Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren aus

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren aus

Beitrag von Dietrich »


Hallo Teilnehmer,

hatte am Wochenende die Gelegenheit mal in einer "Selbermachen" von 1980 zu blättern.

Besonders aufgefallen sind mir die Anzeigen der Hersteller damals, da warb Holzher für die neue "Derby"-Tauch-HKS, ebenso Festo für seine neue 45mm Tauch-HKS mit Führungsschiene, AEG stellt ganzseitig sein neues Elektrowerkzeugsortiment vor, mit einem 500Watt Winkelschleifer und einer 700Watt HKS. Auf der Innenseite des Umschlags, ganzseitig "Männer haben Metabo" 2-Gang Elektronikbohrmaschine, dient auch als Antrieb für das größte Heimwerkermaschinensortiment.
Lurem stellt eine massive Kombimaschine vor, "damit können sie alles", Flottjet stellt sein Stationärprogramm vor, TKS Flottjet 2000, 250er ADH, Tischfräse mit 3 PS, 3-Rollen Bandsäge, für Handwerk und Heimwerker. Scheppach empfiehlt Holzbearbeitungsmaschinen aus eigenem Hause, abgebildet ist eine 26cm ADH, Wolfkraft bietet eine Bandsäge, eine Kreissäge und einen Abrichthobel mit Bohrmaschinenantrieb, erstmals erscheint ganzseitig eine Maschine mit dem Namen Magnum TK 1685 von Metabo, wegen der Fülle der Ausstattungsmöglichkeiten wird eine Prospektanvorderung empfohlen. B&D stellt seine 750Watt Schlagbohrmaschine vor, auch bekannte Handwerkzeugmarken sind vertreten, ECE, Ulmia (auch eine TKS wird angeboten), Martor-Schnitzmesser.

Von Akku-getriebenen E-Werkzeugen keine Spur, Marken wie DeWalt, Makita, Ryobi......Fehlanzeige, Ferm und Brüder Mannesmann waren offenbar noch nicht auf der Welt.

Die gezeigten Projekte nutzten hauptsächlich Rohware aus dem Spanplattenregal, BASF warb für seinen neuen Plattenleim und nannte die damit gefertigten Kückenarbeitsplatten "Panzer-Platte":-)

Ich fand es mal ganz interessant in der 27 Jahre alten Zeitschrift zu lesen.

Gruß Dietrich


Robert Hickman
Beiträge: 687
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Re: Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren

Beitrag von Robert Hickman »


Hallo Dietrich,

interessanter Rückblick. Schade, dass in den aktuellen Heften wie "Selbst ist der Mann" oder "Selbermachen" nicht mehr viel über Maschinen geschrieben wird. Die Hefte haben sich mehr in Richtung Einrichtung, Umbau, Ausbau entwickelt. Gute Maschinenvergleiche sind selten und meistens sehr lückenhaft. Die Projekte reißen mich nicht so vom Hocker. Trotzdem blättere ich immer mal durch die Hefte, wenn ich gerade irgendwo an einem Bahnhofskiosk herumstehe.
Was wohl in 27 Jahren aktuell sein wird? Vermutlich extrem leistungsfähige Akkumaschinen. Leistungsfähig in bezug auf die Akkuleistung, freilich. Da hat sich in den letzten Jahren ja viel getan. Fraglich vielleicht auch, ob es noch so ohne weiteres Naturholz geben wird oder ob es nicht ein fast unbezahlbarer Werkstoff werden wird. Außerdem frage ich mich gerade, wie dann mein Maschinenpark aussehen wird.. Vermutlich habe ich dann eine total abgenutzte und verkratzte Erika, noch eine von damals, eine alte 85E, die Alten kennen sie noch, dann eine uralte KSS400, mit der man früher seine Bretter abgesägt hat, andere kennen noch den Namen Metabo... usw.

