Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

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Marc Scherwinski
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Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

Beitrag von Marc Scherwinski »


N'abend zusammen,

ich benötige mal wieder einen Rat von den hier anwesenden Wissenden ;-).

Bereits seit einiger Zeit laboriere ich am Kauf einer TKS herum, bisher habe ich mich noch nicht zum Kauf eines bestimmten Modells durchgerungen, wenngleich sich eine Scheppach TS 2010 vornehmlich aus den beiden Gründen Platz & Investitionsvolumen als Favorit deutlich abzeichnet. Nun ist es so, daß ein guter Teil meiner "Basteleien" nicht in die Kategorie "Möbel" oder "streng geometrisches Werkstück" fallen sondern eher in die Richtung "Dekoobjekte" gehen, die dann vornehmlich eher geschwungene Linienführungen aufweisen. Bisher habe ich diese Arbeiten mit meiner Stichsäge (Bosch GST 135 CE) erledigt, daran stört mich aber bis zum heutigen Tage ein wenig, daß je nach Materi#####cke (>= 40mm) keine wirklich zufriedenstellend winkligen mehr Schnitte möglich sind, weil das Sägeblatt zwangsläufig halt doch immer mehr oder weniger verläuft. Folgender Gedanke hat sich jetzt in den letzten Tagen irgendwie festgesetzt: Ich habe überlegt, ob möglicherweise eine Bandsäge eine wirklich gute Alternative sein könnte. Im Einzelnen aus den folgenden Gründen:

- sowohl gerade (Parallel- & Winkelanschlag) als auch geschwungene Schnitte in dickerem Material möglich ohne daß der Schnitt wie bei der Stichsäge verläuft, somit scheinbar recht flexibel

- Lautstärke deutlich unterhalb einer Kreissäge (denke ich?); hat durchaus seinen Charme, da sich meine Bastelbude bei uns im Keller befindet

- relativ kleine Stellfläche

- Preisrahmen ähnlich der angedachten TKS

Den Kauf einer TKS habe ich vornehmlich auch deshalb erwogen, weil sich kleinere Werkstücke mit meiner vorhandenen HKS + Führungsschiene (Bosch GKS 55 CE) mangels Auflagefläche einfach nicht vernünftig bearbeiten lassen, grundsätzlich vermute ich aber, daß sich diese Werkstücke mit einer Bandsäge ebenso gut zuschneiden lassen würden wie mit einer TKS. Die Betonung liegt dabei allerdings auf "vermute": Wie sieht es denn tatsächlich mit der Präzision einer Bandsäge aus, wenn ich bspw. ein Stück Leimholz mit geraden Kanten (am Parallel- oder mit dem Winkelanschlag) zuschneiden möchte, das dann anschließend auch tatsächlich die 4 rechten (oder welche auch immer) Winkel haben sollte, die ich mir ursprünglich vorgestellt habe. Mit welcher Genauigkeit und Qualität der Schnitte und Schnittkanten dürfte ich bei einer Bandsäge im Allgemeinen rechnen?

Konkret ins Auge gefaßt hätte ich aktuell die Metabo BAS 317 Precision, alternativ vielleicht die Scheppach Basato 3 Vario, die Tendenz geht aber wohl eher zur Metabo, die mir ein Händler aus dem Nachbarort für 530,- EUR lassen würde.

So, sorry für den vielen Text, aber ich wäre für ein paar Einschätzungen und Meinungen reichlich dankbar ;-).

Gute Nacht und

gruß,
marc



Dirk Boehmer
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Re: Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Marc,

ich kann mir gut vorstellen, dass eine Bandsäge für Dich die bessere Wahl
ist. Mein Opa als Stellmacher hatte damals auch keine Kreissäge, nur Bandsäge
und Abrichte. Und er kam damit bestens klar.

Und da Du schon eine HKS mit Schiene hast, kannst Du so eigentlich auch nichts
falsch machen.

Die mit einer Bandsäge geschnittenen Kanten sind zwar rechtwinklig und relativ
sauber, aber man sieht den Sägeblattverlauf immer noch. Man muss also
nacharbeiten. Hier bieten sich kleine Stationär-band/tellerschleifer,
Excenterschleifer und vor allem auch Handhobel und Ziehklinge an.

Die BAS 317 habe ich für die Zukunft auch schon mal anvisiert, die macht
eigentlich einen ordentlichen Eindruck, vor allem die Bandführungen. Ich werde
sie mir in Nürnberg (2008) einmal genauer anschauen müssen.

--
Dirk


Heinz Roesch
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Re: Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

Beitrag von Heinz Roesch »


Hallo Marc,

eine schwierige Gewissensfrage, die Du da stellst.

Auch als totaler Bandsägen-Freak könnte ich mir meine
Werkstatt ohne TKS nicht wirklich vorstellen. Allerdings
auch nicht ohne Bandsäge. :-) Das hilft jetzt nichts, gell?

Eine Bandsäge läuft im Leerlauf sehr leise, beim Sägen
kreischt sie teilweise schon ungebührlich laut, zumindest
wenn man den Schnitt mit einer TKS mit Silent-Blatt ver-
gleicht.

Der Vorteil der Bandsäge ist natürlich, dass Sie einfach jeden
Schnitt beherrscht, ob rund, gerade, Trennschnitt ... alles
möglich. Die Qualität des Sägeschnittes erreicht niemals das,
was man mit einem guten Kreissägeblatt erreicht. Allerdings
kann man schon einiges optimieren. Wenn man die Säge beherrscht
und optimierte Blätter mit feiner Schränkung verwendet, kann
man schon sehr ordentliche Ergebnisse erzielen.

