Festool CS70-ein Erfahrungsbericht
Festool CS70-ein Erfahrungsbericht
Nachdem ich jetzt seit zwei Monaten eine Festool CS 70 Tischkreissäge besitze möchte ich hier über meine bisherigen Erfahrungen berichten:
Ich habe die Maschine in Komplettausstattung, d.h. mit Tischverbreiterung, Tischverlängerung, Längsanschlag und langem Schiebetisch. Der Aufbau und die Montage der einzelnen Zubehörteile gestaltete sich recht einfach, allerdings erforderte die genaue Justierung einiges an Zeit. So muß die genaue Höhe der Anbauten und auch die Paralellität des Schibetisches eingestellt werden. Nach erfolgter Justierung habe ich die Genauigkeit überprüft. Dazu habe ich die 5-Schnitt-Methode angewandt. Dabei zeigte sich, dass der Queranschlag nachjustiert werden musste. Das ging relativ einfach, obwohl am Anschlag keine Stellschrauben vorhanden sind, sondern die Einstellung nur freihändig, nach dem Lösen einer Schraube möglich ist. Schon nach dem ersten Versuch war die Präzision erfreulich genau. Und zwar sowohl bei Schnitten mit dem Queranschlag auf dem Schiebetisch, als auch bei Schnitten mit der Zugsägefunktion. Mit der 5-Schnitt-Methode war die Abweichung in beiden Fällen, gemessen mit Messschieber, unter 0,1 mm auf ca. 30 cm. Auch bei 45° Schnitten sowohl mit geschwenktem Sägeblatt als auch mit geschwenktem Anschlag waren so genau dass nach dem Zusammensetzen von zwei geschnittenen Teilen ein rechter Winkel entstand.
Erfreulicherweise bleiben die Einstellungen nach Ab- und Anbau der Zubehörteile erhalten, so dass die Maschine ohne weiteres auch einmal auf eine Baustelle mitgenommen werden kann, ohne dass man danach gleich wieder Zeit mit der Justierung verbringen muß.
Die Maschine hat auch genügend Leistung. 40 mm Buchenarbeitsplatte und 70 mm Fichte konnten ohne nennenswerten Abfall der Drehzahl geschnitten werden. Einfach ist auch die Durchführung von Verdecktschnitten. Es muß lediglich die Schutzhaube abgenommen und der Spaltkeil runtergedrückt werden. Danach noch die gewünschte Tiefe einstellen und fertig. Überhaupt ist die Maschine sehr leicht zu bedienen und auch alle Einstellelemente sind leichtgängig und gut erreichbar. Sowohl Längs- als auch Querschnitte sind mit dem mitgelieferten Universalblatt schon sehr sauber. Bei Querschnitten ist mit dem ebenfalls im Lieferumfang enthaltenen Feinschnittblatt verbessert sich die Schnittqualität nochmals. Eine weitere Steigerung ist möglich, wenn zusätzlich noch der Splitterschutz am Sägeblatt montiert wird.
Natürlich gibt es auch einige Kritikpunkte, die hier nicht verschwiegen werden sollen. Allerdings handelt es sich in den meisten Fällen um Dinge, die lediglich besser gelöst werden könnten.
So etwa beim Längsanschlag. In bestimmten Positionen sitzt der Knauf zum Feststellen des Anschlags genau über dem Knauf der Zugsägefunktion. So kann es schon einmal vorkommen, dass sich die Arretierung löst, die das Sägeaggregat in der mittleren Position hält und das Aggregat in di hintere Position rutscht. Ein größerer Abstand oder eine andere Position wie z.B. bei der CS 50 wären hier besser.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die verrippten Seiten und Längsteile des Sägetisches. In diesen Rippen sammelt sich immer eine Menge Sägestaub an, der dann beim Transport der Säge heraus fällt, besonders dann, wenn man z.B. hochkant mit der Säge durch eine Tür muß, oder sie beim Treppensteigen schräg hält. Ein geschlossenes Hohlkammerprofil wäre hier besser, aber wahrscheinlich auch teurer gewesen.
Die Anschlagschiene des Queranschlags ist für mein Empfinden mit 95 cm zu kurz. Das ist insofern schade, da es bei der ersten Serie der CS70 noch eine 2m lange Schiene gab, die aber heute nicht mehr lieferbar ist.
