Schwenkspindel vorne/hinten Praktische Erfahrungen

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Jockel
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Registriert: So 7. Aug 2016, 10:50

Schwenkspindel vorne/hinten Praktische Erfahrungen

Beitrag von Jockel »


Ich wollte mal fragen wer Erfahrung hat mit Schwenkspindeln von Fräsmaschinen.
Es gibt zwei Richtungen in die geschwekt werden kann, nach vorne und nach hinten. Meistens sind die Maschinen die nach vorne geschwenkt werden billiger.
Hat jemand eine nach vorne schwenkbare Spindel und hat schon im geschwenkten Zustand damit gearbeitet, welche Erfahrungen gibt es dazu?

Die Argumente FÜR eine Schwenkung nach HINTEN sind:
1. Sicheres Arbeiten, das Werktstück verdeckt das Fräswerkzeug
2. Jede Werkstückgröße möglich
3. Prolemloser Einsatz von Vorschubapparaten
4. Präzises Fräsbild und wesentlich geringere Belastungen für die Spindellager.

Die Argumente GEGEN eine Schwenkung nach VORNE sind.
1. Erhöhte Unfallgefahr da vermehrter Rückschlag
2. Begrenzte Werkstückhöhe
3. Vorschubapparateinsatz nicht oder nur teilweise möglich
4. Das zwangsweise Einspannen des Fräswerkzeuges im oberen Teil der Spindel führt zu Schwingungen, die das Fräsbild beeinträchtigen und die Spindellager extrem belasten.

Gruß
Jockel



Jockel
Beiträge: 484
Registriert: So 7. Aug 2016, 10:50

Re: Schwenkspindel vorne/hinten Praktische Erfahru

Beitrag von Jockel »

[In Antwort auf #20962]
Achja hatte ich vergessen die Argumente im ersten thread GEGEN die Schwenkung nach VORNE sind von der FELDER Group.

Hier die Argumente von HOLZKRAFT FÜR die Schwenkung nach VORNE:

Fräsaggregat nach HINTEN geschwenkt:

1. Das Werkstück wird vom Fräsanschlag weggedrückt
2. Das Werkstück wird vom Frästisch weg nach oben gedrückt
3. Fräsaggregatbefestigung sitzt zu weit unten, dadurch sitzen Spindellager zu weit unten und werden sehr stark belastet
4. Beim Arbeiten mit Vorschubaparat empfehlenswert
5. Fräsaggregat sitzt weit hinten Fräsen nur in körperlich ungünstiger und stark belastender Haltung möglich
6. Schmale Werkstücke können nicht mit Vorschubapparat gefördert werden, da dass Werkstück nach innnen kippt

Fräsaggregat nach VORNE schwenkbar
1. Das Werkstück wird nicht weg vom Fräsanschlag gedrückt
2. Das Werkstück wird nicht weg vom Frästisch gedrückt
3. Auch beim Fräsen ohne Vorschubapparat wird ein präzises Fräsbild gewährleistet
6. Problemloser Einsatz eines Vorschubapparates auch bei kleinen Werkstücken durch Schwenken der Frässpindel in die Aussparung des Vorschubapparates möglich
7. Fräsaggregat sitzt weit vorne, dadurch Fräsen in körperlich günstiger und wenig belastender Haltung möglich

Da wie schon geschrieben momentan noch mit der Festool Basis arbeite und dort eine Schenkung überhaupt nicht möglich ist wollte ich mal hören wie die praktischen erfahrungen sind.
Gruß Jockel



Marc
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Registriert: Mo 25. Jan 2016, 07:43

Re: Schwenkspindel vorne/hinten Praktische Erfahru

Beitrag von Marc »


Hi,
meistens hab ich mit Panhans gearbeitet(Spindel nach vorne)
kann deine gegenargumente voll unterschreiben .
worum gehts dir?anschaffung?!
es gibt ja die Hoffmann(kann beides,leider extrem teuer).
Felder(alles außer der Profiserie ) hat leider einseitig geführte Motorblöcke,insofern schwingungsanfällig.


