[In Antwort auf #37285]
Hi Marc,
bei dieser ausfuehrung spricht man von naturstammhaus. soll heissen, die staemme sind in ihrer form naturbelassen. sie werden nur entrindet und von astansaetzen befreit.
die naturstaemme haben dann natuerlich unterschiedliche durchmesser an zopf und wurzel. um die waende gleichmaessig (in der hoehe) zu bauen, werden in den eckverkaemmungen immer wurzel auf wurzel, zopf auf zopf verbaut und in jeder 2. lage die richtung gewaechselt.
dadurch ergibt es sich, dass dicke und duennere ende in den eckpunkten auf einander liegen. die stammauswahl wird oft so gestaltet, dass die dickeren staemme im unteren bereich verarbeitet werden und die etwas duenneren im oberen bereich. hat man zu viele dicke staemme im oberen bereich wirkt das oft erdrueckend. die auswahl der staemme ist immer ein problem zwischen estetik/optik und den erforderlichen massen um die waende gleichmaessig in die hoehe zu bekommen.
alle staemme auf einen durchmesser zu fraesen (23 cm) um dann mit industriellen methoden die eckverbinder zu fraesen ist in meinen augen ein nicht akzeptabler versuch der holzverarbeitung. aber geschmack ist ja gluecklicherweise verschieden.
jedenfalls ist die gewaltige rundstammoptik, die keine wirklich geraden waende zulaesst oft erdrueckend im innenbereich, man muss es moegen.
ich bevorzuge auch blockbohlen.
@ Franz
danke fuer die bilder, bleib bitte dran, so etwas ist immer sehr interessant.
zu fenstern und tueren...
du hast ja schon bilder gemacht von gewaltigen rundbogendurchgaengen, als offene "tueren" ohne setzungsproblem...
fenster und tuerzargen werden so eingebaut, dass das haus darum herum gleiten kann. man muss je geschosshoehe mit bis zu 10 cm setzung rechnen (abhaengig von der ausgangsfeuchte der staemme). problematischer als fenster und tueren sind aber treppen.
zur frage der rissbildung:
es wird oft in der mitte der unteren kerbe, die die isolation (wolle, hanf, moos) aufnimmt, ein senkrechter entlastungsschnitt angebracht, der ein gezieltes oeffnen des stammes ausloest.
gruss
helmut
Bau eines Holzhauses, mit Bilder
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Re: Bau eines Holzhauses, mit Bilder
Hallo Helmut
Die von Dir angesprochene Möglichkeit, den Stamm an dieser Stelle gezielt einzuschneiden, das macht Sinn, die Hauptarbeit in Sachen Trocknungsprozess könnte sich dann dort abspielen.
Sollte ich die beiden Zimmerleute noch mal antreffen, ich werde sie fragen.
Ich war jetzt noch zwei mal an der Baustelle, mich wundert, es wird viel vor Ort bearbeitet, das meiste mit der Motorsäge und einem Winkelschleifer mit einer groben Schleifscheibe auf einer flexiblen Scheibe, es ist erstaunlich, was da an Material abgetragen werden kann.
Es scheinen, wie oben schon erwähnt, sich um Douglasien zu handeln, überall wo Späne liegen, überwiegt die rote Farbe.
Gruß Franz
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Re: Bau eines Holzhauses, mit Bilder
Hi Franz,
zum thema schleifarbeit vor ort...
die bei diesem projekt verwendeten eckverbinder (saddle notch) haben an der oberseite (beidseitig) auf der gesamten stammhaelfte einen schalm, auf dem das naechste rundholz mit einer kerbe aufliegt. d.h. auch die sich ergebende fuge hat die halbe stammhoehe. um hier dem wind und dem schlagregen wenig angriffspunkte zu bieten, muss die flaeche auf beiden seiten am unteren wie am oberen stamm gut zu einander passen. es liegt zwar dichtmaterial in den fugen, aber der boese trocknungsprozess...
diese eckverbinder sind in meinen augen nicht so effektiv wie der in schweden verwendete eckverbinder fuer blockbohlen, der durch einen eingearbeiteten klotz nur 1/4 fuge in "gerader luftlinie" nach aussen bietet, die zusatzlich mit dichtmaterial in einer speziellen kerbe (ohne auflagedruck !!!) abgedichtet wird.