Grüße aus Köln

Robert Hickman



Harald Wetzel
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Re: Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren

Beitrag von Harald Wetzel »


...und die B&D D 306 E tut bei mir heute noch ihren Dienst im genauso alten Bohrständer von Bull/Wolfcraft - wie am ersten Tag :-))) 3 Gänge, Elektronik, robust und unverwüstlich - Made in Idstein/Ts. Inzwischen muss sie kein Beton mehr beissen, da kommt anderes zum Zuge. Der Neupreis (239,- DM) betrug damels 20 % meines Gehaltes. Hat sich doch gelohnt, oder???

Gruß an alle Besitzer alter Schätzchen

Harald



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren

Beitrag von Dietrich »


Hallo Robert,

besonders leistungsfähige Akku-Elektrowerkzeuge sind zu erwarten, ebenso erwarte ich ausreichend Nutzholz, zumindest aus heimischen Wäldern. Standard-Möbel werden immer mehr aus Holzabfällen gefertigt, das schont den Wald. Ob die Tropen dann noch als Holzlieferant dienen, oder ob Regenwald-Reste unter Polizeibewachung stehen.....
Und auch die alten Namen der Werkzeug und Maschinenbranche wird es größtenteils noch geben, denn die schrittmachenden Neuerungen kommen von dort und nicht von den Billiganbietern, langfristig besteht Qualität.

Ob es Selber-Machen noch gibt ist fraglich, denn die Zukunft könnte einerseits den professionell arbeitenden "Heimwerker" und den 2 linke Hände 10Daumen Nicht-Heimwerker bringen, aber wer weis....

Gruß Dietrich


HELLE
Beiträge: 261
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren

Beitrag von HELLE »


Also Dietrich,

da war doch bestimmt auch Werbung von dieser Kity-4 Fach-Kombi drin, die mit dem Riemen umlegen, mit der Franz doch heute noch schreinert --- oder ---
Franz und Dietrich?

Waren die nicht schon vor Metabo auf dem Maschinen-Sektor? ;^>

Gruß, Helle



Till
Beiträge: 429
Registriert: Mo 23. Feb 2015, 23:04

Re: Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren

Beitrag von Till »


Standard-Möbel werden immer mehr aus Holzabfällen gefertigt, das schont den Wald.


Genau das ziehe ich in Zweifel.

Nach gut einem Jahr das ich mich intensiv in Sachen Bäume im Wald herumgetrieben habe ist mein Eindruck, die verwendung von OSB und Plattenwerkstoffen, der ganze Pellet- und Energieholzwahn - das alles hat nichts mit Restholzverwertung, Umweltschutz, Nachhaltigkeit zu tun.

Ein hochwertiges Sortiment an Bäumen schlagen ist viel Arbeit. Ein Revierförster muss jeden Baum anschauen und die richtigen heraussuchen und markieren, die Bäume werden manuell geschlagen und ausgehalten. Die Stämme werden einzeln gerückt und gepoltert. Sie müssen dann zum Sägewerk gefahren werden wo eine Elende Arbeit bis eine fertige Schnittholzbohle die um etwa 2 zehnerpotenzen teurer pro Volumen ist als der Baum es war beim Händler steht. Das ganze ist Arbeitsintesiv, allerdings lässt es sich sogar mit kleinem technischen Gerät von Leuten wie mir machen.

Dagegen die "moderne" Holzwirtschaft: ein Harvester erntet mit nur einem Fahrer etliche hundert fm/Tag, am besten gleich 50% dessen was an Vorrat im Bestand steht, dann muss er nicht so viel umherfahren. Das "Zeug", die Bäume werden selbstverständlich nicht einzeln markiert - wird dann vom Forwarder direkt in einen Schredder befördert, aus dem Wald abgefahren werden dann LKW weise Holzhackschnitzel. Ob die Bäume nun von der Sorte Feuerholzqualität waren, oder ob die eine oder ander Wildkirsche, Riegelahorn, oder eine oliverkenige Esche dazwischen stand will garkeiner wissen. Kommt einer wie ich und fragt nach dem Baum dann stört er nur den Betrieb.