Die vordere Klemmung des Längsanschlages ist etwas hakelig wenn genau am Übergang zwischen Maschinentisch und Tischverbreiterung geklemmt werden muß. Der Präzision tut das aber keinen Abbruch.
Wirklich einer Maschine dieser Qualität unwürdig ist der als Sonderzubehör lieferbare Anschlagreiter. Dieses Teil genügt den Präzisionsansprüchen dieser Maschine in keiner Weise, gibt er doch schon bei leichtem Druck nach, auf Grund der unzureichenden Klemmung.
Dieses Teil habe ich lediglich bei meinem Händler ausprobiert und dann nicht geordert.
Da ich mir aus einem geeigneten Alu-Profil sowieso einen längeren Queranschlag bauen will, werde ich mir hierfür auch eine stabilere Lösung einfallen lassen. Zur Zeit behelfe ich mir mit einem Holzklotz, den ich mit einer Schraubzwinge am Anschlag befestige. Der gibt wenigstens nicht nach.
Fazit: Trotz der oben geschilderten Schwächen ist die Maschine eine lohnenswerte Alternative zu stationären Maschinen a la Metabo Magnum für Hobby-Holzwerker mit wenig Platz. Man ist durchaus in der Lage auch größere Werkstücke damit zu bearbeiten, wie z. B. Schrankseiten oder Tischplatten. Nach Gebrauch ist die Maschine schnell zusammengeklappt und in einer Ecke oder zum Transport im Kofferraum des Autos verstaut. Sicher, ist die Maschine voll aufgerüstet wie in meinem Falle, kann man eigentlich nicht mehr von einer mobilen Säge sprechen. Der Auf- und Abbau dauert doch schon einige Zeit. Aber trotzdem ist diese Säge für mich das optimale Arbeitsgerät, weil sie meinen Bedürfnissen nach einer gewissen Mobilität und Genauigkeit recht gut entspricht. Außerdem hat diese Maschine im Vergleich zur Konkurrenz das beste Angebot an sinnvollem Zubehör, was mir die Entscheidung noch etwas leichter machte
-
- Beiträge: 687
- Registriert: Mo 2. Jan 2017, 16:40
Re: Festool CS70-ein Erfahrungsbericht
[In Antwort auf #21773]
Hallo Georg,
ein interssanter Bericht. Erstaunlich, wie häufig bei an sich hochwertigem Gerät manchmal noch an Kleinigkeiten gespart wird, wo es sich doch kaum lohnen kann. Und sei es am Anschlagreiter, der ja durchaus eine wichtige Funktion hat.
Grüße und gute Nacht
Robert Hickman
Hallo Georg,
ein interssanter Bericht. Erstaunlich, wie häufig bei an sich hochwertigem Gerät manchmal noch an Kleinigkeiten gespart wird, wo es sich doch kaum lohnen kann. Und sei es am Anschlagreiter, der ja durchaus eine wichtige Funktion hat.
Grüße und gute Nacht
Robert Hickman
-
- Beiträge: 198
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Re: Festool CS70-ein Erfahrungsbericht
Hallo Georg,
danke für deinen Erfahrungsbericht. Ich hab auch die CS 70 allerdings ohne Verbreiterung, Verlängerung und Schiebetisch.
Kannst du mir mal bitte die 5-Schnitt-Methode erklären damit ich auch mal die Genauigkeit überprüfen kann.
Danke
Gruß
Alain
-
- Beiträge: 1054
- Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30
-
- Beiträge: 30
- Registriert: Fr 8. Jun 2018, 12:06
Re: Festool CS70-ein Erfahrungsbericht
[In Antwort auf #21773]
Hallo Georg,
vielen Dank für deinen tollen Bericht - wirklich sehr informativ.
Hast du vielleicht noch Bilder von den Stellen, wo du die Einstellungen
verbessert hast ?
Gruß,
Guido
Hallo Georg,
vielen Dank für deinen tollen Bericht - wirklich sehr informativ.
Hast du vielleicht noch Bilder von den Stellen, wo du die Einstellungen
verbessert hast ?
