HOLZTROCKNUNG, Umschau

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Andreas Meisel
Beiträge: 442
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

HOLZTROCKNUNG, Umschau

Beitrag von Andreas Meisel »


Hallo Forumsgemeinde!

Ich habe wieder mal eine ganz allgemeine Frage: wie regelt ihr das mit der Holztrocknung??

Bisher habe ich mich damit beholfen, die Hölzer im Freien unter Dach
entsprechend lange liegen zu haben. Mit ein Jahr pro cm Holzstärke
und so (zumindest theoretisch, immer wollte/konnte ich dann doch
nicht so lange warten).

Das Problem dabei ist nur, dass das teilweise sehr lange dauern kann
(siehe Birnbaum - weiter unten), UND vorallem kaum eine Holzfeuchte
unter 12 bis 14% erreicht werden kann.
In gut beheizten Wohnräumen geht die Holzfeuchte aber bekanntlich
im Winter durchaus auf 6 bis 8% runter. Ich habe beispielsweise ein
Regal mit 30 cm breiten Platten aus sibirischer Lärche gebaut
und jetzt im zweiten Winter beträgt der Verzug schon sichtbare Ausmaße.
Trotz Verleimung aus nur ca. 60mm breiten Leisten sind die Platten
quer zur Faserrichtung um ca. 2 mm krumm . . . irgendwie ärgerlich

Klar, wenn man nur Projekte mit geringen Holzabmessungen oder
ausschließlich Rahmen-Füllungskonstruktionen verwirklicht,
sind solche Verzugsprobleme vielleicht nicht ganz so kritisch.
Und für Gartenmöbel oder ähnliches sowieso nicht.
Nur möchte ich in Zukunft auch mal einen Esstisch mit 90cm breiter
Platte bauen . . .
Unter Ausnützung aller konstruktiven 'Tricks' wie Gratleisten etc. läßt
sich schon einiges machen,- nur reicht das für eine Tischplatte wirklich aus?

Natürlich habe ich schon überlegt, das Holz dort zu lagern,
wo es später auch eingebaut wird. Leider sind Holzstapel im Wohnzimmer
momentan schwer durchsetzbar:-))
Meine Werkstatt ist im Winter auch nicht beheizt, da würde es wohl
nicht viel bringen, hier Holz einzulagern (oder?).
Zumal ich dort einfach nicht genügend Platz für größere Mengen habe.

Bleibt also fast nur noch die Lösung von Walter eine Art Trockenkammer zu bauen!!
Bei meinen Platzverhältnissen dürfte sie max. 3,2 mal 1 m mal ca. 2,4 m
in der Höhe groß werden,- Außenabmessungen wohlgemerkt.
Gedämmt muss das Ganze selbstverständlich auch werden,
bleibt also vieleicht eine Breite von max. 80 cm innen übrig.
Macht sowas noch Sinn?

Nun, bevor ich das mache, würde ich noch gerne eure Meinung bzw. euer Umgang/Erfahrungen mit diesem Problem hören.

Freu mich schon auf eure Antworten!

ANDI



Gero Meyhoefer
Beiträge: 983
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Lagerung im Wohnhaus/Werkstatt

Beitrag von Gero Meyhoefer »


Hallo Andi,

ich löse das tatsächlich so wie Du es angesprochen hast. Lagerung im Wohnhaus, unter dem Dach in den kleinen Dreiecken die hinter der senkrechten Wand unter der Dachschräge entstehen sowie in der Werkstatt, die glücklicherweise an die Zentralheizung angeschlossen ist.

Davor allerdings auch erst einmal Freilufttrocknung mit Plane drüber, das Holz kommt dann so 6 - 8 Wochen vor der Verarbeitung nach drinnen. Bei der Eiche für den Fußboden auch schon mal 3 und mehr Monate früher.

Für Dein Projekt wohl eher nicht hilfreich, da kann ich die aber Ewald Königs "Von der Lagerung und Pflege des Holzes" empfehlen. Ich kann es Dir gerne einmal ausleihen wenn Du mir Deine Adesse sendest.

