Verlängerung einer Pfette *MIT BILD*

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Rafael Neumann
Beiträge: 157
Registriert: Mi 2. Okt 2013, 11:07

Verlängerung einer Pfette *MIT BILD*

Beitrag von Rafael Neumann »


Hallo zusammen,

ich habe gerade einen Anbau an eine alte Garage vorgenommen und mit einem recht flachen Dach in die Konstruktion des alten Garagengebäudes eingebunden. Das alte Gebäude hat eine Länge von ca. 6m und es handelt sich um ein Pfettendach mit einer Mittelpfette (10x10) und zwei Fußpfetten. Die Mittelpfette liegt in einem gemauerten Giebel, wie man auf dem Bild hoffentlich erkennen kann:


Nun habe ich folgende wirre Idee:
Inspiriert durch alte Ställe oder Scheunen möchte ich gerne das vorhandene Fenster gegen ein größeres austauschen, das fast bis zur Decke reicht, damit ich den Raum auf der Decke als Lagerraum nutzen kann, der nicht nur über die eingebaute Bodentreppe erreichbar sein soll. Gleichzeitig möchte ich auf der Giebelmauer einen kleinen Dachüberstand bauen, um dort einen Haken für eine Seilrolle oder einen Hebezug anzubringen. Dazu müsste ich die Giebelwand öffnen und die Pfette verlängern.

Frage: Wie stellt man das am besten an ?
Es werden keine riesigen Lasten hochgehoben, aber würde es z.B. funktionieren, einen Balken mit doppelter Pfettenhöhe auf ca. einem Meter auszuklinken (die höhere Seite von 20cm würde außen sein) und mit der Pfette zu verbinden ?

Schöne Grüße an alle Tüftler
Rafael


reinhold
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Re: Verlängerung einer Pfette

Beitrag von reinhold »


hallo Rafael,

Du brauchst oberhalb des Fensters auf jeden Fall einen Sturz, der kräftig genug ist, um die Pfette zu tragen und nicht durchzuhängen.
Wenn Du einen Eichenbalken 15 x 15 (ungefähr) bekommen kannst, dann nimm diesen, achte drauf, dass es Kernholz ist und kein Splint dran ist. Das beidseitige Auflager des Sturzes sollte nicht unter 20 cm liegen.
Die Pfette zu verlängern ist nicht nötig, auch nicht praktikabel. Auch die Dachverlängerung sehe ich kritisch - zu aufwendig.
Für den Aufzug würde ich einen 12 x 12 oder 14 x 14 Balken nehmen und den unterhalb der Pfette festmachen. Die Zangen unterhalb der Pfette lässt Du, wie sie sind. Der Zwischenraum zwischen Pfette und Kranbalken wird mit passenden Holzstücken ausgefüllt. Als Faustregel gilt, dass der innenliegende Teil (unter der Pfette) zweimal so lang sein soll, wie der auskragende Teil. Dann bist Du statisch auf der sicheren Seite. Mach ein Dächchen (dreieckiges Holzstück mit Blechbeschlag) auf den Kragbalken, dann hält er länger. Wenn also der Aufzug ca 70 cm auskragen soll (vernünftig) dann brauchst Du einen Balken von mind. 210 cm Länge.

viel Spass beim Zimmern
wünscht Reinhold

p.s. das Flachdach beleidigt meinen Sinn für Ästhetik.

reinhold
Beiträge: 1793
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Nachklapp

Beitrag von reinhold »


Nachklapp:

Das Verlängern des Fensters nach oben bringt in einem Lagerraum nicht viel. Sinnvoller wäre es, das Fenster bis auf den Fussboden zu verlängern, wie eine Balkontür, dann kannst Du Dein Lagergut besser hinaufbringen. Die alten Lagerhäuser hatten an derartigen Öffnungen einen Brustriegel, der ausgehängt werden konnte. Er diente als Geländer, war aber zum Wegnehmen, wenn grössere Sachen hochgezogen und eingeschwenkt wurden.

gruss
reinhold

Axel Schaefers
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Re: Verlängerung einer Pfette

Beitrag von Axel Schaefers »

[In Antwort auf #69444]
Hallo Rafael,

ich würde wie Reinhold auch das Fenster nur nach unten bis auf den Fußboden verlängern, nach oben hin scheint nicht genug Auflagefläche für einen neuen Sturz zu bleiben.

Der Balken für die Rolle muss ja nicht unbedingt eine Verlängerung des Firstes sein; ich würde zwischen Fenstersturz und First einige Ziegel herausnehmen und den Balken für die Rolle dort auflegen. Den Balken würde ich lang genug wählen und unterhalb der Zangen befestigen. Die Last nach vorn müsste der Sturz auffangen, der Hebel nach hinten müsste sich über ausreichend vielen Zangen verteilen. Die Konterlassung kann für die neue Eindeckung ja auch etwas länger sein, so dass ein schöner Überstand entsteht.

Spontane Idee, spannendes Projekt - ich würde in jedem Fall auch einen Architekten oder Statiker fragen.

Beste Grüße.

