Geölte Gartenmöbel bekommen „Schweißperlen“!

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Rolf CP
Beiträge: 1
Registriert: Do 19. Jun 2025, 08:27

Geölte Gartenmöbel bekommen „Schweißperlen“!

Beitrag von Rolf CP »

Moin von mir als Forums-Frischling.
Da ich mich zu meinem akuten Problem erfolglos dumm und dämlich gegoogelt habe und sowieso ein häufiger Gastleser dieses Forums bin, habe ich mich jetzt mal registriert.
Zur Sache: Kennt das außer mir wirklich niemand? Man hat seine Gartenmöbel endlich mal wieder „aufgemöbelt“ — Schmutz und Moosanflüge mit Seifenlauge und feinem Schleifvlies entfernt, mit Gartenschlauch abgespült, wirklich gut trocknen lassen, danach je nach Notwendigkeit mit Exzenterschleifer und/oder Schleifschwamm in 120er und/oder 240er Körnung geglättet (millimetertiefe Abnahme zum restlosen Entfernen von Vergrauungen habe ich mir allerdings gespart), sorgfältiges Abstauben, vorschriftsmäßiges Ölen (also einziehen lassen und Überschüsse wegwischen, zweimalige Wiederholung mit Intervallen von gestrichenen 2 Tagen). Und ja, der Aufwand hat sich gelohnt, die Teile sehen toll aus! Und dann stehen sie endlich in der Sonne (was bei Garten-/Terrassenmöbeln ja vorkommt) und bekommen nach kürzester Zeit überall kleine „Schweißperlen“! Aufgelegtes Papier erhärtet den Verdacht, dass es Öl ist. Durch die Wärme recht dünnflüssig, wodurch es sich leicht wegwischen lässt. Aber man kann dabeibleiben!
Passiert ist mir das in diesem Monat sowohl mit dem Leinölfirnis eines namhaften „grünen“ Herstellers (damit übrigens auch schon mal vor 3 Jahren) als auch mit dem pigmentierten „Hartholzöl“ (Lein- und Tungöl) eines dänischen Möbelhauses.
Besonders ärgerlich: Der große Esstisch, dessen Schweißdrüsen nach einer Woche und etlichen „Wischungen“ nun endlich für versiegt erachtet wurden, hat doch noch wieder Öltröpfchen abgesondert, die aber leider lange genug unbemerkt blieben, um sich nicht mehr wegwischen zu lassen ~> lauter glänzende Pünktchen.
Die lassen sich wohl z.B. mit Balsamterpentinöl entfernen, was aber erstens sehr mühselig und zweitens vom Ergebnis unbefriedigend ist, da das matte Umfeld dadurch noch matter wird (vermeidbar durch vollflächiges Abwischen —> enormer Aufwand und Verbrauch von Terpentin, alten T-Shirts oder Küchenkrepp).
Meine Fragen:
Wer hat sowas auch schon einmal erlebt?
Wie lässt sich das erklären?
Wie lässt sich das in Zukunft vermeiden?

Vielen Dank für eure Geduld bis hierher!
Rolf
Bernd Grunwald
Beiträge: 513
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Geölte Gartenmöbel bekommen „Schweißperlen“!

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Rolf,

willkommen hier im Forum. Ja, das "Problem" habe ich auch schon erlebt. Wenn zu viel Öl im Holz ist, kann es bei Wärmezufuhr schnell passieren, dass die Hitze das Öl wieder austreibt, sodass es auf der Oberfläche sogar Tröpfchen bilden kann. Mit einer Heißluftpistole kann man diesen Effekt auch erzielen.

Wie stark dieser Effekt ist, hängt aber nicht nur vom Sättigungsgrad (bzw. von der Ölmenge) ab, sondern auch von der Holzart. Robinie oder Teak, zum Beispiel, muss man nicht besonders intensiv einölen. Hier reicht ein leichtes Auffrischen (einmal drüberwischen) mit Holzöl in der Regel völlig aus. Aus welchem Holz sind deine Gartenmöbel?

Gruß
Bernd
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Thomas.M
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Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Geölte Gartenmöbel bekommen „Schweißperlen“!

Beitrag von Thomas.M »

Hallo Rolf,

mir ist ähnliches mal mit einem Stirnholzschneidebrett passiert. Ich hab's wirklich gut gemeint mit dem Öl - es zieht ja auch bei Stirnholz so schön ein. Da es so sonnig war, dachte ich es könnte ja nicht schaden. Dann härtet es etwas besser aus. Ende vom Lied war, dass ich das Brett mit Spüli intensiv abgewaschen habe.
Ich denke also auch, dass du etwas viel Öl auf dem Holz hattest. Allerdings ist mir das abseits des oben beschriebenen Falls noch nie passiert. Bei dem Schneidebrett war's einfach dämlich.
Vielleicht weiß jemand die chemischen Details besser. Ich könnte mir folgendes vorstellen: Das Öl ist beim ersten Auftrag tief in das Holz eingedrungen, trocknet dort aber langsam, weil Sauerstoff schwer rankommt. Durch die weiteren Ölungen hat sich eine Schicht auf dem Holz gebildet - es ist ja gesättigt. Bei Wärme kommt dann das nicht getrocknete Öl aus den Tiefen Poren wieder hervor. Oberflächlich fühlt sich das Öl schnell trocken an.

Viele Grüße
Thomas
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Thomas.M
Beiträge: 190
Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Geölte Gartenmöbel bekommen „Schweißperlen“!