Beste Grüße

Gero


Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Lagerung im Wohnhaus/Werkstatt

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Andreas

Ich kenne ja das Forum erst seit vielleicht zwei drei Jahren, arbeite aber schon seit etwa 30 Jahre mit Holz, in dieser Zeit hatte ich keine Rückmeldungen oder Warnungen aus dem Forum , ich wurstelte munter drauf los.
Deine Befürchtungen wegen dem arbeiten des Holzes hatte ich also damals nicht so ausgeprägt und hatte auch prompt einige lehrreiche Ahaerlebnisse.
Meinen ersten Tisch (zu sehen unter Werkstattbilder Nr.016) fertigte ich aus Buche Blockware 65mm dick, von dem ich nicht wusste wie lange es gelagert war.
Nach einem Jahr hat sich der Tisch an den Rändern nach oben gewölbt etwa 3-4 mm (auf dem Bild erkennbar) was sicherlich auch so nicht passiert wäre hätte ich damals die Leisten entsprechend der Jahresringe richtig platziert.
Daraus habe ich damals gelernt, ich hab das Holz immer in mehreren Schritten abgerichtet und mir dabei Zeit gelassen und dabei immer darauf geachtet, dass die Bretter auf der Werkbank liegend gut durchlüftet wurden.
Also ungefähr so: ich schnitt die Bretter für den Tisch zu und richtete zum erstem male ab und stapelte, fing dann schon mal mit dem Untergestell an, nach zwei Wochen richtete zum zweiten male und so weiter, bis ein Stillstand zu vermerken war.
Danach richtete ich zum letzten male und verleimte, ich hab auch noch nie eine Gratleiste benutzt, ich wusste nichts davon, ich hab einfach die obere Leiste meiner Tischunterkonstruktion unter die Platte geschraubt mit 8mm Inbusschrauben (und Rampabüchsen)und die Länge der Schrauben so gewählt, dass eine Querbewegung möglich war.
In den meisten Fällen leimte ich aus dem gleichen Holz mit quergestellter Faser, linsenförmige Holzstücke als Feder ein, drei in der Länge, ein Drittel in der Dicke.
Ich denke, das ich mittlerweile so um die 12 Tische gefertigt habe aus unterschiedlichen Hölzern, mit keinem gab es Probleme.

Gruß Franz



MaxS
Beiträge: 1620
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Lagerung im Wohnhaus/Werkstatt

Beitrag von MaxS »


Hallo,

Ich kann leider auf keine jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen. Trotzdem kann ich das System von Franz Kessler empfehlen, wobei das Abrichten nicht einmal nötig ist. Ich habe dieses Verfahren im Gestellbau für Sitzbänke kennengelernt. Hier wurden die benötigten Hölzer aus den (Eiche)Bohlen grob zugesägt, eben mit entsprechendem Übermaß fürs Hobeln. Diese auch auf Länge roh zugeschnittenen Teile wurden dann mit schmalen Stapelleisten und ordentlich Abstand mehrere Wochen in der beheizten Werkstatt belassen. Erst dann wurden sie weiterverarbeitet.

Ob das Holz kammergetrocknet war, oder nicht, ist mir nicht mehr im Gedächtnis. Fakt ist aber, dass sich das Holz in der Ruhezeit noch zT deutlich in der Form verändert hat.

Grüße,
Max


Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: HOLZTROCKNUNG, Umschau

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #29597]
Hallo Andreas,

nach meinen Erfahrungen ist das größte Problem die Be- und Entladung der Kammer. Ich habe Platz für zwei Stapel hintereinander, wenn ich ein paar Bretter vom hinteren Stapel holen will, muss ich den vorderen Stapel teilweise mit ausräumen,da ich nur von einer Seite Zugang habe. Mein Idealfall sähe so aus, dass ein Beschickungswagen auf Schienen in und aus der Kammer fährt. Die Kammer ist im Freien und man kann von beiden Seiten an den Wagen. Zwei Stapel nebeneinander, teilweise verbunden, dass die Chose nicht umkippt. Max Brettlänge wenigstens 3m, besser 4m. Incl. Bautrockner sind das stolze 5m. Gesamter Längenbedarf ist dann 9m, wenn der Wagen ausgefahren ist. Die Umluftanlage braucht auch noch Platz, geblasen wird normalerweise quer zum Stapel, wegen der Stapelleisten. Man kann natürlich ganz deutlich an Platz sparen, wenn man das nasse Holz vorschneidet und dann trocknet. Das hab ich noch nicht gemacht, es hat den Nachteil, dass das Holz nach dem Trocknen doch ganz anders aussehen kann wie vorher. Im Klartext: das kerzengerade ebene Brett ist hinterher eine winsch verzogene Gurke und man kriegt nicht das raus, was man wollte.

Es ist sicher eine spannende Angelegenheit, aber wenn der Platz (im Freien) da ist, sollte man es machen.

Gruß, Walter



arnd
Beiträge: 148
Registriert: Fr 3. Aug 2012, 00:29

HOLZTROCKNUNG in der Sauna

Beitrag von arnd »

[In Antwort auf #29597]
Hallo,

leider kann ich nicht zur Lösung der Frage beitragen, möchte aber die Frage ausweiten.

