Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Joachim Schmidt
Beiträge: 61
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Haut- & Knochenleim

Beitrag von Joachim Schmidt »


Hallo Alex,

ja, man muss sich ganz schön beeilen, wenn man mit Knochenleim arbeitet. Da gibt es Abhilfe. 1. Die Leimsorte:

Knochenleim - geliert schnell (schon bei über 30°) und gibt eine harte Leimfuge. Das nutze ich beim Furnieren mit dem Furnierhammer aus und beim Fügen mit Anreiben.
Hautleim - geliert weniger schnell und gibt eine elastische Leimfuge. Meiner Ansicht nach der beste Leim für Holzverbindungen
Hasenleim - sehr elastische Fuge, aber weniger Haltekraft.

Schon seit Urzeiten haben sich die Schreiner verschiedene Mittelchen ausgedacht, um den Leim länger offen zu lassen und auch haltbarer zu machen. Das funktioniert erstaunlicherweise mit einer ganzen Menge von Zusätzen wie:
Harnstoff, Säuren, Salz etc. Ich habe ausgiebig herumexperimentiert und finde die Zugabe von Essigessenz am einfachsten. Außerdem verdunstet der Essig vollständig und soll sogar die Haltekraft des Leimes verbessern. Ein weiterer schöner Nebeneffekt - der Leim wird haltbar. Siehe Gewürzgurken. 25%ige Essigessenz nehme ich, damit der Leim nach der Zugabe nicht zu flüssig wird. Essig allein geht auch, der Leim wird dann dünner.

Gehe am besten so vor:

Leim wie üblich quellen lassen, dann erwärmen.

Dann die Essigessenz zugeben. Sei hier nicht zu schüchtern, Viel hilft hier viel. Fang mal mit 5 bis 10% an. Mit der Menge der Essigessenz stellst Du den Gelierpunkt ein. Das kann so weit gehen, dass der Leim bei Zimmertemperatur flüssig bleibt. Ich stelle mir den Leim so ein, dass er bei Zimmertemperatur gerade so eben geliert, dann hat er beim Verleimen einen Anfangsgrip der verhindert, dass das Verleimgut herumrutscht. Ein Babyflaschenwärmer hat den Leim schnell aufgewärmt.

Ganz wichtig: Den Essig erst nach dem Auflösen des Leims zugeben, sonst quillt er nicht richtig. Probier einfach mal verschiedene Konzentrationen aus, bis Du den für Dich passenden Grad erreicht hast.

Ich hoffe, das hilft Dir weiter. Berichte mal, wie es geklappt hat.

Viele Grüße

Joachim Schmidt

Stephan Dausien
Beiträge: 46
Registriert: Do 23. Jul 2015, 17:10

Re: Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Beitrag von Stephan Dausien »

[In Antwort auf #137649]
Meine Erfahrungen waren ähnlich ernüchternd.
Wobei ich die Idee mit dem Malerkrepp für die allerschlechteste halte, habe gerade an diesem Wochenende wieder gefühlte Stunden damit verbracht die Klebeband und Leimreste mit dem Stechbeitel und einer Ziehklinge weg zu popeln.

Das einzige was ich noch nicht ausprobiert habe ist das mit dem vorher Ölen, das werde ich mal beim nächsten Projekt mal ausprobieren.

Den Gestank und den Aufwand von dem tierischen Leim kenne ich noch vom Buchbinden (Hautleim) - den muss ich als Wochenendwerker nicht bei mir im Keller haben, nicht das die Nachbarn noch auf komische Gedanken kommen ;-)

Somit bleibt von den bisher genannten Tipps nur der Hinweis mit der Leimangabe in Zukunft sparsamer zu sein.
Bei meiner Schwalbenschwanz Box wird das allerdings schwierig, so gut sind meine Sägeergebnisse noch nicht, aber vielleicht kommen ja noch weitere Hinweise.

Joachim Schmidt
Beiträge: 61
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Beitrag von Joachim Schmidt »


Hallo Stephan,

die flüssigen Glutinleime riechen nicht, da sie nicht erhitzt werden müssen. Die Handhabung ist dabei wie PVA-Leim. Probier's mal aus. Dann bist Du das Fleckenproblem beim Leimaustritt los.

Nur so als Anregung.

Viele Grüße

Joachim Schmidt

Joachim Schmidt
Beiträge: 61
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Leimsorte

Beitrag von Joachim Schmidt »

[In Antwort auf #137665]
Hallo Friedrich,

ich kaufe den Leim bei einem Werkzeugversender in Bayern, der sich erst von einem gewichtigen Namen zu einem sich äußernden Namen umbenannt hat.

der heißt da

Titebond
Liqid Hide Glue.

Beachte da aber bitte, dass dieser Leim Zusätze hat, die nicht ganz unbedenklich sind. Z.B. Ammoniumrhodanid. Meines Wissens basiert dieser Leim auf einem Rezept der 1920/30er Jahre, da war man nicht so zimperlich.

Daher meine Empfehlung:

Selber machen aus Hautleim oder den Fischleim von Kremer Pigmente.

Ich benutze seit Jahren den selbstgemachten. Kaum Aufwand, bequem zu verwenden und unschlagbar preiswert. Leimflecken kenne ich seitdem nicht mehr. Lediglich wenn's wasserfest sein muss nehme ich PVA-Leim.

Viele Grüße

Joachim Schmidt

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Ich danke allen,

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #137649]
die zu dieser Diskussion beigetragen haben. Es ist viel zu viel um jetzt auf Alles einzugehen. Ich werde das Eine oder andere bei zukünftigen Projekten beachten und ausprobieren. Fischleim habe ich in meine Beschaffungsliste aufgenommen, mal sehen.

Ich denke, da habe nicht nur ich viel Anregungen bnekommen. Ein schönes Forum, nicht wahr?

Friedrich.

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