Hallo,
erst noch mal kurz zu dem bekannten "Trick", eine Schere durch das Schneiden von Schleifpapier zu schärfen.
Dabei werden die Schneiden beider Blätter aufgeraut und das erzeugt beim Benutzer tatsächlich ein Gefühl frischer Schärfe, Die Schere schneidet dann aber nicht mehr, sondern rupft oder ähnlich, für feinere Arbeiten ist sie sicher nicht brauchbar. Und der Zustand ist nicht von Dauer: dort wo die Blätter sich berühren und schneiden, reiben sie sich aneinander glatt. Eine womöglich mehrmalige Wiederholung des Sandpapierschärfens wird dann die totale Unbrauchbarkeit zur Folge haben.
Schärfen durch das Schneiden von Alufolie: Habe ich nie ausprobiert, vermutlich bleibt an den Schneiden ein gratähnliches Gebilde aus Aluminium ("Aufbauschneide") zurück und täuscht ebenfalls kurzzeitig eine bessere Schärfe vor.
Das ist alles Pfusch und hilft auf Dauer nicht. Eine Schere muss, um sie dauerhaft zu schärfen, geschliffen werden wie andere Schneidwerkzeuge auch.
Ich selbst versorge seit vielen Jahren meine schneidernde Ehefrau (und Bekannte, die davon gehört haben dass ich sowas mache) erfolgreich mit scharfen Scheren.
Ich schleife auf meinen Banksteinen. Eine Schere soll nicht allzu glatt geschliffen sein, eine leichte Rauigkeit der Schneide ist durchaus erwünscht weil sie das Schneidgut festhält. Also: Ich schleife mit meinem 1000er Stein und ziehe dei geschliffene Fase nicht ab.
Die beiden Blätter einer Schere haben eine flache oder bei besseren Scheren) leicht hohl geschliffene Innenseite und eine Fase. Der Schneidkeil zwischen Innenseite und Fase soll einen relativ großen Winkel haben. Ich habe mir dafür eine Lehre gemacht mit 65° und 75°. Bei Haushaltsscheren sind 65° ein brauchbarer Winkel.

Wenn sich die Schere zerlegen lässt( bei Schneiderscheren üblich) sollte man das machen. Die Gelenkschrauben von Haushaltsscheren sind meist vernietet, man kann sie also nicht zerlegen. Trotzdem kann man die Blätter schärfen:
Die Schere wird weit aufgeklappt, das zu schärfende Blatt liegt mit der Fase auf dem Stein und ist mit der Lehre ausgerichtet. Und jetzt vor und zurück.

Es gibt Blätter mit gerader Schneide und solche mit leicht gekrümmter. Im letzteren Fall muss man eine leichte Schaukelbewegung machen. Lange Blätter, die so nicht auf den Stein passen, werden abschnittsweise geschliffen.
Ziel ist eine einigermaßen gleichmäßig geschliffene Fase am Blatt, die Schneide muss auf ganzer Länge frisch geschliffen sein.
Das macht man so bei beiden Blättern der Schere.
Zuletzt wird der Schleifgrat beseitigt (und ggf. auch kleine Macken), Dazu ziehe ich einen sehr harten, sehr feinen Stein (einen Arkansas) entlang der Innenseite jedes Blattes.

Es soll wirklich fast nichts abgetragen werden, der Hohlschliff darf nicht beeinträchtigt werden! Der Arkansas ist sehr schmal und passt sich darum auch an die leichte Krümmung guter Scherenblätter an.
Um ein Fressen der Schneiden (bei denen Stahl an Stahl vorbeigleitet) zu verhindern, bekommen die Schneiden eine Winzigkeit Öl das nach einmaliger Betätigung wieder abgewischt wird, dei Schere darf selbstverständlich nicht ölig sein.
Und damit ist die Schere wieder scharf.
Friedrich