Herstellung Schiebetürenschrank

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Herbert S.
Beiträge: 331
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von Herbert S. »


Hallo

Vor einigen Wochen habe ich einen Beitrag über die Herstellung eines Bettes hier im Forum gezeigt.

Nun habe ich auch einen Schiebetürenschrank passend zu dem Bett und den Nachttischen gefertigt.

Dies will ich hier in einzelnen Schritten zeigen.

Als erstes habe ich den Korpus aus cremefarbenen Spanplattengefertigt. Diese wurden zugeschnitten und mit einer 2mm starken Kunststoffkante versehen. Die Herstellung dieses Korpus macht nun nicht unbedingt riesig Spass, aus diesem Grund habe ich auch auf die Fertigung von Lichtbildern verzichtet.

Anschließend ging es an die Fertigung der beiden Schiebetüren und der Umrandung.

Bild 1



Wieder verwendete ich leicht gedämpftes Buchenholz der Fa.Pollmeier. Die Dielen sind ca. 52 mm stark und verschieden breit.
Sie wurden grob auf Länge geschnitten. Dann wurden die Dielen abgerichtet und dicktengehobelt.
Anschließend wurden sie zu Leisten aufgeschnitten.

Bild 2



Die Leisten wurden nun zu breiten Brettern verleimt. Da die Pollmeier Dielen hauptsächlich Seitendielen sind, habe ich nun durch diese Verleimung stehende Jahrringe, welche das spätere Verziehen der Siebetüren erheblich mindert.
Auch hier kommen wieder die lackierten Zwischenlagen beim Verleimen zum Einsatz.

Bild 3



Hier ist nun das fertig verleimte Brett zu sehen. Überstehende Leimreste wurden schon entfernt.

Bild 4



Nun werden die Bretter wieder passend für die benötigten Rahmen der Schiebetür aufgetrennt.

Bild 5



Hier werden sie nun nochmals komplett abgerichtet und dickengehobelt. Ergebnis ist ein absolut gerades Rahmenbrett.

Bild 6



Die Rahmenteile werden nun an der Fräse mit den erforderlichen Falzen versehen. Ich verwende hier einen Falzkopf mit Vorschneidern, welche ein Aussplittern des Holzes vermeidet.
Anmerkung: Ich bin auch auf diesem Bild gut gelaunt, hatte jedoch kein Vertrauen zu dem Selbstauslöser.

Bild 7



Die ausgefälzten Rahmenteile werden nun auf der kreissäge am Queranschlag abgelängt.

Bild 8



Anschließend werden sie für die spätere Verbindung von der Quer- mit den Längsteilen auch auf der Kreissäge ausgeklinkt.

Bild 9



Auf der schweren Langlochbohrmaschiene werden nun die Dübelverbindungen gebohrt. Die schmäleren Rahmen bekommen 2 Dübel, die breiteren 3.

Bild 10



Die Rahmenteile werden nun auf der Kantenschleifmschine verschliffen. Anschließend werden die Kanten leicht gebrochen. Die sichtbaren Kanten bekommen einen 3mm Radius. Nochmals wird von Hand nachgeschliffen.

Bild 11



Hier die sichtbaren Stirnseiten der Rahmen. Fertig ausgeklinkt und gebohrt.

Bild 12



Nun werden die Schiebetüren verleimt. Die einzelnen Türen sind 220 cm hoch und 180 cm breit. Man muß darauf achten, dass die Teile beim Zwingen nicht abkippen. Hier helfen Hilfszwingen mit Zwischenlagen.

Bild 13



Hier ist nun der fertige Schrank zu sehen.
Die 4 Füllungen bestehen ebenfalls aus 9mm starken Massivholzplatten, welchen in der ganz am Anfang beschriebenen Weise hergestellt wurden. Das Glas ist satiniert. Die Füllungen und das Glas wurden mit Falzleisten in den Falzen befestigt.
Die Griffe sind aus Edelstahl.
Die beiden Türen laufen in einem Schiebetürengeschlag der Fa. Hettich. Tragkraft pro Tür 75 kg.

Ich hoffe, dass der Bericht euch gefällt.

Tschüß bis zur Schreinermesse in Nürnberg.

Gruss Herbert



MaxS
Beiträge: 1620
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von MaxS »


Guten Abend,

das freut mich, so einen Bericht zu lesen - sehr schöne Bilder und eine absolut saubere Arbeit, wie ich meine. Zumindest sieht das Ergebnis so aus. Daher mein Glückwunsch zum gelungenen Projekt!

Viele Grüße,
Max


Jockel
Beiträge: 484
Registriert: So 7. Aug 2016, 10:50

Re: Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von Jockel »


Hallo Herbert wiedermal eine sehr gelunge Arbeit von dir !
Vielen Dank für die Einblicke.

