Hallo Bernhard,
Alle Lehrbücher und Filme, die ich kenne, gehen beim Vermitteln dieses Wissens von offene Zinkung, über halbverdeckt nach geschlossener Zinkung und betonen dabei den Anstieg des Schwierigkeitsgrads. Zum Schluß kommen dann wirkliche Exoten, wie Trichterzinken etc.
Ich argumentiere da einfach anders:
Eine Zinkung ist keine Hexerei, sondern Übungssache und es hat auch ein wenig mit Talent zu tun. Ich hatte schon einige Kursteilnehmer, die es beim ersten Versuch geschafft haben eine nahezu perfekte Zinkung zu machen. Kann man also die in meinen Augen schwierige Verbindung, gelingt auch die einfachere Variante. Also bringe ich den Leuten das Schwierige, die offen Variante bei. Oft bleibt am Schluss des Kurses noch Zeit die halbverdeckte kurz anzureißen (im wahrsten Sinne des Wortes) um die Unterschiede zu zeigen. Diese Lermethode beruht auf meiner Überzeugung, dass die offene Variante in der Herstellung die schwieigere ist.
Wenn man handgefertigte Schubladen sieht, wird diese Ansicht bestätigt. Vorne kommt die halbverdeckte Zinkung und hinten die offene. Du würdest auch hinten halbverdeckt Zinken, weil es für Dich einfacher ist?
Ich kann beide Varianten, mache die halbverdeckte aber nur sehr selten. Bei meiner Werkzeugtruhe (findet man über Google) habe ich die unteren Schubladen mit einer offenen Zinkung gemacht.Laut Lehrbuch falsch, aber optisch viel schöner, bei gleicher Funktionalität. Die Gründe für die Verdeckte Zinkung hat Reinhold ja schon genannt, Verbindungen sollten früher versteckt werden.
Wenn ich von Hand Zinke mache ich in der Regel offene Zinken, weil es mich optisch mehr anspricht und weil es schneller geht. Schwieriger heißt ja nicht langsamer.
Bevor hier aber noch was durcheinander gerät, nochmal meine Meinung: Die offen Zinkung ist schwieriger, da sie jeden Fehler, vor allem beim Sägen zeigt. Die halbverdeckte zeigt nicht jden Fehler. Vielleicht ist die Wortwahl nicht so geschickt und ich sollte schreiben, die halbverdeckte ist fehlertoleranter als die offene.
Ich glaube so langsam sollte aber auch klar geworden sein, worauf ich hinaus will.
Dein Argument mit dem Hinterstechen zieht auch für offene Zinken. Es wird hier und da angeraten, den Zinkengrund ebenfalls leicht zu hinterstechen, um einen "Hügel" im Grund vorzubeugen.
Das mache ich auch so und ich denke das kann durchaus als eine allgemein angewendete Technik angesehen werden. Bei den halbverdeckten kann man aber die Schwalben auch noch seitlich etwas hinterschneiden.
Was du über die Hatholz-Weichholz Kombination schreibst ist vollkommen richtig. Wer selbst schon ml mit Yellow Poplar, also Tulpenbaum, gerbeitet hat (Das ist das was die Amerikaner einfach nur als Poplar bezeichnen), der weiß warum die Zinken dann immer perfekt sind :-)
Gruß
Heiko