Alte Hobelbank / Tipps?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Mariano
Beiträge: 40
Registriert: Di 2. Jun 2015, 07:33

Alte Hobelbank / Tipps?

Beitrag von Mariano »


Hallo zusammen.

Meine Frau und ich haben am Freitag diese Hobelbank aus einem Kinderhort gerettet ;)



Weiß jemand was das für ein Fabrikat/Modell ist? Bei lalalalagibt es Anzeigen zu diesem Modell, da schreiben die Verkäufer jeweils, “wahrscheinlich” Ulmia.

Leider fehlt die “Abdeckung” für die Hinterzange.
Ich würde versuchen ein Stück Buche zu bekommen und dann entsprechend zuzuschneiden. Oder gibt es hier etwas nicht Offensichtliches, was ich beachten müsste?

Die Fingerzinken stehen über und auf der Platte haben sich zum Teil auch Spalten zwischen den einzelnen, verleimten Brettern gebildet. Das ist vermutlich eher eine optische als funktionale Einschränkung? Mit einer Zwinge bekomme ich die Spalten/Fingerzinken nicht geschlossen.

Aktuell ist die Arbeitshöhe 82 cm. Gerne würden wir auf 102cm cm aufsatteln. Dafür wollte ich die verzapften Beine gegen 20cm höhere austauschen.
Gleichzeitig würde ich im unteren Drittel noch einen Holm zwischen den Beinen einfügen und ggf. noch eine Ablage darauf montieren.

Für Tipps wäre ich dankbar.

Helle

Re: Alte Hobelbank / Tipps?

Beitrag von Helle »


Hallo Mariano,

erstmal Glückwunsch zur Erwerb einer Hobelbank - der erste große Schritt ins "echte" Holzwerken ...

Um Bilder hoch zu laden, was wir hier alle sehen wollen, mußt du dich kurz mit einem Profil an melden. Die Zeit lohnt sich ..

Zur Erhöhung: Eine Hobelbank ist ausgelegt für das Arbeiten auf und an dem Werkstück. Bei einer Höhe von einem Meter mußt du schon recht groß sein, es sei, du benutzt sie "nur" als Zuricht- und Verleim-Werkbank. Die Aufdopplung sollte in dieser Höhe zusätzlich mit einer Querstrebe über die ganze Länge in Höhe von 10 cm vom Boden abgefangen werden - sonst schaukelt die ganze Bank durch ihre neuen Füße. Evtl. benötigst du auch noch eine diagonale Strebe am Rücken deiner neuen Bank, beim Handhobeln als Rechtshänder von Rechts Oben nach Links unten ... Versuche Buche oder Eiche zu bekommen - Nadelholz aus dem Baumarkt ist nicht so geeignet, zu weich, auf Dauer gibt das nach - dann schaukelt sie wieder (eigene Erfahrung).

Aber jetzt melde dich erst mal an, stelle ein paar Bilder ein -- und dann sieht man weiter ...

Viel Spaß beim Echtholz-Arbeiten wünscht dir der Helle

Mariano
Beiträge: 40
Registriert: Di 2. Jun 2015, 07:33

Re: Alte Hobelbank / Tipps? *MIT BILD*

Beitrag von Mariano »


Hier nun das Bild. (Hoffe ich ;))


Claus Keller
Beiträge: 346
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 14:08

Re: Alte Hobelbank / Tipps?

Beitrag von Claus Keller »

[In Antwort auf #141530]
Salve, Mariano,

das sieht gar nicht nach einer Ulmia aus: Vorderzange zu breit und zu eckig an den Enden, Metallteile anders geformt, Beine und Querstrebe viel zu grob.

lalalalaer nennen gerne bekannte Marken, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen und die Treffer bei einer Suche zu erhöhen. Vorsichtshalber sagen sie "wahrscheinlich ..." oder "vielleicht" ... oder "sieht aus wie ..., aber ich kenne mich nicht aus" -- darf man dann mit dem gebotenen Misstrauen betrachten.

Um die optimale Höhe zu ermitteln, würde ich provisorisch Kanthölzer unterlegen und an der Bank arbeiten. So findest Du das für Dich passende Maß, ist bei jedem anders.

Freundlich grüßt aus dem Neandertal

Claus Keller

Micha P
Beiträge: 279
Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: Alte Hobelbank / Tipps?

