Hallo zusammen,
ein Projekt ist fertig geworden, mit dem ich im November 2017 angefangen bin.
Es ist ein Nachtschränkchen für meinen Sohn, das nahezu komplett stromlos hergestellt wurde.
Ausnahme: die Riegel für die Deckplatte habe ich mit der Kreissäge gesägt und maschinell zugerichtet.
Der Rest ist aber absolut stromlos erfolgt, auch alle Bohrlöcher.
Das ganze Projekt stand unter dem Motto: Die hingenommene Ungenauigkeit
Was meine ich damit?
Es ging mir darum, bei allem Willen, genau zu arbeiten, Ungenauigkeiten hinzunehmen, wo ich meinte, das wäre in Ordnung. So sind z.B. die Stollen nicht alle gleich stark. Auch die Rahmen (die Friese) sind nicht alle gleich breit und sogar innerhalb eines Rahmen nicht gleich stark. Die Füllungsbretter sind unterschiedlich stark. Die Stollen haben nicht an jeder Stelle genau 90°.
Warum machte ich das?
Zum einen hängen meine Ergebnisse leider immer noch von der Tagesform ab. Wenn ich müde bin, werde ich ungenau. Zum anderen wollte ich auch Zeit sparen. Der letzte Rest Genauigkeit benötigt bei mir genauso viel Zeit, wie die ganze Arbeit davor, ganz extrem ist das bei den rechtwinkligen Kanten der Stollen.
Zum anderen wollte ich aber auch wissen, ob diese unglaubliche Genauigkeit, die man mit Maschinen hinkriegt, wirklich notwendig ist. Der Tischler von vor 100 Jahren hatte diese Maschinen nicht, hat aber trotzdem schöne Möbel gebaut.
Ich habe deshalb auch zum ersten Mal komplett ohne Zeichnung gearbeitet.
Ich habe die Plattemaße und die Höhe meines vorhandenen Nachtschränkchens als Vorlage genommen, das wars.
Hier nun ein paar Bilder, der dazugehörige Text steht immer darüber.
Bild 1
Damit fing es an, eine Buchenbohle

Bild 2 bis 4
Als erstes die Stollen



Bild 5 bis 7
Die Bretter habe ich bei Friedrich Kollenrott mit seiner Rahmensäge gesägt und teilweise dort auch schon abgerichtet.



Bild 22
Den Rahmen habe ich im Frühjahr, als es noch kalt war gemacht. Im Sommer ist das Holz geschrumpft und hat auf der Vorderseite einen unschönen Schlitz hinterlassen.

Bild 24
Meine Lösung, wenn die Bankhaken nicht nah genug am Rand sind, weil das Werkstück sehr schmal ist.
Hier hatte von der Regel "erst die Verbindung, dann das Profil" gehört.

Bild 24 + 25
Bilder vom Herstellen der Platte habe ich nicht, nur vom Zuschnitt.
Ich liebe diese Sägen. Geht schnurgerade. Den Winkel habe ich direkt nach dem sägen drangehalten.


Bild 26
Die Halteklötzchen so, wie sie Herr Spannagel vorschreibt.

Bild 27 + 28
Die Bodenplatte habe ich auf den Querstollen der Vorderseite gelegt. Die Kontur habe ich mit 3 Pappen (für jede Seite eine) abgenommen. Wahrscheinlich macht man die Platte etwas tiefer und legt sie in die Querfriese, aber ich wollte sie als Anschlag für die Tür haben.


Bild 29
Es fehlte noch das Holz für die Schublade.
Erstmal eine Fläche geschruppt, um zu sehen, wo ich die Säge ansetzen muss.

bild 30 bis 34
Ich war zwischenzeitlich schon wieder bei Friedrich Kollenrott, wo wir eine Rahmensäge gebaut haben. Blattlänge ca. 1 mm. Bohle ca. 41 cm stark.
Das ganze ist grenzwertig. Die Säge könnte für 41 cm ruhig noch länger sein. Leider verläuft sie ein bisschen. Friedrichs tat das nicht
Deshalb musste ich nach dem besäumen (hätte ich auch vorher machen können) noch mit dem Schrupphobel ran. Ich liebe diesen Hobel. Leider habe ich (noch) keinen Schlichthobel.
Die Rauhbank tat den Rest. Bei diesem Brett benötigte ich mal nicht die Flachwinkelrauhbank.





Bild 35 + 36
Fingerzinken, davor hatte ich echt Angst, den die habe ich das letzte mal vor 3 Jahren oder so gemacht. Nützt aber nix.
Friedrich hat mir mal einen kleinen Helfer geschenkt. Der ist wirklich super, da man damit wegen der Längsbohrungen auch den verdeckten Bleistift sieht. Liegt wunderbar schwer in der Hand, absolut präzise.
Ich habe erst die Zinken gesägt, diese dann übertragen, und dann die Schwalben.
Eigentlich genau so, wie es Franz Klausz in einem Video zeigt.
Ich habe aber vorher 2 Probestücke gemacht, um zu sehen, war wichtig ist, also welche Kanten z.B. sichtbar sind. Das war eine gute Idee, da mir dabei einiges klar wurde. Wichtige Hinweise habe ich mir auf die Teststücke geschrieben, die stehen jetzt auf meinem Werkzeugschrank zur Anschauung.
Ich habe immer den Bleistift stehen gelassen. Bei den Randzinken war ich etwas großzügiger. Ich habe nur wenig mit dem Beitel ausgebessert. Die Zinken gingen nur mit roher Gewalt rein. Die Kiste bleibt unverleimt. Ich finde, die Verbindungen sehen gut aus. Kleine Fehler sind aber da, sind aber wirklich sehr klein.


Bild 37
Falz des Schubladenbodens wird gehobelt nicht gesägt ;-)
