Küchenbau

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Jürgen z.H.

Küchenbau

Beitrag von Jürgen z.H. »


Hallo,

ich will meine Küche neu gestalten. Beim Einbau eines neuen Geschirrspülers ist der Wunsch nach Veränderung entstanden. Kühlschrank und Herd lassen auch schon erkennen, dass ich mich bald nach Ersatz umschauen muß. Schaniere, Schubladen sind noch so eben ok, aber man sieht ihnen ihr Alter an. Eine erste Sichtung neuer Küchen war nicht sehr erhebend. Ich hoffe, dass ich sowas zumindest teilweise selber machen kann. Es wäre auch ein toller Vorwand, den Kauf einer Tischfräse zu rechtfertigen :)

Ich möchte gerne die Fronten selber herstellen. Ich stelle mir Rahmen mit Füllung aus Ahorn vor. Die Arbeitsplatte möchte ich auch aus Ahorn-Massivholz fertigen. Bei den Schubladen und der Einteilung der Schränke möchte ich gerne eigene Vorstellungen umsetzen. Die horizontalen Abschlußleisten sollen in Kirschholz ausgeführt werden. Leider habe ich keinen Zugriff auf Walnuß, sonst wäre das meine Wahl.

Wozu ich keine Lust habe, ist die Anfertigung der Korpusse. Ich stelle mir vor, dass ich die Korpusse vorfertigen lasse oder fertig kaufen kann. Nun könnte ich die vorhandene Küche vermessen und mir die benötigten Maße abnehmen. Es gibt aber anscheinend Standards, die bestimmt irgendwo aufgeschrieben sind. Die Geräte müssen ja in jede Einbauküche passen.

Kann man die Maße irgendwo bekommen? Tabellenbuch?

Kann man Korpusse fertig kaufen?

Aus welchem Holz / Plattenmaterial sollte man die Korpusse fertigen? Da ich fünf laufende Meter Küchenfront mit Hängeschrank machen muß, sollte das Material bezahlbar bleiben. Eine vernünftige, gute, hell beschichtete Platte wäre ok. Tipp?

Ich will bei den Korpussen natürlich keine Umleimer mit dem Bügeleisen aufkleben. Dünne Leisten in Ahorn aufleimen? Wie löst man sowas rationell? Andere Idee?

Ich bin für jeden Tipp dankbar.

Tschüß Jürgen



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Küchenbau

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

also ich koche sehr gerne und ausgiebig und würde mir daher keine Arbeitsplatte aus Massivholz machen. Ahorn wäre mir erstrecht zu schade dafür. Leider musste ich bei meiner jetzigen Küche aus Kostengründen auf eine fertige Arbeitsplatte zurückgreifen. Etwas aus Stein hätte mir besser gefallen.

Zu den Korpussen:

Ich habe bisher nur fertige Korpusse in eher bescheidener Qualität gesehen. Interessant könnte aber das hier sein:

http://horatec.de/home7/Typenauswahl/typenauswahl.html

Ich habe aber keine Ahnung, ob diese Firma auch an Privatpersonen liefert, musst du halt erfragen.

Zu den Breiten:

Ich habe gerade kein Tabellenbuch zur Hand, aber die gängigen Breiten sind 90, 60, 50, 45 und 30cm (Außenmaß)

Beachte aber, dass die Korpusse mit 16mm Materialstärke berechnet werden. Bei 19mm würde z.B. ein Kühlschrank nicht mehr in einen 60er Schrank eingebaut werden können.

Zu den Anleimern:
Eine einfache Methode wäre 3mm Ahorn Leisten aufleimen, die Leisten sind 4mm breiter, als die Kante. Diese Kanten werden mit der Oberfräse bündig gefräst und mit 3mm abgerundet. Dieses geschieht in einem Arbeitsgang mittels Abrundfräser.

