Hallo zusammen,
schon immer habe ich mir die Frage gestellt, wie man Holz am besten endbehandeln sollte. Es gibt sicher eine Vielzahl von Variablen, wie Verwendungszweck des Holzes, draußen oder innen, Art des Holzes und natürlich der persönliche Geschmack.
Um es vorweg zu nehmen... ich war auf der Suche nach einer Oberfläche für einen Esstisch, die geeignet ist, die vielen "Umwelteinflüße" im tagtäglichen Leben zu meistern.
Angetreten sind:

Wachs-Öl:
OSMO Hartwachs Öl High Solid
Öle:
OSMO TopOil High Solid
Liberon Intensiv Schutz-Öl
Clou Hartöl
Lacke:
Liberon Tischlerlack
CLOU Holzsiegel
Als Basis diente mir das Holz, Kernbuche, aus dem mein Tisch sein sollte. Die Anwendung der Öle/Lacke erfolgte nach Herstellerangaben. Der Test ist natürlich sehr subjektiv und ersetzt in keiner Weise die Tests der Hersteller.
Mein Testbrett (wurde beidseitig verwendet) war mit 240er Papier geglättet und in Sektionen aufgeteilt:

Allgemeines:
OSMO TopOil High Solid
- dickflüssig, leicht milchig
- riecht leicht nach Lösemittel
- feuert intensiv an
Liberon Intensiv Schutz-Öl
- riecht nach Sonnenöl (Piz Buin, wem das noch was sagt)
- sehr dünnflüssig, zieht gut ein
- feuert intensive an
Clou Hartöl
- riecht ein wenig nach Lösungsmittel
- zieht gut ein, etwas dickflüssig
- Holz behält nahezu den Farbton, minimal dunkler
Hier nach der ersten Behandlung (von links nach rechts: Liberon, CLOU, OSMO):

OSMO Hartwachs Öl High Solid
- etwas milchige Konsistenz
- dringt gut ein und hat einen intensiven Geruch
- feuert mittel an
Liberon Tischlerlack
- relativ flüssig, riecht leicht nach Lösemittel,
- läßt sich gut pinseln und ist leicht gelblich
- verstärkt die Holzfarbe sehr natürlich
Clou Holzsiegel:
- dickflüssig, aber verläuft gut.
- riecht leicht nach Lösemittel
- verstärkt die Holzfarbe sehr natürlich
So sieht es nach dem ersten Auftragen aus (von links nach rechts: OSMO, Liberon, CLOU): :

12 Stunden später:
Alle geölten Flächen haben sich relativ glatt angefühlt. Am besten fand ich die OSMO TopOil Fläche von der Beschaffenheit.
Das OSMO Hartwachsöl war leicht rauh und etwas blasser als die lackierten Flächen. Diese widerrum waren sehr glatt, was
man von einem Lack ja auch erwarten sollte. Lediglich ein paar "Stippen" waren darin.
Es wurde alles nochmal mit 240er Papier geschliffen und eine zweite Schicht aufgetragen.
Die Verarbeitung der Lacke ist aus meiner Sicht ziemlich schwierig, da sich immer irgendwelche Staubpartikel unter den Lack mischen.
Das macht in der realen Welt viel Nacharbeit nötig. Oder man hat eine Lackierkabine und staubfreie, neue Pinsel.
Nach dem dritten Ölen war das Holz immer noch durstig an den Stellen, an denen Öl verwendet wurde. Speziell das Liberon Öl zog
nach wie vor gut ein.
Nun musste ich warten. Der Geruch der verschiedenen Flächen ließ im Laufe der Zeit nach. Nur das Liberon Öl erinnerte mich immer noch
an Schwimmbad-Liegewiesen der 80er Jahre. Liberon gibt auch an, dass man erst nach 3 Wochen die Flächen richtig strapazieren darf.
Nun ja, das kommt jetzt:
Stresstest - mit üblichen Küchenflüssigkeiten:

Liberon Intensiv Schutz-Öl (Piz Buin läßt grüssen)
Ketchup (3 min): rauh, leichte Randbildung
Öl (5 min): zieht leicht ein, Kein Fleck
Balsamessig (8 min): sehr rauh, deutlicher Nässefleck
Wasser (10 min): sehr rauh, Wasserfleck
Clou Hartöl (immer noch deutlicher Geruch)
Ketchup (3 min): rauhe Oberfläche
Öl (5 min): zieht leicht ein, Kein Fleck
Balsamessig (8 min): sehr rauh, deutlicher Nässefleck
Wasser (10 min): sehr rauh, Wasserfleck
OSMO TopOil High Solid (kaum Geruch)
Ketchup (3 min): Oberfläche unverändert, keine Flecken
Öl (5 min): Kein Fleck
Balsamessig (8 min): leicht rauh, matter Fleck
Wasser (10 min): rauh, Wasserfleck (im Gegenlicht)
OSMO Hartwachs Öl High Solid (kein Geruch)
Ketchup (3 min): Keine Flecken, aber Glanzgrad leicht verändert
Öl (5 min): Kein Fleck
Balsamessig (8 min): leicht rauh, leicht matter Fleck
Wasser (10 min): rauh, deutlich sichtbarer Wasserfleck
Liberon Tischlerlack (deutlicher Geruch)
Ketchup (3 min): perlt ab, kein Fleck
Öl (5 min): Kein Fleck, nur fettiger Film
Balsamessig (8 min): keine Veränderung
Wasser (10 min): keine Veränderung
CLOU Holzsiegel (kaum Geruch)
Ketchup (3 min): perlt ab, kein Fleck
Öl (5 min): Kein Fleck, nur fettiger Film
Balsamessig (8 min): keine Veränderung
Wasser (10 min): keine Veränderung
Mein Fazit daraus:
Technisch sind die Lacke in allen Belangen den Ölen überlegen. Die Haptik mag stören, da man kein Holz mehr fühlt, sondern nur eine glatte Oberfläche fühlt.
Die Verarbeitung ist für den Laien aus meiner Sicht nicht einfach. Ohne Reinraum und sehr gute Pinsel/Rollen oder Spritzpistole ist ein gutes Ergebnis nur
schwer erzielbar.
Das ist wiederrum die Stärke der Öle. Einfach in der Verarbeitung aber bei den Ergebnissen nicht überzeugend (wenn man sich an die Herstellerangabe hält).
Bei den Ölen hat mir das OSMO Topoil am besten gefallen. Die Verarbeitung ist sehr einfach und die Ergebnisse waren relativ gut. Lediglich die Maserung ist
nicht so gut herausgekommen, wie bei den Ölen.
Die Liberon Produkte haben mich ehrlich gesagt nicht überzeugt. Der intensive Geruch auch nach Wochen ist nicht mein Ding.
Ich gehe davon aus, dass man auch bei den Ölen deutlich bessere Ergebnisse erzielt, wenn man mehr als nur 3 Aufträge macht. Die Tatsache, dass das
(Speise)Öl im Test immer noch eingezogen ist, läßt vermuten, dass da noch viel mehr Öl hätte verwendet werden können.
Was mein Projekt angeht schwanke ich zwischen CLOU Holzsiegel und OSMO TopOil, welches dann aber 6-7 mal aufgebracht werden müsste.
Und am Ende ist dann doch wieder ein Bauchgefühl, welches entscheiden wird.
So, das war es... nun seid ihr dran mit Euren Berichten und Kommentaren.
Gruß,
Peter