Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücken
- Volker Hennemann
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Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücken
Guten morgen,
bei Old Ladies habe ich von dem internationalen Sägebauprojekt gelesen und natürlich den gebogenen Rücken von Kees gesehen.
In dem Moment habe ich mich gefragt, ob diese Technik im Vergleich zu einem gefrästen Rücken einen Vor- bzw. einen Nachteil hat.
Meine Meinung dazu ist, dass man früher die Rücken gebogen hat, weil man sie noch nicht fräsen konnte.
Ich vermute das die Stabilität des Rückens bei beiden Verfahren gleich ist.
Aber wie ich schon angedeutet habe - ich weiß es nicht.
Viele Grüße
Volker
Re: Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücke
Hallo Volker,
das Biegen hat einen ganz entscheidenen Nachteil. Das ist richtig aufwändig.
Kees hat wahrscheinlich für den Rücken so lange gebraucht, wie wir für eine Säge.
Theoretisch müsste die Biegung, wenn sie hohl ausgeführt wird, dem Rücken mehr Stabilität verleihen.
Aber ob es dieses Mehr überhaupt braucht?
Liebe Grüße
Pedder
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Re: Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücke
Hallo Volker,
(ich habe noch nie einen Sägenrücken hergestellt, bin aber Metaller)
Aus einem Blechstreifen zusammengebogene Rücken waren früher Standard. Sie sind sicher billig zu machen, wenn man sie in großen Serien herstellt. Als Einzelstück ist dagegen das Biegen eines Rückens schwierig (man muss überhaupt erst mal rausbekommen, wie man das ohne Bruch hinkriegt, und mit welchem Material!). Und eine Biegevorrichtung ist sicher eine große Maschine. Ich vermute, dass die Rücken rollengebogen wurden, aber ich weiss es nicht.
Geschlitzte Rücken werden aus einem Messing- Strangpressprofil hergestellt, das Werkzeug ist ein Scheibenfräser, ähnlich wie ein Sägeblatt. Es ist günstig, nicht allzutief zu schlitzen. Die Blätter werden darum nicht eingeklemmt (wie in den gebogenen Rücken) sondern eingeklebt. Er ist eine Fertigungsart, die bei Einzelstücken und kleinen Stückzahlen sicher vorteilhaft ist, und risikolos.
Fräser zum Schlitzen hat es sicher immer schon gegeben, Fräsmaschinen auch. Daran wirds nicht liegen.
Die Steifigkeit eines gebogenen Rückens ist durch die Trennfuge schlechter als die eines stranggepressten von gleichem Querschnitt. Dass ein hohl gemachter Rücken steifer wäre (bei gleichem Querschnitt) als ein massiver, ist nicht wahr aber ein beliebter Irrglaube, da sind vor Pedder auch schon Maschinenbauer drauf reingefallen ;-)
Grüße
Friedrich
Re: Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücke
Hallo Friedrich,
auch bei nicht bei gleichem Durchmesser, sondern gleicher Materialdicke?
Liebe Grüße
Pedder
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Re: Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücke
Hallo Pedder,
es ist im Maschinenbau ein immer wieder auftauchendes Missverständnis. Ein Rohr ist besonders steif. Daraus schliessen dann besonders begabte Konstrukteure, dass man durch Hohlbohren eines gegebenen runden Stabes dessen Steifigkeit erhöhen könnten. Stimmt natürlich nicht.
Anders ist es, wenn ein gegebener Materialquerschnitt (z.B. 2 cm² Messing) nicht als massives, sondern als Hohlprofil ausgeführt wird. Dann wird es steifer (das meinst Du, oder?). Darum macht man ein Fahrrad aus dicken, dünnwandigen Rohren. Vollstäbe mit gleichem Gewicht wären viel zu elastisch.
Wenn man einen sehr leichten, aber steifen Sägenrücken wollte, müsste man ihn in der Tat hohl ausführen. Man könnte sogar bei gleicher Außenkontur innen eine Menge Material wegnehmen, die Steifigkeit wäre fast unverändert.
Grüße,
Friedrich
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Re: Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücke
[In Antwort auf #142619]
Hallo Volker,
Pedder hat ja schon so einige alte Sägen bearbeitet. Dort traf er relativ häufig Sägen an, in deren gebogenen Rücken sich das Blatt im Lauf der Zeit bewegt hat bis hin zu gewellten Blättern. Es ist also keineswegs der Fall, dass gebogene Rücken immer eine dauerhafte Technik seien, wie es gelegentlich kolportiert wird. Auch unkontrollierbares Rosten der Blätter im Rückenbereich kommt vor. Vorteilhaft ist das schnelle Herausnehmen des Blattes, falls das repariert oder ersetzt werden muss.
Gefräste Rücken begegnen oft dem Vorbehalt, dass das womöglich keine dauerhafte Technik sei, weil der Klebstoff ermüden könne. Einen konkreten Fall habe ich bislang noch nicht gehört. Und: selbst wenn das mal passieren sollte, ist es eine Kleinigkeit, das Blatt neu einzukleben. Das Auswechseln der Blätter ist allerdings recht aufwändig. Die Verbindung muss mit relativ hoher Wärmezufuhr gelöst werden - und oft geht dabei das Blatt drauf. Der Rücken kann aber immer gerettet werden.
