Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
Hallo Holzwerkerinnen und Holzwerker,
im aktuellen Heft HolzWerken (Nr. 37 von Nov./Dez. 2012) stellt Guido Henn eine sehr interessante Mulit-Werkbank vor.
Zu dieser Werkbank habe ich ein paar Fragen und Anmerkungen, zu denen sich vielleicht Guido selbst, aber auch der eine oder andere äußern wird.
1. Als Tischplatte wird eine "einfache" 30mm Siebdruckplatte verwendet, während beim Frästisch aus Holzwerken vom Nov./Dez. 2011 wegen der Planheit zwei Mulitplexplatten verleimt wurden. Wäre es nicht auch für die Multi-Werkbank besser gewesen, die Tischplatte wie beim Frästisch zu machen?
Natürlich sorgen die Tischzargen unter der Tischplatte für die Ebenheit. Dennoch die Frage, warum mal so, mal so?
2. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird Multiplex bzw. Siebdruck deshalb eingesetzt, weil dieses Material im Gegensatz zu Massivholz viel weniger "arbeitet", also formstabiler bzgl. Temperatur- und Luftfeuchteschwankungen ist. Allerdings verstehe ich dann nicht, warum bei der Spannbacke Massivholz zum Einsatz kommt. Muss man hier aufgrund der unterschiedlichen Materialeigenschaften nicht doch mit Verzug oder Rissen mit der Zeit rechnen?
3. Die Führungen für Sägeanschlag und Führungsschiene mit Aluminium-Rechteckrohr in gefrästen Nuten im (stabilen) Multiplex ist sehr schlau
Mit dem Sägen in die Tischplatte "beschädigt" man aber doch die Oberfläche. Insbesondere wenn auch nicht-90°-Schnitte mit der fest installierten Führungsschiene gemacht werden, würde ich erwarten, dass eng nebeneinander liegende Einschnitte schließlich zu Ausbrüchen in diesem Bereich führen.
Wäre es nicht besser, ein Aluminium-U-Profil in die Tischoberfläche einzubauen (entsprechende Nut einfräsen) und dann z.B. eine MDF-Opferleiste von vielleicht 3mm Breite einzulegen, die bei Bedarf für wenig Geld ersetzt wird?
4. Im Text ist mal von 3/4"-Löchern in der Tischplatte, also 19,05mm, mal von 19-mm-Löchern die Rede. Da die Löcher nicht bemaßt sind, die Frage, was tatsächlich realisiert wurde?
5. Im zweiten Teil wird es dann bestimmt stehen, dennoch schon heute die Frage: Wie schwer ist die Werkbank bestehend aus Untergestell und Tischplatte, aber ohne die ganzen Unterschränke? Lässt sich daran auch Massivholz per Hand hobeln, ohne den Werktisch wegzuschieben?
6. Ich habe mich noch gefragt, wie man wohl am besten auch noch Längsschnitte mit Führungsschienen auf dieser Werkbank durchführen kann.
Viele Grüße
Kai
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Re: Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
Hallo Kai,
versuche mal kurz deine Fragen zu beantworten:
1. Auf der Werkbank wird nicht nur gefräst, sondern auch gestemmt, gesägt etc. da wäre mir der Aufwand einer Tischplatte ala PremiumFrästisch zu aufwändig und bei einer Plattengröße von 200 x 90 cm würden sicher viele kapitulieren. Durch die Zargen unterhalb der Siebdruckplatte ist auch die Planheit gewährleistet und eine aufwändige mit HPL beschichtete Platte nicht nötig. Aber wenn du möchtest kannst du das natürlich machen, genauso wie viele beim Premium-Frästisch eine einfache Siebdruckplatte eingesetzt haben und nicht dem Bauplan gefolgt sind.
2. Bei ordentlichem Holz und Verarbeitung wird - wenn überhaupt - nur minimaler Verzug auftreten und sollte richtig viel Verzug auftreten, können die Backen problemlos abgeschraubt und kurz über den Abrichthobel geschoben werden. Es ist aber auch hier problemlos möglich die Backen aus Multiplex herzustellen - jeder wie er mag und wozu er maschinentechnisch in der Lage ist.
