Furnier reparieren oder ersetzen Schreibtisch *MIT BILD*

[Bob]

Hallo zusammen,

ich habe einen sehr schönen Schreibtisch, der überwiegend aus massivem Eichenholz gemacht ist. Die Platte jedoch nicht, diese ist furniert, und da liegt auch das Problem: Die Vorbesitzter haben mal einen feuchten Blumentopf dort stehen gelassen, und so das Furnier stark beschädigt. Es handlet sich um ein wirklich schönes handgefertigtes Möbelstück, das ich langfristig behalten möchte, und ich überlege gerade, wie ich diesen Schaden am besten beheben kann. Die Tischplatte soll wieder ordentlich aussehen, und dauerhaft benutzbar sein. Eigentlich wäre mir ein gepflegter Gebrauchszustand gerade recht gewesen. Da das Furnier auf einer ca. DIN A3 großen Fläche stark beschädigt ist, und es auch sonst einige Verfärbungen gibt, würde ich es gerne austauschen. Das alte Furnier ist im unbeschädigten Bereich eben und glatt. Ich habe noch nie etwas furniert, mein Vater aber, das dürfte jedoch 50 Jahre her sein.

Folgende Überlegungen habe ich angestellt:
- Altes Furnier komplett entfernen oder Schadstellen austauschen und drüberfurnieren?
- Seitliche Leisten belassen, oder entfernen, neu furnieren, neue Leisten dann bündig hobeln mit Furnier-Oberfläche?
- Wie das neue Furnier aufkleben? Tierleim?, PVAC Leim + aufbügeln?, Aufbügelfurnier?

Ich kenne mich mit Holzbearbeitung gut aus und habe gutes Werkzeug, aber z.B. keine Furnierpresse oder dergleichen.
Wenn sich das selbst Furnieren als unrealistisch zeigen würde, welche Alternativen gäbe es? Furnierte Sperrholzplatte aufleimen+neue Leisten? Linoleum?
Der Tisch war nicht teuer, zur Not würde ich das Furnieren machen lassen.

Es wäre nett, wenn Ihr mir hier weiterhelfen könntet.

Viele Grüße,

Bob

[Martin Kelbert]

Wenn der Rest des Tisches massiv ist, würde ich die Platte auch massiv nachbauen.
Das sollte einfacher sein als irgendwelche Funieraktionen ohne Presse.

Gruß Martin

[Bob]

Hallo Martin,

das Ersetzen durch eine massive Platte wäre natürlich auch eine Idee. Den Aufwand, so eine Platte herzustellen, kann ich aus Erfahrung zumindest einschätzen.
Der Schreibtisch ist mechanisch allerding sehr kompliziert: Er verfügt über eine Zentralverriegelung. Man bekommt die Schubladen in beiden Türmen nur auf, wenn man zuvor die oberste rechte Schublade 10 cm öffnet. Diese Mechanik wieder zum Laufen zu bringen, nachdem die Platte ausgetauscht wurde, könnte aufwändig werden.

Im Augenblick überlege ich, ob es Sinn machen würde, die beschädigte Fläche einzuebenen, eine furnierte Sperrholzplatte aufzuleimen, und neue Kantenleisten anzubringen. Das wäre vielleicht vom Verhältnis Aufwand zu Ergebnis ganz sinnvoll. Eichenfurniertes Sperrholz mit 5-6mm Stärke sollte ja zu bekommen sein.

Viele Grüße,

Bob

[Wolfgang Kueter]

[In Antwort auf #85004]
Hallo,

Guck Dir mal dieses Video an. wenn Du es noch nicht kennst:

https://www.youtube.com/watch?v=4NMmGjkBHMI

Grüße
Wolfgang

[joh. t.]

[In Antwort auf #85004]
Hallo,

Die Platte läßt sich wahrscheinlich mit ein bißchen Aufwand entfernen., zb mit Multlmaster vorsichtig abschneiden. Wenn sie nicht sogar von unten demontabel ist. Neue Platte: Eiche 3 Schicht oder eine fertig furnierte Spanplatte im Zuschnitt kaufen und neue Anleimer dran, wie jetzt. Das Ganze schleifen und mit Parkettlack behandeln. VG Johannes

[Rolf Richard]

[In Antwort auf #85004]
Hallo Bob,

wir hatten mal vor ein paar Jahren eine ähnliche problematik mit einem Eichentisch, auf dem ein Halloween-Kürbis unbemerkt durchgefault war und üble Flecken hinterlies. Allerdings war die Platte massiv.

