Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Amadeus
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Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von Amadeus »


Moin!

Ende letzten Jahres habe ich mir einen Stechbeitel in den Unterarm gerammt. Sehr lehrreich. Sehr schmerzhaft. Die Rettung musste kommen und nun habe ich verinnerlicht, dass ich nie "mal eben schnell" etwas machen sollte und meine Werkstücke ordentlich eingespannt gehören. Es kann immer unerwartet etwas absplittern. Daher haben Körperteil in Messerrichtung nichts zu suchen. Das weiß ich alles. Ich wusste es eigentlich aber auch vorher.

Nun habe ich Stumpy Nubs gesehen, wie er sich versehentlich die Fingerkuppe halb abgeschnitten hat:

https://www.youtube.com/watch?v=JeRPL_8auEA&t=0s

Und auf dem letzten Antik-Trödelmarkt habe ich auch ein wenig mit einem älteren Tischlermeister in Rente gesprochen. Der hat mir auch seine Narben gezeigt.

Daher wollte ich mal fragen, ob es irgendwo eine Sammlung von Sicherheitshinweisen gibt. Schließlich hat nicht jeder Hobbyist eine Berufsausbildung genossen. Und es gibt wohl auch Dinge, die einem selbst gesunder Menschenverstand nicht wirklich verraten wollen.

Und ja, in der BG habe ich schon nachgesehen:

http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/bgi533.pdf

Aber irgendwie wurde ich da nicht fündig.

Vielen Dank schon mal im Voraus!

Schicken Gruß,
Amadeus

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Amadeus,

Ehrlich? der Rettungswagen musste kommen wegen Verletzung am Stecheisen?

Es gibt schon Handwerkzeuge, die nicht ganz ungefährlich sind, Äxte und Beile fallen mir da ein. Und wer Bäume fällt, dem können diese auch auf den Kopf fallen, wenn er mit Schrotsäge arbeitet (so ein Baum rächt sich gern). Aber alles, was sich an der Hobelbank abspielt.....

Ich habe jetzt ungefähr 60 Jahre mit Holz- Handwerkzeugen hinter mir. An meinen Händen finde ich durchaus ein paar kleine Narben, da ist meistens mal ein Messer abgerutscht. Und kleine Verletzungen an den Händen gibt es oft. dafür sollte man immer Pflaster zur Hand haben, das Ärgerlichste daran sind die Blutflecken auf dem Holz. Aber sonst? Am gefährlichsten ist es, wenn was von der Hobelbank fällt, deswegen trage ich, wenn ich mit schwereren Sachen hantiere, Sicherheitsschuhe. Und vor einiger Zeit bin ich, weil zu viel herumstand, in der Werkstatt gestürzt und habe mir Rippen geprellt, das war so dämlich, dass ich es bis heute lieber niemandem erzählt habe.

Mein Rat hinsichtlich Sicherheit mit Handwerkzeugen: Man soll sich für Alles genug Zeit nehmen, als Amateur darf man sas ja auch. Und seine Werkstücke, wann immer das möglich ist, fest einspannen.

Ansonsten - da zitiere ich mal mich selbst aus meiner letzten Schärfanleitung:
Es ist fast unmöglich, sich an ihnen (den Handwerkzeugen) unabsichtlich ernsthaft zu verletzen (während viele Holzbearbeitungsmaschinen potentiell höchst gefährlich sind).

Grüße, Friedrich

reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von reinhold »


hallo Amadeus,

jeder, der lange genug mit Hand-Werkzeugen gearbeit hat, dürfte ein paar Narben aufzuweisen haben. Zum Glück läuft es meist glimpflich ab - im Gegensatz zu den Verletzungen, die beim Arbeiten mit Maschinen entstehen. In meiner mehr als 50-jährigen Praxis habe ich da einiges selbst erlebt und vieles bei Kollegen mitbekommen. Meine "blödeste" Verletzung entstand beim Beschneiden eines Bonsai-Baumes und musste im Krankenhaus genäht werden. Seither besitze ich einen Schnittschutzhandschuh.