Gruß

Heiko



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Küchenbau

Beitrag von Dietrich »


Hallo Jürgen,

im Jahre 1997 habe ich eine Küche um die vorhandenen neuen Küchengeräte gebaut. Es handelte sich um Geräte des Herstellers Miele, bei jedem Gerät liegt eine Bedienungsanleitung, und eine Monteursanleitung bei. Miele geht von Korpuswandstärken zwischen 16 und 19mm aus, zur Verwendung kamen bei mir 18mm Erle-Leimholz der Firma Osmo (Ostermann und Scheiwe). Die Einbaugeräte sind so konzipiert, das ein Gerät plus 2x Seitenwand immer 60cm Gesamtbreite ergeben.
Als Plattenmaß verwendete ich 250x60cm, davon allerdings 28 Stück, hier liegt der Hase im Pfeffer, eine Massivholzküche kann nicht billiger sein als eine Spanplatten(ekel)küche aus dem CNC Automaten.
Die Beschläge, allesamt von Hettich (man braucht unbedingt einen älteren ausrangierten Gesamtkatalog), habe ich über einen Schreiner bezogen, waren aber trotzdem 1600DM teuer, Ladenpreis 80-100% höher.
Als Arbeitsplatten kamen 30mm Birke-Multiplex in wasserfester Verleimung, auch Bootsbausperrholz genannt, belegt mit Echtlinoleum (speziell für Tische und Küchenplatten), versehen mit einem breiten, gerundeten Bucheumleimer, zum Einsatz.

Jeder einzelne Korpus wurde in Nut und Feder-Technik verleimt, die Rückwände aus Buchensperrholz wurden eingenutet, so ergaben sich stabile belastbare Einzelschränke, die den patentverschraubten weiß beschichteten Standard Korpussen bei weitem überlegen sind.

Da ich nur an den Wochenenden, und lange nicht an jedem, an der Küche bauen konnte, dauerte der Bau rund ein Jahr, aber auch die Griffe sind aus Buchenholz selbst gebaut.

Einige Bilder findest Du unter "Möbel" auf: http://www.holz-seite.de/
die Bilder 1-3.

Gerne versuche ich weitere Fragen zu beantworten.

Gruß Dietrich



Marc Hohnsbehn
Beiträge: 581
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Küchenbau

Beitrag von Marc Hohnsbehn »

[In Antwort auf #18212]
Hi,
das ist aber unsportlich,die Korpusse der Küche nicht selber anzufertigen..grins..
dünne Leisten rationell aufleimen-hängt von Platzverhältnissen und Maschinenpark ab.
mache dir ne Fertigungszeichnung mit allen Maßen,errechne qm und qbm-dann errechne deine Wunschparameter(Holzart,Plattenmaterial) entsprechend der zeichnung-dann kennst du die Materialkosten(beschläge nicht vergessen..grins..)dann verschaffe dir ein Überblick über die nötigen bzw. machtbaren Arbeitsschritte bezüglich deines praktischen Know Hows,Maschinenpark,platzverhältnisse.
Küchenbau ist ne Mammutaufgabe !wer kein Überblick bei den Kosten hat-kann tief fallen !!
Laß uns wissen,was du an Preisangaben brauchst.
Plattenstreifen(272cmx60cm)vom baumarkt(teuer),Großfachhandel(machen auch Plattenzuschnitte-1€/m-haben die größte Auswahl)oder von Freunden zuschneiden lassen .
kieferholz als Arbeitsplatten gesundheitlich unbedenklich(bakterienfreundlich)
würde aber zu Corian od. Postforming-platten(bekannte Arbeitsplatten)
klassische Rahmentüren in Holz als Fronten-wer macht diese sauber??
nimm bloß keine Kacheln hinterm Herd!!Sauerei-lieber glas bzw. edelstahl bzw. Corian
was hast du gegen Spanplatten?hat doch jede Küche(wären wohl sonst kaum so billig)wichtig ist sind die Art der Umleimer(umlaufend!!)würde PVC bzw.echtholz nehmen
Gruß Marc


Jürgen z.H.

Re: Küchenbau

Beitrag von Jürgen z.H. »


Hallo Dietrich,

eine schöne Küche hast Du gebaut. Die habe ich wohl immer überblättert.

Habe ich das richtig verstanden, Du hast den ganzen Korpus bis auf die Rückseite aus Erle Leimholz gefertigt? Ich suche einen Kompromiss zwischen deinem Weg und den einfachen beschichteten Spanplatten. Ich möchte nur die sichtbaren Außenseiten aus Massivholz bauen.

