Clever! (mit Video)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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Re: Clever! (mit Video)

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #139800]
Hallo,

Zu beachten ist der von Cosman gewählte Titel: "A different approach", übersetzt: Ein anderes Vorgehen. Das heißt, so arbeitet er normalerweise nicht, sondern er zeigt hier mal eine interessante andere Technik.

Ich habe mir jetzt mal die Mühe gemacht, das gezeigte Verfahren zu durchdenken und die Besonderheit, nämlich die Übertragung der Schwalbenform auf das Stirnholz des Zinkenstückes mittels der Zinkensäge (der vorderen Ecke ihres Blattes) ausprobiert. Ich habe aber keine hier vorzeigbaren Zeichnungen oder Fotos gemacht.

Es ist gar keine Frage, funktionieren tut das.

Was beim Ausprobieren zuerst auffällt: Die so erzeugte Markierung ist exakt gerade, weil das breite Blatt im vorhandenen Sägeschnitt geführt ist. Dagegen erhält man mit einem Bleistift o. Ä., an der Kante der unvermeidlich etwas rubbelig gesägten Schwalbe entlanggezogen, immer eine entsprechend unperfekte Linie, aus der man dann beim Ansetzen der Säge einen idealisierten geraden Verlauf interpolieren muss. (Das lässt verbessern wenn man ein einseitig angeschärftes Messer oder eine messerförmig angeschliffenen Bleistiftmine verwendet, aber zuverlässig so schön gerade wie bei der von Cosman gezeigten Methode wird es auch dann nicht)

Aber: Die mit dem Sägeblatt erzeugte Markierung ist gekratzt (nicht gesägt) und darum sehr flach. Ein scharfes Sägeblatt lässt sich darin (wenn man anfängt die Zinken zu sägen) nicht führen, vielmehr muss man ebenso geschickt sein wie beispielsweise beim Ansetzen an einer geraden Bleistiftlinie um den Winkel genau zu treffen und einzuhalten.

Mein besonderes Problem: Im Gegensatz zu Cosman mache ich die Schwalben und die Zinken etwa einen Millimeter länger als die Dicke des Gegenstückes. Das tue ich, weil die spitzen oberen Ecken der Schwalbenschwänze beim Sägen nicht immer ganz scharfkantig gelingen. Nach dem Abhobeln der Überstände habe ich dann trotzdem überall eine enge Leimfuge. Wenn ich das Schwalbenstück auf dem Zinkenstück ausrichte (zur Übertragung der Schwalbenform) ist es bereits fertig, mit entferntem Abfall und sauber gestochener Grundlinie. Diese Grundlinie richte ich zur inneren Kante der Hirnholzfläche am Zinkenstück aus, kein Problem.
Wenn aber die Schwalben noch gar nicht fertig sind, wie richte ich dann zu einanden aus? Mit Hilfe des umlaufenden Anrisses der Grundlinie am Schwalbenstück. Möglich, aber komplizierter, weil die Teile seitlich gegeneinander versetzt werden müssen (s. unten) und darum der Riss an der Kante des Schwalbenstückes und die Kante der Stirnfläche des Zinkenstückes nur an einer Seite beide von oben zu sehen sind. Man kann eine gerade Leiste innen am Zinkenstück anzwingen, dann geht es, aber das ist unschön weil ein zusätzlicher Arbeitsschritt.

Vor allem aber: Das Anreissen wird komplizierter, damit entstehen zusätzliche Fehlermöglichkeiten. Es muss zuerst das Schwalbenstück um eine Sägefugenbreite nach links verschoben (und so ausgerichtet) werden. In dieser Position wird an der rechten Seite der Schwalben markiert. Anschliessend wird nach links verschoben und rechts markiert. (umgekehrte Reihenfolge geht natürlich auch). Alles möglich, aber kompliziert und mit entsprechend vielen Möglichkeiten, Fehler zu machen.

Bewertung: Eine sehr hübsche und interessante Methode, aber ich werde sie nicht anwenden.

Friedrich Kollenrott



CONGER - The Irish diaspora in Munich
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Re: Clever! (mit Video)

Beitrag von CONGER - The Irish diaspora in Munich »


Hallo Friedrich

Ganz schon tapfer dass du die Mühe gemacht hast, und die Methode von Rob Cosman ausprobiert hast.

Ich überlege mir ob vielleicht deine Aussage das 'Die mit dem Sägeblatt erzeugte Markierung ist gekratzt' mit RCs Säge Auswahl verbunden ist.
Die Säge von Rob Cosman hat eine Besonderheit.... nämlich 'variable pitch' (TPI), hier ersichtlich ----->> http://www.robcosman.com/images/TOOLS/dt_saw02_lg.jpg

Die Anwendung des 22 TPI 'pitch' merkt mann jedes Mal als RC mit eine neue Schnitt anfängt.

Ich persönlich finde seine Methode clever, aber wann ich 'dovetails' baue, sieht (seit Jahre) meine Arbeitsweise eher änlich wie der von Frank Klausz... hier ersichtlich ----->> https://www.youtube.com/watch?v=lrAAglKLPh8

Auch mag ich sehr wie Frank Klausz Englicsch spricht... änlich wie ich Deutsch!
Hier eine FK Klassiker ----->> https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=jAcQap0qJiA ... bei 3:20 kommt sein etwas zweideutiger Bemerkung (FK hat viel Humor!) 'Honey, I just want my soup'.

-g-

Markus Pfaff
Beiträge: 10
Registriert: Mo 22. Dez 2014, 23:48

Re: Clever! (mit Video)

Beitrag von Markus Pfaff »

[In Antwort auf #139800]
Der Trick mit dem Sägeblatt zum Anzeichnen findet sich (teilweise) bereits in Charles H. Hayward, Woodwork Joints aus dem Jahre 1950 (aus meiner Sicht sehr empfehlenswert und antiquarisch leicht und preisgünstig zu bekommen).

Das Versetzen des Schwalbenstückes um Sägeblattbreite wird dort nicht beschrieben. D.h. es geht nur um das Anzeichnen mittels der Säge. Sägen muss man dann unmittelbar neben den eingekratzten Sägestreifen. Daher empfiehlt Hayward dies nur "skilled woodworders".

LG
Markus

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