Die größte Einschränkung der Bandsäge ist der freie Raum bis
zum Ständer. Das ist natürlich vor allem bei kleinen Bandsägen
ein Problem, aber selbst bei meinem Monster ist halt bei knapp
70cm Sägelänge Schluss. Das kann je nach Anwendungsfall schon
bitter sein.

Die angenehmste Eigenschaft der Bandsäge ist ihre Gutmütigkeit.
Sie wirft Dir niemals Holz hinterher und wenn Du die Finger vom
Band läßt, kann nicht viel passieren. Das gilt allerdings nur für
halbwegs moderne Sägen, die einen vollständig gekapselten Bandlauf
haben. Bei den hier immer wieder sehr gelobten alten Gussgeräten
kann ein immer möglicher Bandriss zur Katastrophe werden.

Viele Grüße

Heinz



Ulrich Bergmann

Re: Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

Beitrag von Ulrich Bergmann »

[In Antwort auf #37172]
Hallo Marc, meine Bandsäge läuft fast jedesmal, wenn ich in der Werkstatt 'was rumöle, die Kreissäge ist meistens Abstelltisch. Falls ich mit Plattenmaterial arbeiten täte, wär's vermutlich anders 'rum. Bei Massivholzarbeit muss man halt häufig spalten (resawing), also dicke Bretter in duennere aufsägen, und das geht eigentlich nur mit der Bandsäge vernuenftig. Alles was die Kreissäge kann (saubere und präzise Schnittflächen), kann man mit etwas mehr Zeit und Uebung auch mit Handarbeit erreichen.

Gruss
Uli


arnd
Beiträge: 148
Registriert: Fr 3. Aug 2012, 00:29

Re: Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

Beitrag von arnd »

[In Antwort auf #37172]
Hallo,

auch mein Opa hat mit Bandsäge und Abrichte alles gemacht.

Als ich stärker anfing mit dem Holzhobby habe ich mir eine Formatkreissäge und Abrichte/Dickte gekauft und die Bandsäge und Abrichte einem Heimatmusem geschenkt. Heute vermisse ich die Bandsäge.

Wie oben schon gesagt, wer viel mit Platten oder fertigen Brettern arbeitet braucht eher eine Kreissäge (die ich auch nicht missen möchte). Für lange gerade Schnitte ist die Kreissäge eindeutig im Vorteil.

Die Bandsäge ist auf jeden Fall vielseitiger. Für lange Schnitte hast du ja noch die Handkreissäge.

Viele Grüße

Arnd



Martin Höche
Beiträge: 371
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

nimm beides *NM - Ohne Text*

Beitrag von Martin Höche »

Jürgen zur Horst

Re: Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

Beitrag von Jürgen zur Horst »

[In Antwort auf #37172]
Hallo Marc,

die wesentlichen Unterschiede wurden schon aufgezeigt. Ein Punkt wurde noch
nicht genannt. Die Schnittbreite ist durch den Rollendurchmesser begrenzt.

Winkelige Schnitte kann man nur durch Kippen des Tischs ausführen, was ich
nicht komfortabel empfinde.

Tschüß Jürgen


Johannes Müllerheim

Re: Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

Beitrag von Johannes Müllerheim »

[In Antwort auf #37172]
Hallo Marc,
ganz klar, kauf Dir die Bandsäge. Weil die TKS 2011 würde Dir wahrscheinlich schnell zu spillerich sein. Zusätzlich empfehle ich eine 60 cm Schiene für die HKS, die in Kombination mit einer Schneideplatte mit Anschlag gute Ergebnisse ermöglicht.

Es grüßt Johannes



Rolf Richard
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Re: Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #37172]
Hallo Marc,

meine Erfahrung zeigt, dass die Bandsäge um vieles mehr kann als die TKS, wenngleich auch diese ihre Meriten hat. Seit bei mir in der Werkstatt eine Bandsäge Einzug gehalten hat, übernimmt sie 95% aller Aufgaben, die mit Motorkraft gesägt werden. Den Rest teilen sich Stichsäge und Kreissäge.

Warum? Die Kreissäge ist mir viel zu laut, auch kommt sie mir viel unfallträchtiger vor. Zudem sind die möglichen Folgen eines Unfalls vermutlich dramatisch gravierender. Meine Frau bestätigt das wesentlich niedrigere Arbeitsgeräusch.

Irgendwie wurde ich zum Bandsägen-Afficionado!

Richtig ist schon, dass die Maultiefe gelegentlich begrenzt. (Hier hat Hema mit der SR 600 Twist eine Neuerung, bei der das weniger ins Gewicht fällt - man kann das Sägeblatt um 90° drehen) und dass die Sägerauhigkeit beachtet werden muss. Aber dafür gibts Hobel.

Deine Aufgabenstellung erscheint mir sehr bandsägenlastig! :-)

Gruss

Rolf



Marc Scherwinski
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Re: Gedankenspiel: Bandsäge anstelle von TKS?

Beitrag von Marc Scherwinski »


Hallo Rolf,

erst einmal Dir und den anderen herzlichen Dank für die bisherigen Einschätzungen. Da Du die "Sägerauhigkeit" ansprichst: Hat einer von euch vielleicht mal ein exemplarisches Bild von einer solchen Schnittkante?

Vielen Dank nochmals und

gruß,
marc



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