Nein: irgendwelche geschriebenen Vorschriften oder Handlungsanweisungen in Bezug auf Hand-Werkzeuge kenne ich nicht. Da ist wohl gesunder Menschenverstand, unterstützt durch blutig erworbene Erfahrung, gefragt.

viele Grüsse
reinhold



Franz Kessler
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Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Ganz unbedarft bin ich nicht über die Jahre gekommen, hab zwar noch alle Gliedmaßen, aber zumindest der rechte Zeigefinger ist um 2-3mm kürzer.
Ein Ahaerlebnis hatte ich, als in Nachbars Garten der große Nussbaum spektakulär gefällt wurde, der nicht mehr so ganz junge Akteur turnte auf den immer weniger verbliebenen Ästen rum, es war Zirkusreif, dann oh Wunder, als es noch darum ging den letzten Ast abzusägen seilte er sich unvermittelt ab, erstaunt fragte ich was nun, er gab mir zur Antwort, ein Grundsatz hat er sich angewöhnt, verspürt er auch nur das geringste Nachlassen seiner Aufmerksamkeit und Spannkraft, bricht er sofort ab und legt eine Pause ein und wenn es wie in diesem Falle um den letzten Ast geht, erwähnt sei auch, er hatte kaum den Boden berührt, als ihm seine Frau ein großes Glas Cola reichte.

Hätte ich in meinem Bastlerleben diesen Grundsatz, befolgt, die Summe meiner Unfälle wäre verschwindend gering, es ist tatsächlich so, ich bin schon müde und auch vielleicht auch schon nervig, möchte aber was zu Ende bringen, dann passiert es.
Es ist einige Wochen her, als eine Fingerkuppe leicht etwas ab bekam, im Fahrzeug auf dem Weg in die Ambulanz, ich weiß nicht wie oft ich den Kopf schüttelte über meine Dämlichkeit, das war auch wieder ein solch typischer Fall.
Ich sehe aber, das oft die Gefahrenquellen unterschiedlich eingeschätzt werden, so ist es normal, ein frei laufender Fräser hat ein gehöriges Potential, das gebiert Respekt, aber hat schon mal einer erlebt, wenn bei laufender Handbohrmaschine ungewollt der Bohrer mit einem Kleidungsstück in Berührung kommt, ist es dann noch ein Holzbohrer, wird es noch einen Tick gefährlicher.
Ich war mal Zeuge eines solchen Vorfalles, es sah gar nicht gut aus, wie sich der Bohrer mit dem Unterarm des Verunglückten beschäftigte.

Will damit sagen, die Gefahren lauern oft an ganz unvermuteten Stellen.

Gruß Franz


reinhold
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Re: Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von reinhold »


Vielleicht noch eine Erkenntnis:

Je schärfer ein Werkzeug ist, desto sicherer ist es.

Das klingt vielleicht paradox, aber es stimmt. Scharfe Werkzeuge "beissen" in das Werkstück. Stumpfe Werkzeuge rutschen ab und können im Finger landen.

Gruss!
r.

Christoph Schmitz
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Re: Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von Christoph Schmitz »

[In Antwort auf #149100]
Hallo,

ich habe das Video von Stumpy Nubs auch gesehen. Ich fand den Titel etwas reißerisch. "Das hätte mich den Finger kosten können." Naja.

Nichtsdestotrotz habe ich diese Abrutschen-Zurückzucken-nochmal-Zustechen-Dinger auch schon gehabt und mir die eine oder andere Narbe in den Finger gehackt. Meistens, das muss ich zugeben, waren es bescheuerte Aktionen, bei denen ich das Werkstück mal eben in der einen Hand hatte und mit der anderen Hand ein Schnitzmesser oder ein Stecheisen geführt habe. Also: festspannen und beide Hände hinter die Schneide.

Viele Grüße
Christoph


Amadeus
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Re: Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von Amadeus »

[In Antwort auf #149102]
Moin!

Danke an alle für eure lieben Anekdoten!

Ja, Friedrich, die Rettung musste kommen, weil ich leider eine Aterie getroffen habe. Ganz doof. In einer Hand hielt ich das Werkstück und in der andere den Beitel um an einer Kante genau einen Span abzuheben. Dieser war allerdings schneller ab als gedacht. Das wollte danach auch irgendwie nicht aufhören zu bluten. Aber du hast Recht: Je schärfer das Werkzeug desto sicherer. Das handhabe ich mit allen meinen Schneiden so. Selbst in der Küche kann es sein, dass ich beim Kochen nach oben gehe und meine Schärfsteine benässe. Die Feuerwehrleute frotzelten auch die ganze Zeit nur herum wie schick scharf mein Werkzeug doch sei. Der Chirurg der mich wieder zu nähte, hat sich darüber auch lebhaft gefreut. Am Ende war alles halb so schlimm. Ein paar Stiche später habe ich aber erst einmal den ganzen Boden wischen dürfen. Das war viel mehr Arbeit als eine Zwinge zu nehmen und das Werkstück einzuspannen. (Ich habe hier zwar eine Vorderzange liegen, aber die will noch montiert werden. Irgendwie gibt es selbst ein Jahr nach dem Umzug noch unfertige Baustellen in der Werkstatt als auch in der Wohnung.)

