Küchenfronten austauschen

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Jörg Baas
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Registriert: Di 1. Mai 2018, 05:39

Küchenfronten austauschen

Beitrag von Jörg Baas »


Hallo zusammen,

ich möchte meine Küchenfronten (Kunststoff furniert) gegen Massivholz austauschen. Der Korpus folgt dann Schritt für Schritt. Ich denke an Erle Tischlerplatte oder Dreischichtplatte 18mm . Die Fronten selber aus Massivholz zu erstellen hatte ich auch schon im Sinn. Maschinen und Schnittholz wären vorhanden. Ich weiß aber nicht wie sich diese in der Küche, wo es doch immer wieder feucht ist, verhalten.
Was würdet Ihr denn empfehlen? Die nächste Frage wäre dann wie ich an der Schnittkante das Leimholz sauber verstecke. Mit der Fräse eine Nut rundum einfräsen und dann einen Streifen Massivholz einlegen?
Für ein paar Tipps und Anregungen wäre ich dankbar.

Viele Grüße
Jörg Baa


Heiko Rech
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Re: Küchenfronten austauschen

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Jörg,

so feucht, dass es Probleme geben kann, sollte eine Küche eigentlich nicht sein. Dahingehend brauchst du, glaube ich, keine Bedenken haben.

Aber was meinst du damit die Schnittkante beim Leimholz zu verdecken? Das verstehe ich nicht.

Wenn du die Fronten aus Leimholz machen möchtest, mußt du auf die Rückseite Gratleisten machen, damit sich die Fronten nicht verziehen.

Tischlerplatte müßtest du furnieren und Anleimer drum machen.

Dreischichtplatte verzieht sich zwar weniger als Leimholz, sollte aber dennoch mit Gratleisten stabilisiert werden.

Wie wäre es denn mit einer Rahmen- Füllungs- Konstruktion?

Gruß

Heiko


Jörg Baas
Beiträge: 306
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Re: Küchenfronten austauschen

Beitrag von Jörg Baas »


Hallo Heiko vielen Dank für die prompte Antwort,

ich glaub ich hab da was unterschlagen. :-(. Beim Holzhandel hab ich Tischlerplatten und Dreischichtplatten mit Erle furniert gesehen. Die Stäbchenverleimung aus Nadelholz ist halt bei diesen Platten sichtbar. Ich habe mir mal einen hochwertigen Massivholzschrank angeschaut , die nehmen da auch nur Dreischicht oder Tischlerplatten (man siehts auf der Rückseite) und die Stäbchenverleimung ist an der Front nicht sichtbar weil die wohl Massivholz eingelassen haben. Ich habe da halt Bedenken wegen dem ausfransen beim Fräsen.
Mit der Rahmen Füllungskonstruktion hab ich mir auch überlegt aber die Fronten sollten glatt sein.
Kann ich die Gratleisten beim Leimholz innen so machen dass diese nicht auftragen ?

Danke und Gruß Jörg


Heiko Rech
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Re: Küchenfronten austauschen

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Jörg,

Sinn und Zweck der Gratleisten ist, dass sie auftragen:-)

Die Leisten halten das Leimholz davon ab unkontrolliert krumm zu werden. Soweit ich mich erinnere hat Dietrich in Seiner Küche die Fronten aus Erle Leimholz mit Gratleisten gemacht.

Zu den Dreischichtplatten:

Spontan fallen mir drei Möglichkeiten ein:
1. Anleimer drumherum machen
2. Die Mittellage ausfräsen und dort einen Streifen Langholz einleimen. Mit einem Scharfen Fräser (Scheibennuter) ist das eigentlich kein Problem.
3. Eine Furnierkante aufleimen

Zu den Rahmen- Füllungs- Konstruktionen:

Es gibt eine Konstruktion, bei der nur langholz zu sehen ist. Diese Konstruktion habe ich in diesem Beitrag mal vorgestellt:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/noframes/read/32237

Gruß

Heiko



Jörg Baas
Beiträge: 306
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Re: Küchenfronten austauschen

Beitrag von Jörg Baas »


