Re: Warum noch Bevel Down Hobel?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Warum noch Bevel Down Hobel?

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo,
Frage: Ist eine Schneide mit mit großem Keilwinkel länger scharf?
HIntergrund ist die Diskussion Bevel up - Bevel Down Hobel. Ein Bevel up Hobel hat bei gleichem Schnittwinkel einen deutlich größeren Schneiden-Keilwinkel. Damit müßte die Schneide doch wesentlich langsamer verrunden, sprich länger scharf bleiben, oder?
Gruß Georg

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Vielleicht, vielleicht auch nicht

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Georg,

ich vermute, es ist so. Allerdings, gesicherte Erkenntnisse dazu habe ich nicht. Weil: Meine Hoben mit Fase unten habe erstens ganz andere Eisen als die mit Fase oben. Und nie mache ich mit beiden Hobeln die gleiche Arbeit am gleichen Holz.

Man müsste das in einem Vergleichstest untersuchen, wenn man es wirklich wissen will. Nein, ich nicht.

Friedrich

Pedder
Beiträge: 5806
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Re: Warum noch Bevel Down Hobel?

Beitrag von Pedder »


Hallo Georg,

Ein Bevel up Hobel hat bei gleichem Schnittwinkel einen deutlich größeren Schneiden-Keilwinkel.


Ist das denn wirklich so? Um auf den Stanley Standardschnittwinkel 45° zu kommen, muss ich meinen
Veritas BUS (Bettwinkel 12°) 33° Keilwinkel schleifen. 33° Keilwinkel finde ich jetzt aber nicht deutlich
größer als für Stanley empfohlenen 30° Keilwinkel.

Und was sollte mich beim Bevel Down daran hindern, bei einem Schnittwinkel von sagen wir 50° auf Keilwinkel 38°?
Außer natürlich das mehr an Kraft, dass ein größerer Keil einfach braucht.

Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass meine BU schneller stumpf sind, als meine Standard Hobel.
Aber Messreihen habe ich natürlich auch nicht.

Liebe Grüße
Pedder



Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Warum noch Bevel Down Hobel?

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo,
bei mir ist die Differenz zwischen den Keilwinkel meines hölzernen Reform-Putzhobels (Schittwinkel 49°; Keilwinkel des Hobelmessers 25°) und eines auf den gleichen Schnittwinkel geschliffenes BU Messer mit einer 5° Mikrofase immerhin 17°. Das müsste sich eigentlich ganz deutlich auf die Schnittkräfte und auch auf das Hobelergebnis auswirken, tut es aber scheinbar nicht.
Ich kann leider auch nicht beurteilen ob die Schneide nun länger hält, da ich ganz unterschiedliche ausgestattete Hobel zur Verfügung habe. Was mir allerdings auffällt ist, das die Schneide des BU Hobels weniger zu Schniedenausbrüchen neigt, wird wohl an dem stumpfen Keilwinkel liegen.
Gruß Georg

Horst Entenmann
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Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Warum noch Bevel Down Hobel?

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Georg,

Als gelernter Metaller würde ich sagen daß die Schnittkraft in erster Linie vom Schnittwinkel abhängt. (Bei einem Küchenmesser ist das anders als beim Hobel)
Das heißt das die Schnittkraft sich beim BD nicht ändern sollte (was sie meiner Erfahrung nach auch nicht tut), da ändert sich nur der Freiwinkel. (Das mögen Schleifmuffel unter Umständen sogar als Vorteil sehen, weil es nicht so genau darauf ankommt.)
Der BU hat den Vorteil daß man hier den Schnittwinkel ändern kann, der Freiwinkel bleibt gleich, sofern man nicht eine Gegenfase anschleift. Dadurch erhält man eine zusätzliche Möglichkeit der Anpassung.
In dem von dir angegebenen Winkel von 25° sehe ich keine Vorteile beim BD-Hobel, nur die Gefahr daß die Schneide instabil wird.

Der Keilwinkel hat schon einen Einfluß auf die Stabilität der Schneide, aber nur insofern als daß ein zu kleiner Keilwinkel zu Ausbrüchen oder Verformungen der Schneide führt (bzw. dies begünstigt).
Ich habe das aber mal so gelernt, daß ein unnötig großer Keilwinkel (also über das Mindestmaß hinaus) keine Verbesserung mehr bringt. Was ja auch logisch ist, denn Bauteile die sich unter normaler Belastung nicht verformen, gehen dann auch bei mehrmaliger Belastung nicht so schnell kaputt. (Dauerschwingfestigkeit ist ein Spezialfall.)

Die Schärfe des Messers nimmt mit der Zeit ab und die Schneide verrundet sich durch den Gebrauch. Dies geschieht nicht durch Deformation der Schneide sondern (meiner Meinung nach) durch Materialabtrag und hängt in erster Linie von der Härte und Qualität des Eisens ab. Man merkt das daran, daß sich bei Deformationen ein Grat am Eisen bildet, der bei einem nur stumpfen Eisen nicht vorhanden ist (soweit meine Erfahrung mit stumpfen Eisen).

Dies würde sich mit deinen Beobachtungen decken da sich:
1. bei gleichem Schnittwinkel die gleiche Schnittkraft ergibt (natürlich wäre die Breite des Eisens noch zu berücksichtigen).
2. bei größerem Keilwinkel die Neigung zum Ausbrechen anscheinend reduziert.

Gruß Horst


Pedder
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Re: Warum noch Bevel Down Hobel?

Beitrag von Pedder »


Hallo Georg, aber was spräche denn dann dagegen, den Keilwinkel bim Ulmia zu erhöhen? die 25° kommen mir wirklich niedrig vor.

Liebe Grüße
Pedder

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