Beitrag von Thomas.M »

Ich habe hier noch einen passenden Absatz gefunden. Eine klasse Seite mit vielen Hinweisen zum Thema Ölen. Unter "Inhalt" gibt es weitere Artikel über Öl ;)

http://www.wikidorf.de/reintechnisch/Inhalt/HolzOelen
Was kann schief gehen?

Manchmal schwitzt das Holz ein wenig Öl wieder aus. Natürlich nur so lange, wie es noch flüssig ist. Auf der Holzoberfläche sieht man dann ein paar ganz kleine glänzende Flecken. Diese sollte man möglichst frühzeitig mit einem Lappen oder einer Roßhaarbürste entfernen, so lange das Öl noch flüssig ist. Später kann man sie nur noch durch schleifen wieder entfernen, muss dann aber nochmal erneut drüberölen. Die geölten Holzteile sollten auch immer im Schatten stehen, pralle Sonne führt zum Ausschwitzen von Öl, auch noch nach Tagen. Am besten hält man die Umgebungstemperatur beim Ölen und Trocknen nahezu gleich, denn jede Temperaturveränderung kann dazu führen, dass Öl wieder aus der Oberfläche austritt. Bei fertigen Holzölen ist es meist weniger problematisch, weil diese innerhalb weniger Stunden oberflächlich getrocknet sind. Bei Leinölfirnis hingegen ist es mir noch nach mehreren Tagen passiert, dass durch Sonneneinstrahlung Öl aus der Oberfläche ausgetreten ist.

Mitunter schwitzt Öl auch nach dem abwischen nochmal aus. Ist eine makellose Oberfläche wichtig, passt man den Zeitpunkt ab, wo das Öl schon recht zäh wird und geht dann nochmal mit dem Lappen drüber. Bei vielen Ölen, die innherhalb von 24 Stunden aushärten, ist dies nach etwa 4-8 Stunden der Fall. Zu diesem Zeitpunkt ist das Öl schon so zäh, dass es nicht weiter ausschwitzen kann, aber noch weich genug, damit man die Ausschwitzungen weggewischt bekommt. Öle verhalten sich hier auch unterschiedlich, manche neigen stärker zum Ausschwitzen, bei anderen tritt es kaum auf.

Bedenken muss man auch, dass tief eingedrungenes Öl mehrere Wochen brauchen kann, bis es zumindest hinreichend trocken ist. Während dieser Zeit sollte man die geölte Fläche nicht thermisch belasten. Auf einen geölten Tisch oder einer Arbeitsplatte stellt man also auch nach 14 Tagen noch keine heißen Suppenteller oder Kaffeetassen ab. Hiermit sollte man mindestens 8 Wochen warten. Oder - wenn man es doch tut - muss das ausschwitzende Öl recht bald mit einem Lappen wegpoliert werden. Dann ist es nicht tragisch.
Beste Grüße
Thomas
flüsterholz
Beiträge: 119
Registriert: Mi 26. Okt 2022, 21:59

Re: Geölte Gartenmöbel bekommen „Schweißperlen“!

Beitrag von flüsterholz »

Hallo Rolf
Auch von mir noch ein paar Anmerkungen zur Ursache, aber auch zu möglichen, persönlichen Lösungen.
Die "Trocknung" von Ölen vollzieht sich in 2 Schritten, die Oxidation und die Polymerisation ( wobei dieser Begriff, meines Wissens, gebraucht wird, in Ermangelung dessen, dass man bis heute nicht weiß, was genau chemisch abläuft)
Bei der Oxidation dehnt sich das Leinöl zunächst aus, bevor es wieder zu seinem ursprünglich Volumen zurückkehrt. In der Ölmalerei geht man meist von 7 Tagen aus. Die Oxidation wird durch Wärme und Sauerstoffzufuhr begünstigt. Zunächst ist sie an der Oberfläche beendet, in tieferen Schichten benötigt sie länger. Der komplette Prozess kann bis zu einem Jahr dauern. So wird in der Ölmalerei auch dann erst das Firnis aufgetragen.
Speziell beim Holz sieht es etwas anders aus. Die oberste Schicht "trocknet" je nach Öl und Umweltbedingungen recht schnell, so dass man in der Regel die nächste Schicht nach 24-48Stunden auftragen kann. In den unteren Schichten brauch sie aber länger, was aber meist ohne Bedeutung ist, da genügend "Platz" zum Ausdehnen vorhanden ist. Ausnahmen können dünne Furniere oder ölhaltige Hölzer, wie das schon angesprochene Teak, sein. Kommt es aber zu einer starken Erwärmung, wie bei dir, läuft der Prozess plötzlich viel schneller ab und der vorhandene Platz reicht nicht mehr. Folge, dass Öl drückt sich nach außen. Je nach Holz, Öl und Umweltbedingungen mehr oder weniger.

Meine persönliche Lösung im Außenbereich, oder wenn ich bei der weiteren Oberflächenbehandlung noch Wärme einsetze, sind Halböle. Das zugefügte Balsamterpentinöl verdunstet und es ist noch mehr Platz zur Ausdehnung vorhanden. Insbesondere im Außenbereich öle ich nur einmal und wiederhole es jährlich, je nach Holz auch öfter oder seltener. Den mehrfachen Auftrag von Hartölen ( mit Harzen versetzte Öle) benutze ich nur im Innenbereich unter besser kontrollierbaren Bedingungen.
Mit reinen Leinöl(firnissen) mache ich das gar nicht, weil nicht so gut kontrollierbar und sie mir gegenüber Hartölen keinen wirklichen Vorteil bringen.
Dazu gibt es aber auch andere Meinungen. Aber für meine persönliche Vorgehensweise bei Oberflächen ist es die beste Lösung.

Gruß Michael
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