3. Das ist richtig, es kann in der Tat bei intensivem Gebrauch zu eng nebeneinander liegenden Schnitten kommen. Ich würde aber erst reagieren, wenn mir das zu viel wird und dann einen Streifen von 9- 10 mm Tiefe aus der Siebdruckplatte herausfräsen und anschließend mit einem Füllstück aus Multiplex, MDF oder Massivholz versehen. Alles andere wäre mir persönlich zu aufwändig. Ich habe seit 10 Jahren einen intensiv im Kursbetrieb genutzten MFT immer noch mit der ersten Lochplatte und die wird auch noch die nächsten Jahre halten.
4. Wir reden hier von Holz da sind 0,05 mm kein Maß, aber richtig ist 3/4 Zoll sind genau 19,05 mm. Durch leichtes Anhauchen der Werkstücke mit zuvor hochprozentig gespültem Atem lasen sich solche Toleranzen jederzeit ausgleichen .... ;-) (den Gag erzähl ich immer den Kursteilnehmern, die jede Leiste mit dem Messschieber kontrollieren)
5. Die Werkbank ist schwer, genauer gesagt sauschwer! Ich habe Sie nicht gewogen, aber Sie steht an einem festen Ort, von dem man Sie nur wegbekommt, wenn man Tischplatte, Gestell und Unterschränke voneinander trennt. Ich schätze das Gewicht auf deutlich über 150 kg und in jedem Fall viel schwerer als meine Ulmia Hobelbank.
6. Es gibt noch einen weiteren Artikel, den ich für HolzWerken geschrieben habe, in dem beschreibe ich den Zuschnitt von Holz ausschließlich mit einer Führungsschiene und einer Tauchsäge. Leider konnte der Artikel aus redaktionellen Gründen nicht vor der Werkbank ins Heft, so dass ich dich noch etwas vertrösten muss, aber deine Frage wird dort umfassend und mit einem schönen Video beantwortet.
Wenn sonst noch Fragen sind, dann melde dich einfach.
Schöne Grüße
Guido
Re: Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
Hallo,
einen kleinen Schwank zu den 3/4 Zöllen und den 19 Millimeter....
Ich habe mir um Löcher für das Veritas System zu Bohren mal einen 3/4" Schlangenbohrer von Star-M gekauft. Auf der Verpackung steht: 3/4" - 19mm
Schon im durchaus relevanten Bereich sind übrigens meine Sandvik Stemmeisen:
1/4" = 6mm, 1/2" = 12 mm, 3/4" = 18 mm
Viele Grüße,
Gerhard
Re: Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
Hallo Guido,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.
Irgendwie bin ich bei der Tischplatte hin- und hergerissen. Einerseits ist eine Siebdruckplatte mit darunterliegenden Zargen schön plan und verhältnismäßig einfach zu bauen. Andererseits ist eine 30mm Siebdruckplatte dieser Größe auch nicht ganz günstig. Da die Multi-Werkbank auch zum Stemmen, Sägen u.ä. genutzt werden soll, schätze ich die Möglichkeiten, eine Siebdruckplatte zu reparieren bzw. "renovieren" eher gering ein. Massivholz könnte man abhobeln, abschleifen, abfräsen (wurde ja hier und in Zeitschriften auch schon beschrieben). Andererseits dürfte man das Arbeiten einer Massivholzplatte wohl kaum außer Acht lassen, um konstruktive Fehler zu vermeiden.
Sicherlich sind 3/4"=19,05mm und 19mm bei Holz als gleich zu betrachten. Allerdings sind Spannelemente für dieses Maß auch kein Schnäppchen, während man an 20mm Rundmaterial (Buche, (Edel-)Stahl) für einen Selbstbau leicht und günstig(er) herankommt.
Am liebsten wäre mir ja eine Massivholz-Multi-Werkbank mit Beilade in der Mitte für das Werkzeug, Führungsschiene für HKS zum Sägen auch langer Werkstücke (bis 250cm), auch nutzbar als Frästisch mit Nut für Queranschlag. Das ganze so, dass der Umrüstaufwand sehr einfach und ohne viel Zeitaufwand geht - die Eierlegendewollmilchsau halt ;-).