Du verwendest zum Ablängen am Queranschlag deiner Formatkreise den Anschlag nicht schiebent sonder hälst das Holzstück "von hinten" gegen den Anschlag.
Hat das für dich Vorteile gegenüber dem "schieben" vor dem Queranschlag (Schnittlänge ist kürzer, evtl. Platzprobleme) ?

Gruß Jockel


Herbert S.
Beiträge: 331
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von Herbert S. »


Hallo Jockel

In den meisten Schreinereien ist der Queranschlag des Schiebeschlitten an der abgewandten Seite des Tisches.
Dadurch können auch sehr große Platten angeschnitten werden und die Länge des Schiebeschlittens steht für Besäumarbeiten fast ganz zu Verfügung ohne den Queranschlag zu entfernen.

Gruss Herbert


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von Dietrich »


Hallo Herbert,

eine schöne Arbeit mit gelungener Dokumentation, Glückwunsch!

Zwei Fragen tauchten bei mir auf,
1. Sitzt der Fräskorb mit seinen Anschlägen tatsächlich schräg auf dem Maschinentisch?
2. Warum arbeitest Du in Deiner tollen Werkstatt auch (um nicht zu sagen immer noch) mit Spanplatten?

Gruß Dietrich



Herbert S.
Beiträge: 331
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von Herbert S. »


Hallo Dietrich

Der Fräsanschlag der Tischfräse sitzt tatsächlich schräg. Dies ist platzbedingt. Dadurch kann die Tischfräse näher an der Wand stehen und das Werkstück läuft trotzdem an dem dahinterstehenden Regal vorbei. Die Schrägstellung hat mich eigentlich noch nie gestört und hat auch keinen erkennbaren Nachteil.

Gelegentlich arbeite ich mit furnierten Spanplatten oder wie hier auch mit oberflächenbeschichteten Spanplatten. Dies ist oft eine Kostenfrage. Gerade bei einem Schrank von 360 auf 230 cm kostet die Herstellung des Kopus aus Massivholz duetlich mehr.

Das Verarbeiten von Spanplatten steht und fällt für mich bei der Verwendung der Kanten. Hier sind Starkkanten (min 2 mm) in Massiv oder Kunststoff Standard. Bügelkanten oder ähnliches sind out.

Gruss Herbert


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Herbert,

wie leimst du die ABS Kanten auf? Ich habe es einmal für einen Kundenauftrag gemacht und empfand es als Strafe. Leider waren es geschwungene Teile, und kein Schreiner in der Nähe hatte eine Maschine dafür. Daher mußte ich es manuell machen. Wie gesagt, keine wirklich schöne Arbeit.

Gruß

Heiko



Herbert S.
Beiträge: 331
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von Herbert S. »


Hallo Heiko

Ich leime die Kanten an einer vollautomatischen Kantenmaschine an. Die Kanten werden sofort gefräst, gekappt, verputzt,usw. Besitzer ist in der Verwandtschaft.

Vorritzer an der Säge ist mittlerweile überflüssig, da die Kantenmaschine vorher 2mm wegfräst.

Gruss Herbert


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

na dann ist diese Arbeit ja nicht ganz so schlimm :-)

Gruß

Heiko

P.S. ich hätte hier noch ca. 50lfm Kanten, Stärke 2mm, Farbe lichtgrau von Egger. Falls Interesse besteht, einfach mal melden.


justus

Re: Herstellung Schiebetürenschrank

Beitrag von justus »


guude,

ich hasse es, schon wieder kassandra zu sein, und das gerade bei solch einer hoch professionellen arbeit! alle achtung!

aber: handhaltung und abdeckung messerwelle an der abrichte?
handschutzbügel oder obere werkzeugabdeckung an der fäse? (ich gehe mal davon aus, daß die maschineim moment der aufnahme aus konzentationsgründen nicht lief.)
abstand spaltkeil-sägeblatt?
höheneinstellung sägeblatt-spanhaube?
verkürzter spaltkeil als hintere sägeblattabdeckung beim absetzen?
ist es der ernst des herstellers, am spaltkeil befestigte spanhauben auszuliefern?

jeder einzelne dieser punkte hätte bei der abschlußprüfung des maschinenkurses zum nicht bestehen und sofortigem abbruch der prüfung für den prüfling geführt.

ich möchte nicht immer hier der bedenkenträger des forums sein, es darf auch jeder arbeiten wie er will, aber als bilddokument in einem forum für "laien" gestellt, kann ich leider nicht anders!
dagegen ist z.b. das hier kräftig kritisierte gleichlauffräsen, richtig durchgeführt, eine sichere angelegenheit!

nur mit sicherheit wirklich gut!

justus.


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