Putzhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Georg Pfab
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Putzhobel

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo,
ich besitze seit kurzem meinen ersten Eisenhobel, den Veritas Kantenhobel. Im Gegensatz zu meinen Holzhobeln arbeitet dieser mit einem schräg gestelltem Eisen und mit einer nach oben liegenden Fase. Ich hatte mit diesem Hobel anfänglich massive Probleme mit Fasereinrissen, bis ich schließlich den Keilwinkel (35°) des Eisens, den Eisenüberstand (0,03mm) und die Spanlücke (0,05mm) soweit verändert habe, dass er auch bei schwierigen Hölzern nahezu ausrissfrei arbeitet. Ich überlege mir jetzt einen Putzhobel zuzulegen, bin mir aber nicht sicher, ob dieser auch wieder ein Flachwinkler werden soll, da scheinbar die fehlende Klappe über eine sehr scharfe Schneide, geringsten Scheidenüberstand und eine sehr enge Spanlücke kompensiert werden muss. Wie sehen hier eure Erfahrungen aus.
Persönlich würden mir die Hobel der Fa. Kunz sehr gut gefallen, allerdings bieten Kunz noch kein PM-Eisen an, so dass es wahrscheinlich wieder ein Veritas Hobel wird. Habt ihr noch eine andere Empfehlung?
Gruß Georg

Pedder
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Sternenkucker

Beitrag von Pedder »


da scheinbar die fehlende Klappe über
- eine sehr scharfe Schneide,
- geringsten Scheidenüberstand und
- eine sehr enge Spanlücke
kompensiert werden muss.


Hallo Georg,

ich glaube, die verbreiteten Begriffe sind statt "Schneidenüberstand" Spanstärke und statt "Spanlücke" Hobelmaul.

Neben den drei von dir genannten Parametern spielt noch der Schnittwinkel eine Rolle. Ein hoher Schnittwinkel (ich denke an
größer als 55°) kann die anderen Parameter ausgleichen, bis hin zum Schabhobel, der ein sehr weites Hobelmaul hat.

Ich habe mit beiden Hobeln gearbeitet (wenn auch nie viel) und finde beides gut. Mein Lieblingsputzhobel ist der Veritas
Bevel Up Smoother. Der liegt auif dem Brett wie ein Sportwagen auf der Straße. Was mir auch gut gefällt ist die Möglichkeit,
das Maul auszupusten, indem man es kurz öffnet. Das Austauschen der Eisen mit unterschiedlichen Fasenwinkeln für
verschiedene Zwecke ist auch wirklich nich zu verachten.

Aber es gibt auch sehr gute Argumente für einen klassichen Bevel Down Hobel.
Die Klappe, der Verschleiß auf der Fasenseite und nicht auf dem Spiegel und der
niedrigere Keilwinkel auch bei hohem Schnittwinkel fallen mir spontan ein.

Liebe Grüße
Pedder



Friedrich Kollenrott
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Re: Putzhobel

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Georg,

Um wirklich schwieriges Holz ausrissfrei zu putzen, brauchst Du immer - egal ob Fase oben oder Fase unten- ein wirklich scharfes Eisen, einen wirklich dünen Span und ein wirklich enges Maul.

Anstelle des eng gestellten Spanbrechers brauchst Du dazu beim Hobel mit Fase oben ein Eisen mit großem Keilwinkel. Wirklich groß. Meine Flachwinkler haben 40° für allgemeine Anwendungen, 50° für schwieriges Holz (Schnittwinkel 52° bzw. 62°). Sie sind den Eisenhobeln mit Fase unten, die ich kenne, beim Putzen deutlich überlegen. Besonders angenehm ist auch ihre stoische Laufruhe.

Ich würde Dir als allgemein einsetzbaren Putzhobel den Flachwinkel- Putzhobel von Veritas empfehlen (51 mm breit, auch auf der Stoßlade einsetzbar).

Friedrich

Claus Keller
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Re: Putzhobel

Beitrag von Claus Keller »

[In Antwort auf #138682]
Servus Georg,

ich schließe mich meinen Vorrednern vollkommen an und empfehle aus eigener Erfahrung ebenfalls einen Bevel-up-Hobel: einfache Maulverstellung, einfache Änderungs des Schnittwinkels am Eisen.

Da ich bekennender und mit Qualität und Kundendienst sehr zufriedener Lie-Nielsen-Anwender bin, solltest Du diesen Hobel nicht außer Acht lassen (gibts leider nicht bei Dieter Schmid, aber bei Dictum und in GB - von dort zollfrei): http://www.lie-nielsen.com/low-angle-bench-planes/low-angle-smoothing-plane/

Vom Kunz rate ich jemand, der nicht viel Erfahrung mit eisernen Hobeln hat, aus qualitativen Gründen ab - um die zum Laufen zu bringen, ist viel Arbeit und Know-how nötig.

Freundlich grüßt aus dem Neandertal

Claus Keller



Pedder
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Re: Putzhobel

Beitrag von Pedder »


Hallo Claus,

basiert Deine "Warnung" vor Kunz auf selbst gemachten Erfahrungen und vor allem: bezieht sie sich auch auf die Kunz Plus Serie?
Über die habe ich nämlich noch nichts schlechtes gelesen. Und die Hobel, die ich in der Hand hatte, machten einen sehr guten Eindruck.

4 Foristen haben die auch mal gestest: http://woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/51486/sbj/hobeltest-2010-lang-viele-bilder/

Liebe Grüße
Pedder

Claus Keller
Beiträge: 346
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 14:08

Re: Putzhobel

Beitrag von Claus Keller »


Hast mich erwischt bei einem zu verallgemeinernden Urteil, Pedder.

