Projekt: Zyklon (Fliehkraftabscheider) bauen *sehr viele Bilder*
Hallo,
diesmal stelle ich euch den kompletten Bau - Schritt für Schritt - meines Zyklons in allen Einzelheiten und mit meinen Gedanken dazu vor.
Angefangen hat alles vor einem halben Jahr mit dem Ärgernis der ständig vollen und teuren Staubsaugerbeutel. Umgehend habe ich mich in sämtliche Literatur im Internet vertieft, die sich mit dem Bau von Zyklonen und dem gewerblichen Vertrieb davon beschäftigt.
Einen Gekauften wollte ich aus Geld- und Ehrgeizgründen nicht :-D.
Nachdem die Infos sich wochenlang gesetzt haben, begann ich mit dem Entwurf am Pc, um mir mal einen Überblick zu verschaffen, ob das für mich überhaupt umsetzbar ist:

Ich habe mich für die Kombination aus Zylinder und Kegel entschieden, weil ich der Meinung bin, dass die Spirale leichter an einem Zylinder konzipiert werden kann, als an einer enger werdenden Wandung, wie es bei einem großen Kegel der Fall wäre.
Nachdem ich dann durch Zufall für 6 Euro eine 30l Tonne aus stabilem Blech ersteigerte, war der Startschuss gefallen. Als nächstes besorgte ich mir - entgegen dem Rat hier aus einem anderen Beitrag - 0,8mm Blech und zeichnete meine benötigten Blechteile an.
Ich habe mich für 0,8mm entschieden, da ich 0,6 einfach für zu dünn befand. Damit stand dann auch fest, dass ich Hilfe für die Blecharbeiten brauchte. Fündig wurde ich in der Darmstädter Stammtisch-Gruppe.
Nochmals vielen Dank an Dominic für die große Hilfe, ohne die der Zyklon nicht in dieser Form und Qualität entstanden wäre!!!
Dazu muss man auch erwähnen, dass die Werkstatt nun mal mit allen benötigten Maschinen ausgestattet ist.
Diese Woche war es dann soweit und wir haben den Zyklon in Angriff genommen.
Zuschnitt auf der Schlagschere:

Ausschnitte an der Metallbandsäge:

Das Highlight, eine Rollen-Biege-Maschine für die Herstellung des Kegels und der Zylinder:

Der Kegel wird zusammengepunktet, um anschließend mit einer durchgängigen Schweißnaht verbunden zu werden. Das 0,8er Blech ist dabei aber auch mit Vorsicht zu genießen - Ruckzuck sind durch die Hitze Löcher rein gebrannt.

Abschleifen der Schweißnaht am Bandschleifer, um die scharfkantigen Stellen zu entfernen:

Alle vorgeschweißten und zugeschnittenen Teile.: Äußerer Zylinder, Kegel, innerer Zylinder für die Absaugung und die Spirale:

Verschweißen der Spirale an den inneren Zylinder. Dieses Vorgehen erschien uns sinnvoller, da man so besser an die Kontaktflächen zwischen Zylinder und Spirale herankommt, um sie anzupunkten.

Zum Abschluss wird der innere Zylinder mit der angeschweißten Spirale in den Zylinder mit Kegel eingesetzt und mit ein paar wenigen Schweißpunkten fixiert. Die Dichtigkeit ist dabei nicht so wichtig, da innerhalb des Zyklons sowieso überall Unterdruck herrscht. Die Außenhülle dagegen sollte löcherfrei sein.

