Laufband (mit Fotos)

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Dirk Vogel
Beiträge: 514
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Laufband (mit Fotos)

Beitrag von Dirk Vogel »

Hallo allerseits,

nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich eine wichtige Etappe meines Barfuß-Laufbandbaus vorstellen, wegen dem ich euch vor einiger Zeit um Rat zu Kugellagern und Distanzhülsen gebeten hatte (https://woodworking.de/viewtopic.php?p=159348). So sieht die Innenstruktur aus:
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Auf dem Foto fehlt die rechte Seitenwand. In der Mitte waren noch weitere Kugellager vorgesehen, aber die Metallsägeblätter meiner Stichsäge haben schlapp gemacht, bevor ich all die kurzen Gewindestangenstücke fertigsägen konnte, und eine Flex zum Kappen habe ich nicht. Und die Kugellager an den Seitenbrettern konnte ich nicht fachgerecht anbringen, so wie ihr es mir geraten hattet: ich habe extra Schrauben gekauft, deren Gewinde erst ab der halben Länge beginnt, und der Plan war, in der oberen Hälfte die Kugellager unterzubringen, damit ihre Innenbohrungen auf einer glatten Oberfläche liegen. Aber etwa ein Drittel dieser Schrauben ließ sich gar nicht erst bis zum Anschlag durch den Innenring der Kugellager schieben. Nur der Gewindeteil aller Schrauben hatte einen für alle Kugellager passenden Durchmesser. Daher musste ich die Kugellager dort befestigen. Nicht ideal, aber es ging nicht anders.
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Hier sieht man die Form der Konstruktion besser. Das Band, das als nächstes eingebaut wird, soll in dieser Bananenform rundlaufen. Normalerweise hat der jeweils rücklaufende Teil des Laufbands unten einen Durchhänger. Ich habe die Länge so kalkuliert, dass das Band auch unten eng an den kleinen mittleren gelben Rädern entlangläuft, zumindest solange es noch nicht ausgeleiert ist.

Das Laufband selbst besteht aus inzwischen nur noch 78 Lamellen (es wurde mit 80 zu eng), die im Schnitt so aussehen:
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Ich habe sieben Sorten Schaumstoff verschiedener Härten und Knautschverhalten zuschneiden lassen, diese Stücke auf die Holzlamellen gesetzt und mit sieben verschiedenen Oberflächenmaterialien (mehrere Ledersorten, Stoff, Kork...) umrundet, die seitlich über dünne Holzstäbchen in die Lamellen eingekeilt wurden. Das ergab eine ziemlich große Menge an Kombinationen, die ich in so unregelmäßiger Abfolge wie möglich zu einem Band verbunden habe. Die Idee dabei ist, den Füßen die Illusion eines sich ständig verändernden Untergrunds zu vermitteln. Auf die Idee hat mich ein kommerzielles Laufband gebracht, das allerdings nur abwechselnd zwei Schaumstoffhärten mit homogener Oberfläche bietet.
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Und so sieht das Laufband mit zweiter Seitenwand und montiertem Lamellenband aus. Viele Selbstbau-Laufbänder aus dem Internet haben eine leichte Kurve, aber das sind immer Kreisabschnitte. Meine Kurve ist eine Kettenkurve. Die Mathematik dahinter, deren Rundung korrekt zu berechnen und passende Abstände für die Kugellager zu finden, macht mir Spaß. Die ursprünglich geplante Gehrichtung war von der höheren Seite nach unten, aber beim Ausprobieren hat sich herausgestellt, dass man etwas bequemer auch in die andere Richtung gehen kann.
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Hier noch einmal von der anderen Seite. Die rechteckigen Aussparungen der Seitenbretter (vorn und hinten) sind für Querhölzer gedacht, die zusätzliche Stabilität bringen sollen. Viele Videos zeigen Selbstbau-Laufbänder, die bei Nutzung hin-und herschwanken, das wollte ich vermeiden. Aber auch ohne die Querbalken steht die Konstruktion fest und sicher. Immerhin.