Viele Grüße
Kai
Re: Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
Hallo Kai
Dieser Tisch ist natürlich schon etwas Edles. Bei diesem Aufwand, den man zum Bau haben wird sollte man sicherlich nicht nur nach einer billigeren Lösung suchen. Ich hatte das Vergnügen mir den Tisch anzusehen und darauf zu arbeiten. Wer den Tisch hat, wird sich sicherlich die nächsten Jahrzehnte keinen anderen zulegen. Man darf bei den Bedenken gegen die Oberfläche nicht vergessen, dass eingespannte Hölzer zum Hobel oder Stemmen sicherlich vorwiegend von den Spannbacken gehalten werden. Diese bestehen ja je nach Ausführung aus massivem Holz, welches auch wieder geschliffen, gehobelt und mit einer Oberflächenbehandlung versehen werden kann vorhanden. Die Oberfläche ist wirklich Tipp top eben und die Handhabbarkeit insbesondere beim Zusägen und Fräsen ausserordentlich gut. Ich habe auch bei Guido die etwas älteren Frästische mit dieser Oberfläche gesehen und die sind immer noch einwandfrei, da sieht mein MFT nach einem Jahr bereits schlechter aus. Die Lebenserwartung einer Hobelbank oder eines solchen Tisches hängt ja ganz massgeblich von meiner eigenen Sorgfalt ab. Ich benutze immer noch die Hobelbank, welche mein Opa gebaut hat, die bereits Lebensspuren von ihm, von meinem Vater und natürlich auch von mir hat und ich werde mich auch nicht von dieser trennen.
Die Möglichkeiten eines solchen Tisches sind natürlich überhaupt nicht mehr mit einer Hobelbank zu vergleichen. Gleichzeitig einen MFT, eine vollwertige Hobelbank, eine Tischfräse, einen Maschinenständer und Unterbringungsmöglichkeiten zu haben kommt doch Deiner zitierten Eier legenden Wollmilchsau doch schon sehr nahe.
Was das Mass 19,05mm; 19mm oder 20 mm anbelangt, bist Du ja völlig frei eine Dir passende Lösung zu generieren. Was die Qualität Deines Tisches sicherlich nicht beeinflussen wird. Jeder kann auch bei einem solchen Stück die für Ihn passende Ausbaustufe wählen. Ich finde es einfach genial zu wissen, dass man kann...
Nein, ein Schnäppchen nach dem Motto: "Geiz ist geil" ist dieser Tisch sicher nicht, aber etwas um sehr viel Freude und Befriedigung beim Holzwerken zu erfahren. Da ich für den nächsten Winter mit meinen Projekten schon mehrfach ausgebucht bin, werde ich mir genau diesen Tisch als besonderen Höhepunkt in meiner Holzwerker Karriere aufbewahren.
Viele Grüsse
Hansjörg
Hallo Guido,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.
Irgendwie bin ich bei der Tischplatte hin- und hergerissen. Einerseits ist eine Siebdruckplatte mit darunterliegenden Zargen schön plan und verhältnismäßig einfach zu bauen. Andererseits ist eine 30mm Siebdruckplatte dieser Größe auch nicht ganz günstig. Da die Multi-Werkbank auch zum Stemmen, Sägen u.ä. genutzt werden soll, schätze ich die Möglichkeiten, eine Siebdruckplatte zu reparieren bzw. "renovieren" eher gering ein. Massivholz könnte man abhobeln, abschleifen, abfräsen (wurde ja hier und in Zeitschriften auch schon beschrieben). Andererseits dürfte man das Arbeiten einer Massivholzplatte wohl kaum außer Acht lassen, um konstruktive Fehler zu vermeiden.
Sicherlich sind 3/4"=19,05mm und 19mm bei Holz als gleich zu betrachten. Allerdings sind Spannelemente für dieses Maß auch kein Schnäppchen, während man an 20mm Rundmaterial (Buche, (Edel-)Stahl) für einen Selbstbau leicht und günstig(er) herankommt.
