Richtig Anreissen - Hilfe

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Günter Obereder
Beiträge: 8
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Richtig Anreissen - Hilfe

Beitrag von Günter Obereder »


Hallo!

Ich hab gerade an einem CD-Regal gearbeitet und folgendes Problem gehabt.
Ich habe die waagrechten Bretter seitlich mit jeweils 2 durchgehenden Zapfen in die Seitenwände eingepasst (also pro Brett 4 Zapfen).

Mein Problem bei den Löchern:
Da ich ja beim Ausstechen der Zapfen von beiden Seiten arbeite, muss die Markierung für die Löcher ja genau deckungsgleich auf beiden Seiten sein, sonst ist das Loch schief.
Wie zeichnet man da am Besten an?
Meine Vorgehensweise (schon im Laufe des Projekts optimiert):
*) Verwendung eines Markiermessers
*) Zuerst an den Seiten des Bretts markieren (hinten und vorne) und dann Verbindungslinien auf den Flächen ziehen.
*) erst im letzten Schritt den Meißel in die Markier-Linie setzen und sauber und senkrecht meißeln.

Meine Probleme bei den Zapfen:
*) Zapfen oft nicht ganz rechtwinkelig in Faserrichtung, da beim Ausputzen manchmal die Faser in die Mitte des Zapfens verlaufen ist, und daher der Zapfen quasi durch die Spaltung hinterschnitten wurde -> Lösung eventuell nur feinste Spähne abnehmen?
*) Ich habe beim Ausputzen der Zapfen zuerst mit dem Stemmeisen eine Gehrung auf allen 3 Seiten gemacht, wobei ich als Außenkante die Markierlinie genommen habe, dann habe ich die Fläche geputzt, bis die Gehrung weg war - ist das eine sinnvolle Möglichkeit oder macht ihr das (ganz) anders?

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Bernhard Loos

Durchgestemmte Zapfen - Erste Hilfe

Beitrag von Bernhard Loos »


Hallo Günter,

hier eine Kurzanleitung für durchgestemmte Zapfen nach Schreinerlegende Tage Frid, ähnlich wie bei einer Zinkenverbindung:

- Anreißen der Seitenwandstärke auf das Brett, das die Zapfen erhält (= Zapfenlänge/tiefe)

- Anreißen der Zapfenbreite

- Grundlinie an den wegfallenden Teilen mit einem Stemmeisen V-förmig ausschneiden

- Die äußeren wegfallenden Teile mit einer Feinsäge absägen. Der V-förmige Grundlinienschnitt dient als Führung.

- Die geraden Schnitte für die Zapfen sägen (Achtung, nicht über die Grundlinie)

- Jetzt die Zwischenräume wie beim Zinken austemmen. Das Hirnholz zwischen den Zapfen kann leicht hinterstemmt werden.

- Die Brettstärke des Zapfenbrettes auf das Brett das die Zapfenlöcher bekommen soll, übertragen.

- Die Linien um das Brett herum winkeln.

- Dann die Zapfen mit einer Reißnadel auf Vorder- und Rückseite des Zapfenlochbrettes übertragen. Achten Sie darauf, dass die Vorderkanten beider Bretter bündig sind.

- Die Löcher ausstemmen und die Zapfen einpassen. Eventuell die Zapfenlöcher vorbohren.

Man erhält durch diese Methode viel bessere Passungen, weil die Zapfenlöcher nach den Zapfen angerissen werden. Dadurch spielt es auch keine Rolle, ob der eine Zapfen etwas breiter als der andere ist.

Falls noch Unklarheiten bestehen, kann ich Dir ja mal die entsprechenden Seiten von Tage Frid mailen!

Gruß, Bernhard



Günter Obereder
Beiträge: 8
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Durchgestemmte Zapfen - Erste Hilfe *MIT BILD*

Beitrag von Günter Obereder »


Hallo Bernhard!

Zuerst mal danke für deinen Beitrag.
Prinzipiell hab ich das genauso gemacht (einzig unklar ist mir der Ausdruck "V-förmig ausschneiden").
Ich hab die Zwischenräume zuerst mit einer Bandsäge grob ausgeschnitten (da nur 3 Zinken pro Brett, waren die Zwischenräume groß genug um mit der Bandsäge im Bogen auf die Führungslinie zu kommen, dann Brett umgedreht und in die andere Richtung bis zum Zinken gesägt - hat super geklappt, funktioniert natürlich bei "normalverteilten" Zinken nicht). Ebenso die geraden Schnitte gingen super mit der Bandsäge.
Das Problem hab ich beim Putzen der geraden Schnitte, da hier die Faserrichtung "fast" parallel zur Schnittrichtung verlaufen. Dieses "fast" ist leider der Grund, dass es manchmal passiert, dass der Schnitt dem Faserverlauf folgt und den Zapfen dann verschneidet (hinterschneidet). Der Zapfen ist dann aus dem Winkel (der vordere Teil/Ende ist dann dicker als der Fuß des Zapfens, was natürlich das Übertragen und die Haltbarkeit der Verbindung beeinträchtigt.
Eventuell ist es aber auch schwerer eine Zinkenverbindung bei dünnen Brettern anzubringen (Brettdicke nur etwa 8-10 mm) - das ist eine ziemliche Fummelei gewesen.

