Kettensäge

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Heiko Rech
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Re: Kettensäge

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Georg, hallo Franz,

mein Bruder ist selbständiger Forstwirt, ich bin oft mit ihm gegangen und habe viel gelernt. So auch wie man Ketten im Wald schärft. Als Hilfe bekommt man im Fachhandel eine Art kleiner Schraubstock, den man in einen liegenden Stamm einschlagen kann. Darin wird das Schwert eingespannt. Die Maschine muss natürlich auch aufliegen.

Dann feilt man die Zähne wie Franz es beschrieben hat. Genau so macht es mein Bruder auch. Ich habe ihn mal gefragt, warum er zumindest für Zuhause kein Schärfgerät hat. Er meinte dann nur, dass er von Hand schneller ist und nichts einstellen muss. Ist die Kette stark beschädigt, macht er halt einen Feilenstrich mehr. Ist sie einfach nur Stumpf feilt er weniger. Das Schärfgerät nimmt immer gleich viel weg oder muss umgestellt werden.

Fachlich ist also gegen die Methode von Franz nichts einzuwenden, aber so ein kleiner Schraubstock zum Einschlagen ist schon eine feine Sache und kostet nicht die Welt.

Gruß

Heiko


Heinz Roesch
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Re: Kettensäge *MIT BILD*

Beitrag von Heinz Roesch »


Hallo Heiko, Franz und Georg!

Ich habe praktisch alle Methoden zum Kettenschärfen
getestet und bin auch beim Handfeilen mit einfacher
Feillehre hängen geblieben. Das geht am schnellsten,
schont die Kette und macht sie nach einiger Übung auch
wirklich sehr scharf. Sehr wichtig ist es aus meiner
Sicht, die Kette immer bereits dann zu schärfen, wenn
sie eigentlich noch recht scharf ist. Dann klappt das
Nachschärfen am besten und mit geringstem Aufwand.

Auch ich plädiere für den Schärfbock und habe auch fest-
gestellt, dass es wichtig ist das zu schärfende Glied
immer sauber auf die Höhe des Bocks zu bringen. Jede
Schwingneigung des Schwertes verschlechtert das Feil-
ergebnis. Immer nur in eine Richtung, nach aussen feilen
und Feile dann vor jedem Strich neu ansetzen.

Ein Bild des Stihl-Schärfbocks habe ich angehängt. Rechts,
die sogenannte schwere Version ist die Meine.

Viele Grüße

Heinz



Heinz Kremers
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Re: Kettensäge

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Ihr Freihand-Handfeiler,

es ist eine schöne Illusion zu glauben, mit dieser Methode könne man auf Dauer gut geschärfte Ketten erhalten. Gerade der Gelegenheitsbenutzer wird sich sehr schnell wundern, warum sein Sägeschnitt in dickeren Stämmen immer verläuft. Das resultiert daraus, daß rechte und linke Zähne der Kette nicht exakt gleich sind. Wer beim Freihand-feilen über ein ganzes Kettenleben gleichlange Schneidezähne mit gleichem Schneidwinkel erzielt, vor dem zieh ich den Hut!

Grundsätzlich sollte man beim Gang in's Holz mehr als eine Kette dabei haben. Ich hab mir zur Regel gemacht, daß 3 bis max. 4 Ketten auf einem Schwert verschlissen werden können, und zwar nur so weit, bis die kurze Seite der Schneidezähne noch ca. 3 mm lang ist. Dann fliegen Ketten und Schwert und Ringkettenrad in den Schrott. Dafür habe ich bis heute - trotz häufigem Einsatz in Schmutz und Sand -keinen einzigen Kettenreißer gehabt, der ja nicht immer glimpflich ausgehen muß trotz Kettenfangbolzen u.ä.. Man nehme nur mal eine neue Kette und eine auf 3 mm kurzgefeilte und entsprechend gebrauchte Kette, fasse sie mit beiden Händen an 2 nebeneinander liegenden Gliedern und schiebe mal hin und her. Neu ist da kein Spiel drin, alt einiges, was einen manchmal erschrecken - und die Kette in den Schrotteimer fallen läßt!

Neben den guten elektrischen Schärfgeräten, z.B. Stihl USG (ca. 500 €) gibt es diese kleinen elektrischen Geräte im Baumarkt. Motor so in "Dremel" Größe oder noch kleiner. Darum sollte man einen ganz großen Bogen machen. Für das Geld erhält man ein vernünftiges Hand-Feilgerät (z.B. Stihl FG 2 (ca. 100 €), zum Aufsetzen auf die Schiene auch billiger). Damit kann man dann super arbeiten wie folgt:

Im Wald bei nachlassender Schneidleistung kurz Freihand nachgefeilt mit Feilbock à la Heinz Roesch oder mit 2. Mann, der die Säge irgendwo gegenhält oder auch so wie Franz es macht (ich brauch dafür keine Schraubzwinge, sondern einen dickeren Ast der auf der Erde liegt, eingeschnitten, so daß das Schwert nur noch begrenzt wackeln kann und loß geht's). Das dann so 2 bis 4-mal und danach geht's in das Feilgerät im heimischen Keller, wobei die Schieblehre zum Messen der Zahnlänge rechts/links nicht fehlen darf. Nicht vergessen auch das Nachfeilen der Tiefenbegrenzer!!! Hierfür gibt es als Pfennigsartiel Lehren. Eine noch so scharfe Kette kann nichts, aber auch gar nichts sägen, wenn die Tiefenbegrenzer auf Höhe der Schneiden sind!!