Am liebsten wäre mir ja eine Massivholz-Multi-Werkbank mit Beilade in der Mitte für das Werkzeug, Führungsschiene für HKS zum Sägen auch langer Werkstücke (bis 250cm), auch nutzbar als Frästisch mit Nut für Queranschlag. Das ganze so, dass der Umrüstaufwand sehr einfach und ohne viel Zeitaufwand geht - die Eierlegendewollmilchsau halt ;-).
Viele Grüße
Kai
Re: Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
[In Antwort auf #70110]
Ich finde diese Werkbank einfach nur genial :-)
Das einzige was mir noch fehlt, ist eine integrierte Tischsäge, dann wäre sie absolut perfekt!
Ich hoffe ich habe irgendwann die Zeit diese Werkbank selber bauen zu können *seufz*
Gruss, Jürg
Ich finde diese Werkbank einfach nur genial :-)
Das einzige was mir noch fehlt, ist eine integrierte Tischsäge, dann wäre sie absolut perfekt!
Ich hoffe ich habe irgendwann die Zeit diese Werkbank selber bauen zu können *seufz*
Gruss, Jürg
Re: Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
[In Antwort auf #70107]
Hallo,
finde den Tisch auch genial, habe zu ihm eine Frage, Wie bekommt man die Führungsschiene Sicher rechtwinklig? Denke nur Maßband und Winkel ist da was unsicher oder nocht?
Danke Gruß
Hallo,
finde den Tisch auch genial, habe zu ihm eine Frage, Wie bekommt man die Führungsschiene Sicher rechtwinklig? Denke nur Maßband und Winkel ist da was unsicher oder nocht?
Danke Gruß
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- Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02
Re: Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
Hallo Ben,
ich habe mir auf meiner Formatsäge dazu aus 21 mm dickem Multiplex ein genau rechtwinkliges Dreieck gesägt mit den Schenkellängen 600 x 600 x 848,5 (rechnerisch). Damit kannst du dann beide wichtigen Winkel im Möbelbau (90º und 45º) im Nu auf dem Tisch einstellen. Nun hat sicher keiner, der den Tisch bauen will eine Formatsäge (dann bräuchte er den Tisch nicht), aber es ist vielleicht möglich sich beim Schreiner mit hochwertiger Formatsäge eine solche Platte genau zuschneiden zu lassen.
Falls hier Schreiner mitlesen, das wäre doch mal eine Geschäftsidee für die Bucht oder den Marktplatz hier. Denn das Teil ist auch beim Festool MFT Gold wert.
Ich habe auf der Multiwerkbank damit z. B. im Küchenbaukurs die Schiene genau auf 45 Grad eingestellt und ohne einen Probeschnitt sofort einen perfekten Rahmen auf Gehrungen (mit Füllung) zugeschnitten, Hansjörg (im Thread als Barbarossa sichtbar) kann das sicher bestätigen, der war nämlich dabei ...
Schöne Grüße
Guido
Re: Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
Hallo,
vielen Dank.
Habe gleich ne Anfrage bei meinem Schreiner gemacht.
Logische Lösung, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
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- Beiträge: 326
- Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08
Re: Multi-Werkbank in HolzWerken Nr. 37
Hallo Guido,
848,5 ist doch aber nicht das genaue Maß, so dass man sich damit eine (natürlich winzig kleine!) Ungenauigkeit einfängt. Das könnte sich beim Sägen von Gehrungen für einen Rahmen aber schon bemerkbar machen. Das genaue Maß wären doch 600*WURZEL(2) was dann ungefähr 848,528mm oder besser 848,53mm entspricht. Zumindest die zweite Nachkommastelle würde ich hier dann für angebracht halten - auch wenn man so genau kaum messen kann.
Falls man übrigens auf den 45°-Winkel verzichten kann, wird das Ganze etwas einfacher. Dann tut es ein Dreieck mit den Abmessungen 30, 40 und 50. Das ergibt einen hundertprozentig rechten Winkel. Auch bei Vielfachen hiervon, also z.B. 600mm, 800mm und 1000mm. Damit haben wir als Zimmerer früher auf dem Bau rechte Winkel gemessen. Bei einem großen Haus oder einer Halle kann man dann bspw. mit 15m, 20m und 25m arbeiten...
Schöne Grüße
Stefan