Hallo Allerseits,
vielleicht ist diese Frage ja für den einen oder anderen von Interesse.
Das Setting:
Ich habe mir eine kleine Messingaufnahme gebaut, an der ich Acrylglasscheiben (Typ XT) mit einem Durchmesser von 6" befestigen kann (Verschraubung: M6). Auf diesen Scheiben (10 mm stark, die des 400er Papiers ist nur 6 mm stark, ich hatte leider nur Acryl in 10 mm für vier Scheiben, aber fünf Körnungen) wurde selbstklebendes Schleifpapier geklebt mit den Körnungen 120, 180, 220, 320 und 400.
Hier im Bild ein ziemlich abgenudeltes Eisen nach dem ersten Schliff auf 120er Papier (natürlich trocken). Man kippt die Eisen von der Heftseite an auf die langsam drehende Scheibe und schleift mit leichtem Druck das Eisen in kreisender horizontaler Bewegung solange, bis alle Rostnarben verschwunden sind und die Spiegelseite plan ist.
Auf dem Bild ist recht gut zu erkennen, dass das Eisen von seinen Vorbesitzern missbräuchlich verwendet wurde, denn an der ehemaligen "Schneide" sieht man sehr schön die Verformungen derselben. Es würde keinen Sinn machen, die Spiegelseite weiter zu reduzieren. Vielmehr schleife ich in einem zweiten Schritt die Phase soweit zurück, dass wieder eine Schneide entsteht, d. h. eine Schnittlinie mit dem Radius von Null. Für solche Fälle, bei denen mehrere Millimeter von Eisen entfernt werden müssen nutze ich eine Tormek, das geht schnell und um zu testen, ob das Eisen in der Werkstatt bleiben darf reicht es allemal.
Das nachfolgende Bild zeigt drei alte Flohmarkteisen, deren Spiegelseite alle Schleifstufen bis zur 400er Körnung durchlaufen haben.
Das ganze funktioniert natürlich auch bei Hobeleisen. Ich habe mehrere rostige Eisen von japanischen Hobeln in kürzester Zeit wieder hergerichtet. Die Phase habe ich durch Andrücken der Eisen an die drehende Scheibe von unten auch recht schnell rostfrei und scharf bekommen (durch die große Materialdicke bei jap. Hobeleisen hat man eine ausreichend große Referenzfläche zum andrücken der Eisen an die Schleifscheibe).
Spiegelseite Phasenseite Allerdings ist es bei Hobeleisen notwendig dieses nochmal auf einen 1000er Wasserstein zu schärfen und auf einem 6000er abzuziehen, was bei dem jap. Eisen im Bild geschehen ist.
Man mag nun einwenden, die Eisen würden viel zu heiß. Nein, das werden sie nicht, denn da man es mit der Hand auf dem Schleifteller andrückt, unterbricht man das Schleifen, wenn das Eisen für die Finger zu heiß wird sehr schnell. Für den groben Schliff bei arg mitgenommenen Eisen, musste ich zwei/drei Mal unterbrechen, bei allen weiteren Körnungen geht es ohne Unterbrechung.
Noch kurz ein paar Worte zur Standzeit des Werkzeugs. Ich bin noch mit meiner Erstausrüstung Schleifscheiben unterwegs und habe mittlerweile vielleicht ein Duzend Beitel und vielleicht acht japanische Hobelmesser aller Größen instandgesetzt. Das 120er Papier geht zwar noch, aber hat schon merklich an Grip verloren. Alle anderen schleifen noch so wie sie sollen.
Fazit: Ich habe bislang vieles ausprobiert um Flohmarktfunden wieder ein neues würdiges Leben einzuhauchen.
a) Tormek auf der Seite der Scheibe (geht nicht wirklich gut, Gefahr der "Verschleifens" immens hoch);
b) einen 120er Shapton, der allerdings lange bemüht werden musste, um eine plane Spiegelseite (geht, dauert aber echt lang);
c) die gröbste Diamantplatte (geht auch, ist schneller als der Wasserstein, dauert aber noch immer lange);
d) doch besser wegwerfen (keine Option);
bin ich von der oben beschriebenen Technik wirklich begeistert.






P. S. Die Schleifscheiben sind leider in Europa nicht erhältlich; da ich hier keine Werbung für X oder Y machen möchte, teile ich gerne per PN die Händler, bei denen ich die Schleifscheiben und das Acryl gekauft habe.
Wäre vielleicht auch eine Idee für den Hausherren des Forums, diese Schleifscheiben ins Sortiment zu nehmen (gibt es in 5 und 6 inch).
P. P. S. Ich habe das Teil bei einem Händler in den USA gesehen, der aber - kein Witz - wegen des komplizierten Umsatzsteuerregimes in Europa zwar in die Schweiz, nicht aber in die EU versendet.