Angeboten werden auch noch Feilenhalter, die das Einhalten des Feilwinkels erleichtern. Damit hab ich allerdings keine Erfahrung und strebe sie auch nicht an weil ich die beschriebene Methode für besser halte. Ich gestehe auch, daß ich lange mit dem Feilgerät von Stihl gearbeitet habe und mir irgendwann ein elektrisches Gerät ähnlich dem USG von Stihl zugelegt habe, weil's oft schnell gehen muß, aber für genau gerade Schnitte nehm ich dann doch entweder neue Kette+neues Schwert oder das Feilgerät!

Vielleicht noch ein Problem abseits vom Feilen:
Wenn gebrauchte Ketten lange liegen, und das ist beim Hobbysäger sicher oft der Fall, werden sie steif wie Bretter durch das Harz im Kettenöl. Das ist absolut kein Problem. Kette so gut es geht aufspannen und dann einige Minuten frei laufen lassen. Danach Kette nachspannen und mit der Arbeit beginnen, evtl. nach kurzer Zeit nochmal nachspannen.

Beim Bio-Kettenöl gibt es auch gewaltige Unterschiede. Nach mehreren Versuchen mit Händlerölen nehme ich nur noch Stihl-Öl. Es mag durchaus sein, daß z.B. Husquarna ein ähnlich gutes Öl hat; ich kenn es nicht und will auch keine Stihl-Reklame machen. Jedenfalls haben die Händler-Öle bei mir eine ausgedehnte Harzspur hinterlassen im Vergleich mit dem Stihl-Öl.

Und noch was:
Das Harz läßt sich gut mit Backofenspray z.B. vom Kombikanister entfernen. Ketten würde ich nie damit reinigen sondern wie vor verfahren.

Gruß

Heinz



Heinz Roesch
Beiträge: 1268
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Re: Kettensäge *MIT BILD*

Beitrag von Heinz Roesch »


Hallo Heinz,

danke für Deine ausführlichen Informationen!

Noch mal zum Freihand-Feilen: Natürlich benutze
ich hierzu eine einfache Feillehre, um den Winkel
einzuhalten. Das würde ich ohne Lehre nie mit
vernünftiger Genauigkeit schaffen. Wenn man immer
schön nur nach außen feilt und bei jedem Strich
neu ansetzt hat man alle Zeit der Welt um den Winkel
sauber einzustellen, ich schätze die Winkelabweichung
auf unter 1°. Da diese ja in beide Richtungen streut
sägt eine so behandelte Kette nach meiner Erfahrung
kerzengerade.

Deine Aussagen zum Verschleiß möchte ich dick unter-
streichen, so geizig darf man einfach nicht sein, das
Material bis zum Letzten zu fordern

Auch wenn ich's ja ungern tue möchte ich Dir bei den
Zahnlängen widersprechen. Zum einen ist die Abweichung
in der Länge wirklich gering, wenn man konsequent feilt.
Hierzu ist der erste Zahn zu markieren, oder, bei meiner
MSE besonders geschickt, die Kette hat eine Stelle mit zwei
Treibgliedern, die für mich immer Anfang und Ende eines
Feilganges bilden. Dann wird jeder Zahn mit der gleichen
Anzahl an Strichen behandelt. Die sich dabei kurz vor Ende
der Kettenlebenszeit ergebenden Abweichungen in der Zahnlänge
haben keinerlei Auswirkungen auf die Sägequalität.

Nichts gegen ein professionelles Schärfgerät, aber für den
Hobbyisten wäre mir das zu teuer. Die erzeugte Schärfe ist
natürlich perfekt, aber dafür geht das Schärfgerät auch
wesentlich rabiater zur Sache und verkürzt die Lebensdauer
der Kette unnötig. Eine Ersatzkette stets griffbereit zu haben,
halte ich für eine sehr gute Idee, aber man sollte sich bewusst
sein, dass der Kettenwechsel länger dauert als das Nachschärfen,
zumindest wenn man mal eingeschossen ist.

Unten habe ich noch ein Bild meines Feilenhalters angehängt.
Kostet bei Kox knapp 8 €.

Viele Grüße

Heinz



Heinz Kremers
Beiträge: 2801
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Kettensäge

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Namensvetter,

für eine Hema reichts beim Hobby, aber nicht für 100 € (vieleicht bei Kox bei ähnlicher Qualität auch weniger) für ein Feilgerät??

