Hallo,
am 11.11. hat Klaus hier eine ungeschränkte Säge (für sehr feine Schnitte) gezeigt und auf Nachfrage auch, dass diese Säge in Hartholz durchaus relativ tiefe (allerdings nicht nachsteuerbare ) Schnitte schafft.
Das hat mich sehr verblüfft.
Meine einzigen Erfahrungen mit einer ungeschränkten Säge beziehen sich auf eine Flexible Dübelsäge von Thos. Flinn (bei Dieter erhältlich), die ich schon seit einiger Zeit besitze, ich habe sie mir mal schenken lassen.
Diese Säge hat eine sehr feine Teilung von 1,1 mm, eine Blattdicke von 0,4 mm und eine Längsschnitt-Bezahnung. Sie hat mich in der Anwendung sehr enttäuscht: Sie klemmt beim Durchsägen von Buchenholz- Dübeln schon beim ersten Schnitt, sogar 6mm- Dübel lassen sich nur von beiden Seiten durchsägen und mit erheblichem Kraftaufwand, dickere eigentlich gar nicht mehr. Dabei fühlt sich das Blatt durchaus scharf an. Ich habe das aber nicht weiter verfolgt, benutze die Säge einfach nicht.
Nun kam Klaus mit seiner ungeschränkten Säge und tiefen Schnitten.
Daraufhin habe ich mir das Blatt der Flinn- Säge mal mit der Lupe genau angesehen und auch ein Foto gemacht:

Aha! Die Bezahnung ist gestanzt. Sehr sauber zwar, aber: Ein Merkmal einer mit einem Schneidstempel geschnittenen (gestanzten) Kontur ist, dass die Kanten an der Einzugsseite (von wo der Schneidstempel kommt) gerundet sind durch die plastische Verformung des Werkstoffes. Und das sieht man hier sehr genau. Die seitlichen Kanten des Zahnes und ganz besonders seine Spitze sind abgerundet (die Rückseite sieht nicht so aus). Die Zähne können also an dieser Seite noch nicht einmal schaben. Kein Wunder dass eine ungeschränkte Säge mit solchen Zähnen keinen Schnitt zustande bekommt in dem das Blatt auch nur halbwegs klemmfrei bewegt werden kann.
Einen Beweis, dass dies die Ursache für das Versagen der Säge ist, kann nur ein Überfeilen bringen. Ich habe also die Bezahnung überfeilt, und zwar blind, also ohne Abrichten, mit einer schmalen Nadelfeile und 2 Feilenstrichen pro Zahnlücke. Längsschnitt, 4° Neigung. Eigentlich wollte ich mir solche artistischen Einlagen (Teilung 1,1 mm!) nicht mehr antun. Anschließend seitlich abgezogen, damit nicht etwa die Feilgrate so etwas wie einen Schränkungsersatz bilden.
So sieht die überfeilte Bezahnung aus (von der Seite, wo der Feilgrat sein müsste):

Und dann die Probe aufs Exempel: Sägen von Hartholz, längs und quer. Ja, jetzt geht es. Mit etwas Vorsicht (damit das leicht klemmende, rückenlose Blatt nicht knickt) kann ich jetzt auch tiefe Schnitte machen. Und Dübel jeder Dicke sind spielend leicht bündig abzuschneiden, so hatte ich mir das auch vorgestellt. Bilder habe ich davon nicht gemacht.
Es bleibt die Frage, wie es sein kann. dass ein Hersteller, der immerhin noch einen bekannten Namen hat, Werkzeuge herstellt und in Verkehr bringt, die nicht funktionieren. Die Ausrede, dass doch bitte der Anwender schärfen soll, zählt jedenfalls bei 1,1 mm Teilung nicht mehr.
Mit betrübten Grüßen
Friedrich