Hallo Heiko,

genau das ist es ja, die Gratleisten tragen auf. Die Idee mit dem Anleimer kam mir anschliessend auch nachdem ich den Beitrag abgeschickt habe. Ist glaube ich die einfachste Sache. Die Mittellage ausfräsen kann dahingehend schief gehen da ich keinen Vorschubappart habe und von Hand die Platte pressen muß. Ein Ausrutscher und ich bin durchs Furnier. Bei der Tischlerplatte ist es besonders dünn bei der Dreischichtplatte hätte ich etwas mehr Luft. Und da fehlt mir noch der Scheibenuter.
Aber vielen Dank für den Link . Die Konstruktion sieht doch mal richtig gut aus. Die Idee mit dem Langholz aussen nimmt meiner Frau die Bedenken des Verschmutzens. Schau ich mir mal genauer an. Hast Du mir vielleicht noch den Link von Dietrich?
Welche Platte hälst Du denn für geeigneter, Tischler- oder Dreischichtplatte oder macht es da eigentlich keinen Unterschied.

Vielen Dank

Grüße Jörg


Heiko Rech
Beiträge: 2715
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Re: Küchenfronten austauschen

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Jörg,

Bei einer Tischlerplatter die Mittellage herausfräsen halte ich für keine gute Idee. Dafür haben diese Platten zu viel Toleranzen. Das geht mit oder ohne Vorschb in die Hose.

Die Mittellage einer Dreischichtplatte kannst du auch mit der Oberfräse und einem Scheibennuter herausfräsen. Diese Scheibennuter kosten ca. 30 Euro.

Die Dreischichtplatte würde ich auf jeden Fall auch mit Gratleisten machen. Bei der Tischlerplatte braucht man das nicht. Achte aber bei Tischlerplatten darauf, dass du eine Stäbchenplatte und keine Stabplatte nimmst. Aber wenn die Platten schin furniert sind, sollten es auch Stäbchenplatten sein. Stabiler und eher in Richtung "echtes Holz" ist allerdings eine Dreischichtplatte.

Wenn es nahezu Verzugsfrei und eine glatte Fläche sein soll, könntest du auch Furnierte Spanplatten nehmen. Auch hier kannst du einen Anleimer drumherum machen.

Dietrchs Seite findest du hier:
http://holz-seite.de/

Wenn er sich nicht sowieso hier meldet, kannst du ihn ja einfach mal anmailen. Ich denke er ist gerne breit dir einge Tips im Bezug auf Gratleisten zu geben. Ich denke da kennt er sich viel besser aus, als ich.

Gruß

Heiko



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Küchenfronten austauschen

Beitrag von Dietrich »


Hallo Jörg, hallo Heiko,

zunächst eine kleine Erläuterung, unsere Küche verfügt über eingegratete Böden, die Fronten verfügen über geschraubte innenliegende Querleisten, jedoch habe ich die Bohrungen so ausgeführt das die Leiste unter den Schrauben wandern kann, was bisher problemlos hält.

Ein eingegrateter Boden ist aber im Prinzip nicht anders zu fertigen als eine Gratleiste.

Zur Materialwahl:
3-Schichtplatte ist sehr teuer, stab oder parkettverleimtes Leimholz kostet etwa halb so viel.
Tischlerplatten würde ich nur als Blindholz empfehlen, also dort wo es nicht so sehr auf die Optik ankommt, und vor allem kein Kopfholz zu sehen ist.
Bei entsprechender Verarbeitung reichen die Eigenschaften von stabverleimtem Vollholz im Küchenbau aus.
Ich glaube ferner kaum das sich der Selbstbau einer furnierten Spanplattenküche lohnt. Allein das Material ist teurer als eine fertige Spanplattenküche.
Und wer möchte schon mit den Möbelfabriken konkurieren, besser man baut seine Möbel so wie sie Schreiner/Bioschreiner heute bauen.
Über das Wohnklima großer Mengen offenporiger Vollholzmöbel wird man sich ein leben lang freuen.

In dem unten aufgeführten Link geht es um den rel. ausführlich dokumentierten bau eines Stehpultes, wo einige klassische Holzverbindungen verwirklicht worden sind, so wie ich es mag.

Hier werden bspw. genutete und mit loser Feder versehene Anleimer verbaut, aber auch Gratverbindungen, konterprofilierte und abgeplattete Front, Fingerzinken, eingenutete Schubladenböden, Herstellung von Leimholz Kirsche.