Die Idee die Küche selber zu bauen, entstammt weniger dem Wunsch zu sparen, als mehr der Einsicht, dass auch Luxusküchen nur Fassade sind. Die Elektrogeräte (ich verwende Miele und Liebherr) kann man schön aus den angebotenen Küchen herausrechnen. Das was übrig bleibt erscheint mir unangemessen teuer. Ich habe für meinen Laden Massivholzmöbel in Einzelanfertigung für weniger Geld bekommen.

Hast Du die Fronten Deiner Küche irgendwie gegen Verwerfen gesichert? Ich habe schlechte Erfahrungen mit Leimholz, wenn man es nicht sperrt.
Welche Füße hast Du verwendet? Die üblichen höhenverstellbaren Plastikfüsse?

Tschüß Jürgen



Martin Krenzer
Beiträge: 116
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Nur mal so eine Anregung...

Beitrag von Martin Krenzer »

[In Antwort auf #18212]
Hallo Jürgen,

auch wenn es nicht ausschließlich mit Holz zu tun hat: hast du dir schon mal Gedanken um eine gemauerte Küche gemacht? Die Zwischenwände können aus z.B. Porenbeton gemacht werden und anschließend verfliest oder im "südländischen Flair" gespachtelt werden, die Türen würden natürlich aus Holz bestehen. Die Arbeitsplatte kann ebenfalls aus Massivholz auf den Stollenwänden aufliegen oder auch als geflieste Platten. Ich persönlich mag diese Mischung aus Stein/Fliesen/Putz und Holz, ist aber natürlich Geschmacksache. Jedenfalls können die Korpusse entfallen, wenn die Stollenwände im Standardmaß aufgemauert werden. Voraussetzung ist ein stabiler Untergrund und die Klärung der Frage, ob das Ganze in einer Mietwohnung (Genehmigung des Vermieters erforderlich und nach Auszug nicht mitnehmbar) oder im eigenen Heim gebaut werden soll.

Gruß

Martin



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Küchenbau

Beitrag von Dietrich »


Hallo Jürgen,

vielen Dank!

Ja, die Korpusse und Türen, bestehen bis auf die Rückwände und die Schubladenböden komplett aus Erlenleimholz von Osmo, in wirklich guter Qualität. Die Platten habe ich über den Holzhandel bezogen.
Unsere Küche enthält nur 5 Türen, aber 16 Schubladen, die Türen sind teilweise aufgesetzt, so am Kühlschrank oder Spülmaschine, die anderen Türen sind mit Erlenleisten gegen Verzug gesichert.
Die Leisten sind nicht eingegratet, sondern verschraubt, aber die Bohrungen in den Leisten sin 2mm größer, so kann es arbeiten. Die Erle ist eines der gutmütigsten Hölzer überhaupt, und lässt sich hervoragend verarbeiten. Der für Naturholz/Bio-Küchen so beliebte Honigton, stellt sich nach dem Ölen von selbst ein. Zusätzlich haben wir unsere Küche mit Osmo-Wachs behandelt.
Die Reinigung der Massivholzküche ist viel einfacher als es gemeinhin angenommen wird. Das Hygieneverhalten des Holzes ist dem von beschichteten Platten vorzuziehen, das hat sogar vor einigen Jahren die Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) festgestellt.
Alternativ werden auch Birke oder Buche-Multiplexplatten für den Korpusbau verwendet, die sich noch gutmütiger verhalten, aber höhere Anforderungen bei der Verarbeitung stellen, Stichwort-Vorritzer! Dies gilt auch für beschichtete Platten.

Auf der Euro-Holz-Messe in Stuttgart habe ich erfahren, das die weiß beschichteten Platten zum Küchenbau, etwa 2€/m2 kosten, mit einer Küche aus diesem Material, zahlt man eigentlich nur die teuren CNC Stunden, mit Handwerk hat dies rein garnichts zu tun!

Gruß Dietrich



Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

"Hand-Werk"?! "Handwerk"?!

Beitrag von Christian Aufreiter »


Auf der Euro-Holz-Messe in Stuttgart habe ich erfahren, das die weiß beschichteten Platten zum Küchenbau, etwa 2€/m2 kosten, mit einer Küche aus diesem Material, zahlt man eigentlich nur die teuren CNC Stunden, mit Handwerk hat dies rein garnichts zu tun!


