Hallo liebe Forumsteilnehmer,
zunächst möchte ich mich bei Dieter Schmid und bei Euch allen für dieses herrliche Forum bedanken. Was Ihr hier in vielen Jahren erarbeitet habt, ist beeindruckend! Seit einigen Monaten lese ich Eure Beiträge und habe mich dann schließlich auch eingeschrieben. Dies ist mein erster Beitrag.
Schön Euch kennen zu lernen!
Der Titel verrät: ich plane gerade eine Hobelbank.
Nach einigen Recherchen - angefangen von dem Hobelbanksystem eines Süddeutschen Herstellers - habe ich mir dann den Scott Landis und den roten Christopher Schwarz besorgt, über die ich dann auch von der Deutschen Hobelbank nach Roubo erfahren habe, besonders von der zweiten publizierten, jener mit der Deutschen Hinterzange. So bin ich dann auch auf die Splittop-Modelle von Benchcrafted und Guido Henn (ganz tolle Anleitung und Video!) gestoßen.
Trotzdem habe ich nie eine "Schlittenzange" (wagon vise) in Betracht gezogen. Nur die Beinzange hat mich dann doch neugierig gemacht - anfangs dachte ich an eine Französische Vorderzange mit Kettenkopplung - und die möchte ich jetzt einfach mal ausprobieren. Damit meine ich ausdrücklich nicht, sie wäre besser als die Französische oder Deutsche Vorderzange und bitte Euch deshalb auch, auf Grundsatzdiskussionen wie Deutsche Roubo- oder Deutsche aktuelle Hobelbank, Bein- oder Doppelspindelzange, ob kettengeführt oder nicht, runde oder eckige Bankhaken, Abstand zu nehmen. Die Welt ist schön, weil sie voller Alternativen steckt. Die Wertung was besser ist, ist dabei meistens nicht der interessanteste Aspekt. Wer sich auf die Dinge einlässt, wird Reichtum und Schönheit in all diesen Alternativen finden, gerade weil sie so unterschiedlich sind. So, jetzt habe ich mich gleichzeitig ein wenig vorgestellt. ;)
Nachdem ich dann alles nochmals in 3D modelliert habe, übrigens voll parametrisiert, d.h. wenn ich den Zahlenwert eines Maßes verändere, passen sich über das Modell auch die Ausführungspläne automatisch an, habe ich bei Dieter Schmid das Material bestellt, was wahnsinnig fix und kostengünstig ging, obwohl ich in Venedig lebe.
Nur die Mechanik für die Vorderzange habe ich in USA beim Hersteller bestellt. Da es eine Vorbestellung ist - die Mechanik kommt gerade erst heraus - warte ich noch darauf. Dieter hat sie (noch nicht) im Angebot. Ich habe den Hersteller angeregt, bei Dieter mal anzufragen, ob er sie ins Programm aufnimmt. Es handelt sich um eine Beinzange mit Schnellverstellung von Len Hovarter.

Steckbrief:
- Material: gedämpfte Buche
- Maße: 215 x 75 (35 +5 + 35) x h 86 cm (ich bin 172)
- Splittop (90 mm) auf Beinen (135 x 90 mm) mit kurzen Zapfen (25 mm): kein Hirnholz auf der Platte!
- runde 19 mm - Bankhaken, Abstand 100 mm, Distanz vom Rand: 52 mm; doppelte, quer verlaufende Bankhakenreihe ausgehend von der Vorderzange; doppelte Bankhakenreihe an der Vorderseite
- zwei Längsschwingen (150 mm), vier Querschwingen (110 mm)
- Längsschwingen mit zwei 12er Schrauben, die durch die Zapfen gehen, Querschwingen mit deren einer. Durch die größere Höhe der Längsschwingen wird der Zapfen der Querschwinge nicht von den Schrauben der Längsschwinge berührt (siehe nächstes Bild). Die Zapfen der obere Querschwingen sind hingegen nur mit Dübeln gesichert.
- Schnellverstellbare Bein-Vorderzange (Breite 250 mm, Höhe über Spindel 265 mm) mit leicht angewinkelter unterer Achse, die in einem im Bein unter der Querschwinge eingebautem Linearlager läuft.
- Deutsche Hinterzange (140 x 540 x h 200 mm), hinten nicht übergreifend, mit Gegenfläche an Bein, Platte und oberer Querschwinge
- Verschiebbarer, von der Platte bis fast zum Boden reichender Bankknecht, bündig mit Platte und Beinen
- unter den unteren Querschwingen diagonale Schalung als Ablage
über den unteren Querschwingen Ecken mit Diagonalen und zwei Klappen
(Die Idee dabei ist, ein Fach zu haben, dessen eine Klappe vollgestellt werden kann und gleichzeitig eine horizontal ausgesteifte Ebene zu bekommen)

