Dokumentation Medizinschrank
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Re: Dokumentation Medizinschrank
[In Antwort auf #18810]
hallo walter,
und wie wuerde der arbeitsgang in bild 5, die hohlkehle fuer den fuss, mit einsprechender sicherheit aussehen?
danke
gruesse
uli
hallo walter,
und wie wuerde der arbeitsgang in bild 5, die hohlkehle fuer den fuss, mit einsprechender sicherheit aussehen?
danke
gruesse
uli
Re: Dokumentation Medizinschrank
Hallo Uli,
ich kann nicht für Walter sprechen, habe das aber bei Franz gesehen. Der Anschlag ist dann natürlich mit mehr als einer Schraubzwinge gesichert und das Werkstück ist um einiges länger.
Und das Sägeblatt schaut nur eine Winzigkeit aus dem Tisch. Dann immer etwas mehr.
Das das nicht die reine Lehre ist, ist klar. Aber wenn Franz das macht funktioniert es. Oder wie die Amis dann immer schreiben, als eine Art Haftungsausschluß: "For me it worked fine".
Viele Grüße,
Gerhard
Re: Dokumentation Medizinschrank
Zum Herstellen gewölbter Oberflächen gibt es übrigens bei Tage Frid "Holzverbindungen" eine Anleitung. Er beschreibt dort die Herstellung einer gewölbten Innenecke.
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Dokumentation Medizinschrank
Hallo
Heinz sei Dank, ich hab die Sache endlich kapiert, auch Walter muss ich danken, ihn hab ich auch bemüht.
ACHTUNG!
Diese Dokumentation ist nachgestellt. Das bedeutet, daß teilweise Sicherheitseinrichtungen entfernt wurden, um die Arbeitsweise auf den Fotos deutlicher zeigen zu können. Anschläge und Zuführhilfen sind nur provisorisch befestigt. Und natürlich steht normalerweise keine Lampe auf den Maschinentischen. Zum besseren Verständnis der nachfolgenden Beiträge: Dieser Hinweis wurde nachträglich eingefügt |
Fangen wir an:

Bild 1
Mit Hilfe der Fräsmesser zeichne ich
die gewünschte Form, am liebsten auf
Transparentpapier, da, sollte die
Drehrichtung ändern, ich dann auf der
Rückseite zeichnen kann.
Am Ende lege ich so die Maße des Profils fest.
Auch lege ich die Reihenfolge der
Fräsvorgänge fest, wobei ich darauf
achten muss, ob ich immer eine gute
Auflage habe, ob ich eine Kante
benutzen kann für den Anlaufring,
wie sich das Profil fortsetzt usw.
Hier sollte man alles bedächtig überlegen.
Hier lege ich fest: Als erstes das untere
Profil, als Anlauf irgendwo auf dem oberen Bereich,
dann das mittlere, wobei
ich eine mit dem unteren Messer erzeugte
Kante zum Anlaufen benutze. Als drittes
dann das obere Profil, hier benutze ich
die obere Kante (auf der anderen Seite)als Anlauffläche.
Nutürlich muss ich auch immer die Fräsachse
beachten.

Bild 2
Mit Hilfe der Kurfenschablone zeichne
ich die Kronenkurfe, zuerst die untere
Linie dann mit dem ermittelten Abstand
auf dem Transparentpapier die obere Linie.
Hier versuche ich genau zu arbeiten

Bild 3
Nun wird die Krone gefräst, in der
Reihenfolge wie vorher festgelegt.
Alle Fräsvorgänge mit Hilfe des Anlaufringes.
Es ist je nach Holzart erforderlich
kleine Spandicken abzufräsen. Als Anlaufring
nutze ich in den meisten Fällen
Selbsthergestellte Teile aus Holz.

Bild 4
Parallel mit der Krone fertige ich eine Leiste,
die exakt das gleiche Profil wie
die Krone haben soll und daher auf
die gleiche Art, mit dem Anlaufring,
gefräst wird. Als nächstes fräse
ich in die Leiste eine Nut, in der
ich dann den Deckel des Schrankes
einpasse. Auch in die Krone fräse
ich auf dem Frästisch in gleicher
Höhe des Profils diese Nut, allerdings
nur partiell an den Seiten (die Nut darf
nicht vorne sichtbar sein). Als Deckel
benutze ich ein stabiles Leimholz 10mm dick.
Mit Hilfe des eingepassten Deckels habe ich
Vorteile beim Leimen, die Passung sollte ohne
Spiel sein,das Leimen der Gehrungen wird
dadurch wesentlich leichter.