Um es mal auf den Punkt zu bringen:
Brennholz kann man mit fast jeder Kette, die irgendwie schneidet, erzeugen, aber wenn dann ein Kunde zu mir sagt: Den Baumstamm (so mit 70 cm Durchmesser)hätte ich gerne so ca 50 cm über dem Boden gerade abgeschnitten um eine Blumenschale draufzustellen.....
So bis ca 30 cm Durchmesser geht das bei meinem 50er Schwert mit fast jeder Kette.

Wenn's wirklich genau sein soll nehm ich dafür eine neue Kette mit neuem Schwert!

Einen geruhsamen Jahresausklang wünscht Dir

Heinz



Christian Aufreiter
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Kettensäge

Beitrag von Christian Aufreiter »


Servus, Heinz K.!

davon, dass unser geschätzter Kollege, Heinz. R., sparen muss, zeugt auch seine Bandsäge. Schließlich hat er "nur" eine Garant, keine SR oder UH.

Ich bin übrigens genauso arm:-((

Einen schönen Abend wünscht

Christian



Heinz Kremers
Beiträge: 2801
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Kettensäge

Beitrag von Heinz Kremers »


Servus Christian,

beenden wir das Thema schnell noch in diesem Jahr. Die Armut greift sonst noch immer weiter um sich.

Alles Gute für 2007

Heinz



martin

Re: Kettensäge *MIT BILD*

Beitrag von martin »

[In Antwort auf #29201]
Hallo,
ergänzend möchte ich eine weitere Schärfhilfe vom Feilenhersteller Pferd vorstellen, bei dem eine Rundfeile und eine Flachfeile zusammen eingesetzt sind, um gleichzeitig Sägezahn und Tiefenbegrenzer zu schleifen.
Die richtige Höhe ergibt sich durch die Auflage auf dem jeweils davor und dahinter liegendem Sägezahn.
Damit habe ich automatisch die richtige Höhe des Tiefenbegrenzers gefeilt, bei dem ich früher doch etwas unsicher war.
Beim Seitenwechsel wird die Feilenhalterung mit drei Handgriffen umgerüstet.
Gruß
Martin



Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Kettensäge

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Das unser guter Heinz Kremers der absolute Spezialist in Sachen Motorsäge ist, ich glaube das ist doch unbestritten, viele Seiner Beiträge hab ich schnell verinnerlicht und meinem Erfahrungsschatz hinzugefügt, allerdings sind unsere Ansprüche vielleicht doch nicht so hoch wie bei Ihm, mit handgefeilten Ketten komme ich eigentlich ganz gut klar und den Punkt, dass mir eine frischgeschärfte Kette vor über 30 Jahren mal den den Dienst verweigerte und ich nach vielem Rätseln feststellte, dass jeder Zahn ja einem Buckel hat, der den Schnitt verhinderte, hab ich auch hinter mir (zu meiner ersten gebrauchten Stihl hatte ich keine Betriebsanleitung).
Nur ein Beispiel mit den Ketten:
Einer meiner Freunde nimmt immer wenn er in den Wald zum Brennholzschneiden geht, meine Maschine mit (für den Sohn und wegen der Gefahr, dass mal eine Maschine festgefahren wird). Er lässt immer schärfen und ist dann immer wieder überrascht wenn er meine Maschine nutzt über die Giftigkeit meiner Ketten.

Also Heinz, ich freue mich schon über Deine nächsten Beiträge in Sachen Holzschneiden mit Motorsägen.

Gruß Franz



Heinz Kremers
Beiträge: 2801
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Kettensäge

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Franz,

danke für die Blumen, aber der absolute Spezialist bin ich sicher nicht. da ist Heiko's Bruder als Forstwirt sicher eine noch bessere Adresse. Bei mir wird ja auch nicht jeden Tag gesägt, aber wenn, dann meist unter erschwerten Bedingungen, wie z.B. Problemfällung auf beengtem Raum, bodengleiche Beseitigung von Buschwerk (da geht es auch durch Dreck und Draht) und da leidet Gerät und Mensch, vor allem wenn es dornenbehaftete Sträucher sind.

Wie schon gesagt: Brennholz kann man auch mit einer schief gefeilten Kette machen, aber einen Baum mit 70 cm Durchmesser und mehr wirst Du mit einer schief laufenden Kette nur sehr, sehr mühsam umlegen können.

Noch eine Anmerkung zu der von Martin gezeigten Feilhilfe:
Die Tiefenbegrenzer sind nicht so kritisch, daß man dafür Klimmzüge machen muß. Zu hohe Tiefenbegrenzer hindern den Sägezahn am nötigen Biss; zu tief gefeilte Tiefenbegrenzer werden vor allem für den ungeübten sehr schnell zum Sicherheitsrisiko, weil die Kette wahnsinnig agressiv wird und starke Rückschlagneigung hat, sobald die Spitze Holzkontakt bekommt.

In diesem Sinne frohes Brennholzsägen und alles gute für 2007

Heinz



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