ende vom lied sind dann schon mal silikonfugen, die der hersteller im rahmen seiner garantieverpflichtung nach einem oder 2 jahren anbringt.
problem ist die schrumpfungsdifferenz in laengs u. querrichtung der staemme.
man versucht zwar dieses problem beim anreissen der aufliegenden staemme zu beruecksichtigen, indem man die aufliegende kerbe (schrumpft in laengsrichtung, geringer) enger gestaltet als den zur auflage dienenden keil (schrumpft in querrichtung, staerker).
mach doch bitte (falls du kannst) spezielle fotos von der untersten und obersten lage, die sollten etwas anders aussehen, da sollte kein saddle notch sondern ein square notch gearbeitet sein, der innen kubusartige kloetze enthaelt, die ein verschieben der staemme (kann bei saddle notch durchaus passieren) absolut verhindert.
diese technik sollte dann auch in der obersten lage angewendet werden!
wer mehr ueber die verschiedenen eckverbinder wissen moecht, speziell ihre anwendung und auch die technik des anreissens und der ausarbeitung, findet sehr gute infos im buch von B. Allan Mackie, notches of all kinds, isbn 0-920270-24-7, zum preis von 22 $.
habe mal 2 bilder von einem modell des square notch eingestellt.
das teil liegt auf dem balkong und ist mit der zeit etwas verkeimt und bewohnt...
aber man kann ungefaehr sehen wie das gearbeitet ist.


ich hatte ja schon einmal einen workshop fur die woodworker gemeinde zum thema blockhausbau vorgeschlagen, aber da kam aus unserer gemeinde kein echo. aendert sich ja ev.
gruss
helmut
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Re: Bau eines Holzhauses
Hallo Helmut
Ich war heute noch mal auf der Baustelle, ich lernte den Bauherrn kennen, er zeigte mir den ganzen Bau, auch fragte ich ihn, was es mit dem schweren abgeflachten Stamm auf sich hat, den man bei dem ersten Bild vorne quer in der großen Öffnung erkennen kann, er sagte, der erste Stamm unten an der Garageneinfahrt wäre durchgehend gewesen, erst nach dem hochziehen der Wände, hätte man dann den Stamm links und rechts abgeschnitten und das schwere Stück wäre jetzt Abfallholz.
Das Setzmaß hätte man ihm mit max. 18cm angegeben, allerdings auf die gesamte Höhe des Hauses gerechnet.
Er war gerade dabei, die Öffnungen für Schalter und Steckdosen anzuzeichnen, er will mit einem Lochbohrer bis halben Stamm bohren, um dann mit einem Hacken die bereitliegende Kabel zu fischen, ich stelle mir das nicht einfach vor, auch hat er schnell das Kabel beschädigt.
Die von Dir angesprochen Unterschiede beim untersten Stamm, konnte ich nicht feststellen, leider hatte ich nicht meinen Foto dabei, aber die Bilder hätten auch nicht anders ausgesehen, als die oben gezeigte.
Wirklich erstaunlich ist die Passgenauigkeit in den Eckbereichen.
Der junge Franzose hat mir angeboten, ich könnte öfters vorbei kommen, erstaunt und erfreut war er, als ich sagte, er könne sein Haus im Internet bewundern.
Gruß Franz
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Re: Bau eines Holzhauses
Hi Franz,
nach kabeln bohren und angeln klingt abenteuerlich...
das sollte man vorher genau planen und dann entsprechende spiralrohre in bohrungen verlegen, aber vorher zugdraehte einbauen, damit alle kabel dann nachgezogen werden koennen. steckdosenkabel unter dem fussboden oder in der scheuerleiste, lichtschalter hinter der tuerabdeckung, die wegen der setzung und der gewuenschten symetrie sicher 12 cm breit wird.
das mit dem durchbauen der waende wird jedem klar, der versucht an einem meterstueck eine vernuenftige ecke zu verkaemmen, das geht halt nicht so einfach. daher werden die oeffnungen besser nachtraeglich ausgesaegt, wenn eine lage komplett liegt und zusaetzlich verduebelt ist.
bin auf den fortgang gespannt, wir haben ja einen guten spion vor ort...
gruss
hh