Hallo
Entschultigt, wenn ich Euch wieder mit alten Kamellen belämmere, aber ich bin immer noch zum Nichtstun verdonnert.
Ich möchte Euch heute zwei Schnitzarbeiten zeigen, die auch schon über 30 Jahre alt sind.
Als erstes das Gräfinthaler Wappen.
Es war schon eine sonderbare Geschichte, wie es zu dieser Arbeit kam, eigentlich sollte mein Schwager als Malermeister das Wappen an den Giebel eines renommierten Speiselokales in diesem kleinen Wahlfahrtortes Gräfinthal malen, ihm war aber der Putz zu rau und so machte er dem Wirt den Vorschlag, er solle sich doch von mir das Wappen in Holz schnitzen lassen.
Als ich von diesem Vorschlag hörte, fiel ich aus allen Wolken, ich hatte bis dahin keine Erfahrung im schnitzen, was mein Schwager wusste, ich hatte in einem Trödlerladen in Sion, in der Schweiz mir eine Schnitzgarnitur von 12 Messern für 100 Fränkli gekauft.
Der Wirt offensichtlich von der Idee meines Schwagers begeistert, bearbeitete mich, ich wollte ihm dagegen klarmachen, dass ich das nicht kann, er zeigte mir das gewünschte Wappen, es war wenige Meter von seinem Lokal entfernt, in einen alten Sandstein-Türbogen gemeißelt. Langsam fand ich Interesse an dieser Sache und ich versprach dem Wirt einen Versuch zu starten, ein befreundeter Zimmermann besorgte mir gutes abgelagertes Eichenholz, ich fotografierte das Wappen mit einem Dia, schräg von unten, projizierte das Dia auch wieder schräg auf ein Papier und verschob den Projektor bis die vom Wirt gewünschte Höhe von einem Meter erreicht war und zeichnete es ab.
Der Zimmermann gab mir einige Tipps wie ich das Wappen aufbauen und zusammen Leimen sollte und dann ging es ans schnitzen, ich hatte damals noch keine Oberfräse, musste alles von Hand abarbeiten, aber es machte mir von Tag zu Tag mehr Spaß und nach einigen Wochen war das Teil tatsächlich fertig.
Ich zeigte es dem Wirt, er war begeistert, es war dann noch eine Mühevolle Überzeugungsarbeit, dem Wirt klar zu machen, dass ein Dach das Hirnholz des Teiles schützen müsste, er wollte davon überhaupt nichts wissen, willigte dann doch ein.
Und so hängt nun das Teil seid über 30 Jahren am Giebel.

Nach einigen Monaten sollte eine kleine liebliche Stube oder Nebenzimmer in diesem Lokal zur Heimatstube ernannt werden und so fragte mich der Wirt, ob ich ihm ein Namensschild fertigen könnte, das über dem Türbogen der Stube seinen Platz finden sollte.
Ich war sehr in einer Zwickmühle, es waren nur wenige cm Platz am Scheitelpunkt und es brauchte einige Zeit bis ich eine Lösung fand, ich wählte eine noch vertretbare Breite, um den Namen noch aus einigen Metern lesen zu können und im Scheitelpunkt kippte ich diese Breite schräg, dabei kam dann ein Teil zustande, an dem alles schief und "schepp" war.
Was mir bei dem Teil nicht so gut gefiel, die Leserlichkeit war mangelhaft, ich wollte dem Wirt schon den Vorschlag machen, es farblich zu gestalten, wurde ein spezieller Strahler eingeschaltet, wurde es besser.
Im Moment hängt dieses Teil nicht mehr, neue Möbel haben den Platz noch mehr verengt, der Wirt fragte mich schon, ob ich da was korrigieren könnte.

Gruß Franz