Guten Abend an alle zusammen,
nach längerem stillen Mitlesen möchte ich nun auch mal etwas beitragen und mein letztes Projekt vorstellen. Es handelt sich um ein Beistelltischchen fürs Sofa, für das Getränk beim Fernsehen und so weiter.
Durch einige Unterbrechungen (i.W. Bau einer neuen Hobelbank) zog sich dieses Projekt insgesamt über zwei Jahre, aber für mich geht es ohnehin eher um den Weg zum Ziel und nicht so sehr um das Endprodukt selbst. War am Ende dann aber doch ganz schön, es fertig zu haben ;-)
Zum Tisch: Es ist ein Tischchen aus Birke, Platte ca. 30x80 cm. Ich habe zuvor als Übungsobjekt einen vergleichbaren Tisch aus KVH aus dem Baumarkt gefertigt und war schon damit recht zufrieden. Steht jetzt als Nachttisch im Gästezimmer. Diese Erfahrung kennen sicherlich die meisten hier: All die kleinen Macken, die man unterwegs so fabriziert, sehen Außenstehende hinterher nur, wenn man sie drauf stößt
Das Ausgangsmaterial waren sägerauhe Bohlen vom örtlichen Holzhändler, alle Schritte habe ich mit Handwerkzeug durchgeführt. Im Wesentlichen waren ein Record No.5, ein Stanley No. 4, ein alter Schrupphobel, ein Satz Stechbeitel von Aldi, ein alter Spear & Jackson Spearior 88 Fuchsschwanz und ein alter Grundhobel mit Holzkörper beteiligt. Eine der Bohlen hat mir wirklich zu schaffen gemacht. Wilde Richtungswechsel beim Faserverlauf, gefühlt alle 10 cm. Ich schätze jemand, der weiß was er tut, hätte sie schnell als Feuerholz identifiziert, ich wusste es aber nicht besser und habe mich durchgewühlt. Für die Zargen wollte ich die Holzstärke um gut 5 mm reduzieren, mit dem Schrupphobel war jedoch nichts zu machen, er riss das Holz förmlich auseinander. Also mit dem Fuchschwanz Sägefurnier hergestellt, das ging erstaunlich gut.
Insgesamt war es in toller Prozess, ich habe viel gelernt, insbesondere was das Ausbessern von Fehlern angeht. Regelmäßig brach mir beim Hobeln hier und da irgendwo eine Kante aus, die wieder angeleimt werden musste, und das waren noch die kleinsten Übel. Bei der Positionierung der Zapfenlöcher stand ich wohl neben mir, da war hinterher viel Nacharbeit nötig, das ganze Gestell war verzogen. Aber man lernt ja ständig dazu nächstes Mal mit mehr Sorgfalt. Besonders zufrieden bin ich mit der Oberfläche der Platte. Auch hier hatte ich, insbesondere bei der mittleren Lamelle, mit ungnädigem Faserverlauf zu kämpfen, bin aber mir viel Mühe und häufigem Schärfen einigermaßen durchgekommen. Eine kleine Gegenfase am Eisen des Schlichthobels, um den Schneidenwinkel zu erhöhen (ich habe das als York pitch kennengelernt) hat hier deutliche Erleichterung gebracht. Die letzten Ecken konnte ich mit der Ziehklinge bändigen. Aller Schweiß und Mühe macht sich durch eine fast perlmuttartige Oberfläche bezahlt, mir gefällts sehr gut. Behandelt habe ich mit 3-4 Schichten Hartwachs-Öl mit leichtem Zwischenschliff.
Viele Grüße
Peter
Das Testprojekt:

Das Ausgangsmaterial:

Teil 1 - Das Gestell entsteht (noch in der alten Werkstatt auf der alten Werkbank):



Teil 2 - Weiter am Gestell (in der neuen Werkstatt auf der neuen Hobelbank):

Hier ist noch viel Nacharbeit erforderlich:


Teil 3 - Die Tischplatte zum Abschluss:




Noch ein bisschen klobig...

Die Fase mit der No. 4 anzuhobeln war eine tolle Arbeit, das hat richtig Spaß gemacht!


Oberfläche und fertig:



