Warum immer 25°?
Warum immer 25°?
Hallo freunde des Handwerkzeuges!
Ich frage mich, warum die Eisen von Fase-unten Hobeln eigentlich immer standardmäßig mit 25° Fase ausgeliefert werden und die meisten Anwender das wohl auch so belassen.
Bei den üblichen 45° Bettungswinkel könnte man die Fase doch auf 35° schleifen und hätte immer noch 10° Freiwinkel, aber eine deutlich stabilere Schneide.
Bevor ich nun alle meine Eisen umschleife (das ginge ja noch recht schnell, aber im Falle des Falles wieder reumütig zurückschleifen, das dauert...) wollte ich euch mal fragen, wie ihr das handhabt.
Belässt ihr es bei den 25° (oder moderaten 30° mit Mikrofase) oder schleift ihr die Fasen steiler? Wenn ja, wie viel Grad max.? Ab welchem min. Freiwinkel kommt es zu Problemen?
Liebe Grüße und Frohe Weihnachten!
Wolfgang
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Re: Warum immer 25°?
Das halte ich für eine berechtigte Frage, Wolfgang. Ich kann mir da ebenfalls keinen rechten Reim drauf machen. Es dürfte unbestreitbar sein, dass der Keilwinkel von 25° kritisch betreffend die Schneidhaltigkeit des Eisens ist. LN liefert seine Bankhobel zwar mit 25° Eisen aus, empfiehlt jedoch, eine Mikrofase mit 30° oder gar 35° anzuschleifen um die Schneidhaltigkeit zu erhöhen. Warum die Primärfase nicht gleich 30° im Lieferzustand hat, kann allenfalls damit erklärt werden, dass das Nachschärfen einer Mikrofase auf Banksteinen etwas schneller geht. Ich betreibe meine Fase-unten-Hobel generell mit 30°-Eisen und sehe keine Nachteile. Allerdings schärfe ich auch mit Hohlschliff (Tormek) und mag daher keine Mikrofase haben. Der Hohlschliff bewirkt, dass das anschließende Abziehen schnell und leicht geht.
Klaus
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Re: Warum immer 25°?
Hallo Wolfgang,
Die 25° sind an der Schneide natürlich eindeutig zu wenig, das hält wohl nur auf Lindenholz. Aber: Aus einem 25°.- Eisen kann man was machen. Bei Hobeln für leichtere Arbeiten bringe ich an der geschliffenen 25°- Fase eine 30°- Mikrofase an, dann eine 2. Fase von 5° an der Spiegelseite, schwupps, habe ich ein Eisen mit 35° Keilwinkel, das hält schon ganz gut. Und lässt sich schnell schärfen wegen der Winkeldifferenz zwischen geschliffener Fase und Mikrofase.
Hobel für etwas gröbere Anwendungen bekommen 30° geschliffen (da wird also die geschliffene 25°- Fase geändert), 35° Mikrofase (das gibt dann also 10 Grad Freiwinkel) und 5° 2. Fase.
Das Umarbeiten der geschliffenen Fase von 25° auf 30° ist keine Arbeit, weil es mit einer ganz schmalen steiler geschliffenen Fase anfängt die allmählich breiter wird. Umgekehrt wäre es schwieriger.
Also, so absurd sind die 25° an Hobeln mit Fase unten gar nicht, jedenfalls wenn man mit Mikrofase schärft.
Grüße
Friedrich
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Re: Warum immer 25°?
Hallo Friedrich,
ich kann alles was Du schreibst nachvollziehen - bis auf das Anschleifen einer Fase an die Spiegelseite. Das bewirkt zwar eine Erhöhung des Schnittwinkels auf 50°. Aber auf einem Fase-unten-Hobel ist es sehr beschwerlich, ein superenges Maul einzustellen. Das gilt insbesondere für Bailey-Hobel aber - wenn auch in kleinerem Maße - für Bedrock-Hobel. Ein hoher Schnittwinkel hilft jedoch auf Problemholz nur in Verbindung mit einem supereng eingestellten Hobelmaul. Das ist, glaube ich, nicht nur meine Beurteilung. Was auch helfen soll, ist ein sehr knapp gesetzter Spanbrecher. Da dürfte aber eine Fase an der Spiegelseite eher kontraproduktiv sein, egal wie schmal diese auch ist. Der Span soll frühestmöglich gebrochen werden, entweder durch ein sehr enges Maul oder durch einen sehr knapp gesetzten Spanbrecher.
Allerdings muß ich einräumen, auf Fase-unten-Hobeln den Durchbruch noch nicht erzielt zu haben. Damit meine ich, so einen Hobel auf schwierigem Holz so leistungsfähig zu bekommen, wie einen Fase-oben-Hobel mit 40 oder 50°-Eisen und engem Maul. Entweder neigt er zum Stopfen oder zum Ausreißen. Bei eng gesetztem Spanbrecher soll m. E. nicht nur das Maul etwas weiter sein, sondern auch der Spanbrecher sollte vorne etwas umgeformt werden. Das "Aha-Erlebnis" fehlt mir bislang.
Klaus
PS: LV verkauft Ersatzhobeleisen für Baileys und Bedrocks mit 30° Keilwinkel.
Re: Warum immer 25°?
[In Antwort auf #143139]
Hallo Wolfgang,
der LV BUS (Flachwinkelputzhobel) mit einem Eisen 38° ausgeliefert.
Das entpsricht dann 50° Schnittwinkel.
Ich glaube auch nicht, dass die meisten Anwender den Winkel beim BU Hobel
so lassen, wie sie ihn im Auslieferungszustand erhalten. Sie würden
damit die Vorteile, mit denenn diese Hobel auch beworben werden, aus der Hand geben.
Liebe Grüße
Pedder
Hallo Wolfgang,
der LV BUS (Flachwinkelputzhobel) mit einem Eisen 38° ausgeliefert.
Das entpsricht dann 50° Schnittwinkel.
Ich glaube auch nicht, dass die meisten Anwender den Winkel beim BU Hobel
so lassen, wie sie ihn im Auslieferungszustand erhalten. Sie würden
damit die Vorteile, mit denenn diese Hobel auch beworben werden, aus der Hand geben.
Liebe Grüße
Pedder
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Re: Warum immer 25°?
Hallo Klaus,
Die 2. Fase an der Spiegelseite mache ich vor allem, um den Schärfaufwand zu reduzieren (da bringt es viel). Sie ist bei mir wirklich nur zwei, höchstens 3 Zehntel mm breit und stört den Spanbrecher nicht- so eng an die Schneide könnte ich den gar nicht einstellen. Das ist aber bei mir auch gar nicht das Thema. Meine Hobel mit Fase unten sind alle Baileys mit relativ dünnen Eisen und damit für schwieriges Holz eher suboptimal. Dafür habe ich 2 Veritas Bevel- Up- Hobel, die sind mit 52 oder 62 Grad Schnittwinkel (je nach Eisen) und engem Maul um Klassen besser für sowas.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie schöne Feiertage
Friedrich
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Re: Warum immer 25°?
Hallo Friedrich,
das macht Sinn. Wenn Du gar nicht beabsichtigst, mit den Baileys schwierige Aufgaben zu bewältigen, kann ich jetzt auch die Rückenfase nachvollziehen :-)
Auch Dir und den Deinen fröhliche Weihnachten.
Klaus
Re: Warum immer 25°?
[In Antwort auf #143139]
Schönen guten Morgen in die Runde,
auf Deine Frage hin ("Eisen von Fase-unten Hobeln {...} wie ihr das handhabt. Belässt ihr es bei den 25° (oder moderaten 30° mit Mikrofase) oder schleift ihr die Fasen steiler?"
Bei meinen Fase unten Hobeln schärfe ich meine Eisen mit einer 30 Grad Fase (z. T. auch als Microfase), keine Microfase an der Spiegelseite. Die Eisen meiner Hobel (LN) wurden sämtlich mit einer 25 Grad Fase ausgeliefert. Ich arbeite meist mit hartem Holz. Dort haben sich die 25 Grad nicht bewährt, da ich laufend am Nachschärfen war. Dann habe ich mal 30 Grad probiert (Anfangs noch in Form einer Microfase). Das hat einen deutlichen Gewinn an Standfestigkeit gebracht - bei praktisch keinem Nachteil in Sachen Oberflächengüte.
Die Frage "warum" immer 25 Grad angebracht sind, kann ich auch nicht beantworten sondern nur mutmaßen. Schon angesprochen worden ist ja, dass eine 25 Grad Fase sich leichter auf einen höheren Winkel umschleifen und damit den persönlichen Bedürfnissen anpassen lässt, als umgekehrt. Was mir noch in den Sinn kommt ist, dass die "alten Hasen" auffällig häufig 25 Grad Fasen verwenden. "Irgendeinen" Vorteil scheint dieser Winkel also schon zu haben. Zu Zeiten, in denen man praktisch immer per Hand geschärft hat (weil es z. B. die ganzen technischen "Spielereien" von heute noch gar nicht hatte) lässt sich dieser recht flache Winkel leichter einhalten, als ein steilerer (die Fläche der Fase ist länger).
These: Ein Winkel von 25 Grad ergibt eine gute / bessere Oberfläche als ein höherer Winkel.
Wie so vieles beim Hobeln per Hand ist es ein dauerndes Ausprobieren und Testen - irgendwann "kippt es". Da spielt das Holz, die konkrete Struktur des Holzes, der Hobel, das Eisen, Schnittwinkel, Hobelmaul, Einstellung Spanbrecher .... mit rein. Erst ein perfektes Zusammenspiel ergibt dann ein gutes Hobelbild. Ich "vermute", dass sich der 25 Grad Winkel in diesem Wirrwarr "im allgemeinen" als der beste Kompromiss herausgestellt hat. Wie hoch ein Freiwinkel sein sollte und wie man eine bestimmte Gradzahl begründen könnte - keine Ahnung. Aber auch hier spielt sicherlich die Stärke vom Eisen eine Rolle. Bei den heutigen - stärkeren - Eisen "mag" das anders aussehen, als bei den früher noch verwendeten schwächeren Eisen. Ich meine, Friedrich hat mal einen Wert von 10 Grad Freiwinkel angesprochen, der verbleiben sollte.
Wenn Du an dieser Stelle aber überlegst, alle Eisen in gleicher Manier zu schärfen, schlage ich vor, dass erst einmal an einem Eisen zu probieren; womöglich auch erst einmal in Form einer Microfase. Wenn sich das dann bei Dir in der konkreten Situation bewährt und das Ergebnis liefert, das Du dir vorstellst, spricht ja gar nicht dagegen, das bei den anderen Eisen auch so zu machen.
Herzliche Grüße
Tom
... und auch an dieser Stelle möchte ich allen ein friedliches Fest und Feiertage wünschen
Schönen guten Morgen in die Runde,
auf Deine Frage hin ("Eisen von Fase-unten Hobeln {...} wie ihr das handhabt. Belässt ihr es bei den 25° (oder moderaten 30° mit Mikrofase) oder schleift ihr die Fasen steiler?"
Bei meinen Fase unten Hobeln schärfe ich meine Eisen mit einer 30 Grad Fase (z. T. auch als Microfase), keine Microfase an der Spiegelseite. Die Eisen meiner Hobel (LN) wurden sämtlich mit einer 25 Grad Fase ausgeliefert. Ich arbeite meist mit hartem Holz. Dort haben sich die 25 Grad nicht bewährt, da ich laufend am Nachschärfen war. Dann habe ich mal 30 Grad probiert (Anfangs noch in Form einer Microfase). Das hat einen deutlichen Gewinn an Standfestigkeit gebracht - bei praktisch keinem Nachteil in Sachen Oberflächengüte.