Gruß Dietrich



Heiko Rech
Beiträge: 2715
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Re: Küchenfronten austauschen

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

zu den Tischlerplatten:
Man muss her ganz klar zwischen Stabplatten mit breiten Streifen als Inenlage und auch mit Hohlräumen dazwischen und den Stäbchenplatten unterscheiden. Die Stäbchenplatten haben eine Innenlage aus 8mm dicken Streifen aus Schälfurnier, hockkant stehend, ohne Luft dazwischen. Diese sind sogar Kern an Kern und Splint an splint verleimt, also Leimholz im dünnformat.

Diese Platten kann man sehr wohl als Möbelfront verwenden. Natürlich nur mit Anleimern versehen und mit Deckfurnier. Idealerweise wird der Anleimer überfurniert. Das Furnieren ist natürlich eher was für den Profi.

Zu den Dreischichtplatten:
Leider sind diese relativ teuer, aber je nach Holzart noch erschwinglich. Für Tanne Fichte habe ich diese Woche 24,-- euro (Netto) für einen m² gezahlt.

Zu den furnierten Spanplatten:
Sie sollten meiner Meinung nach auch gennannt werden. Es gibt sie mittlerweile mit sehr hochwertigen und auch ausgefallenen Furnieren. Ob man sie haben möchte oder nicht, ist eine individuelle Sache. Das soll jeder für sich entscheiden. Ich persönlich verwende wenig Spanplatten, habe aber einige Möbel aus Span (Küche) und MDF (Kleiderschrank) aus früheren Zeiten. Wenn diese mal neu gebaut werden sollen, wird es kein span mehr werden. Meine Regale im Abstellraum sind komplett aus weiß beschichteter Spanplatte, was in meinen Augen hier durchaus Sinn macht. Verabschieden sollte man sich von dem Gedanken, dass Spanplatten giftig sind. Solange man sie nicht ins Essen tut, sind Spanplatten soweit unbedenklich.

@Jörg
Wenn dich die Leisten auf den Innenseiten nicht stören würden, spricht nichts gegen Leimholz oder Dreischichtplatte. Wenn dich das Stört, bleiben nur Rahmentüren oder Tischlerplatten bzw. Spanplatten.

Generall würde ich sagen, dass die Kombination von großen glatten Flächen und Vollholz immer eine Sache sein wird, die nicht einfach umzusetzen ist. Einen Korpus kann man immer irgendwie in der richtung halten, bei Türen wird es schwieriger. Da läuft es auf rahmen hinaus, oder Leisten auf der Rückseite.

Noch am Rande:
Die Materialstärke sollte aber nicht unter 18-19mm leigen, sonst wird es problematisch mit den Bohrungen für Topfbänder. Es sei denn du fräst die Bänder ein.

Gruß

Heiko



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Küchenfronten austauschen

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Heiko,

bei Franz Karg werden Beispiele gezeigt mit innenliegenden sog. Einschubleisten, die nicht auftragen. Diese "Leisten" sind meist Vierkantrohre, am besten aus Edelstahl, die mit dem Verleimen der Bretter eingebracht werden. Dazu werden Langlöcher in die Brettteile gebohrt, wobei die beiden Randbretter Sacklöcher erhalten, damit die Einschubleisten nicht herausfallen und unsichtbar bleiben. Dünne Türen verbieten sich dabei von selbst; ich habe das aber noch nicht probiert.

Gruß, Walter


Johannes Müllerheim

Re: Küchenfronten austauschen

Beitrag von Johannes Müllerheim »

[In Antwort auf #34363]
Hallo Jörg,
Ich habe schon mehrere Küchen gebaut mit Erle 3Schichtplatte als Fronten. Hierbei habe ich die Platten einfach an den Ecken und vorne mit 10mm Radius abgerundet und die Platten dann geschliffen und geölt. Von ca. 65 Fronten hat sich eine verzogen ( innerhalb von 3Wochen), die mußte ich austauschen.Beim Kauf der Platten darauf achten, daß die Platten nicht in sich verdreht oder in Längsrichtung rund sind. Für das Fräsen nur frisch geschärfte Fräser nehmen. Ich habe mal einen Fräser (HM) genommen mit dem ich vorher Birke Multiplex gefräst hatte und dann hatte ich die Streifen als Brandmuster in der Erle.

Viel Erfolg wünscht Johannes



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