Die beiden Plattenhälften werden nicht verleimt, sondern als Einzelteile verbaut. Ja, mein Holzlieferant ist SEHR zuverlässig und ja, ich habe leider "Tagesaussenluftfeuchtigkeitsschwankungen" von manchmal 35 - 85 %. Wenn was passiert, habe ich die Bestätigung meiner Dummheit und der Riss wird mich mein Leben lang daran erinnern, was wider besseren Wissens passieren kann. Aber mir lacht das Herz jedes Mal beim Anblick dieser zwei Mal 2,15 m auf 35 cm auf 9 cm.... und beim Nachhobeln sowieso.
Neben dem Design, das ich hier zur Diskussion stelle, habe ich konkret drei Themenbereiche, bei denen ich Euch um Rat bitte:
1. Hinterzange
Ich wusste von Euch bereits, daß die Hinterzange die schwierigste Aufgabe sein wird. Danke für die beiden guten Anleitungen bei FeineWerkzeuge.de!
Doch erst mit den Eisen (die große Mechanik aus Deutscher Produktion) in der Hand habe ich mich wirklich reingedacht. Ich habe dann die Teile fast komplett (das T-Stück mit Unterlegscheibe fehlt) in 3D modelliert, die entsprechenden Verknüpfungen gesetzt, sodaß ich am Bildschirm Funktion und Einbau simulieren kann. Drum herum habe ich dann das Holz geplant. Danach schien es mir angebracht, die Zange um zwei cm zu verlängern, denn 52 waren schon arg knapp.
Die Maximalöffnung der Zange beträgt 254 mm (10 Zoll).
Die Zange ist so hoch, weil ich die Spindel in der Höhe zentriert habe, bei gleichzeitig niedriger Spindelposition. Somit ist die Belastung in dieser Ebene ohne Verzug, solange das Werkstück über die ganze Höhe der Spannbacke eingespannt wird. Beim Spannen mit den Bankhaken sieht es natürlich nicht mehr so gut aus.
Meine Fragen zur Hinterzange:
a) ist der horizontal dreischichtige Aufbau empfehlenswert, oder sollte ich besser vertikale Bretter verleimen? Das Problem, das ich bei meinem Aufbau derzeit sehe, ist, daß die Schrauben zur Befestigung der "Spindelschelle" ins Hirnholz gehen. Ich könnte aber hinten, zumindest in der Mittelschicht, ein Querholz vorsehen.
Ansonsten ist das Mittelstück etwas fummelig, die anderen dabei sehr einfach. Das obere ist nur ein einfaches Brett.

b) die Führungsplatte, die an der Bank befestigt ist, benötigt wegen der tiefen Lage eine Plattenverstärkung in Form eines Kantholzes. Ist es eine gute Idee, die unteren Befestigungsschrauben durchs Kantholz durch zu verschrauben, mit Mutter auf der Gegenseite?

c) Sollte die Mechanik vor dem Einbau noch einen Schutzanstrich erhalten (Kufen ausgenommen)?
2. Vorderzange
Bei der Beinzange gibt es mehrere Möglichkeiten, unten den Spannbacken zu halten: Brett mit Lochreihe zum blockieren (unpraktisch), Crisscross (viel Holz in Bein und Spannbacken wird weggenommen), Kette zum Parallelhalten des unteren Backenendes (laut; da würde ein Dyneema-Seil mit Rollen einfacher und ähnlich gut gehen), Schiene mit Laufrolle am Ende, die auf einer Rampe unter der Querschwinge läuft (Lässt sich über Trial & Error leicht anpassen), schließllich noch ein Linearlager, wie ich es oben bereits angedeutet habe. Letzteres würde ich wegen der Unauffälligkeit und Eleganz der Lösung gerne verbauen, habe aber noch nicht vollständig verstanden wie das genau funktionert. Meine Frage: ist es korrekt, daß die Spindel senkrecht, das Linearlager aber leicht geneigt verbaut wird, oder werden *beide* schräg aber zueinander parallel verbaut? Bei ersterem Ansatz - und ich glaube, der ist der richtige - könnte es doch zu Problemen beim Lauf kommen, besonders bei sehr weit geöffneter Zange. Hat jemand von Euch schon so etwas gebaut? Mcguires Website ist da auch nicht sehr informativ.
Auf den Bildern sieht man, daß ich drei Bankhakenlöcher in der Vorderzange vorgesehen habe. Die beiden seitlichen sind natürlich gefährlich. Ich möchte damit aber vor allem Geigen- und Gitarrendecken und -böden verleimen, d.h. der notwendige Druck ist sehr begrenzt und wird die Zange nicht beschädigen.
So, das war es vorerst. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
Beste Grüße aus Venedig,
Heribert.