Wir machen insoweit eine besondere Form, als unsere Rücken bündig zur Oberseite der Wangen eingelassen werden. Mit gebogenen Rücken ist das nicht zu machen. Stabilitätsprobleme hatten wir bislang ebensowenig, wie sich im Rücken bewegend Blätter. Unter dem Strich halte ich gefräste Rücken mit eingeklebten Blättern für überlegen.
Klaus
Hallo Volker,
Pedder hat ja schon so einige alte Sägen bearbeitet. Dort traf er relativ häufig Sägen an, in deren gebogenen Rücken sich das Blatt im Lauf der Zeit bewegt hat bis hin zu gewellten Blättern. Es ist also keineswegs der Fall, dass gebogene Rücken immer eine dauerhafte Technik seien, wie es gelegentlich kolportiert wird. Auch unkontrollierbares Rosten der Blätter im Rückenbereich kommt vor. Vorteilhaft ist das schnelle Herausnehmen des Blattes, falls das repariert oder ersetzt werden muss.
Gefräste Rücken begegnen oft dem Vorbehalt, dass das womöglich keine dauerhafte Technik sei, weil der Klebstoff ermüden könne. Einen konkreten Fall habe ich bislang noch nicht gehört. Und: selbst wenn das mal passieren sollte, ist es eine Kleinigkeit, das Blatt neu einzukleben. Das Auswechseln der Blätter ist allerdings recht aufwändig. Die Verbindung muss mit relativ hoher Wärmezufuhr gelöst werden - und oft geht dabei das Blatt drauf. Der Rücken kann aber immer gerettet werden.
Wir machen insoweit eine besondere Form, als unsere Rücken bündig zur Oberseite der Wangen eingelassen werden. Mit gebogenen Rücken ist das nicht zu machen. Stabilitätsprobleme hatten wir bislang ebensowenig, wie sich im Rücken bewegend Blätter. Unter dem Strich halte ich gefräste Rücken mit eingeklebten Blättern für überlegen.
Klaus
- Volker Hennemann
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Re: Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücke
Hallo ihr 3,
viele Informationen - sehr interessant! Danke!
Ich höre aus jedem Statement heraus, dass der gefräste Rücken stabiler und leichter herzustellen ist.
Nun frage ich mich, warum Kees dann eine Säge mit gebogenem Rücken macht?
Nostalgie???
Gut dafür habe ich Verständnis.
Noch eine Frage zu dem internationalen Projekt : Wer von euch bekommt denn dann eigentlich die fertige Säge?
Und warum macht den Griff nicht Klaus? Oder sucht ihr eine 4. Nationalität?
Herzliche Grüße
Volker
Re: Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücke
Hallo Volker,
Kees hat das gemacht, weil. .. ich weiß es nicht. Frag ihn. Der Rücken, um den es ging, war bei ihm über.
Rücken und Blatt sind für Einsteiger die größte Hürde, eine Säge zu machen. Deshalb wollten wir einem
Einsteiger die Möglichkeit zum Sägenbauen bringen.
Der den Griff macht, darf entscheiden, was damit passiert. Er darf sie auch gern behalten. Kees und ich haben genug Sägen. :o)
Es ist ein sehr internationaler Deutscher geworden, weil der Amerikaner, der sich zuerst gemeldet hat, nicht mehr reagierte.
Er hat schon angefangen und arbeitet an einem Projekt, in das die Säge richtig ut reinpasst.
Liebe Grüße
Pedder
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Re: Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücke
[In Antwort auf #142624]
Hallo Friedrch,
die begabten Konstrukteure taten ganz richtig.
Die Biegesteifigkeit wird u.a. durch das Flächenmoment (Einheit: Fläche hoch 4) bestimmt.
Dieses kann bei einem Hohlkörper tatsächlich höher sein als bei einem Vollquerschnitt mit gleichen Außenkanten, da bei der Berechnung des Flächenmomentes die Fläche des Querschnittes mit dem Quadrat des Schwerpunktabstandes multipliziert wird.
Man kann also durchaus durch Aufbohren die Steifigkeit eines Stabes erhöhen. Die Aufnahmefähigkeit von Querkraft und Normalkraft verringert sich natürlich dabei, aber die Biegesteifigkeit kann erhöht werden.
Man darf nur nicht zuviel aufbohren ;-)
Viele Grüße
Markus
Hallo Friedrch,
die begabten Konstrukteure taten ganz richtig.
Die Biegesteifigkeit wird u.a. durch das Flächenmoment (Einheit: Fläche hoch 4) bestimmt.
Dieses kann bei einem Hohlkörper tatsächlich höher sein als bei einem Vollquerschnitt mit gleichen Außenkanten, da bei der Berechnung des Flächenmomentes die Fläche des Querschnittes mit dem Quadrat des Schwerpunktabstandes multipliziert wird.
Man kann also durchaus durch Aufbohren die Steifigkeit eines Stabes erhöhen. Die Aufnahmefähigkeit von Querkraft und Normalkraft verringert sich natürlich dabei, aber die Biegesteifigkeit kann erhöht werden.
Man darf nur nicht zuviel aufbohren ;-)
Viele Grüße
Markus
- Volker Hennemann
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Re: Gebogener Sägerücken versus gefräste Sägerücke
Ich schau gerade Harry Potter. .... was die da im Film zeigen, leuchtet mir genauso ein ;-)
Herzliche Grüße
Volker