

Herzliche Gruesse,
Thomas

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Welches Material ist meistens eure Wahl?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #95659]
Also,
ich weiss nicht so recht, ob ich (unterhaltungsmäßig) mit den vorherigen Beiträgen mithalten kann. Trotzdem:
Vor langer Zeit habe ich mal sogar Spanplatte verarbeitet, das ist aber wirklich schon sehr lange her, inzwischen sind fast alle Spanplattenmöbel aus unserem Haus eliminiert.
Dann hatte ich eine lange Leimholzphase. Aus Baumarkt- Leimholzplatten (meist Kiefer, oft auch Fichte)habe ich viele Möbel gebaut, Betten, Regale und Ähnliches, zuletzt in schon recht ordentlicher Qualität. Anfangs alles beim Freund dem Tischlermeister maschinell zugesägt und manchmal auch weiterbearbeitet, später auch zuhause in reiner Handarbeit (aber, wie gesagt, aus Leimholzplatten). Meine letzte Leimholzkonstruktion war ein maßgeschneidertes Küchenmöbel für den auswärts in Ausbildung befindlichen Sohn(im Grunde ganz ähnlich wie Raphaels Hackstock, den ich auch ganz toll finde), da habe ich die Beine aus zwei Leimholzstreifen zusammengeleimt. Fand ich aber nicht ideal.
Dann bin ich vor einem Jahr umgestiegen auf Sägeware: Unbesäumte Birke und besäumter und unbesäumter Ahorn. Und damit bin ich nun bei einem Projekt bisher unbekannter Größenordnung: Eine komplette Küche, wobei alle Möbel einzelnstehend sind mit einem gezapften Gestell, aufgelegten (Granit)Platten, Schubladenkästen und seitliche Verkleidungen aus jetzt selbstgefertigtem Leimholz.
Das Besäumen (wenn erforderlich) mache ich von Hand, Aufschneiden (längs) mit der Kreissäge und dann alles weitere wieder von Hand. Da meine Kreissäge eine Gurke ist, muss ich alles, damit es genau genug ist, sowieso nachhobeln.

Meine Abkehr vom (gekauften) Leimholz war auch dadurch begründet, dass dessen Qualität immer schlechter wurde, man hat schon den Eindruck, dass sonst nicht mehr brauchbare Holzreste zu Leimholz verarbeitet werden. Vor ein paar Tagen habe ich aber im Baumarkt (Praktiker, da geh ich normalerweise gar nicht freiwillig rein) eine Partie erstaunlich guten, völlig astfreien Kiefernleimholzes gesehen und sofort ein paar Bretter mitgenommen. Für ein kleines Bücherregal oder Ähnliches wird es sich schon verwenden lassen- man muss ja nicht überall den handwerklichen Anspruch so hochhängen.

Die Wiederverwendung alten Holzes finde ich übrigens eine sehr gute Sache. Für kleinere Dinge mache ich das schon wenn es geht. Für ein größeres Projekt kann ich es mir allerdings kaum vorstellen, da ich eben dann auch so arbeite, dass ich erst eine Zeichnung mache. Und da passt Altholz eigentlich nie.

Friedrich


Berthold Cremer
Beiträge: 726
Registriert: Mo 28. Mär 2016, 13:19
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Qualität von (billigem) Leimholz *MIT BILD*

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo Friedrich!

Was die Qualität von Leimholz betrifft, muß ich Dir zustimmen. Die Qualität ist wirklich oft miserabel - vor allem wenn man "super Sonderangebote" kauft. Aus diesem Grund habe ich bewußt im Titel von "billigem" Leimholz gesprochen.

Vor einigen Monaten wollte ich das eigentlich hier schon einmal ansprechen.
Das Foto zeigt, (den Versuch) einer Zinkung. Ich habe ein wirklich scharfes Stechbeitel benutzt und habe behutsam gearbeitet. Und trozdem sieht das Holz so schrecklich aus. Ich hatte dabei das Gefühl, als wenn ich mit Styropor arbeiten würde. Selbst der Anriß mit dem Streichmaß machte Probleme, weil die Fasern einfach viel zu weich sind. Man stelle sich vor, man müßte in Styropor zinken.

Facit: Beim Kauf von Holz nicht sparen. Wir kaufen unser Werkezug ja auch nicht im billigen Baumarkt.

Gruß Berthold

Christoph Roßdeutscher
Beiträge: 136
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Danke!

Beitrag von Christoph Roßdeutscher »


Danke, meine ersten Schwalbenschwänze sahen genauso aus, trotz gutem Werkzeug und langsamen Arbeitens. Ich war darüber so verzweifelt, daß Schwalbenschwänze gaaanz hinten auf meiner Verbindungsliste gelandet waren. Jetzt habe ich es "kurz" mit den Rotbuchenresten einer verwurmten Hobelbank probiert und siehe da, es lag wirklich nur am Holz!!!

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Welches Material ist meistens eure Wahl?

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #95659]
Hallo Stefan

mein erstes Projekt fertigte ich ebenfalls aus Altholz (22 mm Limbafurnierte Türzarge- Tischlerplatte), übrigens das waren noch Türrahmen ,kosten heute 600 Euro.

Den eigentlichen Einstieg ins Hobby begann ich mit Erlenleimholz von Osmo, diesem Material blieb ich aufgrund Aussehens,Bearbeitbarkeit und Qualität jahrelang treu. So entstanden Schlafzimmer, Einbauküche und einige Kleinmöbel.

Als dann der Komplettinnenausbau des Hauses anstand inwestierte ich in Werkzeuge auch von der "anderen Sorte" um auch günstigeres Ausgangsmaterial verarbeiten zu können.
Sehr viele der benötigten Unterkonstruktionen konnte ich dann aus kostenlosem Abfallverpackungsholz machen, ja sogar einiges später sichtbare gelang.

Da ich mittlerweile auch wieder Möbel baue und in meiner neuen Heimat an Obstholzstämme komme , stelle ich einen großen Teil meiner Leimholzplatten selbst her , wenn sie 20 mm nicht unterschreiten.
Für Schubladenwände und Türfüllungen verwende ich aber weiterhin Osmo Leimholz.
Schubladenböden und Rückwände mache ich meißt aus 8 mm Buchensperrholz

Richtig Spass macht mir natürlich eine selbstverleimte ,geschliffene, polierte und mit Öl nachher Wachsbehandelte Kirschholzplatte.

Hoffendlich könnt Ihr damit was anfangen

Gruß Dietrich


Sebastian H.

Re: Welches Material ist meistens eure Wahl? *MIT BILD*

Beitrag von Sebastian H. »


Hallo Stefan,

ich bin im Kletterwandbau ein wenig aktiv und arbeite am liebsten mit 22mm oder dickeren Siebdruckplatten. Diese sind am besten geeignet für solche Ansprüche.
Um Strukturen auf diesen Wänden aufzutragen nehme ich Teile von großen Leimbindern, die ich zuerst mit der Kettersäge grob bearbeite und nach und nach mit diversen Schleifern und Sägen immer feiner gearbeite.

tschöö Sebastian

ps.: Bilder im Anhang

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