Till
Beiträge: 429
Registriert: Mo 23. Feb 2015, 23:04

Re: Schwenkspindel vorne/hinten Praktische Erfahru *MIT BILD*

Beitrag von Till »

[In Antwort auf #20962]
Die aktuelle Fräsen der Deutschen Hersteller scheinen überwiegend +-45° oder sogar mehr Schwenkbereich zu haben.

Nur 45° nach vorn war wohl Standart bis vor ein paar Jahren.

Ich habe eine solche Maschine die 45° nach vorn schwenkt, Panhans 240, und den Fräskopf bei der die Spindel schwingt oder die Lager übermäßig belastet werden musst mir erst einmal jemand zeigen, der wäre wohl sehr schwer und teurer als die ganze Fräse.

Den Vorschub bei nach vorn geschenkter Spindel nicht einsetzten kann man nur dann wenn das Werstück schmal, und der Fräser "von oben" arbeitet. Da aber die Öffnungen im Tisch sehr groß sind und es mir eh sympatischer ist, setzte ich den Fräser sooft es geht unter dem Werkstück ein, dann ist er dem Vorschub nicht im Weg.

Insgesamt braucht man die Schwenkfunktion eher selten, und bei einer entsprechenden Auswahl an Fräsern wird sich meist ein Weg finden auch mit der nur nach vorn schwenkenden Version sicher arbeiten zu können. Ich habe bisher mehr Schwenkbereich nicht vermisst.

Argumente in Richtung Schwingneigung und Bearbeitungsqualität halte ich für Humbug,große Fräserdurchmesser, stabile Fräsaggregate, schwerer Maschinenkörper und große Spindel bewirken hier mehr.

Ca. 1200kg:



Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Schwenkspindel vorne/hinten Praktische Erfahru

Beitrag von Dietrich »


Hallo Jockel,

theoretisch alles richtig, aber, die Spindelschwenkung habe ich in 6 Jahren 2mal gebraucht.
Und in beiden Fällen konnte sowieso kein Vorschub verwendet werden, weil beim 1.mal kopiergefräst wurdeund beim 2. mal Kopfholz gefräst wurde.

Die Spindel meiner TF 904, ehem. Hersteller E-B lässt sich 30° nach vorn und 10° nach hinten kippen.

Gruß Dietrich


MaxS
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Re: Schwenkspindel vorne/hinten Praktische Erfahru

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #20962]
Hallo Jockel,

ich habe schon einige Male mit einer SCM T150 Class gearbeitet, 10° nach hinten, 45° nach vorne. Ich aknn deine Argumente eigentlich nur mit unterschreiben, nach hinten Schwenken ist einfach besser. Und es hat den großen Vorteil, dass man sich bei 45° nach hinten sich eigentlich alle Fasefräser sparen kann. Es gibt von Griggio (in D Maka) eine Maschine, die 45° in beide Richtungen beherrscht, ich würde sie in die Mittelklasse einordnen. Bei Maka heißt sie SF 4510 I und wiegt in der Normalausführung 490kg. Ich weiss nicht, ob du auf konkret auf der Suche nach eine Maschine bist und, falls ja, ob du diese im Betrieb oder privat einsetzen willst. Und wieviel du dir als Rahmen gesetzt hast. Falls du eine wirklich gute Maschine haben willst: http://www.martin.info/cms/_main/index.php?id=31 .

Naja, übersteigt vlt das Budget der meisten. Aber schön udn gut ist sie trotzdem.

Herzliche Grüße,

Max


MaxS
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Ergänzung

Beitrag von MaxS »


Hall, muss noch was ergänzen:

Ich halte die meisten Holzkraft - Argumente für schlicht falsch, auch aus meiner eigenen Erfahrung heraus. Der Fräskopf behindert den Vorschub enorm. Und ich habe es bisher nicht erlebt, dass ein Werkstück weggedrückt wurde.