Bild 5
Nun werden sicher viele die Nase rümpfen,
wenn sie sehen wie primitiv ich die
Sockelleiste fertige. Diese Art steht
sicher in keinem Lehrbuch, wird von mir
aber des Öfteren angewandt. Die Form
kann durch schräg stellen der Leiste
geändert werden, allerdings darf ich
nur eine geringe Spanabnahme einstellen
und mit langsamem Vorschub arbeiten.
Auf dem Bild sieht man auch einen
speziell für dieses Profil hergestellten
Schleifklotz, mit dem ich dann das
Profil putze. Trotz dieser umständlichen
Arbeitsweise, viel länger als eine Stunde
hab ich für das Profil nicht benötigt.

Bild 6
Hier war mein neuer Frästisch gefragt,
selbst diese sehr kurzen Teile kamen
exakt eins nach dem anderen zustande mit
absolut gleichen Maßen.

Bild 7
Hier wird die Nut gefräst, in der sich
die Kassette einlegt.
Das Ranschieben an den Anlaufring ist
vor allem bei so kurzen Teilen schwierig.
Ich benutze ein Sägeblatt mit Wanknuteinrichtung,
dabei fertige ich immer zuerst die Nut,
denn die Wanknuteinrichtung lässt sich sehr
schwer auf ein gewünschtes Maß einstellen.
So fräse ich die Nut mit einer Breite
zwischen 6 und 7 mm, die Anpassung der
Kassette erfolgt denn beim Abflachen.

Bild 8
Nach dem die Form an dem Türgestell fertig
ist, kopiere ich die Kontur
auf den ersten Kassettenrohling, zentriert
hab ich mit einem Fadenkreuz über die Mitte.
Danach wird diese Kassette ausgeschnitten,
solange durch immer wieder umschlagen
geprüft und nachgearbeitet, bis ich sicher bin,
dass Symmetrie vorhanden ist,
das Teil also als Muster verwendet werden kann

Bild 9
Da die Kassette jeweils 6mm eintaucht,
kopiere ich diesen Überstand.
Das sieht umständlich aus, ist es auch,
aber ich kenne keine bessere Methode

Bild 10
Nach dem Aussägen der Kassette, wird mit
der Schleifwalze verputzt.
Mit meiner Bandsäge ist die erreichte
Genauigkeit so groß, das nicht mehr viel verputzt
werden muss.

Bild 11
Hier wird die Kassette abgeflacht, ich benutze dafür
einen Leitzkopf mit Anlaufring.
In diesem Falle gehe ich zweimal darüber, ich lasse
den Absatz mit zwei Radien enden.

Bild 12
Hier werden die Türteile ohne Kassette zusammengekeilt,
um mit der Oberfräse innen und außen einen Radius
anzubringen.
Dazu verwende ich jeweils Radiusfräser mit Anlaufring.
Spätestens ab hier, hatte ich die Teile gekennzeichnet,
um sicherzustellen das eine Verwechselung der Teile
nicht kleine Versätze mit sich bringen

Bild 13
Die erste Kassette, noch ungeleimt.
Früher, als ich noch solche Teile mit der Stichsäge
ausschnitt, war der Bedarf an Nacharbeit wesentlich größer,
heute mit der Bandsäge musste ich kaum noch nacharbeiten.
Bei den 8 Kassetten hab ich, wenn ich mich recht erinnere,
gerade mal zwei Teile leicht im Zehntelbereich
nacharbeiten müssen.
Hier kann man z.B. rechts erkennen, dass ein kleiner
Überstand vorhanden ist, ich musste also an den
Kassetten leicht was abnehmen.

Bild 14
Die Geometrie der fertigen Tür über zweimal 45°
verlangt ein genaues Leimen,
um sicherzustellen, dass beide Türen die
gleiche Form haben.
Auf die Leimholzplatte schraubte ich zwei
Formstücke aus Leimholz mit der genauen Form
meiner gewünschten Tür.
In diese Formstücke schnitt ich Öffnungen, um mit
Spannzwingen spannen zu können.
Vorne sieht man noch eine miteingespannte Leiste,
an der dann später die Scharniere kommen.
Die beiden Formstücke fertigte ich so, dass erst
beim Anziehen der Schraubzwingen die Auflage
zwischen Tür und Formstück erfolgt, das heißt,
es entsteht der gewünschte Druck zwischen den
zu verleimenten Teilen. War nicht einfach.