Nein, ich kenne die Kunz plus nicht, meine Bemerkung zur mäßigen Qualität von Kunz-Hobeln bezieht sich auf eigene Erfahrungen mit diversen Schabhobeln und auf in Foren geäußerte Meinungen anderer Holzwürmer. Vielleicht sind die Plus-Kurz ja tatsächlich besser ...

Freundliche Grüße aus dem Neandertal

Claus Keller

Pedder
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Re: Putzhobel

Beitrag von Pedder »


Hallo Claus,

danke für die Antwort. Auch wenn Kunz vieles falsch macht (frag mal einen Engländer nach dem Namen),
so hat sich da schon was verbessert. Dass sie das bei den Standardhobeln nich auch durchziehen ist
schade. Aber wahrscheinlich wirtschaftlich nicht machbar.

Liebe Grüße
Pedder

Joachim Schmidt
Beiträge: 61
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Putzhobel

Beitrag von Joachim Schmidt »

[In Antwort auf #138687]
Hallo Pedder,

ich habe mir aus purer Neugier einen Kunz plus Nr.3 zugelegt. Obwohl ich schon einen Lie Nielsen Nr. 3 und einen sBus von LV habe. Als Jugendsünde noch einen Anant Nr. 3. Bei Hobeln hört bei mir halt die Vernunft auf. Daher kann ich den Kunz vergleichen.

Das ist grundsätzlich kein schlechter Hobel. Der von Friedrich konzipierte Frosch mit seiner Verstellung durch eine einzige Schraube ist m.E. eine gute Idee. Der Hobel liegt auch gut in der Hand, lediglich der vordere Sohlenabschnitt ist vergleichsweise kurz, was nach meinem Geschmack nicht so gut ist. Schwächen gibt es im Detail, was für einen Hobel, der im Premiumbereich mitspielen will und auch preislich nahe an den Veritashobeln liegt, lästig ist. Was sind also die Lästigkeiten:

1. Die Griffe fühlen sich grob an. Mit Schleifpapier nachgearbeitet und dann geölt werden sie deutlich besser. Sie liegen allerdings gut in meiner Hand (mittlere bis große Größe)
2. Die Besfestigungsschrauben der Griffe haben eine Einfräsung, die rund ist. So wie wenn diese mit einer Münze gedreht werden sollen. Dummerweise liegen diese Schrauben versenkt. Besonders am hinteren Griff. Wie soll man da mit einer Münze hinkommen? Ich habe mir extra einen Schraubenzieher rundgeschliffen, nachdem ich mir fast die hintere Schraube versaut habe. Das ist wirklich gedankenlos, da man an diese Schrauben herankommen muss, weil die Griffe je nach Luftfreuchtigkeit hin und wieder mal nachgezogen werden müssen.
3. Die Verstellschraube, die den Frosch nach vorn und hinten verstellt, hat viel Spiel. Wenn ich mit einem Inbusschlüssel mit wenig möglichem Drehwinkel hantieren muss ist mir das lästig.
4. Die Kanten der Gußteile müssen noch gebrochen werden. Zu scharfkantig.

Das sind alles keine gravierende Nachteile, sie zeugen aber von einer gewissen Gedankenlosigkeit bei der Herstellung, die z.B. bei Veritas nicht vorkommt. Ich habe den Nr. 4 Beveldown von Veritas, der ist frei von solchen Nickelichkeiten. Ach und noch ein großer Vorteil der plus-Serie: Das Grün ist wesentlich dezenter!

Nicht dass Ihr meint, ich wäre ein Kunz-Hasser: Ich habe den Nr. 80 Cabinetscraper, das ist ein Werkzeug mit wirklich gutem Preis/Leistungsverhältnis. Ebenso der Nr. 118 Ziehklingenhobel. Der hat zwar Plastikgriffe, aber mit einem Hockeisen (ja das passt geradeso) ist dieser Hobel wirklich brauchbar.

Ja, wenn der Aufpreis zu einem Lie Nielsen nr. 3 nicht gerechtfertigt ist, ist das eine passable Wahl. Bei einem Nr. 4 würde ich allerdings zum Juuma raten. In der Klasse der Lie Nielsen spielt der Kunz jedoch bei Weitem nicht mit. Deshalb hat der ziemlich Ruhe vor mir.

Ich hoffe Ihr nehmt meine Meinung ein wenig cum grano salis, schließlich bin ich verwöhnt.

Viele Grüße

Joachim Schmidt

CONGER - The Irish diaspora in Munich
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Registriert: Mo 2. Feb 2015, 16:15

Kunst und hobeln (OT)

Beitrag von CONGER - The Irish diaspora in Munich »


....wenn Kunz vieles falsch macht (frag mal einen Engländer nach dem Namen)


Ja Pedder... ich bin zwar kein Engländer, aber was erwartet mann sonst ausser einen minder guete Kunz, in ein Land wo mann mit Fokkers kaempft, und Kunst begehrt.

Na... so gesehn, ist Irland nicht viel anders.

-g-

Pedder
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Re: Kunz und

Beitrag von Pedder »


Hallo Gerard,

auch schön.

ich glaube diese translingualen Mssverstände sind einer der Gründe, weshalb sich Dick in Dictum umbenannt hat.
Wenn man seine Kunz bei Dick kauft.... gibt das wahrscheinlich Tränen in die Augen.

Liebe Grüße
Pedder

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