Hallo liebe Gemeinde!
Information vorab: Ich kann hier nur aus eigener Erfahrung sprechen und auch
nur für meinen Typ Tischkreissäge. Wie sinnvoll der vorgestellte Artikel für
Besitzer von Formatkreissägen mit Schiebeschlitten ist, kann ich nicht beurteilen.
Jeder kennt das Problem. Wie säge ich schmale Leisten auf der Tischkreissäge
und zwar so, dass ich im Anschluss nicht Schnittspuren, Riefen oder Brandstellen entfernen muss???
Sofern kein Schiebeschlitten zur Verfügung steht, an dem man das Werkstück zur Not fest spannen kann,
oder die Zeit/Lust für eine selbstgebaute Vorrichtung fehlt, ist dies meistens auch noch
ein ziemlich gefährliches Unterfangen für unsere wichtigsten Werkzeuge: Die Finger.
Eine Abhilfe schaffen Schiebestöcke, oder Schiebeladen:

Der gelbe Schiebestock ist für mein Empfinden schon einmal eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Roten.
Die Kontrolle über das Werkstück ist deutlich höher, durch die große gummierte Auflagefläche.
Allerdings ist ab einer gewissen Werkstückbreite auch Schluss mit Lustig, da die Finger
nicht sonderlich weit vom Sägeblatt entfernt sind und durch die Ergonomie des Griffes,
der Unterarm parallel zur Tischoberfläche geführt werden muss und nicht von oben geschoben werden kann.
Für mich jedenfalls schon lange ein Grund nach Alternativen zu suchen.
Letzte Woche bin ich per Zufall in einem Holzwerkervideo aus den Staaten auf dieses Produkt aufmerksam geworden:

Der GRR-Ripper von Microjig. Er vereint alle bisher bekannten Schiebehilfen in einem Stück
und erweitert sie um einige ausgefuchste Details, die ich selbst noch gar nicht alle ausprobieren,
bzw. überhaupt entdecken konnte.
Was macht ihn so besonders??
Der Gripper ermöglicht eine 3D-Kontrolle des Werkstückes.
Den Druck nach unten, seitlich zum Anschlag und logischerweise den Vorschub.
Um diese Kontrolle zu erzielen lässt sich das rutschhemmende Bein in der Mitte verschieben und somit optimal an die Aufgabe anpassen.
Des Weiteren verfügt er über einen Höhenausgleich, damit auch bei schmalen Werkstücken ein Abkippen des Grippers verhindert wird.
Der Kreativität sind dabei keine Einsatzgrenzen gesetzt. Mit Zubehörteilen, wie einer großen Auflageplatte,
weiteren Beinen, Anschlagstop für die Rückseite und Schrauben für selbstgebaute Anbauteile ist das wohl
der vielseitigste Pushblock, den man kaufen kann.
Der Gripper ist nahezu komplett zerlegbar und einstellbar. Angefangen bei dem schwarzen Griff, bis hin zur Demontage von seitlichen Beinen,
um zum Beispiel eine lange Leiste als Anschlag anzuschrauben.
Ich möchte euch jetzt einfach mal kurz den ersten Einsatz meiner Gripper zeigen und
im Anschluss noch kurz auf weitere Einsatzmöglichkeiten eingehen.
Bzw. anhand der Bilder ein bisschen erklären.
Die ersten Tests habe ich mit Fichteleisten gemacht, die ich aus einem Kantholz geschnitten habe.
Die Dicke beträgt ungefähr 8,5mm.
Eigentlich kein Job, den man auf einer Tischkreissäge erledigen möchte (mal davon abgesehen,
dass auf einer Bandsäge, weniger Holz vernichtet wird, durch die geringere Sägeblattdicke - aber so
eine Maschine steht nun mal nicht jedem zur Verfügung).
Der Gripper meistert diese Aufgabe mit Bravour und fixiert, nach entsprechender sekundenschneller Einstellung,
das eigentliche Werkstück, sowie den Abschnitt, wodurch es zu keinen Sägeblattspuren kommt.
Die wesentlichen Schritte: Gripper einstellen und einfach über das Sägeblatt am Anschlag entlang schieben.
Hier ist der letzte Rest des Kantholzes zu sehen, welcher normalerweise in die Hobelmaschine oder in die Mülltonne wandern würde:

Als 2. Aufgabe habe ich Fensterprofile für einen einfachen Holzrahmen, für einen Tierkäfig gesägt.
Sicherlich auch eine Aufgabe für einen Frästisch, allerdings hielt mich der große Materialabtrag und die anfallenden Späne ab.
Die ersten Schnitte sind dabei auch mit herkömmlichen Pushsticks und Federkämmen relativ leicht zu erledigen,
aber sobald die Aussparungen ganz ausgesägt werden, wird das Werkstück ziemlich schnell instabil
und die Gefahr für Finger und Werkstück nimmt deutlich zu.

Auch hier hat der Gripper eine Lösung in Petto.
Durch die Einstellung des Handgriffes und des mittleren Beins kann die ganze aufgebrachte Druckkraft
auf den mittleren Teil des Rahmenteils konzentriert werden. Außerdem kann die (schwarze) Zusatzplatte
an der Höheneinstellung so fixiert werden, dass die Kante auch seitlichen Druck auf das Profil ausübt.
Damit schlägt man alle Fliegen mit einer Klappe. Die Finger sind sicher außer Reichweite des Sägeblatts.
Es kann ausreichender Druck auf das Werkstück ausgeübt werden, dass es nicht kippt und zusätzlich
wird es durch das Anschlagbrett auch an der unteren Aussparung an den Anschlag gedrückt.

Nochmal im Detail das saubere Ergebnis und die Auflagepunkte des Grippers:

Jetzt mögen sich einige bestimmt fragen, wofür ich 2 von den Teilen brauche.
Sobald beide identisch eingestellt sind ist damit eine 2-händige Hand-über-Hand-Technik möglich,
wodurch auch lange Werkstücke an den kritischen Punkten um das Sägeblatt sicher geführt werden können.
Insgesamt bin ich mit dem Gripper sehr zufrieden, obwohl ich ihn erst seit einer Woche besitze.
Einziges Manko ist die fehlende Sägeblattabdeckung, aber diese ist bei verdeckten Schnitten ja sowieso demontiert.
Aber für mein Empfinden ist die Arbeit an der Tischkreissäge deutlich sicherer geworden,
da ich ihn inzwischen für alle Parallelschnitte verwende und sogar bei größeren Werkstücken auf die Hände am Holz verzichte.
Natürlich ist der Gripper auch für die Arbeit an der Fräse, der Bandsäge und auf der Abrichte geeignet. Weitere Infos kann man dazu der Homepage des Herstellers (MicroJig) entnehmen.
Ich möchte auch Anmerken, dass ich in keinerlei Beziehung zum Hersteller stehe, sondern euch lediglich
einen ersten Eindruck von diesem , aus meiner Sicht, genialen Pushblock zu geben.
Auf eure Rückmeldungen zu diesem Thema bin ich sehr gespannt, da ich den Gripper noch nie
im deutschsprachigen Raum gesehen habe, bzw. davon gelesen habe.
Ist er überflüssig hier? Hat er den Weg mangels Werbung noch nicht über den großen Teich geschafft?
Denn in der Tat, die Bestellung ist nicht ganz einfach.
Meiner kam jetzt aus Italien. In Belgien gibt es noch einen weiteren Anbieter und in Großbritannien,
der Rest der Händler liegt außerhalb der EU.
Bei Wunsch und Bedarf, kann ich ihn gerne am Wochenende mit zu Gero nehmen ;).
Viele Grüße und für weitere Fragen stehe ich natürlich zur Verfügung
Tobi