Aber das kennt ja jeder. Bei mir ist es meist so, dass ich zuerst sehe, dass mein Werkstück rot wird, als das ich die Wunde bemerke. Wer bastelt, der verletzt sich auch mal. Das ist mir klar.

Meine blödeste Verletzung habe ich allerdings erlitten, als ich mit dem Winkelschleifer beschäftigt war und jemand meinte mir ernsthaft auf die Schulter tippen zu müssen. Da habe ich mir am Daumen ein bisschen Lederhaut abgeschliffen. Es hat nicht einmal geblutet. Aber die Narbe ist im Verhältnis dazu riesig.

Und ich habe gelernt mich niemals nach einem Streit in die Werkstatt zu begeben. Da habe ich mich mal mit einer Ex-Freundin gestritten und bin in die Werkstatt geflüchtet, nur um meinen schicken neuen Fräser in einer Zwinge zu versenken und damit beides zu zerstören. Naja... Schwund und so.

Erzählt bitte weiter von solchen Vorfällen. Ich finde sie sind spannend zu lesen, wenn sie vom Leben erzählen. Außerdem muss man ja nicht jeden Fehler selber machen. Es reicht ab und zu von jemand anderen zu lernen. In diesem Sinne...

Schicken Gruß,
Amadeus

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

Und ich habe gelernt mich niemals nach einem Streit in die Werkstatt zu begeben.


Ganz viele Unfälle passieren wenn man - warum auch immer - aufgekratzt, genervt oder unter Zeitdruck ist. Ich solchen Situationen ist es ratsam, die Tätigkeit zu unterbrechen, nochmal nachzudenken und die Arbeit dann nach einer kurzen Denkpause mit mehr Ruhe und Konzentration wieder aufzunehmen. Mehr Kraft und ein dickerer Hammer sind selten richtige Wege, wenn etwas mal nicht so klappt, wie man es gerne hätte.

Wolfgang

Rolf Richard
Beiträge: 3390
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Re: Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #149100]
Hallo Amadeus,

schon nicht schön wenn man sich so heftig verletzt! Jedenfalls gute Besserung!

Mit allem was schneidet bin ich da sehr vorsichtig - nie irgendein Körperteil vor der Schneide! Trotzden habe ich mich auch schon geschnitten, weil ein Eisen auf der Bank lag und ich dummerweise irgendwie drangekommen bin. Gerade wenn die Eisen frisch von der Tormek kommen sind sie so scharf, dass man noch nicht mal spürt, das man sich schneidet. Meistens werde ich erst dadurch aufmerksam, wenn das Blut tropft. Weh tun die Schnitte von solchen scharfen Eisen ja auch nicht sofort.

Meine Lady hat sich mal mit einem frisch geschärften Messer beim Rosen anschneiden in den Finger geschnitten, fand das anfangs auch nicht so dramatisch. Ich hatte aber gesehen, wie tief die Klinge eingedrungen war, bin mit ihr sofort zum Chirurgen gefahren. Sehne durchtrennt, Gelenkkapsel geöffnet. Hat der Dottore aber alles erstklassig wieder hinbekommen. (Ich bekam sozusagen ein Lob, weil die Klinge richtig scharf und dadurch die Schnittverletzung nicht ausgefranst war.)

Egal wie - immer schön aufpassen und wie andere schon 100% richtig anmerkten - nie müde oder voller Emotionen arbeiten. Alkohol geht überhaupt nicht!

Gruss
Rolf

Georg
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Sicherheit mit Stechbeiteln und Hobelmesser

Beitrag von Georg »


Meine schlimmste Verletzng passierte im Werkuntericht in der 9. Klasse. Beim Kerbschnitzen habe ich mir ein Schnitzmesser ca 1,5cm tief zwischen Daumen und Zeigefinger in die Hand gerammt. Unser Werklehrer wurde damals ganz grün im Gesicht, hat mich dann aber trotzdem zum Doktor bringen können. Der hat dann das Messer herausgezogen, die Wunde desinfiziert und ein Pflaster draufgeklebt. Mehr wahr Gott sei Dank nicht nötig.Tat aber höllisch weh. Schlimmer war da schon ein "Fehlschlag" mit einem Hammer. Bei der Dachsanierung meines Schwiegervaters beim Einschlagen von dicken Zimmermannsnägeln nicht aufgepasst und nicht den Nagel sondern den Daumen getroffen. Folge: ein auf ca 3cm Länge aufgeplatzter Daumen, der genäht werden musste.
Bei der Maschinenarbeit hatte ichmir bisher noch keine Verletzungen zugezogen. Lediglich beim Wechseln von Fräsern oder Sägeblättern nicht aufepasst und mich leicht an den Schneiden geschnitten.

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