Holzhackschnitzel sind für die Industrie super, die lassen sich einfach Transportieren, sie sind ein verfahrenstechnisch gut greifbarer Rohstoff, die "Veredelungskette" brauch wenig Menschen und nur große Maschinen und Anlagen mit gigantischem Durchsatz.

Der Gewinn ist kalkulierbar, das Produkt gleichbleibend und normierbar, nicht so wie "Holz", ein marktwirtschaftlich betrachtet wohl eher wiederwärtiges Produkt bei dem sich nur wenigen erschließt was das Schnittholz einmal Wert sein könnte wenn er einen Baum vor sich sieht.

Die Ausbeute des Waldes lässt sich auch steigern, Holz für die Hackschnitzelproduktion lässt sich aus schnellwüchsigen Arten erzeugen die stark beastet und mit wenig Setzlingen pro Fläche = viel Licht pro Baum erzogen werden. Also viel (minderwertiges) Holz pro ha ind wenig Zeit (40 Jahren)

Wieso sollte die Forst da überkommenen Aufwand treiben Bestände astarmer hochgewachsener Bäume zu erziehen, die dann auch noch 80 bis 100 jahre alt werden müssen eh sie reif sind? zumal sich doch die "moderne" Methode der Waldwirtschaft auch noch als ökologisch verkaufen lässt.

Leute, schaut mal in den Wald. Der Werkstoffplattenwahn hat dafür gesorgt das es wertgeastete hochwertige Nadelhölzer z.B. für die nächsten zwei Generationen kaum welches geben wird. Nun gut. Sie würden es wohl auch nicht zu schätzen wissen.



Heinz Roesch
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Zukunft unseres Waldes

Beitrag von Heinz Roesch »


Hallo Till,

gut gesprochen! In meinem nahen regionalen Umfeld
werden momentan drei große Pelletwerke gebaut. Man
kann sich schon grob ausmalen, was da für ein Bedarf
an Holz entsteht.

In nicht allzu ferner Zukunft kommen noch die neuen
Raffinerien für Sun-Diesel dazu. Die könnten zwar
theoretisch auch jede andere Form von Biomasse um-
setzen, werden sich aber der Einfachheit halber auch
primär an das Holz halten.

Bei uns im Süden gibt es glücklicherweise noch viele
private Waldbauern und unter denen auch noch einige,
die einen etwas engeren Bezug zum Forst haben, als nur
den Hektarertrag auszurechnen. Auf die gilt es zu setzen,
damit der Wald nicht zum reinen Industriebetrieb verkommt.

Viele Grüße

Heinz



Marcel Hohenberger
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren

Beitrag von Marcel Hohenberger »


Du sprichst mir aus dem Herzen, Till (auch das, was Du unter http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/read/34944 sagst). Die Kurzsichtigkeit in der Forstwirtschaft ist schon erschreckend (und ich wundere mich, dass das in der Öffentlichkeit eigentlich kein Thema ist). Da werden altertümliche Strukturen (z.B. die von Dir angesprochenen Landesforste) von einer Globalisierungswelle unter dem Deckmantel der erneuerbaren Energie einfach überrollt. Forstwirtschaft ist eine sehr langfristige Angelegenheit, eigentlich ein Generationenvertrag, und ich frage mich, ob da nicht die Politik auf den Plan treten und strikte Vorgaben machen müsste. Eigentlich bin ich ja für "möglichst wenig" staatliche Eingriffe, aber wenn die Interessen zukünftiger Generationen betroffen sind, geht's vielleicht nicht anders. Ich habe gegen eine industrielle Waldnutzung prinzipiell auch nichts einzuwenden, aber dann bitte auf neuen Flächen (vielleicht landwirtschaftliches Brachland?) und nicht auf Kosten gesunder Mischwälder mit altem Baumbestand.
Die gleichen Probleme wie wir hat man übrigens auch in Übersee, wie man unter http://www.forestnet.com/archives/Oct_06/mill_operations.htm nachlesen kann. Die grossen Waldbesitzer jammern, dass ihnen ihr Besitz keine Rendite einbringt (ein im Wald liegender Ahornstamm bringt 50 Kanadische Dollar), während die Holzwerker, die daraus ein $3500 Möbelstück machen könnten, an diesen Stamm nicht mal herankommen. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wächst in mir der Wunsch nach einem eigenen Stück Wald, das man über Generationen weitervererben kann, immer unter der Auflage der Bestandeswahrung. Hoffnungslos romantisierend und unrealistisch, ich weiss, aber für nachfolgende Generationen vielleicht immer noch sinnvoller als die Arbeit eines fantasielosen Landesforstverwalters.