Gruß,
Guido
-
- Beiträge: 1054
- Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30
Re: Festool CS70-ein Erfahrungsbericht
[In Antwort auf #21773]
Hallo Georg,
deinen ausführlichen Erfahrungsbericht zur CS 70 kann ich zu 100 % in allen Details bestätigen. Zwar besitze ich nicht selbst die CS 70, aber mein Freund, mit dem ich die Werkstatt teile. Deshalb habe ich auch auf der CS 70 gesägt.
Deine wichtigen Kritikpunkte sind
1. der Anschlagreiter. Du hast recht, und der an meiner Basis ist noch viel wackeliger. Deshalb habe ich mir selbst einen gebaut.
2. kurzer Queranschlag. Es ist sehr schwach von Festool, dass sie keinen längeren und stabileren anbieten. Oder zumindest eine ausziehbare Verlängerung, wie ich sie an meinem Basis-Anschlag baute. Ein Maßband fehlt auch für den CS 70 Queranschlag. Bei der Basis gibt es nur eines, welches auf dem Kopf steht (die Skala meine ich).
3. der Längsanschlag verhakt sich beim Schieben über die Lücke zwischen Tisch und Verbreiterung.
Das eigentlich Tragische an den Mängeln ist aber weniger, dass sie überhaupt existieren, sondern dass sie von Festool nicht beseitigt werden, obwohl sie die Mängel von Anfang an kannten.
Ansonsten ist die Maschine aber wirklich gut. Sie sägt mit ausreichender Leistung, macht sehr saubere Schnitte und ist sehr genau. Zum Glück ist sie auch nicht allzu schwer :-) :-)
Viele Grüße von
Edi
Hallo Georg,
deinen ausführlichen Erfahrungsbericht zur CS 70 kann ich zu 100 % in allen Details bestätigen. Zwar besitze ich nicht selbst die CS 70, aber mein Freund, mit dem ich die Werkstatt teile. Deshalb habe ich auch auf der CS 70 gesägt.
Deine wichtigen Kritikpunkte sind
1. der Anschlagreiter. Du hast recht, und der an meiner Basis ist noch viel wackeliger. Deshalb habe ich mir selbst einen gebaut.
2. kurzer Queranschlag. Es ist sehr schwach von Festool, dass sie keinen längeren und stabileren anbieten. Oder zumindest eine ausziehbare Verlängerung, wie ich sie an meinem Basis-Anschlag baute. Ein Maßband fehlt auch für den CS 70 Queranschlag. Bei der Basis gibt es nur eines, welches auf dem Kopf steht (die Skala meine ich).
3. der Längsanschlag verhakt sich beim Schieben über die Lücke zwischen Tisch und Verbreiterung.
Das eigentlich Tragische an den Mängeln ist aber weniger, dass sie überhaupt existieren, sondern dass sie von Festool nicht beseitigt werden, obwohl sie die Mängel von Anfang an kannten.
Ansonsten ist die Maschine aber wirklich gut. Sie sägt mit ausreichender Leistung, macht sehr saubere Schnitte und ist sehr genau. Zum Glück ist sie auch nicht allzu schwer :-) :-)
Viele Grüße von
Edi
-
- Beiträge: 687
- Registriert: Mo 2. Jan 2017, 16:40
Re: Festool CS70-ein Erfahrungsbericht
[In Antwort auf #21773]
Hallo Georg,
damit Dein Bericht nicht in die Untiefen des Forums abtaucht, wäre ein Eintrag in das Wiki -Werkzeugbewertungen- eine feine Sache. Die CS70 ist nämlich noch nicht drin.
Grüße
Robert Hickman
Hallo Georg,
damit Dein Bericht nicht in die Untiefen des Forums abtaucht, wäre ein Eintrag in das Wiki -Werkzeugbewertungen- eine feine Sache. Die CS70 ist nämlich noch nicht drin.
Grüße
Robert Hickman
Re: Festool CS70-ein Erfahrungsbericht
Wenn ich die nächsten Tage etwas Zeit habe, werde ich das machen.
Re: Festool CS70-ein Erfahrungsbericht-Nachtrag
Ist jetzt etwas überarbeitet im Wikiwoodworking nachzulesen.