Nach 4 Stunden Arbeit noch ein bisschen für hübsch außen am Zyklon und dann gings wieder nach Hause:

Das alles entscheidende Maß für den Bau eines Zyklons ist der obere Durchmesser des Kegels. Nach diesem richtet sich der obere Zylinder und der Durchmesser der Spirale. Wenn dieses Maß bekannt ist und nicht mehr veränderlich, können alle Teile Stück für Stück fertig gestellt werden.
TAG 2:
Ein gewisser Selbstbau- und Besitzerstolz hat schon eingesetzt. Jetzt geht es darum den Zyklon zum Leben zu erwecken und für Kompatibilität zu meinen Maschinen zu sorgen:

Ein Deckel für die Blechtonne ist schnell gefräst. An der Unterseite läuft eine Nut, in die der Tonnenrand exakt reinpasst. Jetzt ging der Aufwand aber erst los. Durch die Eigenherstellung der Zylinder und des Kegels ist kein Grundriss exakt kreisförmig. Alles ist mehr oder weniger eiförmig mit vielen unterschiedlichen Radien.
Die fertige Basis für den Zyklon:


Ich habe es noch geschafft mit dem Dach des Zyklons anzufangen, bei dem es nicht nur einen, sondern gleich 2 "schiefe" Kreise gab. Außerdem mussten die Haltebleche für den Lufteinlass auch entsprechend berücksichtig werden:

Damit war auch Tag 2 schon wieder vorbei und der Zyklon ist noch immer nicht erwacht... Ich habe am Morgen ziemlich viel Zeit verloren, weil ich mich beim Deckel der Tonne verfräst habe und noch einmal von vorne beginnen musste, da meine perfektionistische Ader nicht mit diesem Schnitzer leben konnte.....
TAG 3:
Es geht voran - Die Holzstücke für den Lufteinlass sind gewählt und schon grob zugeschnitten. Durch den "freien" Bau ist jedes Stück ein Unikat und so nicht mehr reproduzierbar. Hier noch eine Ecke fräsen, dort noch ein Streifen wegschneiden. Dann oben ein bisschen mit der Zwinge anziehen und siehe da..... es passt :).

Ihr mögt euch jetzt fragen, warum nicht einfach ein Rohr als Absauganschluss mit angeschweißt wurde.
Ich wollte mir die Option, durch eine wechselbare Frontplatte, der Nutzung mehrere Schläuche offen halten. Ich besitze einen 60mm Schlauch von Kärcher für die Erika und für groben Dreck und einen 27mm Schlauch mit Gummimuffe für alle Handmaschinen. Außerdem ist der Lufteinlass so groß, dass sogar ein Schlauch bis 75mm Durchmesser angeschlossen werden kann. Wofür das auch immer gut sein mag... :-D.
Gleiches gilt auch für den Deckel oben. Die oberste Platte ist abschraubbar und damit für einen neuen Sauger gewappnet.
Nachdem der Lufteinlass geformt war, ging es daran alle Löcher, Lücken und Spalten abzudichten. Auf Dominics Empfehlung hin, habe ich Heißkleber genommen.

Da liegt er, der fertig abgedichtete Zyklon. In den Lufteinlass habe ich aus einem alten Boschabsaugadapter mit 58mm Durchmesser noch einen leichten Winkel gebastelt, der den Luftstrom direkt in die Spirale im Inneren lenkt.

Zusammen mit der Tonne:

Das neue Staubbeseitigungsteam in meiner Werkstatt. Kärcher 2000E mit selfmade Zyklon und 30l Tonne:

Ich hoffe dieser Beitrag hilft dem einen oder anderen beim Bau seines eigenen Zyklons.
Der erste Testlauf eben verlief schon sehr viel versprechend. Ich habe meinen ganzen Unterstand gesaugt und es kam nicht ein Holzspan im Sauger an. Wie es mit Feinstaub aussieht kann ich nicht sagen. Ich werde mich morgen mal an ausführlichere Tests heranwagen.
Außerdem fehlt noch eine Wandbefestigung und eine Schlauchdurchführung des Saugers aus dem Gartenhäuschen in den Unterstand. Dann wäre eine Lärmquelle schon mal ein bisschen gedämpft. Ein Lichtschalter steuert den Staubsauger dann "fern".
Über Fragen, Anregungen, etc würde ich mich freuen.
Viele Grüße
Tobi