Hallo zusammen,
Ich fange hier den Thread nochmal neu an.
Vorneweg: Ich habe schon einige Zeit den Wunsch nach einem Bestoßhobel. Die sind allerdings neu recht teuer und in bekannten Internetauktionshäusern selten und dann meist auch nicht billig zu bekommen.
An und für sich ist es nicht wirklich der Preis der mich stört, sondern mehr daß ein "normaler" Hobel für den halben Preis zu bekommen ist, beim Bestoßhobel aber wird anscheinend richtig zugelangt.
Und dann kommt hinzu daß ich den in der Vergangenheit auch nicht so furchtbar oft gebraucht habe, was den höheren Preis auch nicht gerade rechtfertigt.
Ich weiß daß viele einen normalen Hobel verwenden, das habe ich auch versucht, aber so richtig toll war das arbeiten damit nicht, weil der einfach schwer zu halten ist wenn man den vorgesehenen Griff nicht benutzen kann.
Außerdem hat es mich gejuckt mal einen Hobel selber zu bauen.
Mein Ansatz war dann einen bestehenden Hobel umzubauen um den Aufwand gering zu halten. Dazu fiel meine Wahl auf einen alten Ulmia mit verstellbarem Hobelmaul den ich mal geschenkt bekommen habe.
Der Hobel war in einem eher schlechten Zustand, ursprünglich wollte ich den restaurieren aber da war zu viel kaputt oder nicht mehr Original.
Die Grundidee war, durch Anleimen eines Keils und einer Materialwegnahme am Hobelkörper, eine Schrägstellung des Eisens auf möglichst einfachem Weg zu erreichen (Ich denke mal die Skizze lässt das Prinzip erkennen).

Außerdem sollte sich der Hobel gut greifen lassen, dazu sollte der Handgriff irgendwie versetzt werden. In dem Fall hatte der Hobel gar keinen hinteren Griff, nur das Horn vorne. Dabei habe ich mich durch den neuen, kleineren Bestoßhobel von Veritas inspirieren lassen, der so eine Art Horn auf der Seite trägt.
Entsprechend habe ich das vorhandene Horn abgesägt und auf die Seite gesetzt. Das Eisen ist von meinem Flachwinkel-Putzhobel, die Feineinstellung aus dem Bausatz von Veritas. Die Originalklappe habe ich etwas ändern müssen, die Rändelschraube habe ich aus den Internet. Die ist ein bißchen größer als ich mir die vorgestellt habe, liegt aber gut in der Hand.
Ganz fertig ist mein Bestoßhobel noch nicht. Unter dem Link sollten Bilder vom derzeitigen Stand erreichbar sein, vielleicht kommen noch welche dazu.
https://www.dropbox.com/sh/gsp4zrwnlcr65od/AADP9b6eJeqd9uSL-W3_OnF5a?dl=0
Erste Fragen und Probleme gab es auch schon.
- Das Gewicht: Ich habe bisher kein Zusatzgewicht eingebaut. Bei exakter Einstellung schneidet der Hobel mit relativ geringem Druck durch. Meine ersten Versuche waren derart daß ich nicht denke daß ich mehr Gewicht bräuchte, nachteilig wäre es wahrscheinlich nicht.
- Die Schrägstellung: Der angeleimte Keil hat eine Höhe von 20mm am Ende, von der Schneide bis zum Ende des Keils sind es 115mm. Der Taschenrechner meint daß das 9,9° wären. Das Hacken wenn das Eisen auf dem Werkstück aufschlägt, das mich bei den normalen Hobeln so gestört hat ist damit für mich praktisch nicht mehr zu merken.
- Durch das Wegnehmen von Material vom Hobelkörper beginnt die Schneide ungefähr auf gleicher Höhe wie bei den normalen Hobeln. An der Stoßlade waren keine Änderungen nötig. Ich kann auch einen anderen Hobel verwenden oder den Veritas Schleifklotz.
- Der Bettungswinkel ist bei 47°, der aktuelle Keilwinkel des Eisens bei 25° + Mikrofase (schließlich ist das Eisen aus einem Flachwinkelhobel), einen Spanbrecher gibt es nicht. Bei weichem Holz (Fichte...) spüre ich keinen wirklichen Unterschied zwischen dem Bestoßhobel und meinem Flachwinkelhobel, der jetzt ein PMV11-Eisen bekommen hat. Bei Buche neigt der Bestoßhobel zum Rattern. Ich werde demnächst mal das Eisen umschleifen auf ca. 35° und schauen ob das Rattern dadurch besser wird. Wenn jemand noch eine andere Idee hätte was man gegen das Rattern tun kann, wäre ich da offen für Vorschläge.
- Das Eisen hat eine Breite von 51mm und hat damit noch ca. 1mm Spiel. Es neigt dazu sich beim Hobeln etwas zu verschieben, was ein exaktes Einstellen natürlich erschwert. Vermutlich wird mir nichts anderes übrig bleiben als seitlich noch Gewinde zu bohren und das Eisen über Gewindestifte zu fixieren.
- Das Horn hat sich als Griffhilfe sehr bewährt, ich habe nur noch ein kleines Problem damit daß ich mich mit dem Handballen unwillkürlich auf der Kante des Eisens abstütze. Ich habe heute da eine zusätzliche Leiste angeleimt damit das nicht mehr passiert, muß das aber noch austesten.
- Die Feineinstellung aus dem Veritas-Bausatz hat sich bewährt, ich mag aber weiterhin nicht so daß man damit auch die Lateraleinstellung vornimmt, getrennt wäre mir das lieber, durch die seitlichen Schrauben sollte sich das aber erledigen.
Gruß Horst