Es gibt einige Punkte, die ich noch verbessern möchte:

1. Das Laufband wird sich so für eine gleichzeitige Arbeit am Computer nicht eignen. Zum einen werde ich nicht umhin kommen, Festhaltemöglichkeiten dazuzubauen, denn die eingebaute Steigung zwingt zu kleinen Schritten und Hilfe bei der Kontrolle der aufrechten Körperposition. Wenn ich das Laufband noch einmal bauen müßte, würde ich die Kurve wesentlich flacher auslegen, damit ein sichereres Gehen möglich wird.

2. Weil das Band in einer Art Kasten steckt, macht das Gehen darauf zu viel Krach. Die Kugellager sind nicht zu hören, aber das Holz in Bewegung stört ziemlich. Vielleicht kann ich das verbessern, indem ich den Kasten unten seitlich etwas "öffne".

3. Wie resistent die verschiedenen Oberflächenmaterialien auf Dauer sind, muss sich erst noch erweisen. Ich habe da keine Erfahrung, und wenn irgendeine Sorte schnell kaputtgeht, werde ich sie durch eine andere ersetzen.

Das Projekt ist also noch nicht fertig, aber es reicht für erste Erfahrungen. Ich halte euch auf dem laufenden.

Grüße von Dirk
Johannes M
Beiträge: 1645
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Laufband (mit Fotos)

Beitrag von Johannes M »

Hallo Dirk,
vielen Dank für deinen Bericht. Sehr interesant und aufschlussreich. Ich vermute, dass ein Geländer das Laufen sicherer machen wird, einfach schon weil man entspannter geht.

Es grüßt Johannes
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Thomas.M
Beiträge: 194
Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Laufband (mit Fotos)

Beitrag von Thomas.M »

Hallo Dirk,

von mir auch ein herzliches Dankeschön für deinen Bericht. Auch wenn es mir völlig fern liegt, etwas ähnliches zu bauen, finde ich deine Beschreibung, die Idee und deinen Eifer in der Sache bewundernswert. Ich könnte mich für dieses Projekt nicht begeistern.
Handwerklich ist es offenbar sehr gut gemacht. Das gefällt mir.

Deine Optimierungsideen klingen auf jeden Fall schlüssig. Vielleicht kannst du auch noch Dämmwolle oder ähnliches im Gehäuse anbringen, um den Resonanzkasten zu entschärfen hinsichtlich der Lautstärke.

Viele Grüße
Thomas
Dirk Vogel
Beiträge: 514
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Fortschritt

Beitrag von Dirk Vogel »

Hallo nochmals,

inzwischen ist das Geländer des Laufbands fertig geworden:
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Laufband 3.jpg (133.67 KiB) 2125 mal betrachtet
Es ist höhenverstellbar, je nachdem, ob man sich mit Händen festhalten oder nur die Ellebogen abstützen will. Barfuß ist das Band extrem angenehm zu benutzen. Weil die Nylonbänder, die all die Holzlatten zusammenhalten, sich unglaublich gedehnt haben, mußte ich bereits zwei Latten entfernen und an der Unterseite Rollen anbringen, die das durchhängende Band wieder in den Geräterahmen drücken. Mal sehen, welche Reparaturen künftig noch so anstehen werden.

Grüße von Dirk
Dirk Vogel
Beiträge: 514
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Wartung

Beitrag von Dirk Vogel »

Hallo nochmal,

nach mehreren Wochen Nutzung hatten sich im Inneren meines Laufbands mehrere Muttern gelöst und verschoben, obwohl sie an den meisten Stellen gegeneinander angezogen waren und sich eigentlich sperren sollten. Außerdem haben sich die Nylonbänder weiter ausgeleiert, die die Holzstreben zusammenhalten, wodurch das eigentliche Laufband noch mehr am Boden schleifte:
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Und die Holzlamellen aus Multiplex von 2 cm Stärke berührten nachweislich die innenliegende bananenförmige Struktur an den Stellen, an denen ich keine Kugellager mehr montiert hatte (siehe erstes Foto ganz oben)! Anscheinend bin ich so schwer, dass sich die Lamellen in der Mitte durchbiegen. Daher wurden weitere Wartungsarbeiten nötig.