Beitrag von Micha P »


Hallo Mariano,

willkommen im echten Holzwerkerforum.

Ich denke Du hast eine gute Bank erworben, die mit etwas Einsatz gut herzurichten ist. Eine Ulmia ist es glaube ich nicht, denn hier fehlt das Logo. Hauptsache ist, sie ist stabil, schwer und wackelt nicht.

Zur Höhe der Bänke: 102 cm ist schon sehr hoch. Für das Hobeln ist es definitiv bequemer, wenn die Bank flacher ist. Wenn du vorwiegend mit Holzhobeln arbeitest umso mehr, denn die Hände greifen das Werkzeug noch höher als bei den Metallhobeln. Aber auch das ist Gewohnheit, schleßlich verdienen wir mit den Werkzeugen i.d.R nicht unser Geld. Hier im Forum werden die Bänke eher gekürzt als erhöht. Wenn du viel hobeln willst, dann lasse sie auf ihrer jetzigen Höhe, außer Du bist über 1,90. Das Gestell zu verstärken, ist immer eine gute Option. Du findest hier wertvolle Tipps.

Wenn Du sie tatsächlich erhöhen willst, würde ich ein komplett neues Gestell bauen, wenn du die Gestellrahmen nicht vernunftig lösen kannst. Die Schwingen machen auf mich einen guten Eindruck und sollten den Anforderungen genügen, auch wenn die Bank 20 cm höher wird. Wenn du eine Boden einziehen willst, würde ich die Schwingen tiefer setzen und eine zusätzliche schmalere Schwinge im oberen Bereich einbauen, die aber die Funktion der Bankhaken nicht beeinträchtigen darf!

Das mit der Hinterzange sollte kein Hexenwerk sein, denn das fehlende Stück Buche bekommst du bestimmt. Ich empfehle aber kein stabverleimtes Holz z.B. von einer handelsüblichen Buchenarbeitsplatte, weil das schlecht abzurichten sein wird, wenn du die Hinterzange an die Bankplatte angleichst. Das Stückchen bekommst du mit der Vorderzange locker in den Griff. Die Bankhakenlöcher markierst du, bohrst sie vorsichtig und putzt das Ganze mit einem Stemmeisen sauber aus.

Über die Fingerzinken würde ich mir zunächst auch keine Gedanken machen und sie nur anpacken, wenn du die Vorderzange nachstellen kannst. Aber das sollte funktionieren. Prüfen ist in diesem Fall besser, als wenn du anschließend aufdoppeln mußt.

Ich bin mir sicher, daß du viel Freude mit ihr haben wirst und freue mich schon auf die Resultate, die du mit ihrer Hilfe erreichst. Für Leute, die vornehmlich mit Handwerkzeugen arbeiten, ist eine Hobelbank wohl eines der wichtigsten, wenn nicht sogar das wichtigste Werkzeug.

Weil du jetzt Fotos einstellen kannst, halte uns über deine Restauration auf dem Laufenden. Viel Spaß dabei.

LG

Micha

Mariano
Beiträge: 40
Registriert: Di 2. Jun 2015, 07:33

Re: Alte Hobelbank / Tipps?

Beitrag von Mariano »

[In Antwort auf #141529]
Hallo Helle.

Vielen Dank.

Zur Erhöhung: Eine Hobelbank ist ausgelegt für das Arbeiten auf und an dem Werkstück. Bei einer Höhe von einem Meter mußt du schon recht groß sein, es sei, du benutzt sie "nur" als Zuricht- und Verleim-Werkbank.


Hmmh. Da stichst Du in ein Wespennest ;)
Mein Erfahrungshorizont ist einfach zu kurz um eine gute Entscheidung zu treffen. Mir ist klar, dass eine Hobelbank traditionell tiefer sein müsste. Meine praktischen Erfahrungen, so begrenzt sie auch sind, zeigen aber in eine andere Richtung.

Ich verwende zur Zeit eine provisorische Werkbank (Ikea Sideboard). Die ist 81 cm hoch (klassischer Schraubstock zum Halten des Werkstücks +14cm = 95cm zum Sägen, 81 cm zum Stemmen). Wenn ich hier ein-/zwei Stunden säge und stemme (Schwalbenschwänze), dann habe ich deutliche Beschwerden im unteren Rücken, so dass ich nach spätestens drei Stunden aufhören muss.