Die Frage "warum" immer 25 Grad angebracht sind, kann ich auch nicht beantworten sondern nur mutmaßen. Schon angesprochen worden ist ja, dass eine 25 Grad Fase sich leichter auf einen höheren Winkel umschleifen und damit den persönlichen Bedürfnissen anpassen lässt, als umgekehrt. Was mir noch in den Sinn kommt ist, dass die "alten Hasen" auffällig häufig 25 Grad Fasen verwenden. "Irgendeinen" Vorteil scheint dieser Winkel also schon zu haben. Zu Zeiten, in denen man praktisch immer per Hand geschärft hat (weil es z. B. die ganzen technischen "Spielereien" von heute noch gar nicht hatte) lässt sich dieser recht flache Winkel leichter einhalten, als ein steilerer (die Fläche der Fase ist länger).
These: Ein Winkel von 25 Grad ergibt eine gute / bessere Oberfläche als ein höherer Winkel.
Wie so vieles beim Hobeln per Hand ist es ein dauerndes Ausprobieren und Testen - irgendwann "kippt es". Da spielt das Holz, die konkrete Struktur des Holzes, der Hobel, das Eisen, Schnittwinkel, Hobelmaul, Einstellung Spanbrecher .... mit rein. Erst ein perfektes Zusammenspiel ergibt dann ein gutes Hobelbild. Ich "vermute", dass sich der 25 Grad Winkel in diesem Wirrwarr "im allgemeinen" als der beste Kompromiss herausgestellt hat. Wie hoch ein Freiwinkel sein sollte und wie man eine bestimmte Gradzahl begründen könnte - keine Ahnung. Aber auch hier spielt sicherlich die Stärke vom Eisen eine Rolle. Bei den heutigen - stärkeren - Eisen "mag" das anders aussehen, als bei den früher noch verwendeten schwächeren Eisen. Ich meine, Friedrich hat mal einen Wert von 10 Grad Freiwinkel angesprochen, der verbleiben sollte.
Wenn Du an dieser Stelle aber überlegst, alle Eisen in gleicher Manier zu schärfen, schlage ich vor, dass erst einmal an einem Eisen zu probieren; womöglich auch erst einmal in Form einer Microfase. Wenn sich das dann bei Dir in der konkreten Situation bewährt und das Ergebnis liefert, das Du dir vorstellst, spricht ja gar nicht dagegen, das bei den anderen Eisen auch so zu machen.
Herzliche Grüße
Tom
... und auch an dieser Stelle möchte ich allen ein friedliches Fest und Feiertage wünschen
Re: Warum immer 25°? Link auf Buch
Hallo nochmal,
wie's manchmal so geht. Die Zeitschrift Holzwerken hat heute auch einen Artikel zu dem Thema online gestellt und auf ein von ihnen veröffentlichtes Buch verwiesen. Man kann dort auch online einen Teil einsehen - auf S. 58 im Buch (in der Vorschau enthalten) wird zu dem Thema auch etwas gesagt (https://www.holzwerken.net/shop/buecher/holzarbeiten_und_techniken/hobel).
Herzliche Grüße
Tom
Re: Warum immer 25°?
[In Antwort auf #143148]
Hallo Pedder,
bei BU-Hobel ist mir das klar. Ich meinte aber nur klassische Fase-unten Hobel wie Bailey, Bedrock oder die europäischen Holzhobel, wo der Fasenwinkel nur den Keil- und Freiwinkel beeinflusst, nicht aber den Schnittwinkel.
Hallo Pedder,
bei BU-Hobel ist mir das klar. Ich meinte aber nur klassische Fase-unten Hobel wie Bailey, Bedrock oder die europäischen Holzhobel, wo der Fasenwinkel nur den Keil- und Freiwinkel beeinflusst, nicht aber den Schnittwinkel.