Verleimung von rundem Truhendeckel *MIT BILD*

[Florian Ko.]

Hallo zusammen,

ich arbeite gerade an einer "Schatztruhe" für meinen kleinen Sohn. Es soll eine "Piratenschatztruhe" mit rundem Deckel werden. Die einzelnen Bogensegmente habe ich bereits gesägt und mit Flachdübeln locker zusammen gesteckt. Es handelt sich erstmal um einen Test aus einfacher Fichte.



Nun überlege ich, wie ich diese Segmente gescheit verleimen könnte bzw. wie ich Druck auf das Konstrukt bringe. Ich befürchte, dass ich ohne halbwegs hohen Druck die Leimfugen nicht dicht und auch nicht stabil bekomme.

Hat jemand von Euch eine Idee, wie man solch einen runden Deckel mit Druck verleimen oder von Grund auf besser aufbauen könnte?

Tausend Dank vorab!

Beste Grüße,
Florian

[Rafael]

Hallo Florian

In der Theorie brauchst Du bei sowas eigentlich nur seitliche Begrenzungen auf dem Tisch, damit der Deckel keine "Grätsche" macht und dann von oben belasten. Das aber eben nur in der Theorie.
Praktisch würdest Du wahrscheinlich zeitliche Probleme mit dem Leim bekommen, bei den vielen Fugen.
Ich würde es wahrscheinlich so machen, dass ich höchstens drei Teile auf einmal miteinander verleime. Zwei Schablonen aus Plattenmaterial in Form eines "U" würden dabei helfen den Radius zu erhalten.

Gruß,
Rafael

[Bernd Grunwald]

Hallo Florian,

Ich würde nicht alle Segmente auf einmal verleimen, sondern eins nach dem anderen. Das dauert länger, dafür spart man sich aber die Herstellung von passgenauen Hilfskonstruktionen (lohnt sich in der Regel nur bei Serienfertigungen). Außerdem kann man sich dabei in Ruhe um jedes einzelne Segment und um jede einzelne Leimfuge kümmern und darauf achten, dass sie überall schön geschlossen ist. Dabei kann man die Zwingen jeweils dort ansetzen, wo sie benötigt werden. Allerdings müssen geeignete Unterlagen (Hartholzleisten, Hartholzplättchen, ggf. auch Keile) verwendet werden, damit die Zwingen die Segmente nicht beschädigen. Wenn die Zwinge nur noch auf der Kante ansetzbar ist, würde ich eine Korpuszwinge nehmen. In diesem Fall könnte zudem eine Weichholzunterlage die bessere Wahl sein. Die verformt sich dann so, dass sie sich der Form des Hartholzes, das verleimt werden soll, ein wenig anpasst. Falls sich dennoch Zwingenabdrücke im Segment einstellen, lassen die sich nach der jeweiligen Verleimung mit einigen Tropfen Wasser (das eingedrückte Holz quillt dann) wieder beseitigen.

Meine Vorgehensweise wäre nun wie folgt:

Das erste Segment würde ich erst mal für sich allein auf dem Truhendeckel befestigen. Wenn diese Verleimung ausgehärtet ist, würde ich das zweite Elememt auf dem Truhendeckel befestigen und dabei gleichzeitig das erste und das zweite Segment in Längsrichtung miteinander verleimen. Wenn das ausgehärtet ist würde ich das dritte Segment ansetzen, usw...

[Alternativ dazu kann man die Segmente auch von beiden Seiten (von außen nach innen) verleimen. Dann muss allerdings das letzte Segment (in der Mitte) eingepasst werden (die Flachdübel lassen sich dann an dem letzten Segment nicht mehr einsetzen).]

Danach verputzen und Oberfläche behandeln.

Gruß
Bernd

[Rafael]

Das erste Segment würde ich erst mal für sich allein auf dem Truhendeckel befestigen.

Wie meinst Du das? Die Segmente bilden doch gerade den Deckel.
Alle Segmente zusammengesetzt ergeben den Deckel auf dem Bild.
Oder habe ich da einen Sprung in meinen Glubschern?

Rafael

[Bernd Grunwald]

Ich denke, dass das, was auf dem Bild zu sehen ist, nur die Decke des Deckels ist. Der vollständige Deckel einer Piratenschatztruhe sollte normalerweise noch zwei halbrunde Seitenteile, in der Regel auch noch ein vertikales Vorder- und Hinterteil, haben - sozusagen ein Rahmen oder ein Kasten, auf dem die abgebildete Decke befestigt wird.