Außerdem habe ich vor Kurzem eine Holzbearbeitungsschulung gemacht. Neun Tage hintereinander von 8-17 Uhr, die ich auch fast ausschliesslich stehend an der Werkbank verbracht habe. Dort war die Hobelbank erst 1m, dann 1,05m. Da hatte ich später, trotz der für mich ungewohnt langen Belastung, keine Probleme mit meinem Rücken.

Auf der anderen Seite habe ich am Wochenende die Oberfläche der Arbeitsplatte von Hand abgeschliffen und es war sehr angenehm mit dem ganzen Körper, statt nur mit den Armen, zu schleifen.

Die Schulung habe ich übrigens bei Paul Sellers gemacht. Der empfahl mir eine hohe Arbeitsplatte zu nehmen und ein Podest zu bauen auf das ich mich stelle, wenn ich mal etwas länger Hobeln möchte.

Bei dem Podest hatte ich an eine Höhe von ca. 15 cm gedacht und Ausführung als Kiste, so dass der Raum nicht verloren ist. Bei Nichtbenutzung würde ich die unter der Werkbank lagern.

Was mich halt zweifeln lässt, ist das dies ja ein Standardproblem ist und ich mich als Anfänger jetzt einer Nicht-Standardlösung zuwende. In meinem Hauptberuf wäre das kein gutes Zeichen ;)

Am Rande, ich bin 1,86m (kurze Beine, langer Oberkörper).


Horst Entenmann
Beiträge: 1172
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Alte Hobelbank / Tipps?

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Mariano,

Nur Mut mit der Höhe. Ich habe eine alte Hobelbank auf 1,02m angehoben.
Das Untergestell war so wurmstichig, das mußte ich entsorgen.
Zuerst hatte ich auch Bedenken weil ich dachte das ist zu hoch, aber ich bereue es nicht!
Zum Arbeiten an der Vorder- oder Hinterzange ist die Höhe für mich einwandfrei.
Problematisch ist nur, wenn man ziemlich hinten auf der Werkbank etwas machen will, aber das kommt bei mir praktisch nie vor.

Viel Erfolg mit deinem Vorhaben.

Gruß Horst

joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Alte Hobelbank / Tipps?

Beitrag von joh. t. »

[In Antwort auf #141533]
Hallo Mariano,
als Sockel zum draufstellen eignet sich eine Europalette, oder Teile davon wenn sie zubreit ist.Die Lücken kannst du mit schmalen Leisten schnell schließen. VG Johannes

Mariano
Beiträge: 40
Registriert: Di 2. Jun 2015, 07:33

Re: Alte Hobelbank / Tipps?

Beitrag von Mariano »


Ah exzellent. Genau die richtige Größe. Danke Joh.

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Alte Hobelbank / Tipps?

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Mariano,

es könnte eine Steiner sein, definitiv keine Ulmia. Ulmia verbaute keine gezinkten Hinterzangen. Tut aber nichts, die Bank sieht gut und stabil aus. Als ich meine erwarb, habe ich sie auf 93 cm erhöht (bin auch 1,86 m gross). Heute empfinde ich sie zum Hobeln zu hoch und für manch anderes zu niedrig. Die Höhe einer Hobelbank ist immer ein Kompromiss. Allerdings kann man eine niedrigere zum Hobeln gut geeignete Bank durch Aufsatzzangen (Moxon Vice) oder kleine Aufsatzbänke (bench on bench) schon recht brauchbar aufrüsten. Damit wird sie wesentlich vielseitiger.

Was ich keinesfalls empfehlen würde, ist eine "Podestlösung" zum Handhobeln. Es überrascht mich, dass Paul Sellers so etwas empfiehlt. Wenn Du bei einer Arbeit mit Holz einen bombensicheren Stand brauchst, dann beim Handhobeln. Bei längeren Werkstücken musst Du auch nachgehen können. Es würde mich überraschen, wenn sich das Podest weniger bewegen würde, als der Handhobel. Hobeln erfolgt nicht durch Armbewegung mit einem Stand neben dem Werkstück sondern durch Bewegung des ganzen Oberkörpers mit dem Stand hinter dem Werkstück.

Klaus

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