Egal, die veilleicht schnellste Lösung war, aus 4 Eichenbrettern eine Platte zusammenzuleimen, zu schleifen und zu lackieren. Die Bretter wurden auf dem Oberfräsentisch mit Scheibennutfräser genutet und mit Sperrholzfedern verbunden.

Als Material habe ich mir damals sog. "Blockware-Kürzungen" beim Holzhändler besorgt, das war preiswerter als normale Eiche.

Der Vorteil einer massiven Platte ist einfach, dass man nicht mit Anleimern arbeiten muss. Zuviel Aufwand!

Gruss
Rolf

[Bob]

[In Antwort auf #85004]
Vielen Dank für Eure Einschätzungen!

Das Video finde ich sehr gut, und es macht mir Mut, erstmal eine Reparatur zu versuchen. Die aufgearbeitete Platte wäre nicht so steril wie eine neue werksfurnierte Platte, dafür wäre die Reparaturstelle eben sichtbar.
Ich habe die restliche Fläche mal leicht angeschliffen und festgestellt, dass die anderen Verfärbungen sich wohl weitgehend entfernen lassen. So bin ich fast versucht, erstmal die Reparatur zu probieren.
Was ich auch geprüft habe: Die Platte ließe sich leicht austauschen, ohne die Zentralschließmechanik zu beeinträchtigen - eine echtes Problem wäre das also auch nicht.

Habt Ihr eine Bezugsquelle wo man Furnier in Kleinmengen bestellen kann, oder hat jemand noch etwas Furnier von europäischer Eiche liegen, dass er verkaufen würde?

Viele Grüße,

Bob

[HaraldM]

Hallo Bob,

Bevor du eine neue Platte herstellst/kaufst und montierst solltest Du - glaub ich - die Möglichkeiten in Betracht ziehen, die alte Platte zu reinigen.
Da spielt Chemie eine Roille:
mach Dich mal kundig über die Behandlung von Eiche mirt Waserstoffsuperoxid (H2O2), das führt zur Bliche, aber Eiche hat nach dem Bleichen sowieso wieder die Tendenz nachzudunkeln, dh. zu vergilben (durch Sonnenlicht). Schwarze Ränder in Eiche sind oft durch Eisensalze verursacht, die Du mit H2O2 wegbekommen kannst oder auch mit Oxalsäure (sollte heiß aufgetragen werden, mit Waser gurt nachwaschen; nicht schlucken, ist leicht giftig, Gummihanschuhe verwenden).
Ob auch Zitronensäure wirkt, kann ich nicht sagen; hab ich noch nie probiert.
Zu vermeiden ist jedenfalls Ammoniak! Führt zu Grün-Braunfärbung.
Selbstverständlich ist für eine Behandlung mit Chemikalien zuerst einmal eine ev. vorhandene Lackschicht zu entfernen, sodass die Einwirkung der Bleich- und/oder Reinigungsmittel gleichmäßig erfolgen kann.
Die genannten Chemikalien sind ohne viel Trara relativ leicht erhältlich (üblicher Restaurierungsbedarf).
Schön wie am ersten Tag wird die Platte sicherlich nicht werden - aber Versuch macht kluch. Aber Du scheinst ja keine Scheu vor Gebrauchsspuren zu haben. Die haben wir selbst ja auch nach einiger Zeit ;-)
Viel Glück und Erfolg beim Restaurieren
Harald mit Gruß aus Wien

[Konrad Holzkopp]

Guuden,

ein bisschen Eichfurnier?
Kein Prob, einfach melden.

Gut Holz! Justus.

[Bob]

Hallo Harald,

vielen Dank für diesen Unterricht in angewandter Chemie - wird gleich gut abgespeichert! Wir haben diverse Möbel und einen Fußboden aus Eichenholz, da wird sicher noch Bedarf aufkommen.
Bei meiner Tischplatte ist es so, dass die blaugraue Verfärbung von einem übergelaufenen Blumentopf kommt. Egal was in dem Wasser war, das Furnier ist in diesem Bereich nicht mehr zu retten. Die anderen Stellen dagegen sind nur oberflächlich verfärbt, da wird leichtes Überschleifen schon ausreichen, um einen Zustand zu erreichen, der mit gefällt.

Wir hatten übrigens tatsächlich mal ein chemisches Problem mit dem Eichenholzfußboden: Für unsere Kaninchen kaufen wir Sägespäne als Einstreu für die Klo-Ecke. So eine Packung mit neuem Streu stand länger an einer Stelle auf dem Fußboden, und hat diesen dunkel verfärbt. Mit anderen Packungen ist das nie passiert. Wie das wohl zustande gekommen ist? Die Tüte war aus PE, das ist weitgehend dampfdicht, färbt selbst aber auch nicht ab.

Viele Grüße,

Bob