Hirnleiste einpassen? *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Hirnleiste einpassen? *MIT BILD*

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo,

ich möchte eine Platte mit Hirnleisten sichern. Material ist Esche. Die Platte hat etwa 27mm Stärke, die Hirnleisten sind noch bei etwas über 30mm, die Nut in den Hirnleisten ist 10 mm.
Wie bekomme ich die Nut & Feder Verbindung schön dicht, ohne das es große Lücken gibt? Leim kommt ja nur auf den mittleren Zapfen der Verbindung.

Bisher habe ich schon die Hirnleisten mit der Nut und den drei Zapfenlöchern hergestellt. Die Platte ist ca. 50cm tief, wenn ich die Nutverbindung sehr stramm herstelle, bekomme ich auf der ganzen Breite die letzten mm nur noch mit Schraubzwingen zusammen. Das kann ja nicht im Sinne des Erfinders sein.

Für das weitere Vorgehen würde ich jetzt erstmal die Zapfen passend aussägen, die Schultern an der Platte anpassen und dann nach und nach die Feder passend beihobeln. Gibt es einen besseren Weg als sich langsam ranzutasten?
Die Zapfen in den Zapfenlöcher sollen später mit 10er Dübeln gesichert werden, die äußern Zapfen erhalten jeweils 5mm Luft um ein Quellen und Schwinden zu ermöglichen.

Bei dem Projekt kam übrigens wieder mal ein Lochbeitel zum Einsatz, allerdings erst nach dem ich die Zapfenlöcher grob vorgebohrt hatte. Wie Friedrich schon schrieb, die Hefte sind wuchtig, aber noch gut zu halten.

Aktuelles Bild der probehalber aufgesetzten Hirnleiste, noch zu stramm


Weiter geht es nur mit roher Gewalt


Die Hirnleisten mit Zapfenlöcher und dem 10er Lochbeitel im Einsatz. Um die tiefen Zapfenlöcher von Spänen zu befreien setzte ich übrigens einen Schwanenhalsbeitel ein.


Grüße
Christoph


MaxS
Beiträge: 1628
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Hirnleiste einpassen?

Beitrag von MaxS »


Hallo Christoph,

bei einer Hand voll Schneidbrettern aus Esche und Buche, die ähnlich ausgeführt waren (allerdings mit mehr Maschineneinsatz in der Vorbereitung), habe ich die Feder mit dem Simshobel angepasst. Das ging relativ schnell. Man sollte meiner beschränkten Erfahrung nach die Hirnleisten maximal mit ein paar kräftigen Schlägen mit dem Handballen oder der Faust komplett aufbringen können. Es kann hilfreich sein, die Feder im mittleren Bereich einen oder zwei Hobelstriche dünner zu machen; dann ist Platz für Leim und das Werkstück lässt sich deutlich einfacher zusammenstecken. Die Zapfen lassen sich schön mit einem breiten, scharfen Stemmeisen oder einem normalen Handhobel auf Maß bringen.

Ich vermute, dass auch ein Zapfen gereicht hätte - zumindest ist das bei den Backbrettern der Fall, die ähnlich ausgeführt sind.

Um deine Frage nach dem Herantasten zu beantworten: Ich denke, dass es wohl nur eine weitere gibt, die aber mit Handwerkzeugen kaum oder nur mit viel Erfahrung machbar sein dürfte: Die sofortige passgenaue Anfertigung.

Beste Grüße,
Max



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Uwe.Adler
Beiträge: 1317
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Hirnleiste einpassen?

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Christoph,

vielleicht hilft Dir dieser Post weiter: http://holzpassion.blogspot.de/2013/01/tischplatte-aus-eschenholzresten.html

Herzliche Grüße

Uwe

Andreas Winkler
Beiträge: 1139
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Hirnleiste einpassen?

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Christoph,

stramm ist gut, das ist genau im Sinne des Erfinders. Zu stramm (also so, daß womöglich die Wangen der Nut aufgebogen werden) allerdings nicht, das ist min. genauso schlecht, wie wenn die Verbindung zu locker wäre. Gegen ein Einpressen mit Zwingen finde ich nichts, was dagegensprechen würde.

Empfehle als erste Maßnahme die Enden von Feder und Zapfen leicht zu fasen oder zumindest die Kanten zu brechen, dann rutscht alles vielleicht schon besser.

Gruß, Andreas

bernhard

Re: Hirnleiste einpassen?

Beitrag von bernhard »

[In Antwort auf #138649]
Hallo Christoph,

soweit ich das sehen kann, sieht das nicht schlecht aus.

Die Hirnleiste ist aus stehendem Holz und die 3 Zapfen sind auch klassisch korrekt. 5 mm Luft zum "Wandern" wäre mir jetzt etwas zu wenig.

Bei meinem Tisch (Shaker Dining Table, siehe Blog) sind es bei 95 cm Breite rund 1,8 cm total. Aber ich habe mit einem ofengeheiztem Zimmer auch extreme Bedingungen.

Nicht vergessen, bei den äusseren Dübellöchern muss der Dübel auch "wandern" können.

Um die Fuge möglichst dicht zu bekommen fällt mir ein:

- Dübellöcher leicht versetzt bohren, so dass die Hirnleiste an die Platte "gezogen" wird
- leichte Hohlfuge hobeln
- Zwingen ist keine Sünde

Leicht stramm sollte es sein, aber nicht zu stramm. Das Werfen der Platte die Hirnleiste sowieso fixieren. Analog zu Türfüllungen.

Was mir aber auffällt, Deine Schultern scheinen nicht parallel zu sein. Sollte das so sein, wird das problematisch. Bei meinem Tisch habe ich eine Vorrichtung von Chris nachgebaut, wo man die Feder rundum fräsen kann. Das ist sehr zu empfehlen.

Wie immer, Literatur von Leuten, die das besser können als ich:

Christian Becksvoort: Shaker Dining table
Garrett Hack: Bredboard Ends hold table tops flat

Als PDF von FWW.

Grüße
Bernhard



Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Hirnleiste einpassen -

Beitrag von Christoph Meyer »

[In Antwort auf #138649]
Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten. Bernhard, die Schultern hatte ich noch mit einem Simshobel angepasst.

Mittlerweile sind beide Hirnleisten auf die Platte aufgesetzt und ein erster Ölauftrag ist auch schon erfolgt. Es war ein gutes Übungsobjekt, so richtig zufrieden bin ich nicht. Aber für den Zweck als Platte auf einer kleinen Schärfbank im Keller wird es reichen.

Eine Seite habe ich wirklich stramm zu bekommen, leider gibt es hier ein paar Ausrisse am Plattenende vom bei hobeln der Hirnleiste. Die andere Hirnleiste hat einen kleinen Spalt von ca. 1mm, nicht viel aber deutlich wahrnehmbar. Die ganze Platte habe ich nur mit Handwerkszeug hergestellt, abends muss ich halt auf die Lautstärke achten. Lediglich zum Schluss habe ich die Oberfläche mit 180er und 240er Papier geschliffen um die letzten Hobelspuren zu entfernen.

Ein paar Bilder:


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Grüße
Christoph


Pedder
Beiträge: 5807
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Hirnleiste einpassen -

Beitrag von Pedder »


Hallo Christoph

ich finde das sieht toll aus. Vielleicht kannst Du Dir das LEichter machen, in dem Du den Zapfen etwas kürzer machst.



Dann ist die Schulter der "höchste Punkt".

Liebe Grüße
Pedder

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