Hallo zusammen,
Für den noch zu bauenden Esstisch im Wohnzimmer und für die Küche will ich mir 10 Stühle aus Esche bauen.
Um nicht komplett auf die Nase zu fallen, habe ich (zum Glück) als erstes einen Prototypen gebaut.
Die Lehne ist bei diesem Stuhl zu steil (95° zur Sitzfläche), die Sitzfläche ist zu wenig tief, die Beine sind zu stark zugespitzt und die Sitzfläche ist mit 10mm ein wenig zu Schwach.

Beim Bau des Prototypen konnte ich auch ein wenig mit Schablonen und Vorrichtungen experimentieren um die Effektivsten Hilfsmittel zu bestimmen. Ich möchte die Stühle innerhalb vernünftiger Zeit bauen können.
Dabei sind die folgenden Schablonen und Vorrichtungen entstanden auf dem Bild von oben nach unten.
- Einspannvorrichtung zum Zuspitzen der Vorderfüsse
- Einspannvorrichtung zum Zuspitzen des linken Hinterfusses
- Einspannvorrichtung zum Zuspitzen des rechten Hinterfusses
- Ablängschablone für die Hinterfüsse
- Frässchablone für die Hinterfüsse

Ich habe relativ kleine Kniehebelspanner gekauft. Mit den grossen (wie zB. denen von Felder) hätte ich beim zuschneiden die Spanhaube demontieren müssen.
Für die Woodrat habe ich mir noch eine Vorrichtung gebaut die in der Grösse an die Stühle angepasst ist.

Beim Bau des Prototypen habe ich bemerkt, dass es viel zu lange dauert wenn ich die Teile mit Schlitz und Zapfen Fräse und dann die Schlitze noch rechteckig ausstemme. Darum habe ich mich entschieden nur Schlitze in alle Teile zu fräsen und die Verbindungen mit falschen Zapfen herzustellen.
Vom Herstellen der Einzelteile habe ich leider keine Fotos, ich war nach dem Umkonstruieren und umbauen der Schablonen und Vorrichtungen so Heiss darauf endlich loslegen zu können, dass ich das Fotografieren schlicht vergessen habe ;-)
Zuerst habe ich mir Bohlen mit möglichst engstehenden Jahresringen ausgesucht und daraus Bretter für jeweils 3 Hinterbeine zugeschnitten, abegrichtet und auf 40.5 mm (0.5mm Schleifzugabe) Dickengehobelt. Mit der Frässchablone und einem Zimmermansbleistift die Konturen aufgezeichnet und dann mit dem Bandsägelchen (Metabo BAS 260 Swift) zugeschitten. Das kleine Ding hat sich wacker gehalten aber ein Sägeblatt hat das zeitliche gesegnet.
Zum fräsen habe ich die Schablone mit Teppichklebebandstreifen auf die Rohlinge geklebt und auf dem Frästisch mit dem Bündigfräser mit Kugellager am Schaft bis auf etwas mehr als die Hälfte, dann mit dem normalen Bündigfräser ohne Schablone die andere Hälfte gefräst. Einige Rohlinge sind mir beim fräsen richtiggehend zersplittert. Das mit der Holzauswahl habe ich scheinbar noch nicht so im Griff ;-)
Irgend jemand hat im Forum mal einen Satz Bündigfräser mit ziehendem Schnitt vorgestellt, wahrscheinlich wäre es mit solchen Fräsern besser gegangen, aber ich hatte schon richtig Mühe den Satz Bündigfräser zu finden den ich benutzt habe.

Die Hinter- und Vorderbeine und die Diagonalstreben für die Sitzfläche

Längs- Quer und Rückenlehnenstreben zum Teil fertig gefräst und mit eingeleimten Zapfen.

Als ich am Schluss alle Teile gesägt und gehobelt hatte, lagen eine ganze Menge Abschnitte herum. Aus diesen habe ich so viele Brettchen mit ~15mm Dicke gesägt wie es gefahrlos möglich war. Diese Brettchen habe ich auf 10mm nur Dickengehobelt, dann daraus 40mm, 30mm und 15mm breite Steifen gesägt und auf dem Frästisch mit einem R5.0 Radiusfräser die Längskanten Rundgefräst.
Ein wenig Kopfzerbrechen machte mir das Zusägen der falschen Zapfen aus diesen Brettchen auf eine Länge von 30mm.
Das Sägeblatt machte derart Wind, dass die Zapfen immer irgendwie ins Sägeblatt gezogen wurden und dann durch die Werkstatt flogen.
Nach ein wenig Nachdenken entstand die folgende Vorrichtung

Eine Tupperware Dose mit einem Schlitz zum Sägeblatt und einem Loch für den Staubsauger.

Jetzt flutschten die Teile in diese Box.
So jeweils nach 20 Teilen musste ich die Box leeren.
Das ganze hat so gut funktioniert, dass ich richtiggehend in einen Rausch gekommen bin und gar nicht mehr aufhören konnte solche Zapfen herzustellen. Wahrscheinlich habe ich für die nächsten Jahre genügend falsche Zapfen auf Lager ;-)

Das Fräsen der Schlitze ist auf meiner Woodrat dank dem Längenmesssystem ein Vergnügen.

Ich habe auf den Zeichnungen die Fräsungen im Koordinatensystem vermasst.

So musste ich für jedes Teil nur den Nullpunkt einstellen und konnte dann von Fräsung zu Fräsung kurbeln.
Die Schlitze in diese Teile wo man normalerweise die Zapfen Fräst habe ich in der Länge mit +0.4mm gefräst. Die Zapfen sitzen derart stramm, dass man sie mit dem Nylonhammer setzen muss.

Die anderen Schlitze habe ich in der Länge mit +2mm gefräst, so habe ich beim zusammenstellen noch Spielraum um Toleranzen auszugleichen.
So, das war's erstmal... weiter geht's wenn die Stühle fertig gebaut sind.
Herzliche Grüsse
Walter