"Mehr Licht!" sollen ja angeblich schon Goethes letzte Worte gewesen sein!(*) In der Werkstatt kanns auch nicht schaden.
Im Frühjahr war ich auf die Messe Light + Building in Frankfurt eingeladen, konnte mich dort mit den neuen LED-Ersatzlampen für Leuchtstoffröhren auseinandersetzen. Die Dinger haben mich fasziniert.
In meiner Werkstatt sind eine Anzahl der 1200 mm langen 36W-Leuchtstoffröhren mit 3360 Lumen verbaut. Von Osram habe ich mir jetzt zum Experimentieren eine Ersatz-LED beschafft. Diese Lampen bringen bei gleicher Lichtfarbe 865 allerdings nur 2500 Lumen, verbrauchen aber auch nur noch 22W- Rechnet man die (praktisch) nicht mehr anfallende Verlustleistung des Vorschaltgeräts hinzu, reduziert sich der Energiebedarf fast um 50%. Der Austausch ist einfach, lediglich die Lampen und die Starter (liegen der LED bei!) sind zu wechseln. Also in etwa wie ein normaler Lampentausch.

Oben herkömmliche Leuchtstoffröhre, unter LED-Austausch

Mehr Daten auf der Rückseite der LED
Der geriffelte, undurchsichtige Kunststoffstreifen der LED muss nach hinten gedreht werden. Hier kommt kein Licht heraus.

Rot=herkömmlicher Starter - grün=LED-Starter
Der LED-Starter ist lediglich eine Art Sicherung. Prinzipiell wird damit das Vorschaltgerät nahezu lahmgelegt, verbraucht kaum noch 1 Wattt. Man kann die Lampe auch umverdrahten und das Vorschaltgerät ganz abklemmen. Dann muss im Lampengehäuse auf die Modifikation hingewiesen werden, denn setzt man eine herkömmliche Lampe ein, wird diese sofort zerstört. Alle technischen Prüfungen/Zertifikate der Leuchteneinheit sind damit hinfällig. Tauscht man nur den Starter ist natürlich eine Rückrüstung einfach.
Das Ergebnis:

Links alt - rechts neu
Die neue Lampe gibt sehr viel mehr Licht ab. Warum? Es stehen doch 3360 Lumen alt gegen nur 2500 Lumen neu? Die Antwort liegt im Abstrahlwinkel. Alt = 360°, neu = 150%, also sehr viel zielgerichteter. Rechnet man auf den Raumwinkel um bekommt man ca. 75-80% mehr Licht. Das ist erheblich! Spiegel hinter den Röhren kann man künftig weglassen.
Nach dem Austausch nur einer Einheit über einer Arbeitsfläche betrug die Helligkeit (bzw. die Belichtungszeit) - bestimmt mit einer Spiegelreflexkamera - 1/13 Sekunde bei Blende 13, die alten Röhren brachten 1/10 Sekunde bei Blende 13. Wenn man beide Einheiten austauscht, käme man vermutlich auf 1/16 Sekunde bei Blende 13.
LED-Type: Osram SubstiTube advanced ST8-HA4 22 W/865 1200 mm. Achtung: Es gibt auch die Ausführungen "value" (1700 Lumen bei 20W) bzw. "basic" (2100 Lumen bei 21W) Rechnerisch ist die schwächste Ausführung auf den Raumwinkel bezogen immer noch lichtstärker als die Leuctstoffröhre. Datenblätter: siehe Link.
Preislich ist die Sache natürlich momentan noch ziemlich uninteressant. Die eine Einheit hat mich gut 45 gekostet - auf den Cent bekomme ich es die nächsten Tage. Deutlich preiswerter sind Ausführungen von Philips mit etwas über 30, die allerdings nur 1600 Lumen bringen.
Auch erwähnenswert: Beim Einschalten praktisch sofort volle Helligkeit, keinerlei Flackern.
In jedem Fall eine interessante Erfahrung.
Gruss
Rolf
PS Nach anderen Quellen verlangte der alte Meister ein Nachtgeschirr bevor er dahinschied. Das erschien für einen Dichterfürsten aber dann doch als zu profan.