Es liegt zwar (derzeit) nicht in meinem Interesse, eine allgemeine Diskussion über (das) Handwerk anzuzetteln, aber auf diese Aussage muss ich unbedingt eingehen.
Wenn du (das) Handwerk so eng fasst, wie es in deinem Beispiel suggeriert wird, kannst du ihm in vielen Fällen gleich den Totenschein ausstellen, nicht zuletzt auch aus ökonomischen Gründen.
Wie handwerklich ist es, Zinken mittels Verbindungsfräsgerät und Oberfräse herzustellen? Zählt das Justieren einer Oberfräse und eines Zinkenfräsgeräts zu den handwerklichen Tätigkeiten, das Programmieren und Bedienen einer CNC-Maschine aber nicht?
Darf man noch von Handwerk sprechen, wenn man ein Brett durch die Dickenhobelmaschine schiebt und nicht mit dem Handhobel bearbeitet?

Natürlich kann man Handwerk aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und entsprechend verschiedenartig definieren. Mir ist schon klar, dass sich der Begriff Handwerk von den Nomen Hand und Werk ableitet. Bloß halte ich es für absolut unsinnig, sich daran festzuklammern.
Interessante Erkenntnisse offenbart jedenfalls ein Blick in das Gesetz zur Ordnung des Handwerks.
Demnach gehört ein Gewerbe dann zum Handwerk, wenn es handwerksmäßig betrieben wird und in einer der Anlagen der Handwerksordnung aufgeführt ist.

Ich begrüße es durchaus, wenn wir als Hobbywerker den Versuch unternehmen, klassische, traditionelle Handwerkstechniken zu bewahren. Angesichts des bisherigen Gebrauchs des Wortes Handwerk (vgl. Handwerksordnung) halte ich es für völlig falsch, Handwerk als etwas Statisches zu sehen. Meiner Ansicht nach ist Handwerk nicht nur eine dynamische Kategorie, nein, es muss sogar eine sein. Daher erscheint es mir äußerst bedeutsam, für mich selbst zu begreifen, dass ein Handwerker mehr ist/sein sollte als bloß jemand, der mit seinen Händen bzw. deren Verlängerung in der Form von Werkzeugen jeglicher Art ein Werk herstellt.

Herzliche Grüße

Christian



Murat Keles
Beiträge: 3
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Küchenbau

Beitrag von Murat Keles »

[In Antwort auf #18212]
hallo Jürgen,
also ich würde für die Korpusse tischlerplatten nehmen. Sind bestimmt nicht schlechter als gekaufte. Und wenn du die ränder sowieso mit schönne leisten aufleimen willst, dann sehe ich keine grund der dagegen spricht.
Ein guter freund von mir verkauft küchen in einem grossen Möbelhaus bei mir ums eck, und er sagte mal zu mir, dass die Korpusse bei 1000 bis 8000 euro küchen fast immer gleich sind. Entscheident sind die fronten und die "Beschläge", so wie die Auszugssysteme.
Was auch immer wichtig ist, ist die beleuchtung.
In diesem sinne viel spass beim Grübeln.
Gruss Muri

P.S. nimm dir mal zeit und lauf mal durch ein grossen möbelhaus durch, vielleicht findest du da paar ideen und anregungen.



Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Nur mal so eine Anregung...

Beitrag von Gerhard »

[In Antwort auf #18231]
Hallo martin,

ein Freund von mir hat mal mit Porenbeton eine Küche gemauert. Da fallen irgendwann die Scharniere ab. Jede Befestigung, die irgendwie dynamisch belastet wird ist da nicht von Dauer.

Was Arbeitsoberflächen angeht: Bei meiner Küche sieht das so aus, daß ich rote Spaltklinker genommen habe. Nur die Stufenplatten für die Vorderkante sind teuer. Ansonsten kosten die Klinker fast nichts. Und sind sehr robust.

Unterkonstruktion unter den Fliesen sind zwei Schichten Spanplatte + eine 11mm Fermacellplatte. Mit der (grundierten) Fermacellplatte hatte ich einfach ein besseres Gefühl bezüglich der Haftung des Klebers. Heute würde ich statt Spanplatte OSB nehmen. Ist einfach stabiler und "näher am Holz".

Viele Grüße,
Gerhard



Antworten