Rafael Neumann
Beiträge: 157
Registriert: Mi 2. Okt 2013, 11:07

Re: Nachklapp *MIT BILD*

Beitrag von Rafael Neumann »

[In Antwort auf #69447]
Hallo Reinhold,

vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Zunächst nur zur Klarstellung:
Das Fenster soll auch nach unten zum Boden hin verlängert werden - das hatte ich unglücklich formuliert, als ich geschrieben habe, dass es bis "zur Decke" reichen soll, denn die ist ja "unter" der Pfette. Auch gibt es keine Verlängerung des Daches, sondern es wird ein Dachüberstand von ca. 30cm herausgezogen; nur optisch, damit es zum Haupthaus passt. Und das Flachdach ist nicht der Knaller, aber die Bauordnung hat in der eingetragenen Baulast ein Höhe von 3,43m vorgegeben, und dann ist einfach nicht mehr drin.

Fazit wäre also für mich:
1. Sturz über dem Fenster prüfen und ggfls. austauschen
2. Anstelle der Verlängerung der Pfette wird ein Balken daruntergeschraubt

Vorher hatte ich mir das nicht mit einem so langen balken, sondern mit einem ausgeklinkten, kürzen Stück gedacht, das mit der Pfette verschraubt wird. Also ungefähr so:


Schöne Grüße
Rafael

Rafael Neumann
Beiträge: 157
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Re: Verlängerung einer Pfette *MIT BILD*

Beitrag von Rafael Neumann »

[In Antwort auf #69452]
Kleiner Nachtrag: So sieht es im Moment aus, auf die restlichen Steine warte ich leider noch:


Grüße
Rafael

Bernd S.
Beiträge: 66
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Verlängerung einer Pfette

Beitrag von Bernd S. »

[In Antwort auf #69444]
Hallo Rafael,

ohne mich jetzt wirklich mit der Materie auszukennen und auf die Gefahr hin, mich zu täuschen, hätte ich jetzt eher gedacht, dass es sich um ein Sparrendach handelt, denn ich sehe keine Pfosten. Das nur nebenbei. Was ich auf dem Foto vermisse, sind Windrispen(bänder) zur diagonalen Aussteifung. Gut, das war nicht Deine Frage, aber man macht sich so seine Gedanken und ich lerne gerne dazu.

Gruß Bernd

Rafael Neumann
Beiträge: 157
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Re: Verlängerung einer Pfette

Beitrag von Rafael Neumann »

[In Antwort auf #69454]
Hallo Bernd (irgednwei hängen meine Beiträge trotz vorgegebenem Profil hinterher - zweie fehlen komplett),

ich verwechsele die Begriffe auch fast immer und es sind zwar keine Pfosten vorhanden, aber es gibt eine Mittelpfette und die zwei Fußpfetten; die Pfosten sind - glaube ich - erst ab einer bestimmten Dachgröße erforderlich. Was die windrispen anbelangt, sind schlichtweg seinerzeit (also 1950) keine verbaut worden.

Grüße
Rafael

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Verlängerung einer Pfette

Beitrag von reinhold »


hallo Bernd,

es ist schon richtig, es ist ein Pfettendachstuhl.
Pfette heissen die waagrechten Balken, auf denen die schrägen Sparren aufliegen.

Die unteren sind die Fusspfetten, die obere (nur eine!) ist die Firstpfette.

Windrispen braucht man bei so kleinen Dächern, wie im Bild nicht, der Winddruck wird hier über die Giebelwände abgeleitet.

Zum Thema Pfosten : wenn ein zweistockiger Dachstuhl als Pfettendach errichtet werden soll, dann wird die Decke über dem unteren Stock auf Pfosten gestellt , das ist dann gleichzeitig der Fussboden des oberen Stocks. Da die Sparren dadurch zum Selbertragen zu lang werden, wird am Schnittpunkt zwischen der Deckenlage und der Sparrenlage eine zweite Pfette, die Mittelpfette eingezogen, als Auflager für die Sparren. Das nennt man dann ein stehend abgestütztes Pfettendach. Es gibt auch liegende Konstruktionen, aber das führt hier zu weit.

viele Grüsse
reinhold

sepp schick
Beiträge: 429
Registriert: So 9. Sep 2012, 16:09

Re: Verlängerung einer Pfette

Beitrag von sepp schick »

[In Antwort auf #69444]
Hallo ich würde eine Torlaufschiene anbringen ,gibt es in drei Größen dazu die passenden Rollen damit kann man die Lasten je nach Länge weit in den Raum bringen .Ähnlich wie bei den früher oft verwendeten Heugreiferbahnen . Über die technische Ausführung habe ich mir momentan keine grossen gedanken gemacht weil ich nicht weis ob so etwas überhaupt in frage kommt .Die Schienen bef. und auch die Laufkatzen sind Serienteile . Welche Lasten sind bei dir als gering anzusehen Wen die Lasten wie du schreibst gering sind und das stärkste Schienenprofil verwendet wird bräuchte kein Holz zur Montage eingezogen werden mfg sepp

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