Wir sind z.Z. auf den Suche nach einem Haus und haben nun eines im Blick, welches einen schönen 30m² Kellerraum hat, den ich als Werkstatt gebrauchen könnte. In dem Raum steht noch eine kleine Saunazelle. Ich habe hier schon gelesen, dass einige ihr Holz in der Sauna trocknen. Ist das möglich / Sinnvoll? Wie würde sich die Sauna (plus Mini-Dusch) im Werkraum auf das Raumklima auswirken? Luftfeuchtigkeit u.s.w.

Bin gespannt auf Euere Anmerkungen.

Arnd


Andreas Meisel
Beiträge: 442
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: HOLZTROCKNUNG, Umschau

Beitrag von Andreas Meisel »


Hallo Walter!!

Mann du bist gut;-)) Wie mein 'Idealfall' ausschaut, weiß ich auch: 300m² Werkstatt in der gleich genug Platz für eine Trockenkammer bleibt....

Naja, vielleicht schaffe ich es, doch eine Trockenkammer komplett im Freien zu bauen. Beschicken würde ich sie aber eher von der Seite,- 9 m sind einfach deutlich zu lang . . . Wenn ich mit Lagerlatten aus Metall mit Lüftlöchern machen lasse, könnte ich auch eine Längslüftung vorsehen. Dann wäre der Platzbedarf vielleicht insg. etwas geringer.

Schöne Grüße

ANDI, der wieder mal grübelt wie er dieses 'Bauwerk' durchsetzten könnte . . .



Andreas Meisel
Beiträge: 442
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Lagerung im Wohnhaus/Werkstatt

Beitrag von Andreas Meisel »

[In Antwort auf #29602]
Hallo miteinander!

Eure Tipps erscheinen mir wirksam aber leider auch insg. sehr zeitintensiv. Bei mir ist es leider so, dass ich normal max. 2 Monate im Jahr zuhause, sprich bei meiner Werkstatt bin. Aber wenn ich zuhause bin, dann muss auch was weitergehen:-)

@Gero: Danke für dein Angebot! Ich habe mir den Titel notiert. Werde zusehen, es entweder ausleihen, oder nach Ansicht, kaufen zu können. Gute Bücher kann man schließlich immer brauchen . . .

Danke für eure Ratschläge! Der Stein der Weisen erscheint mir hier noch nicht gefunden.

ANDI



Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: HOLZTROCKNUNG in der Sauna

Beitrag von Franz Kessler »

[In Antwort auf #29658]
Hallo Arnd

Ich bin schon einige Male mit Holz in die Sauna gegangen, weniger wegen dem trocknen, sondern wegen Wurmbefall.
Ich denke schon, dass wärend eines Saunaganges, oder mehrer,ein Trocknungsprozess stattfindet, wie aber der Feuchtigkeitgehalt zurückgeht müsste man mal ausmessen (ich bin dazu nicht in der Lage).

Gruß Franz



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: HOLZTROCKNUNG, Umschau

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #29664]
Hallo Andreas,

Dass 9m ziemlich lang ist, war mir auch klar. Trotzdem: es war die Konsequenz aus einer stirnseitigen Beschickung. Die hat nämlich den Vorteil, dass nur eine kleine Tür oder sowas fällig wird und die Undichtigkeitsverluste in Grenzen bleiben. Zudem kann außen von beiden Seiten der Wagen beladen werden. Dass das an allen möglichen Randbedingungen scheitern kann: sicher, aber wenn was Gutes entstehen soll, muss bas Beste bekannt sein.

Die Längslüftung kannst Du getrost wieder vergessen, denn die Luft muss nicht nur hin, sie muss auch wieder zurückströmen. Die Löcher in den Stapelleisten werden die Luft zwar erheitern, aber nicht zum Durchfließen bringen. Der Strömungswiderstand ist viel zu hoch. Die Luft wird außenrum fließen und nicht durch das Holz. Ich habe einige Ventilatoren auf Platten geschraubt und so angebracht, dass die Luft zunächst quer von einer Seite nach unten und durch den Stapel strömt und von der anderen Seite nach oben wieder zu den Ventis. Das ist ein Kreislauf. Der zweite ist vom Bauentfeuchter, der an einer Stirnseite sitzt und Luft von unten ansaugt und die teilgerocknete Luft nach oben wegbläst. So kann diese Luft sich mit dem anderen Kreislauf mischen. Ein paar dünne Faserplatten zur Luftführung braucht man. Ich hatte mal ein paar Bilder eingestellt, hier zeig' ich sie nochmal.

Gruß, Walter











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