Sorry, den Frust musste ich mir mal vom Leib schreiben.
Grüsse Marcel



Dietrich
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Re: Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #31355]
Hallo Helmut,

entschuldige bitte ich hatte Kity ganz vergessen, natürlich ist da auch die 4fach best-Kombi (?) auf einem m2 Fläche drinnen, Kity dürfte sich viel früher mit Holzbearbeitung stationärer Art befasst haben als es Metabo getan hat. In Nürtingen baute man eher superschwere Schleif und Poliermaschinen für die Werkzeug und Fahrzeugindustrie, wie sie haute vom Metabo-Ableger Polysis ( http://www.polisys.de/wDeutsch/index.php ), angeboten werden, außerdem die schweren TBM´s und Bohrsäulen für den Metallbereich bis in die 90iger.

Hallo Till, Heinz und Marcel,
aus unserer Region Vordertaunus kann ich diesen Trend überhaupt nicht bestätigen, die Laub-Mischwald-Anpflanzungen der letzten 100 Jahre werden ausgedünnt, manuell plus Winde oder Unimog, besonders schön gewachsenen Eichen Buchen und Wildkirschen wird Platz gemacht, die Stämme oft Eichen mit 40-60cm Durchmesser werden von der Brennholzfraktion mit Traktor und Hänger genutzt. Letztes Jahr ist mir eine Birne aus dem Waldrandgebiet "zugelaufen".....
Mit dem richtigen Gerät könnte man sicher auch mal einen Wildkirsch oder eine gut gewachsene Eiche rausholen, von den breits gefällten Stämmen.
Überhaupt schätze ich die Situation zumindest in den mittelgebirgen wenig dramatisch ein, da dort wegen der erhöhten Windgeschwindigkeiten Monolulturen kein Chance haben.

Einige Städte mit Forst sollen auch schon die "Vollernter" abgeschafft haben, zugunsten einer biologischen Waldwirtschaft mit Einzelentnahme und Rückepferd.
Übrigens ein regelrechter Genuß einem gut ausgebildeten Rückepferd und seinem "Lenker" bei der Waldarbeit zu zu sehen. Aber auch hierbei gilt es Beständigkeit zu wahren, denn nichts ist schlimmer als Rückepferde die keine braucht .......

Gruß Dietrich



Heinz Roesch
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Re: Selbermachen `80/oder wie sah es vor 27 Jahren

Beitrag von Heinz Roesch »


Hallo Dietrich,

das tut gut, das zu hören. Ich denke auch
bei uns im Schwarzwald ist es insgesamt nicht
so übel. Es hängt halt alles von den verant-
wortlichen Leuten ab.

@Marcel
Ich gebe Dir in allem Recht. Nur eines: Lass
bitte die Politik außen vor. Wenn die Fachleute
vor Ort nicht zu vernünftigen und zukunftsfähigen
Lösungen fähig sind, kommen die von der Politik
schon zweimal nicht. Oder kennst Du irgend ein
vernünftiges und praktikables Gesetz aus den
letzten 15 Jahren? Ein Beispiel würde mir schon
reichen! :-))

Viele Grüße

Heinz



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