Bild 15
Hier sieht man das Untergestell,
es besteht aus zwei 20mm dicken Platten,
analog zu der Konsole oben,
verzichte ich hier auch auf Stirnholz,
muss also im Bereich des Radius Leisten anleimen.
In der Mitte eine kleine Schublade mit Zügen.
Seitlich Nuten, in der die Seitenteile zu stehen kommen.

Bild 16
Hier alle Einzelteile vor dem Zusammenbau.
Ich hatte bisher keine Arbeit, die mir so viel Kopfzerbrechen bereitete,
oft musste ich eingeschlagen Wege abbrechen, da sie falsch waren und mir das ganze ganz neu überlegen.

Bild 17
Ein Medikamentenschrank soll es sein,
oben mit drei Etagen, nach vorn mit einer Zierleiste,
die ein behindern der Tür verhindern soll,
unten eine kleine Schublade mit Zügen.
Die Tür wird mit zwei kleinen Magneten gehalten,
die in die Zierleiste eingelassen wurden.

Bild 18
Und hier das Schmuckstück in seiner ganzen Pracht.
Ich bin am Ende angekommen,
meine Güte, das war ja harte Arbeit,
aber Spaß macht es auf jeden Fall.
Gruß Franz
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Re: Dokumentation Medizinschrank
[In Antwort auf #18793]
Hallo Franz,
vielen Dank für die Mühe, die Du Dir gemacht hast. War spannend zu lesen und anzuschauen. Eigentlich müßte man Deinen und Walters Sicherheitsbeitrag zusammenführen als ein Ganzes. :))
Viele Grüße
Christoph
Hallo Franz,
vielen Dank für die Mühe, die Du Dir gemacht hast. War spannend zu lesen und anzuschauen. Eigentlich müßte man Deinen und Walters Sicherheitsbeitrag zusammenführen als ein Ganzes. :))
Viele Grüße
Christoph
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Re: Dokumentation Medizinschrank
[In Antwort auf #18849]
Hallo Uli,
1. Einen Profilfräser mit diesem oder ähnlichem Profil besorgen und auf der Tischfräse bearbeiten. Dabei evtl. in mehreren Arbeitsgängen arbeiten, damit keine Ausrisse entstehen. Auch kombinierte Profile mit mehreren Fräsern wie beim Kranz sind möglich.
2. Wenn schon Kreissäge, dann: starke! Rückschlagleiste wie in Bild5 mit zwei Zwingen (Ganzstahlzwingen keine TG-Zwingen, wegen losrütteln!) befestigen, am besten mit zwei Niederhalter, die auf der Rückschlagleiste festgemacht sind, das Werkstück fixieren. So man hat Kreissägenverstellnuter benutzen, ganz unter den Tisch absenken, bevor die Arbeit beginnt (logisch) und dann mit der Höhenverstellung als "Vorschub" bis auf die Endhöhe fahren. Danach wieder unter den Tisch absenken und um knapp die Werkzeugbreite das Werkstück seitlich verschieben und wieder ein Stück fräsen. Ich weiß zwar nicht, ob das BG-mäßig ist aber ich denke, um einiges sicherer als quer zum Blatt zu schieben. Problem ist natürlich, dass bei langsamem Vorschub Brennstellen auftreten können.
Gruß, Walter
Hallo Uli,
1. Einen Profilfräser mit diesem oder ähnlichem Profil besorgen und auf der Tischfräse bearbeiten. Dabei evtl. in mehreren Arbeitsgängen arbeiten, damit keine Ausrisse entstehen. Auch kombinierte Profile mit mehreren Fräsern wie beim Kranz sind möglich.
2. Wenn schon Kreissäge, dann: starke! Rückschlagleiste wie in Bild5 mit zwei Zwingen (Ganzstahlzwingen keine TG-Zwingen, wegen losrütteln!) befestigen, am besten mit zwei Niederhalter, die auf der Rückschlagleiste festgemacht sind, das Werkstück fixieren. So man hat Kreissägenverstellnuter benutzen, ganz unter den Tisch absenken, bevor die Arbeit beginnt (logisch) und dann mit der Höhenverstellung als "Vorschub" bis auf die Endhöhe fahren. Danach wieder unter den Tisch absenken und um knapp die Werkzeugbreite das Werkstück seitlich verschieben und wieder ein Stück fräsen. Ich weiß zwar nicht, ob das BG-mäßig ist aber ich denke, um einiges sicherer als quer zum Blatt zu schieben. Problem ist natürlich, dass bei langsamem Vorschub Brennstellen auftreten können.
