Hallo Holzwerker,
da dieses Thema auf Interesse stößt und umfangreich ist, mache ich mal einen neuen Beitrag auf.
im Folgenden gebe ich meine Erfahrungen bei der Verarbeitung von Knochenleim wieder, dazu was ich aus der Literatur weiß und was mir mein Vater früher darüber erzählte.
Er erlernte den Beruf des Tischlers ab 1946. Mein Großvater war selbständiger Möbeltischler vorm 2. Weltkrieg und kam aus diesem nicht zurück.
Im Jahr 2010 fand ich beim aufräumen der alten Werkstatt einen Vorrat an Knochenleim in Tafelform. Dieser Werkstattraum diente nur zum Verleimen, der Leimofen ist auch auf dem Bild zu sehen.
http://hw.roesch.de/Bilder/B4447.jpg
Damals dachte ich, der Leim reicht für mein Leben, inzwischen ist er alle und ich habe verschiedene Andere verwendet.
Dieser Tafelleim stammt noch von meinem Großvater aus den 1930iger Jahren. Nach dem Einweichen und Verflüssigen durch Erwärmung entwickelte er nur geringen Geruch und ich hatte nur selten mal mit Schimmel zu tun.
Der Nachteil, diese Tafeln waren relativ groß und dick, so dass das Einweichen manchmal 48 Stunden und länger dauerte. Da habe ich dann zwischenzeitlich die schon weichen Ränder abgeschnitten und verwendet. Also schnell mal Leim fertig machen war da nicht.
Als die Tafeln verbraucht waren benutzte ich Perlleim, den ich mir übers Internet bei verschiedenen Anbietern kaufte.
Ach war das herrlich, das Einweichen war jetzt in 20 bis 30 min erledigt. Dann kam aber die Enttäuschung, dieser Leim stank regelrecht und verschimmelte bei Nichtbenutzung schon nach wenigen Tagen. Das war nach einiger Zeit nicht mehr akzeptabel, denn es war immer wieder und bei allen Anbietern so.
Ich habe den übrig gebliebenen Leim auch nie verschlossen oder sonst welche Experimente gemacht, das war mir viel zu umständlich mit meinem Leimtopf.
Nun suchte ich wieder nach Tafelleim und fand einen Anbieter der ihn in Bruchstücken verkauft. Dieser Leim ist auch in wenigen Stunden eingeweicht, der Geruch hält sich in Grenzen und er ist noch nie verschimmelt, auch nach 3 Wochen offen dastehen nicht. Durch die Bruchstücke kann ich auch besser dosieren wie viel Leim ich vorbereite.

Nun etwas zum Leimtopf, zum erwärmen und was hält der Leim für Temperaturen aus.
Anfänglich benutzte ich ein großes Glas im Wasserbad auf einer Kochplatte, dann kaufte ich mir einen gußeisernen Leimtopf. Säubern tue ich ihn nur in größeren Abständen wenn die Leimreste am Rand zu groß und werden. Ansonsten kommt der neue gequollene Leim einfach zu dem Rest der noch drinne ist dazu.

Mit diesem bin ich sehr zufrieden, er hält die Temperatur sehr lange. Dadurch kann ich ihn auch mal eine ganze Weile von der Herdplatte nehmen und ihn dort hin stellen wo ich ihn gerade brauche.
Die Temperatur kontrolliere ich mit einem Thermometer welches man für Fleisch benutzt.

Glutinleime vertragen eine lang anhaltende Temperatur nur bis 60°C. Ihre Bindekraft verlieren sie allerdings erst durch längeres erhitzen auf 100°C. Mir ist die Temperatur auch schon mehrmals auf 70°C und darüber ausgerissen und es ist nichts passiert.
Seine Bindekraft verliert der Leim auch durch Schimmelpilze. Warum das so ist kann alles in der Literatur nach gelesen werden. Ich biete sie nochmal allen Interessierten an.
Um die richtige Temperatur zu beurteilen benutze ich allerdings nicht immer das Thermometer. Wenn der Leim als dünner Faden vom Pinsel oder Rührstab fliest passt die Temperatur in der Regel auch.
Nun kommt das Verleimen mit Knochenleim und die Besonderheiten die es zu beachten gilt.
Die angebotene Literatur erklärt hier sehr gründlich was mit dem Holz und dem Leim vor sich geht. Das kann und will ich nicht alles mit eigenen Worten wiedergeben.
Jedenfalls ist das Erwärmen ganz wichtig und entscheident.
Holz ist allerdings ein sehr schlechter Wärmeleiter und das kurze Erwärmen mit der Heißluftpistole reicht eigentlich nicht aus. Ich mache es hin und wieder, wenn es nicht anders geht, aber auch.
Schauen wir doch mal in die Vergangenheit, wie haben es unsere Spezies früher gemacht.
Zum Verleimen gab es in der Regel einen gesonderten Raum, der ordentlich eingeheizt wurde. Über dem Leimofen gab es dann noch ein Gestell auf dem die zu verleimenden Teile lagerten und über längere Zeit vorgewärmt wurden. So konnte das Holz, dessen Poren und Faseröffnungen wirklich durch und durch erwärmt werden.
Oft war dann das Verleimen von Holzkonstruktionen auch noch Teamarbeit.
Was ich damit sagen will, ist, dass es schnell gehen muss, damit der Leim nicht schon am Pinsel geliert. Denn er muss flüssig sein um von den durch die Wärme geöffneten Poren aufgesaugt zu werden. Zusätzlich wird dann noch abgepresst.
Für uns Hobbyisten, also diejenigen die das nicht gewerbsmäßig betreiben ist dies der schwierigste Teil bei der Verleimung mit Knochenleim. Die idealen Bedingungen kann man nicht so einfach mal in seiner Kellerwerkstatt oder in der Wohnung schaffen.
Ich benutze dafür einige Hilfsmittel. Man kann Holzteile zB auch auf einem Heizkörper lagern um sie vorzuwärmen.
Für kleine Teile benutze ich so eine Warmhalteplatte aus der Gastronomie.

Für etwas größere Teile habe ich mir eine Vorrichtung gebaut. Dazu sind 6 Infrarotlampen mit Fassungen auf einer Platte befestigt und verdrahtet. Über einen Drehschalter lassen sich 2 ode 4 oder alle 6 einschalten. Diese Platte hänge ich dann über die zu erwärmenden Holzteile.

Und schließlich das von uns am meisten benutzte Hilfsmittel, die Heißluftpistole. Die halte ich dann aber lange drauf bzw bewege sie über die Fläche.
So, Diskussion und Fragen frei gegeben.
Liebe Grüße Uwe