Ob dem so ist, kann uns allerdings nur der Truhenbauer selbst sagen.

Gruß
Bernd

[Thomas Kaes]

[In Antwort auf #89247]
Ich verwende für sowas Spanngurte mit Haken am Ende.
Auf einer Grundplatte 2 Bretter parallel mit Abstand Truhenbreite aufschrauben, daneben jeweils eine Reihe Schraubhaken.
Bretter trocken zusammenstecken, einlegen, beide Seite Spanngurte einhängen, Länge locker vor einstellen.
Dicken Müllsack auf Deckelbreite und -Länge mit Überstand zuschneiden.
Schreinerdreieck auf trocken zusammengesteckten Deckelbogen aufbringen!
Spanngurte aushängen und griffbreit hinlegen.
Leim angeben, Deckel zusammenstecken, in die "Schablone" einlegen, Müllsack drüber, Spanngurte einhängen,
und der Reihe nach von Mitte nach außen leicht (!) auf Spannung bringen.
Dann nochmals alle Spanngurte nachspannen. Keine Gewalt.

Gruss
Thomas

[Florian Ko.]

Besten Dank für die guten Tipps.

In der Tag ist angedacht, dass an Front und "Heck" noch eine vertikale Leiste angesetzt wird. Die Seiten werden dann mit Seitenbrettern verkleidet. Ich plane die Seiten jedoch erst zu machen, wenn ich die exakte Form des Bogens verleimt habe. Der Bogen hat faktisch eine viel flachere Form bekommen, als ursprünglich am Rechner geplant. Dies liegt daran, dass der Bogen unter Druck verleimt werden muss und so die Leimfugen an der Innenseite "leicht" aufgehen. - ich weiß, ist nicht unbedingt perfekt, aber auf der Oberseite Lücken zu haben ist schlimmer -

Alle Lamellen auf einmal zu verleimen klappt zeitlich tatsächlich nicht. Ich habe nun einmal je zwei/drei Lamellen zusammen geleimt und mit der Hand verpresst!?!? 5min gehalten und dann locker hingelegt. Es ist sehr schwer an den Schrägen Zwingen anzusetzen ohne die scharfen Kanten der Leimfugen zu beschädigen.

[Bernd Grunwald]

Es ist in den meisten Fällen einfacher, erst das Haus zu bauen, dann das Dach ... als erst das Dach und dann das Haus.

Gruß
Bernd

[Uwe Behle]

[In Antwort auf #89247]
Moin,

alles nur eine Frage des Aufwands. Auf jeden Fall Stück für Stück verleimen und sich nicht unter Zeitdruck setzen.
Wenn Weißleim zu schnell abbindet, kann man auf PU-Leim ausweichen, der bleibt länger verschiebbar, braucht weniger Pressdruck und füllt Lücken. Allerdings ist es manchmal eine ziemliche Sauerei, wenn er aufschäumt.

Man kann aus MDF passende Innen- und Aussenteile basteln mit Löchern für die Zwingen an entsprechenden Stellen.
Eine verschiebbare Druckleiste mit Destako Gelenkhebeln ist auch denkbar. Diese dann mit Zwingen an passender Stelle fixieren und Druck auf die Hölzer ausüben.

Per Vakuumsack lassen sich auch hohe Pressdrücke erzeugen - wenn man das Equipment hat.

Ich hab mal gelesen, daß ein Gartenschlauch stramm angelegt und anschließend mit Pressluft auf 10 bar aufgepumpt auch krumme Konturen anpressen kann - probiert habe ich es aber noch nicht.

Wenn alle Stricke reissen, fräst man die Leimfugen mit einem 4mm Fräser wieder auf und passt eine dünne Leiste dort ein; anschließend abhobeln.
Das geht garantiert fugenlos und man kann sogar mit kontrastierendem Holz spielen...

[Horst Entenmann]

[In Antwort auf #89258]
Hallo Florian,

interessantes Projekt.
Erst neulich habe ich ein Video gesehen wo ein Drechselrohling mit einer interessanten Technik zusammengeleimt wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=U1uhS_DwzpE
Vielleicht ist das hilfreich?

Gruß Horst