Also habe ich alles noch einmal demontiert. Glücklicherweise hatte ich die Schablone aufgehoben, mit der ich all die Löcher für die Kugellager gebohrt hatte. Mit ihrer Hilfe kamen jetzt neue Löcher für Kugellager in der Mitte des Laufbands dazu. Eine weitere Lamelle wurde entnommen und alles wieder zusammengebaut. Dann lief das Band überhaupt nicht mehr, sondern verkeilte sofort. Mehrfaches Nachmessen und Korrigieren von Abständen vor allem der äußeren Seitenwände brachte keine Besserung, bis ich auf die Idee kam, die Flucht aller Kugellager zu überprüfen. Dabei stellte sich heraus, dass die neu hinzugefügten Lager einen Millimeter zu hoch montiert waren, was zu einer Schräglage der Lamellen führte. Also nochmal alles geöffnet, verbessert und wieder zusammengebaut. Da ich den Nylonbändern inzwischen überhaupt nicht mehr traue, habe ich auf der Unterseite zwei Rundhölzer angebracht, die das künftige Schleifen auf dem Boden verhindern:
L unten.jpg
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Hier sieht man übrigens auch die Rollen, die das Laufband jetzt manövrierfähig machen.

Die Innenstruktur des Laufbands sieht, um mehrere Kugellager ergänzt, jetzt so aus:
Innenstruktur 2.jpg
Innenstruktur 2.jpg (459.06 KiB) 221 mal betrachtet
Alles fertig zusammengebaut ergibt folgendes Bild:
Zusammenbau.jpg
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Schließlich habe ich noch eine Ablage für ein Buch oder einen Computer gebaut, um mich beim Gehen abzulenken:
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Also kann ich endlich vernünftig zu Hause etwas Bewegung betreiben. Noch dazu mit Ausblick auf den Garten:
L mit Computer.jpg
L mit Computer.jpg (200.28 KiB) 221 mal betrachtet
Ganz schön viel Aufwand! Aber jetzt habe ich auch einen guten Grund, das Laufband regelmäßig zu benutzen. Nach so viel Arbeit... Hoffentlich stellen sich die Oberflächenmaterialien, mit denen die Schaumstoffe der Lamellen umkleidet sind, als dauerhat und resistent heraus. Bisher ist noch nichts erneuerungsbedürftig.

Grüße von Dirk
MaxS
Beiträge: 1655
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Laufband (mit Fotos)

Beitrag von MaxS »

Hallo Dirk,

auch wenn ich mir sowas vermutlich nie bauen werde - vielen Dank für Deine Berichterstattung!

Wenn sich Muttern nicht mehr so einfach durch Vibration lösen sollen, dann würde ich zumindest die "selbstsichernden" mit Kunststoffring empfehlen oder einen Tropfen mittelfeste Schraubensicherung. Dann sollte Ruhe sein. Gekonterte Muttern halten leider nicht unbedingt zuverlässig. (Im Maschinenbau gibt es noch andere, viel robustere Sicherungen gegen das Verdrehen, aber das wäre hier wohl eher übers Ziel hinaus.)

Falls sich die Bänder weiter längen sollten und getauscht werden müssen, könntest Du evtl. nach Gurtband suchen. Es gibt das Rohmaterial für Zurrgurte oder KFZ-Sicherheitsgurte auch als Rollenware; vielleicht gibt es aus dem Bereich ja auch dehnungsarme Materialien.