Gruß, Walter
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Re: Dokumentation Medizinschrank
Hallo Walter
Also Walter ??? Was hast nun an meinen Zwingen auszusetzen? Wir müssen nun aufpassen, das nicht über das Ziel hinausgeschossen wird, und man in Anlehenung an einen Filmtitel sagen kann: Angst fressen Sicherheit auf.
Deine Vorschläge:
Ein so großes Profil auf der Fräse? da wäre ich vorsichtig, das Brett ist gegen Ende arg dünn, da würde ich zuerst mal eine stützende Konstrucktion dahinter andenken. Mit zusammengesetzten Profilen? Die gleiche Problematik, das Schrittweise takten? ist sehr umständlich und in der Gefährlichkeit sehe ich da keinen Unterschied zum Querschieben, zumal ja da eine Hand den Vorschub betätigen müsste. Ich hatte ja schon in meiner ersten Erwiederung gesagt, dass ich in diesem Punkt deine Kritik nicht so ganz verstehe und es mit Sicherheit wesentlich gefährlichere Arbeitsweisen gibt wie z.B. das fräsen von Profilen, bei denen das Profilmesser fast so gross oder größer ist als das Werkstück.
Gruß Franz
Re: Dokumentation Medizinschrank
[In Antwort auf #18855]
Ich finde es nicht... Kannst Du mal das Kapitel angeben? Ich habe den englischsprachigen Sammelband mit Joinery und Veneering/Finishing in einem Buch.
Danke,
Gerhard
Ich finde es nicht... Kannst Du mal das Kapitel angeben? Ich habe den englischsprachigen Sammelband mit Joinery und Veneering/Finishing in einem Buch.
Danke,
Gerhard
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Re: Dokumentation Medizinschrank
Hallo Franz,
da habe ich mich missverständlich ausgedrückt: ich habe mich nicht auf Deine Zwinge bezogen, denn diese Zwinge ist die RICHTIGE!, ich wollte eine allgemeine Anleitung geben und weil vor kurzem ein Thread über Zwingen war und der Unterschied zwischen TG- und Ganzstahlzwingen wohl nicht so ganz rauskam, dieser Hinweis von mir.
Ich bin nicht auf die beim Fräsen notwendigen und üblichen? Sicherheitsmaßnahmen und Vorrichtungen eingegangen, um den Beitrag nicht zu lang werden zu lassen. Aber Anschlagbrücken, Schiebehölzer, Spannladen und was es da sonst noch gibt, habe ich stillschweigend angenommen. Du findest da einiges in den files, die ich Dir geschickt habe und im Wiki ist auch einiges. Sicher sollte man so ein Brettchen, wie Du es da profiliert hast, nicht mit den Fingerchen am Fräser vorbeischieben, der könnte Appetit auf Fleisch kriegen.
Gruß, Walter
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Re: Dokumentation Medizinschrank
[In Antwort auf #18856]
Hallo
Möchte das Thema Medizinschrank abschliesen, die Arbeit war wirklich sehr interessant, die Absicht das fertige Teil im Forum zu zeigen, spornte ungemein an, die Sicherheitsaspekte werde ich in Zukunft mehr zu würdigen wissen und was mich am meisten freut, ist das Interesse der Forumsmitglieder an meiner Arbeit.
Und moch mehr würde ich mich freuen, wenn ich Forumsmitglieder die Scheu vor solchen Arbeiten genommen hätte.
Dies Art von Krone hab ich auch zum ersten Male gefertigt, also ran an die Arbeit, Fragen würde ich gerne beantworten.
Gruß Franz
Hallo
Möchte das Thema Medizinschrank abschliesen, die Arbeit war wirklich sehr interessant, die Absicht das fertige Teil im Forum zu zeigen, spornte ungemein an, die Sicherheitsaspekte werde ich in Zukunft mehr zu würdigen wissen und was mich am meisten freut, ist das Interesse der Forumsmitglieder an meiner Arbeit.
Und moch mehr würde ich mich freuen, wenn ich Forumsmitglieder die Scheu vor solchen Arbeiten genommen hätte.
Dies Art von Krone hab ich auch zum ersten Male gefertigt, also ran an die Arbeit, Fragen würde ich gerne beantworten.
Gruß Franz