Leider hab ich das Projekt unter Zeitdruck gemacht ... nie wieder!!!
Ich schätze mal, dass ich einfach viel mehr üben muss und beim Putzen die Zapfen nicht vom Ende sondern zuerst von der Seite anzufangen ... werde also mal experimentieren.

ThanX & Greets, Gü



Bernhard Loos

Herstellung von Zapfen, mit Bildern

Beitrag von Bernhard Loos »


Hallo Günter,

da Du nach dem V-förmigen Einschnitt (Kerbe) gefragt hast, hab' ich mal ein paar Bilder gemacht. Hier das Anreißen der Zinken:



Hier die Kerben. Außen dient sie mir als Sägeführung; die Säge darf allerdings nur schwach geschränkt sein. Man kann hier auch stemmen - von drei Seiten nach innen, leicht hinterstemmt. Das Stemmeisen in den Riß des Streichmaßes setzen:



Hier die Sägeschnitte. Wie immer hab' ich rechts vom Riß besser gesägt:



Bis zur Mitte stemmen - dann von der anderen Seite:



Wenn die Zapfen fertig sind, kann man nochmal mit dem Hobel die Fläche putzen. So schön das Veritas Streichmaß ist, man sollte an den Stellen wo der Riß stehenbleibt nur wenig oder gar nicht anreißen. Die feinen, aber tiefen Schnitte sind kaum wieder wegzubekommen!



Eigentlich bin ich ja hier mit meiner (Steinzeit) Technik im falschen Forum, aber da wir nun mal hier damit begonnen haben.....

Gruß, Bernhard



Günter Obereder
Beiträge: 8
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Herstellung von Zapfen, mit Bildern *MIT BILD*

Beitrag von Günter Obereder »


Jo Bernhard!

Ich muss sagen, das ist ein Service *tiefe Verneigung*!!! Tolle Fotos!

Wichtig war für mich die Erkenntnis, dass ich (wie du sagst) auch von der Schmalseite des Brettes her stemme, da sonst am (kritischen, da meistens sichtbaren) Außenrand keine schöne Kante entsteht.
Ich hab die Grundlinie zwar nicht mit dem Streichmaß, sondern mit dem Markiermesser gemacht - aber wie gesagt, DIE Linie macht mir eh kein Problem (mehr)... sondern die innenliegenden Seitenflächen der Zapfen - wie ich sehe, hast du die auf den Photos auch noch nicht saubergeputzt (ich kann die Markierung an der Stirnseite noch sehen) ;-)
Schneidest du die zuerst von der Stirnseite aus, von den Seiten oder mit leichter Fase von allen drei Seiten?
Wenn ich den Meißel am Hirnholz ansetze (beim Foto also auf den oberen Linien neben den Pfeilen) und dann den Meißel eintreibe, folgt der Meißel eher dem Faserverlauf als der Markierung auf der Fläche ... kein Problem wenn der Faserverlauf vom Zapfen wegläuft/parallel ist, sehrwohl aber wenn der Faserverlauf in den Zapfen hineinläuft.
Wie löst ihr das - oder hab nur ich das Problem *grübel*?

Greets, Gü



Bernhard Loos

Nacharbeiten von Zapfen

Beitrag von Bernhard Loos »


Hallo Günter,

da muß man sich nach dem Holz richten. Wenn der Faserverlauf es nicht zulässt, dass man den Zapfen von der Stirnseite aus nachbearbeitet, so kann man ja nur zwangläufig von der Seite ran. Dann einfach probieren: Quer, diagonal oder nach vorne!

Ich denke, so ein Zapfen muß auch nicht so glatt sein wie gehobelt, zumindest nicht bei Weichholz. Nacharbeiten würde ich, wenn die Oberfläche offensichtlich keine gute Passung erwarten lässt, oder wenn ein Zapfen zu stramm geht. Ich halte es auch für nicht so wichtig, bis an den Sägeriß zu putzen, das Zapfenloch wird ja nach dem Zapfen angerissen. Wenn alles fertig gezapft ist, wüde ich die Außenflächen mit dem sichtbaren Zapfenhirnholz mit dem Putzhobel verputzen, dann verschwinden auch die Bleistiftlinien.

Tage Frid verkeilt die durchgestemmten Zapfen zusätzlich diagonal, so werden sie außen sicher dicht!

Gruß, Bernhard



martin

Re: Richtig Anreissen - Hilfe

Beitrag von martin »

[In Antwort auf #39535]
Hallo Günter,
ich habe eine Frage zu Deinem Lochbeitelprojekt auf Deiner homepage.
Würdest Du mir eine pm senden?
Gruß
martin


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