Den Geräuschpegel könntest Du vermutlich reduzieren, indem Du die Kugellager durch halbwegs hochwertige kleine Räder mit weichem Belag und Kugellager ersetzt.
Gute Hersteller in dem Bereich sind meines Wissens z.B. Steinco, Blickle und Tente. Leider sind diese Rollen für Normalkunden (wenn man das Zeug nicht Gitterbox- oder Sattelzugweise bestellt) aber in der benötigten Menge dann doch eher kostspielig: im Steinco-Shop kostet ein Rad ø50 mit Kugellager aktuell ca. 6 Euro netto und der Durchmesser würde vermutlich eine geänderte Konstruktion erfordern.
Eventuell könnte auch schon eine weiche Schicht zwischen Boden und Laufband für Geräuschminderung sorgen - z.B. dicker Filz. Falls Du da was brauchst - melde Dich mal per PN mit den Maßen der Füße. Vielleicht habe ich da was passendes herumliegen.

Grüße
Max
Dirk Vogel
Beiträge: 514
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Verbesserungsvorschläge

Beitrag von Dirk Vogel »

Hallo Max, vielen Dank für deine ausführliche Stellungnahme! Zu deinen Vorschlägen fällt mir folgendes ein:

• Die gekonterten Muttern werden sich sicherlich auch in Zukuft gelegentlich lösen, aber sie dauerhaft zusammenzukleben traue ich mich nicht, weil ich das Laufband ja immer mal wieder auseinandernehmen und warten muss.

• Die unzuverlässigen Nylonbänder habe ich stun-den-lang recherchiert. Neben den bezahlbaren, aber eigentlich zu dünnen Bändern findet man Firmen aus dem Transportbandbau, die für mehrere hundert Euro zuverlässiges Material zu Ringen zusammennähen, aber das war mir zu teuer. Das Nylon, das ich schließlich fand, sollte knapp 2 mm dick sein, es waren aber beim Nachmessen aber nur 1,2 mm. Sicherlich kein Einzelfall... Mal sehen, wie lange es durchhält. Und über die überall angepriesene Dehnungsarmut kann ich nur lachen: die beiden Sorten, mit denen ich bisher zu tun hatte, dehnten sich in der Länge um etwa 5%. Bei 330 cm Gesamtlänge durfte ich also nach und nach vier meiner 4-cm-Holzlamellen entfernen.

• Da ich über 80 Kugellager verbaut habe, spielten in der Tat die Kosten eine wichtige Rolle. Die Lager selbst sind übrigens absolut geräuschlos. Der Krach entsteht durch das Holz. Ich hatte gehofft, das Nylonband würde als Puffer zwischen den Lamellen und den Kugellagern geräuschdämpfend wirken, aber die geschlossenen Seitenwände verstärken den Lärm. Das würde eine zusätzliche Filzschicht wohl auch nicht verhindern, oder was meinst du?

Grüße von Dirk
Stefan Krieger
Beiträge: 333
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Laufband (mit Fotos)

Beitrag von Stefan Krieger »

Moin Dirk,

das Laufband und der Aufwand, den Du da betreibst, ist wirklich beeindruckend!

Zum Thema Schraubensicherung: Die von Max empfohlene Schraubenfestigkeit (mittel) ist nix anderes als ein kleines Fläschchen mit blauer Flüssigkeit. Davon gibst Du ein/zwei Tropfen aufs Gewinde und schraubst das dann zusammen.
Das Gewinde wird dadurch nicht dauerhaft verklebt! Die Flüssigkeit der Schraubensicherung trocknet bloß einfach und hält die Schraubverbindung dann zumindest soweit fest, dass es sich durch Vibrationen nicht selbst lösen kann. Aber mit Werkzeug ist das nach wie vor problemlos lösbar...

Schöne Grüße
Stefan
Heinz Kremers
Beiträge: 2814
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Laufband (mit Fotos)

Beitrag von Heinz Kremers »

Hallo Dirk,

der Aufwand, den Du da betrieben hast ist schon beeindruckend. Ein Projekt, was man nicht alle Tage sieht.

Zu den Nylonbändern:
Die scheinen mir doch sehr schmal zu sein. Wäre es da nicht besser, ein Band zu nehmen, was im Extremfall die ganze Breite abdeckt und mehrmals zu verschrauben mit den Leisten? Das würde den Zug viel besser verteilen und das "Längen" evtl. sogar ganz verhindeern.

Gruß
Heinz
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