Scharte in Zahnhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Antworten
Oliver K
Beiträge: 150
Registriert: Di 19. Aug 2014, 11:31

Scharte in Zahnhobel

Beitrag von Oliver K »


Hallo,
habe heute einen gebrauchten Ulima Zahnhobel bekommen. Das Eisen hat an der linken Seite eine Scharte von 4x2,5mm.
Ein Zahnhobel soll doch nur feine kleine Rillen für die bessere
Leimaufnahme sorgen - die Scharte würde beim normalen Schärfen irgendwann von selbst verschwinden.

Sollte ich den Aufwand betreiben und die Scharte mit einem Schrubstein beseitigen?

VG,
Oliver

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Scharte in Zahnhobel

Beitrag von reinhold »


hallo Oliver,

ich würde den Aufwand nicht betreiben.
Nach meiner Erfahrung wird der Zahnhobel in seiner Wirksamkeit ohnehin stark überschätzt.
Moderne Leime greifen auch ohne dass das Holz aufgerauht wird.
Manche Autoren (z.B. Bruce Hoadley) schreiben sogar, dass durch das Aufrauhen der 100% Fugenschluss verhindert wird und die Fuge weniger gut hält.
Beim Furnieren (die andere Anwendung des Zahnhobels) kann das anders sein, aber da fehlt mir die Erfahrung.

Mein Ulmia Zahnhobel jedenfalls liegt überwiegend arbeitslos in der Schublade.

viele Grüsse
reinhold



Oliver K
Beiträge: 150
Registriert: Di 19. Aug 2014, 11:31

Re: Scharte in Zahnhobel

Beitrag von Oliver K »


Hmm - ich nutze die 'alten' Glutenleime (Knochen-, Haut- und Hasenleim) und mit diesen Warmleimen wurde der Zahnhobel
zur Vergrößerung der Haftungsfläche eingesetzt. Es könnte sein, daß mit den neuen Kunstharzleimen der ahnhobel unnötig
geworden ist - obwohl eine große Leimfläche die Haftung verbessern sollte?!
VG,
Oliver

daniel s
Beiträge: 279
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 13:39

Re: Scharte in Zahnhobel

Beitrag von daniel s »


Hi Oliver,

Im Geigenbau wird beim Hobeln der Zargen, geriegelter Ahorn, ein Zahnhobeleisen genutzt um Ausrisse bei den harten Markstrahlen zu verhindern. Auch bei entgegengesetzter Maserung hilft das gegen ausrisse wenn ich mich recht entsinne. Zum Aufleimen von Furnier hab ich gerade erst gehört, dass es in einer Zeit als Knochenleim wohl selten und teuer war, der Leim oft gestreckt genutzt wurde, und deshalb mehr Fläche sinnvoll war. Jetzt hat man wohl genug qualitativ hochwertigen Leim um darauf zu verzichten. Ich glaub auch mal in nem LN Video gesehen zu haben, wie ein Zahneisen zum rausschruppen von Materiel genutzt wurde. (siehe auch Schrupp Spiralfräser bei Dieter)

Viel Spaß auf jedenfall damit. Hat sicher seine Verwendung!

Claus Keller
Beiträge: 346
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 14:08

Re: Scharte in Zahnhobel

Beitrag von Claus Keller »

[In Antwort auf #138187]
Servus,

dieses Video ist gemeint, allerdings geht es da um Flachwinkler/bevel up -- interessant ist's trotzdem: https://www.youtube.com/watch?v=Gl8Tj1lUha4

Freundlich grüßt aus dem Neandertal

Claus Keller

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Scharte in Zahnhobel

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #138187]
hallo,

und Danke, Claus.

Aber Vorsicht : das sind zwei paar Stiefel.

Das gezahnte Eisen von LN, man sieht es gut im Film, hat eine deutliche Spiegelseite. Es ist so, dass in ein normal geschärftes Eisen Lücken eingeschnitten sind, die im Querschnitt rechteckig sind. Sodass das stehengebliebene Eisen Zähne bildet, die eine Spiegelseite haben. Das Eisen ist zudem ein Flachwinkler.

Beim Ulmia-Eisen ist keine Spiegelseite vorhanden, die eingeschnittenen Lücken sind im Querschnitt dreieckig. Auch die Zähne sind dreieckig, wie Sägezähne, und haben keine Spiegelseite. Auch steht das Ulmia - Eisen sehr steil.

viele Grüsse
reinhold



Horst Entenmann
Beiträge: 1176
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Scharte in Zahnhobel

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #138202]
Hallo Oliver,

Beim Kleben allgemein hängt es auch vom Kleber ab wie groß ein evtl. Spaltmaß sein sollte. Sekundenkleber (Cyanacrylat) wünschen sich einen sehr kleinen Spalt, eignen sich zum Beispiel um ein zerbrochenes Glasteil zusammen zu kleben. Epoxydharz dagegen benötigt einen Mindestspalt um zu halten. Wenn man da die Teile zu sehr zusammenpresst, kann es sein daß der Schuß nach hinten losgeht.
Das Aufrauen mit dem Zahnhobel bringt also nicht automatisch eine Verbesserung, je nachdem welchen Kleber man verwendet.

Gruß Horst

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1749
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Scharte in Zahnhobel

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

Die Verwendung von Zahnhobeln zur vorbereitenden Verbesserung von Verleimungen ist meines
Wissens einer der über Jahrhunderte weitervererbte Irrglaube des Tischlerhandwerks.

Gut Holz! J.

Horst Entenmann
Beiträge: 1176
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Scharte in Zahnhobel

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Justus,

Ich habe keine Erfahrung mit Knochenleim oder ähnlichem und ich arbeite lieber mit Massivholz als mit Furnier.
Bei den moderneren Leimen würde ich das auch für unnötig halten, aber ausschließen würde ich jetzt nicht daß das früher druchaus sinnvoll war.
Oder hast du da entsprechende Erfahrungen? Das würde mich durchaus interessieren.

Evtl. war gar nicht die Rauheit der Oberfläche das Ziel sondern eine gute Ebenheit auch bei sehr schwierigem Holz?
Ich habe da mal ein bißchen rumprobiert mit meinem alten Zahnhobel und war positiv überrascht wie gut und gleichmäßig der auch über Äste und andere Problemstellen ging.
Leider muß man dann noch einiges Tun wenn man das dann später als Sichtfläche haben will. Da ist mir mein Schabhobel schon lieber.

Gruß Horst

Antworten