Konstruktion mit geteilter Gratleiste

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Walter Heil
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Konstruktion mit geteilter Gratleiste

Beitrag von Walter Heil »


Da ich schon einmal eine lange Gratleiste in eine Tischplatte einschieben musste und weiß, dass das sehr spannend sein kann, aber Spannung dieser Art nicht besonders mag, habe ich mir eine andere Art, Gratleisten in Tischplatten zu applizieren, überlegt. Dass davon die ganze Tischkonstruktion betroffen ist, sollte nicht verwundern.

Als erstes wird eine (natürlich zwei, an jedem Hirnholzende der Platte mit mind. 5cm Abstand vom Plattenende wegen kurzen Holzes) breite (70mm) Gratnut mit Schablone und der Oberfräse in die Tischplatte gefräst. Sinnvollerweise macht man das erst mit dem Nutfräser und erst zm Schluss mit dem Gratfräser. Eine einfache mit Schraubzwingen zusammengehaltene Schablone tut gute Dienste. Es ist übrigens nicht notwendig, die Gratnut vom Rand der Tischplatte beginnen zu lassen; da es aber eine Art Schreibtisch wird, steht er sowieso an der Wand.



Die beiden Gratleisten mit je einem Grat sollen gleichzeitig auch die Tischbeine halten. Daher werden sie ausgeklinkt.





Und so sieht das dann mit Tischbein aus.



Der eigentlich Grund dieser Konstruktion: bis hierhin ist die Bemaßung und Dimension aller Teile ziemlich entspannt. Erst jetzt wird ein Holz (Buche) so auf Dicke gehobelt, dass es knapp nicht mehr in den Zwischenraum der Gratleisten passt. Der Vorteil der Methode ist, dass Dickenhobeln viel feinfühliger gemacht werden kann als die Nacharbeitung eines Grates oder Gratleiste. Und wenn zuviel weggehobelt wurde, dann nimmt man einfach ein neues Holz und hat kein Problem mit einem versauten Tischblatt oder sonst teurem Werkstück. Aus dem Holz werden Klötze gesägt und im Ofen getrocknet. Die Tischbeine kann man schon vorher auf Dicke hobeln, so dass sie stramm passen. Nach dem Trocknen werden die Klötze in den Spalt zwischen den Gratleisten geklopft.



Das Verleimen der Tischbeine ist kein Problem mehr.




Uwe Behle
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Re: Konstruktion mit geteilter Gratleiste

Beitrag von Uwe Behle »


Walter,

die Idee hat was. Besonders die Sache mit dem Ofen gefällt mir. Vielleicht schon vor dem Hobeln in den Ofen, dann kanst Du dich langsam mit der Dickte rantasten; Nachteil ist, daß nur kleine Stücke in den Ofen passen.

Was ist denn das für ein Holz? Für Nußbaum sieht es mir zu hell aus.

Ist der Tisch schon fertig und es gibt ein Bild?

Gruß,

Uwe

Gerhard
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Genial! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Gerhard »




Franz Kessler
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Re: Konstruktion mit geteilter Gratleiste

Beitrag von Franz Kessler »

[In Antwort auf #15039]
Hallo Walter
Deine Idee ist ein bischen Gewöhnungsbedürftig, die Gründe sind einleuchtent. Wo ich noch nicht so ganz durchblicke, ist die notwendige Festigkeit. Ich denke, wenn am Schluss alles geleimt ist, müsste es stabil sein.
Werden die Füsse noch irgendwie gehalten, oder stehen sie frei?
Grundsätzlich bin ich auch immer für neue Ideen.
Gruß Franz

joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Konstruktion mit geteilter Gratleiste

Beitrag von joh. t. »

[In Antwort auf #15039]
hallo, ich finde die methode viel aufwendiger als ein richtige gratleiste mit dem grathobel einzupassen . wenn mans zum erstenmal macht dauert es noch etwas länger , aber spätestens beim 3. tisch fluppt es. ich finde die beiden heraustehenden endenmit den dazwischenliegenden zulagen nicht so ästhetisch. wenn man es schon so macht dann mit einer durchgehenden leiste -zumindest würde es mir dann besser gefallen.grüße joh.

MaxS
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Super! *NM - Ohne Text*

Beitrag von MaxS »

Jürgen z.H.

Re: Konstruktion mit geteilter Gratleiste

Beitrag von Jürgen z.H. »

[In Antwort auf #15043]
Hallo Walter,

deine Idee die Gratleiste mehrteilig auszuführen gefällt mir. Elegant ist Deine Idee die Tischbeine in die Konstruktion einzubinden. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die Gratleiste nicht konisch ausgeführt. Du kannst die Gratleiste nicht nachspannen. Willst Du die Klötze mit der Tischplatte verleimen? Was passiert wenn das Holz nachtrocknet. Wenn dann die Gratleiste Spiel bekommt, wackeln auch die Tischbeine. Ich bin auf Deine weiteren Erfahrungen gespannt.

Mich hat Dein Ansatz auf die Idee gebracht den Grat parallel auszuführen, so wie Du das auch gemacht hast. Wenn man die Gratleiste senkrecht, konisch zulaufend teilt, könnte man die Gratleiste einkeilen und nachspannen. Ich habe mal eine Skizze gemacht:

http://hw.roesch.de/zeige.asp?ID=88

Kann man die einfache Skizze nachvollziehen? Was meint Ihr klappt das?

Jürgen

Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re:geteilte Gratleiste, fertiger Tisch

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #15039]
Hallo,

da Bilder eine Menge Erklärungen sparen: hier sind sie vom fertigen Tisch.









@ Uwe: das mit der Reihenfolge Hobel-Ofen ist so: das Holz zum Hobel ist so um 40cm lang und passt grade noch in den Ofen rein, wenn es viel kürzer wäre, könnte ich es nicht mehr durch die Dickte schieben. Da ich ungern auf Querholz klopfe wegen des Stauchens, habe ich erst gehobelt, dann getrocknet, in kurze Stücke gesägt und die zwischen die Gratleiste geklopft. Es ist Nussbaum.

@ Franz: siehe Bilder.

@ Jürgen: Wenn die Kiste anfängt zu wackeln, so im nächsten März, dann puhle ich die Klötze aus den Gratleisten raus und haue neue rein. Deine Idee mit den gegenläufig konischen Gratleisten ist gut und kann für eine andere Tischkonstruktion benutzt werden. Das, was ich bisher bei Spannagel gesehen habe, nämlich eingeschobene Gratleisten und den Abschluss mit einem "Gratstopfen" der nie bündig mit der Tischplatte wird, ist alles andere als elegant.

Gruß, Walter



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re:geteilte Gratleiste, fertiger Tisch

Beitrag von Dietrich »


Hallo Walter,

Kompliment, Ausführung und Holzauswahl sind sehr gelungen!!!

Gruß Dietrich

Jürgen z.H.

Re:geteilte Gratleiste, fertiger Tisch

Beitrag von Jürgen z.H. »


Sehr schön! Um das Holz beneide ich Dich. Nußbaum ist bei uns sehr schwer zu bekommen.

Jürgen

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