Eine Schatulle
Ein lang gehegter Plan, es soll eine Schatulle werden, ich will nur Holz verwenden, auch Scharnier und Schließung sollen aus Holz sein.
Der Ursprung dieser Überlegungen liegt schon lange zurück, in den letzten 10 Jahren meiner Berufstätigkeit arbeitete ich viel mit Kunststoffen, vor allem Spritzteile, dazu gehörte es, dass man auch immer öfter Filmscharniere und Schnapper einbringen musste, diese Problematik zu beherrschen hat mir viel Spaß bereitet und da ich in dieser Zeit schon lange mit Holz arbeitete, reifte irgend wann die Idee dieses auch mal mit Holz zu probieren, Filmscharnier geht zwar nicht, aber Schnapper müsste gehen, es wird auch z.B. bei Spielzeug eingesetzt.
Nun mit den Wabeco-Teilen hatte ich alle Möglichkeiten, als Holz mal wieder Zwetschgenholz (Pflaumen) mit kleinen Anteilen aus Ahorn.
Also hab ich wieder bei unserem Brennholz nach diesem Holz Ausschau gehalten, eine schmutzige Angelegenheit, ich fand kaum ein Holzscheit, an dem keine morsche Anteile waren.
Hier die gesammelten Werke aufgestapelt zum trocknen, es sollte nicht ausreichen.
Bild 1

In die Sockelleisten will ich kleine Ahornstücke einbringen, ich denke diese Lösung fiel mir nur deshalb ein, dass meinen Kreuztisch zur Verwendung kam.
Bild 2

Die Sockelleisten sind auf Gehrung geschnitten, und zu einem Rechteck verleimt, ich bringe einige Zierkanten an, und fräse dann an den Ecken Vertiefungen, in die die Eckteile eingebracht werden.
Bild 3

Hier fräse ich die kleinen Kassetten, bin gerade dabei einen Radius einzubringen.
Bild 4

Auf dem nächsten Bild sind alle Teile der Box zum Verleimen fertig.
Bild 5

Nun gehe ich daran an den hinteren Ecken die Freimachungen für die Scharniere zu fräsen.
Bild 6

Dann wird es etwas kompliziert, ich bohre die Scharnierlöcher, die Abstände hole ich mir mittels eines 8mm Stiftes direkt an den entsprechenden Flächen, dazu musste ich den zusätzlichen Halter von Wabeco benutzen, da kamen wieder Mängel hoch, nach dem Einspannen stellte ich Fluchtfehler fest, mit einem langen Bohrer versuchte ich die Achse des Motors richtig einzustellen.
Die Messuhr ist nicht mehr weg zu denken, sie ist per Magnet einfach anzubringen und ist genau.
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Nun geht es daran die Teile der Schließung zu fertigen, auf der Suche nach Holz, das sehr eng gewachsen und stabil ist, kam ich an die Aststücke von unserer Douglasie die ich vor zwei Jahren fällte, um zu erreichen, dass die Sonne wieder unsere Hütte erreichte.
Dazu das nächste Bild:
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Die Überlegung, der Ast ist fast so alt wie der Stamm an der Baumscheibe, dann sind die Jahresringe beim Ast natürlich viel enger zusammen, selbst beim Verfeuern hat man den Eindruck, das Astholz bringt im Verhältnis mehr Wärme, was ich suche, ein Holz das sich nach Biegevorgängen wieder zurückstellt, ob ich mit meiner Wahl richtig liege, bis jetzt ja, da das Teil nur eingesteckt ist, könnte ich jederzeit eine andere Ausführung einschnappen lassen.
Hier sieht man die Fertigung des Schnappers.
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Hier bearbeite ich das Scharnier.
Dazu benutze ich 4-fach Schichtholz aus dünnen Zwetschgenholzscheiben.
Um Ungenauigkeiten des Tisches auszuschließen, benutzte ich eine Basis aus Holz, die ich aufspannte und bearbeitete, um darauf mein Teil zu spannen und zu bearbeiten, hatte auch den Vorteil, ich konnte tiefer fräsen, ohne in den Tisch zu kommen.
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Hier bearbeite ich den Druckknopf aus Ahorn, mit dem der Schnapper wieder gelöst werden soll.
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Den Aufbau der Schatulle hatte ich natürlich wieder in CAD modelliert, ich bin froh für jede Möglichkeit das System zu benutzen, habe ich eine längere Pause, entfallen mir schnell viele Dinge, es ist für mich eine Art Gehirntraining.
Bei diesem Teil war es aber meistens so, ich legte die Maße und die Art der Gestaltung in meiner Hütte fest, nur die Details der Schließung und der Scharniere legte ich am Bildschirm fest, bei diesen Teilen hatte ich mir sehr beengte Räume gegönnt, da musste ich mit jedem ½ mm geizen
Bild 12 Boden neu-1

Eine Explosion-Darstellung zeigte vielleicht mehr.
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Das Prinzip des Schnappers:
Da ist ein mal das gelbe Teil, es hat zwei Schnappelemente, einmal um im Gehäuse einzuschnappen, das sind die zwei Verdickungen an den beiden Seiten, beim Einschieben drücken sich die beide Armen zusammen bis sie im Gehäuse in eine Freimachung wieder einschnappen,
Der Schnapper , der den Deckel hält, sieht man in der Mitte, er wird von einem Gegenstück (Teil am Deckel in Blau) beim Auflegen kurz gedrückt, um dann wieder zurück zu schnappen und so den Deckel am Aufgehen hindert.
Das rote Teil ist der Drücker, will ich den Deckel öffnen, drücke ich mit dem Knopf den mittleren Schnapper zurück und der Deckel wird frei.
Bild 14 Verschluss

Nun die fertige Schatulle, die Holzpaarung gefällt mir mal wieder gut, der Ahornknopf macht sich auch genügend bemerkbar um auf sich aufmerksam zu machen, beim zudrücken des Deckels gibt es ein sattes Plobb, wie ich es mir immer bei meinen Kunststoffteilen gewünscht hätte ( aber selten so erreichte), der Kunde bevorzugte ein gut wahrnehmbares Geräusch, um sicher zu gehen, der Verschluss ist zu.
Das bei diesem Resonanzkörper ein guter Ton entsteht, war zu erwarten.
Was ich eigentlich nicht erwartet hätte, schon der erste Versuch den Deckel zu schließen, war ein Erfolg, damit hatte nicht gerechnet, es ging doch über einige Ecken beim Maßaufnehmen, ich denke, da hatte ich einfach Glück, allerdings hatte ich mehrmals Maß genommen und das Mittel genommen.
Bild 15

Nun ein Blick in die geöffnete Schatulle, eingelegt die Lade, die ja viele schon kennen.
Bild 16

Blick von hinten, die hintere Wand hat eine durchgehende Kassette.
Bild 17

Hier breche ich diesen Bericht ab, es wird unübersichtlich, bei zu fielen Bildern, weitere Berichte folgen.
Gruß Franz