Allerdings muss ich Till zustimmen, dass bei seiner Panhans man wohl mit Fenster - Vollprofilköpfen arbeiten müsste, um der Maschine Schwingungen zu entlocken. Bei eine Fräse sollte man immer auf ein sehr stabiles Fräsaggregat und einen schweren Tisch und Ständer achten. Selbige Martin hat 1300kg, Till schrieb, dass sein 1200kg auf die Waage bringt. Wer sich hier bewegt, dürfte auf der sicheren Seite sein.

Grüße,

MAx


MaxS
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Noche eine Ergänzung

Beitrag von MaxS »


Ich hätte eine wichtige Sache fast noch vergessen.

DIe großen Fräsen sind auch leise als die kleineren und leichteren. Das mag sich jetzt im erstem Momenat paradox anhören, ist aber tatsächlich so. Das sollte man auch nicht ganz außer Acht lassen. Ich denke, dass das bei Tills Panhans auch der fall sein dürfte, Martin gibt jedenfalls für den Leerlauf 68,8 dB(A) und für den Betrieb 84,6 dB(A) an. Das liegt UNTER der der 85dB Grenze, über der Gehörschutz Pflicht ist.

Nochmals Grüße vom Max


Till
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Re: Noche eine Ergänzung

Beitrag von Till »

[In Antwort auf #21009]
Meine Panhans selbst ist sehr leise, laut wird sie nur wenn ein entsprechend großer Fräskopf oder ein wenig rotationssysmetrischer montiert ist.

Der Effekt entspricht dem eine Dickenhobelmaschine, die Schneiden zerhacken den durch die Absaugung erzeugten Luftstrom. Die Effektive Lauststärke hängt also eher vom Fräswerkzeug ab als von der Maschine.

Selbstverständlich ist sie allerdings auch mit großen Köpfen vibrationsarm und eine Maschine die so schwer ist das man sich darauf verlassen kann das sie Ihren Platz unter keinen Umständen verändert hat Vorteile. Besonders dann wenn man alleine abartig große Werkstücke daran handhabt.

Fase mit beliegen Winkeln fräsen kann ich durchaus auch mit nach vorn schwenkender Spindel, ich verwende dafür ein ein Messer #127 im Universalkopf von unten.

Isgesamt halte die Schwenkung nach vorn oder hinten für marketingtypisch überbewertet, vieles ist wichtiger.

Sehr glücklich bin ich mit dem sehr großen Tisch meiner Fräse, der erlaubt ganze Türbätter zu umfalzen. Vorschubapparate können nicht groß genug sein und nicht genug Rollen haben. Eine gute Ausstattung des Anschlages mit Anschlagbrücken etc. ist wichtig für Sicherheit und Fertigung kleinerer oder präziser Werkstücke. Eine Tischöffnung die auch nur etwas kleiner ist als der verwendete Abplatt- oder sonstige Fräskopf macht die Sache gleich deutlich unangenehmer.

Richtig schwere Fräsen mit richtig viel Schwenkbereich für richtig viel Geld hatte übrigens Hofmann.


Walter Heil
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Re: Schwenkspindel vorne/hinten Praktische Erfahru

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #21000]
Hallo Jockel,

wenn man sich überlegt, in welche Richtung die Reaktionskräfte beim Fräsen wirken, nämlich senkrecht in Richtung Fräserachse, dann kommt man schnell drauf, dass das, was Holzkraft schreibt, Unsinn ist. Sowohl bei der Schwenkung nach vorne wie nach hinten wird eine Kraft in Richtung Fräsanschlag ausgeübt. Aaaber: bei der Schwenkung nach vorne wirkt die Reaktionskraft vom Tisch weg und bei der Schwenkung nach hinten zum Tisch hin. Den Vorteil der Schwenkung nach vorne habe ich noch nicht erkannt. Vielleicht einfachere Konstruktion?

Gruß, Walter


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