Hallo,
Bei feinewerkzeuge gibt es neuerdings Teile für Selbstbau- Rückensägen, also Blätter, geschlitzte Rücken, Schrauben etc. im Programm. Wenn man sich (wie ich) dadurch angeregt fühlt, auch mal eine eigene Rückensäge zu bauen, dann stellt man sich die Frage, wie man denn die für die Befestigung des Blattes erforderlichen Löcher in das Sägeblatt bekommt. Wer einmal mit einem üblichen Wendelbohrer (Spiralbohrer) in dünnem Blech Löcher gebohrt hat, weiss dass die oft nicht rund werden sondern ein Bogendreieck oder Ähnliches. Häßlich. Und leider schlecht reproduzierbar- mal wirds rund, mal nicht.
Der amerikanische Hersteller der Sägenteile (Blackburn) bietet dafür spezielle Voll- Hartmetallbohrer (carbide spade drill bits) an, deren Eignung ich nicht bezweifle, die aber recht kostspielig sind. Es muss kostengünstiger gehen, für die paar Bohrungen die man braucht! Es muss kein Hartmetall sein; Sägeblätter sind ja nur mäßig hart, ein ordentlicher HSS- Bohrer sollte das zumindestens ein paar Mal schaffen, bis er dann nachgeschliffen werden muss. Das Hauptproblem ist die dachförmige Querschneide des Wendelbohrers, die schneidet ja gar nicht, sondern wühlt sich eher durch den Werkstoff. Gute Wendelbohrer sind darum ausgespitzt, d. h. die Querschneide ist erheblich verkürzt durch eine zusätzliche kleine Fase an der Spitze, aber das lässt sich beim Nachschärfen mit einfachen Mitteln nicht wiederherstellen.
Gegen das Querschneidenproblem hilft vorbohren mit einem kleinen Bohrer (der hat nur eine entsprechend kurze Querschneide und darum weniger Probleme, in den harten Werkstoff einzudringen) dessen Durchmesser etwas größer ist als die Querschneide des größeren Bohrers lang. Auf jeden Fall sollte der Bohrer ordentlich scharf sein, die Drehzahl niedrig und es gehört Öl an den Bohrer. Rapsöl gilt als gutes Schneidöl, aber was anderes tuts wohl auch.
Und die Rundheit der Bohrung? Ich kenne 2 Methoden die das erreichen:
1: Das Blech (hier: Sägeblatt) wird fest zwischen zwei dicke Stücke Hartholz gespannt. dick, weil der Bohrer im Holz geführt werden soll. Durch dieses Paket wird erst vorgebohrt und dann fertiggebohrt. Ergebnis: Runde, maßgenaue Bohrung.
2. (und schöner, finde ich): Das Sägeblatt wird auf eine Hartholzunterlage gespannt mit einer Schraubzwinge (dicht neben der Bohrung). Es wird wieder mit einem kleinen Bohrer vorgebohrt (Ankörnen hilft, genau die Position zu treffen, aber vorsichtig, sonst hat das Blatt gleich eine Beule). Und dann kommt beim Fertigbohren die Stofffetzen- Methode, die ich bei Volker Lange im Net gefunden habe:
http://elektronikbasteln.pl7.de/kreisrunde-loecher-in-duenne-bleche-mit-dem-stofffetzentrick-bohren.html
(Der Autor lässt Verlinken ausdrücklich zu)
Das geht verblüffend gut. Die Bohrung wird maßgenau, rund und fast gratfrei.
Bei Vorversuchen (3mm vorgebohrt, 8mm fertiggebohrt) hatte ich einmal ein um fast 0,2 mm zu großes Loch. Ursache: Der Bohrer war freihändig sehr ungenau (sichtbar nicht zentrisch) nachgeschliffen. Nach ordentlichem Nachschliff war das Problem beseitigt. Mit einem fabrikneuen Bohrer hat man das Problem logischerweise nicht. Korrekt nachschleifen kann jeder halbwegs begabte Autoschrauber, Schlosser oder Mechaniker sowieso, und natürlich können es auch viele Holzwerker, hoffe ich doch.
Ich habe die Stofffetzen- Methode dann an einem Original- Blackburn- Sägeblatt ausprobiert. Das Blatt und die größeren Bohrer ( die den Fertigdurchmesser bohren) wurden von Dieter Schmid (feinewerkzeuge) zur Verfügung gestellt.
Parameter bei den Versuchen :
Werkstück: Sägeblatt, original Blackburn, 0,45 mm dick
Bohrer: Löher HSS (feinewerkzeuge), ausgespitzt
Schmiermittel: Rapsöl
Drehzahl: 350 U/min (bei allen Bohrungen). Säulenbohrmaschine (Bohrständer geht sicher auch, freihändig tät ich es nicht)
Durchmesser Vorbohrer / Fertigbohrer
2,5 / 4,5
2,5 / 5,3
2,5 / 4,2
Alle Bohrungen wurden maßhaltig und rund. Die Bohrungen wiesen durchweg etwas Grat auf (kann weggefeilt werden)
Ganz wichtig: Das zu durchbohrende Sägeblatt muss ganz sicher festgespannt sein. Nicht mit der Hand halten!!! Wenn der durchtretende Bohrer sich verhakt, wird aus einem nicht festgespannten Blatt ein kreisendes Messer!
Fazit: Man kann die Löcher ins Sägeblatt sehr gut mit HSS- Bohrern einbringen, wenn man mit einem kleinen Bohrer vorbohrt (Durchmesser: etwas mehr als Länge der Querschneide am folgenden größeren Bohrer). Für eine zuverlässig runde Bohrung empfehle ich den Stofffetzen- Trick. Maßgenauigkeit der Bohrung ist kein Problem, wenn der Bohrer neu ist - oder korrekt nachgeschliffen. Ein HSS- Bohrer schafft in eine ganze Reihe von Bohrungen (in ein Sägeblatt) bis zum Nachschärfen, jedenfalls viel mehr als man für den Bau einer Säge braucht. Leiden tut der kleine Vorbohrer, der hat schon Probleme fünfmal durch das Sägeblatt zu kommen, den habe ich dann händisch nachgeschliffen. Aber der ist auch, wenn man ihn nachkauft, ein Centartikel.
Bild: Sägeblatt mit Bohrungen (Fertigbohrungen und ein oder zwei Vorbohrungen)

Friedrich